Jonathan Kellerman - Blackout. Roman eines rätselhaften Verbrechens

  • Klappentext:


    Ein Selbstmord und ein Doppelmord schrecken die Bewohner von Los Angeles auf. Ein kleines Mädchen könnte vielleicht die Fäden zusammenknüpfen, wenn es sich mit Hilfe des Psychologen an die schrecklichen Dinge erinnerte, die es gesehen hat. Als Dr. Delaware sein Ziel endlich erreicht, zeigt sich die Polizei merkwürdig desinteressiert und Dr. Delaware gerät in ein Netzwerk des Bösen...


    Der Autor:


    Jonathan Kellerman spezialisierte sich nach dem Studium auf Kinderpsychologie und leitet heute ein eigenes Beratungsinstitut in der Nähe von Los Angeles. Nach mehreren Fachbüchern schrieb er mit BLACKOUT seinen ersten Roman, der in den USA ein großer Erfolg wurde.


    Siehe auch --> das Autorenportrait von Grabfürstin


    Meine Meinung:


    Ohne viele Action-Elemente, beschreibt der Roman spannend die Aufklärung eines Verbrechens, dessen Würzeln weit in die Vergangenheit reichen. Dr. Alex Delaware, ein ausgewiesener Spezialist in Kinderpsychologie, hat sich nach einem traumatischen Fall selbst die Diagnose "ausgebrannt" attestiert und hat sich, mit einem kleinen aber einkömmlichen Vermögen ausgestattet, mit Mitte dreißig in den Vorruhestand begeben. Anfangs wenig daran interessiert sich aus seiner selbstgewählten Lethargie herausreißen zu lassen, erklärt er sich zunächst bereit mit einem kleinen verstörten Mädchen zu reden, das vielleicht Zeuge eines schrecklichen Doppelmordes wurde und das alles ist, was sein Freund, der Detective Milo Sturgis in diesem Fall an der Hand hat. Doch schon bald ist Dr. Delaware tiefer in den Fall verstrickt als es seiner besorgten Freundin Robin und Detective Sturgis recht ist und ermittelt auf eigene Faust...


    Wie gesagt, die Action-Elemente sind in diesem Roman nicht sonderlich ausgeprägt, aber er ist spannend geschrieben und glaubhaft mit fundiertem Wissen um die psychologischen Hintergründe der handelnden Personen ausgestattet. Der Roman macht neugierig auf weitere Bücher der Alex Delaware-Reihe.

  • Ooh, der erste Band der Reihe! Den such ich noch, ist ja leider nicht mehr im handel erhältlich.
    Danke für Deine Rezension und viel Spaß mit weiteren Büchern des Autors.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Danke Coco, ich werde auf jeden Fall mit den nächsten Büchern der Reihe weitermachen. Den ersten Band habe ich mir auch einiges kosten lassen, über 20 Euro, eigentlich ganz schön spinnert so viel Geld zu bezahlen für ein Buch das seinerzeit für 7 DM 80 zu haben war, aber ihr hier bei Büchertreff hattet mich dermaßen neugierig gemacht, dass ich nicht mehr länger warten konnte. Manchmal schalte ich dann einfach mein Gehirn aus, bei solchen Sachen.


    Viele Grüße!

  • Und pep, hat mal wieder ein Kellerman-Roman zu Dir finden können?
    Ich hab mir dieses Buch nun auch gekauft, aber auf englisch, das kostete nur knapp 6 Euro.


    When the Bough Breaks


    Inhalt: (amazon)


    The classic first novel starring child psychologist Alex Delaware is
    available again. A disturbed young girl leads to evidence of a shocking
    double murder and a child molester's gruesome suicide.



    Meine Meinung:


    Kellermans erster Roman und einer seiner besten.
    Man lernt die Hauptcharaktere, den Kinderpsychologen Alex Delaware und den LAPD Detective Milo Sturgis, kennen. Zudem noch die jeweiligen Partner, Robin und Rick, und wie sie sich kennengelernt haben. Zudem wird auf den Fall eingegangen, der Alex und Milo "zusammengebracht" hat.
    Alex möchte eigentlich einfach nur seinen Vorruhestand genießen und ist mit diesem Leben auch sehr zufrieden. Eines Tages aber taucht Milo auf und bittet ihn um die Mithilfe in einem Fall. Er soll sich mit Melody Quinn, einem kleinen Mädchen, unterhalten, das anscheinend die einzige Zeugin eines Mordes an einem Paar war. Aus dem Mädchen ist nichts herauszubekommen, somit ist Alex prädistiniert dafür. Aber auch er schafft es nicht, zu Melody vorzudringen, da ihr Psychiater, William Towle, sie unter starke Beruhigungsmittel gesetzt hat.
    Eigentlich könnte die Sache damit erledigt sein, da auch Milo von dem Fall abgezogen wird aufgrund dessen, dass es keinerlei Fortschritte gibt, aber Alex lässt der Fall nicht mehr los und er beginnt auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen.


    Im Verlauf dieser Nachforschungen begibt er sich in immer größere Gefahren, das Ausmaß des Falles wird immer größer.
    Doch es findet sich auch eine Verbindung zu einem Fall, den er noch in seiner aktiven Zeit hatte in dem es um Pädophilie und Kindesmissbrauch ging.
    Dieses schlimme Thema wird auch im ganzen Buch behandelt, eigentlich ein Thema, mit dem man gar nicht so sehr konfrontiert werden möchte.


    Kellerman schafft es, lose Enden, die sich ergeben, schlüssig zu verknüpfen, man erfährt auch manches über Kinderpsychologie und Psychologie im Allgemeinen.
    Zum Ende hin denkt man sich manchmal, dass er es etwas übertrieben hat, aber damit wollte er wohl Spannung in das ansonsten recht ruhigen Buch einbringen. Es gibt teilweise sehr ausführliche Gespräche, bei denen man merkt, wieviel Gedanken der Autor sich bei Entstehen des Buches gemacht haben muss.


    Wenn ich nicht schon von der Alex Delaware Reihe begeistert wäre, hätte es mich wohl spätestens bei diesem Roman erwischt.
    Das war mein zweites Buch von ihm auf englisch, das werde ich auch beibehalten bei den restlichen, die ich noch lesen möchte.


    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Ich habe wirklich eine Weile darüber nachgedacht, wie ich Blackout bewerten soll.


    Der Fall ist gut erdacht, die Aufklärung ist logisch und obwohl es kein klassischer Krimi mit vielen Action- und "Spannungs"elementen ist, sondern eher auf das langsame Entblättern einer komplexen Geschichte mit psychologischen Dramen ausgelegt ist, war es doch spannend und ich wollte wissen, was Delaware als nächstes entdecken wird und wie er weiter vorgehen wird, um den rätselhaften Fall, der ihn so in seinen Bann zieht, zu lösen. Die Geschichte wirkt dabei nicht konstruiert, sondern ergibt Sinn; die Auswirkungen der Vergangenheit auf heute sind tragisch, aber folgerichtig und die Wendung am Ende hat mich positiv überrascht. Generell war es interessant, über die "Bösen" viele Details zu erfahren und zu sehen, wie der Psychologe so das Gesamtbild zusammen setzt. Die Auflösung ist dann auch sehr gut gelungen, das Ende ist rund - und ganz zum Schluss wird dann noch eine kleine Bombe rausgehauen, die aber auch gut in die Geschichte passt und Sinn ergibt.
    Delaware selbst ist hierbei sympathisch und wirkt sehr kompetent, ist dabei aber keineswegs perfekt. Im Gegenteil, er handelt oft auch unüberlegt, agiert in einer heftigen Grauzone und handelt auch moralisch falsch, was ihn menschlich wirken lässt. Auch die Nebenfiguren sind interessante Charaktere, wenn auch ein wenig Klischee-behaftet, was mich aber gar nicht gestört hat. Sie passen in die Geschichte und geben ihr die nötigen Ecken und Kanten, ihre Interaktionen waren interessant und gerade bei den Personen, die er über den Fall kennen lernt, fragte ich mich unweigerlich, was derjenige nun für Dreck am Stecken hatte.
    Allerdings habe ich nicht wirklich mit dem Helden mitgefiebert und war auch emotional nicht an die Opfer gebunden. Ihre Situation war schrecklich und sie taten mir leid, doch ich habe nicht mit ihnen mitgelitten und gebangt. Ich weiß nicht, woran es lag - vielleicht daran, dass der Fokus eher auf den Ermittlungen Delawares und seinen Enthüllungen lag.


    Ein wenig gestört hat mich, dass sehr viele Figuren als äußerlich abstoßend geschildert wurden und zwar mit recht harten Worten, aber darüber kann man noch hinwegsehen, da eigentlich alles die subjektive Sicht des Psychologen zeigt.
    Mein größtes Problem war, wie leicht es Alex fiel, sich als jemand auszugeben, der er nicht war. Die Geschichte scheint in den 1980ern zu spielen und ich habe keine Ahnung, ob es für die damalige Zeit realistisch war, aber als er immer und immer wieder an eigentlich geheime Informationen kam, indem er einfach behauptete, jemand anders zu sein oder sich unerlaubt Zugang zu den Akten verschaffte, indem er jemanden ablenkte, habe ich mich schon gefragt, ob er nur von Stümpern umgeben ist. Dass er an die Akten kommt ist noch recht realistisch und ich bin mir sicher, dass man als Arzt relativ einfach Akten klauen könnte, wenn man es darauf anlegen würde. Aber die Gespräche mit den Leuten, denen er eine andere Identität vorgetäuscht hat... Sie wollten großteils nicht einmal seine Papiere sehen und selbst wenn sie merkten, dass seine Geschichte nicht stimmt, erzählten sie ihm (nachdem er die Wahrheit gesagt hatte) trotzdem alles, weil sie ihm glaubten und vertrauten :roll: Natürlich muss der Psychologe an Informationen kommen, um den Fall weiter bearbeiten zu können, aber das ging mir persönlich dann doch zu glatt.


    Ich schwankte zwischen 3,5 und 3 Sternen. Die :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: sind es dann geworden, weil das andere Buch der Reihe, das ich gelesen habe ("Exit") mir besser gefallen hat, also wollte ich nicht beide Bände mit der gleichen Punktzahl bewerten. Dennoch kann ich diesen Band (und die Reihe) empfehlen, wenn man psychologisch ausgelegte Krimis mag.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher