Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken; 8 CD 621 Minuten Gesamtspielzeit;
Produktion und Veröffentlichung: Diogenes Verlag Zürich 2008; Regie /
Produktion / Sprecher: Rufus Beck; Schnitt: Maximilian Bemm, Musik.
Stefan Lottermann, Rufus Beck, Parviz Mir-Ali; ISBN: 978-3-257-80181-1
Die englischen Original erschien 1950. Es ist eine
in Romanform gebrachte Zusammenstellung von Kurzgeschichten, von denen
einige bereits in den 1940er Jahren in verschiedenen
Science-Fiction-Magazinen erschienen war. Die deutsche Erstausgabe erschien schon 1972 im Marion
von Schröder-Verlag.
Die Mars – Chroniken beschreiben eine
fiktive Kolonisierung des Planeten Mars in den Jahren 1999 bis 2026.
Drei Phasen können unterschieden werden: Erst kommen die Raumfahrer zu
Erkundungsflügen. Dann versuchen die ersten Pioniere, Fuß zu fassen,
bis der Mars soweit hergerichtet ist, daß später Außenseiter auf den
Mars auswandern und Senioren dort ihren Lebensabend verbringen wollen.
Schließlich veranlassen Kriegswirren auf der Erde die Marsbewohner, den
Planeten zu verlassen, bis später die letzten Überlebenden eines
Atomkriegs auf dem Mars Zuflucht suchen. Die Kolonisierung des Mars
wird mit starken Parallelen zur Eroberung von Amerika nach der
Entdeckung durch Kolumbus erzählt.
Eine vollständige und umfangreiche Inhaltsangabe ist in der Internetenzyklopädie Wikipedia enthalten.
Ray Bradbury wurde als 1920 geboren. 1934 zog die Familie nach Los Angeles. Schon in
seiner Schulzeit wurde sein Schreibtalent erkannt. Er trat in die „Los
Angeles Science Fiction League“ und den „Poetry Club“ ein. 1938 folgte
sein schulischer Abschluß. Der literarische Durchbruch gelang Bradbury mit der 1950
veröffentlichten Erzählung „Die Mars – Chroniken“. Sein berühmtester
Roman „Fahrenheit 451“ aus dem Jahre 1953 gehört zu den prominentesten
Dystopien des 20. Jahrhunderts.
Die Mars-Chroniken machen
auf Gefahren aufmerksam, die beim Zusammentreffen verschiedener
Kulturen auftreten können und aufgetreten sind. Bradbury zeigt dies in
seinem Buch anhand eines Extremfalls, der Konfrontation einer
außerirdischen Rasse mit der menschlichen. Das Buch kann als Dystopie
angesehen werden.
Jenseits der gegenständlichen Ebene weist das
Buch zahlreiche allegorische und symbolische Bezüge auf und stellt
letztendlich die Abgründe des menschlichen Verhaltens, die
Aussichtslosigkeit des Sehnens und Wollens der `Erdenbürger in
teilweise skurrilen, teilweise beklemmenden Bildern dar. Die
Marsbewohner scheinen dabei eher Spiegelbilder der Menschen als eine
substantiell gänzlich andere Spezies zu sein. Sie treten als
selbständig denkende Wesen wenig hervor. Sie werden von den
menschlichen Problemfiguren als Protagonisten eher an den Rand
gedrängt. Der Roman ist also ein Roman über die Menschen. So verkörpert
der auf dem Mars lebende Erdling Hathaway, der sich nach dem Tod seiner
Familie diese in Form von Robotern nachbaut, die Einsamkeit des
modernen Menschen, der sich mit immer mehr Technik umgibt. Der Mars als
Projektionsfläche menschlicher Ausbruchsphantasien gerät gerade zu
Beginn der Chroniken zu einer Falle, später immer mehr zur Metapher der
Ausweglosigkeit menschlicher Utopie,“ liefert Wikipedia auch eine
Interpretation des Textes.
Es gibt mehrere Gründe, warum ich mich nur so oberflächlich mit dem Hörbuch beschäftige.
Die
Produktion ist als Lesung angelegt. Und schadet sich damit selbst.
Hinsichtlich seiner Erzählstruktur könnte der Text leicht in ein
Hörspiel umgewandelt werden. verschiedene Sprecherstimmen, Musik und
Hintergrundgeräusche würden die Produktion auf jeden Fall künstlerisch
aufwerten und für den Hörer spannender gestalten. Auf Dauer ist es doch
sehr ermüdend, immer nur ein- und derselben Stimme zu lauschen. Als
Hörer vergißt man viel zu leicht, was im Kapitel zuvor geschah
Die
inhaltliche Seite kommt hinzu. „In einer englischen Ausgabe aus dem
Jahre 1997 ist der Zeitraum der Kolonisation um 31 Jahre auf 2030 bis
2057 verschoben,“ berichtet Wikipedia. Gibt es noch weitere
Unterschiede zwischen amerikanischem Original und englischer Ausgabe?
Als Laie kann ich die Frage nicht beantworten; Zweifel an der Qualität
auch der vorliegenden Übersetzung bleiben.
Ich weiß nicht so
genau, was ich von der Dramaturgie des Textes halten soll. Ihr fehlt
der. dramatische und spannende Moment, der Kampf, der die Geschichte
erst hörenswert macht.
Raumfahrt, Telepathie, die Besiedlung
eines fremden Planeten und der Einsatz von Halluzinationen
rechtfertigen die Zuordnung zur Science Fiction. Die Interpretation,
die Wikipedia bietet, erschließt sich nur bedingt. Man muß schon sehr
viel Geduld und Konzentration aufbringen, um überhaupt eine
Interpretation zu finden.