Winston Groom - Forrest Gump

  • Klappentext:
    Forrest Gump ist die phantastische Lebensgeschichte eines ganz und gar ungewöhnlichen Menschen. Für die einen ist er ein naiver Schwachkopf, für die anderen ein Held. Was er auch anpackt, es geht schief. In Wirklichkeit zählt aber für Forrest nur Jenny, die große Liebe seines Lebens.


    Wer kennt nicht den oscarprämierten Film mit Tom Hanks in der Titelrolle? Aber das Buch, nach dem der Film gedreht wurde, ist weitgehend unbekannt. Inzwischen ahne ich, warum.


    Ausgehend von der Erfahrung, dass ein Buch besser als sein Film sein muss, bin ich mit großen Erwartungen herangegangen. Einige Seiten brauchte ich, um mich mit der Sprache vertraut zu machen (Leseprobe auf der Buchseite bei Amazon): Durchaus passend zum Ich-Erzähler wird eine flapsige Umgangssprache verwendet, z.B. "nich" statt nicht, "nen" statt einen, "vor" statt bevor, "als wie" statt als, usw.. Relativsätze werden immer mit "wo" angeknüpft, z.B.: Der General, wo im Bürgerkrieg gekämpft hat.
    Es war mir zunächst unmöglich, das Kino im Kopf auszuschalten, also irgendeinen Forrest Gump vor meinen Augen zu erschaffen, der nicht Tom Hanks war.


    "Nach diesem Roman wurde das Drehbuch erstellt, das inhaltlich jedoch in einigen Passagen von der Handlung des Romans abweicht", steht vorn im Buch. Hier war mit Eric Roth wirklich ein Könner am Werk. Forrests haarsträubenste Abenteuer - gleichzeitig die langweiligste Passage des Buches - hat er glücklicherweise unter den Tisch fallen lassen: Forrest fliegt als Astronaut mit einer Astronautin und einem Orang-Utan in den Weltraum; statt im Ozean landet er irgendwo im Urwald unter Kannibalen und Pygmäen, die Schrumpfköpfe herstellen, wobei er von einem Kannibalen das Schachspiel lernt und später in Amerika ein Schachmeister wird. Der Affe wird ab dieser Zeit sein ständiger Begleiter, mit dem er auch Gespräche führt und in Hotels nächtigt.
    Forrests Dauerlauf durch die USA wurde vom Drehbuchautor erfunden.
    Das Ende des Buches ist nicht so tränenreich und herzerweichend, sondern nüchterner und realistischer.


    Weitere Unterschiede zum Film: Bubba ist kein Schwarzer. Lieutenant Dan lernt er erst zufällig im Lazarett kennen.


    Ohne Zweifel, Groom hat mit Forrest Gump eine interessante ungewöhnliche Figur entwickelt, die in die aberwitzigsten Situationen gerät, aber mir kommt es vor, als hätte der Autor nicht gewusst, wo die Bremse ist, wo die Grenze zwischen Aberwitz und Übertreibung, zwischen Originalität und Plattheit verläuft.
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich den folgenden Satz jemals sagen würde: Lieber den Film gucken (und wenn es zum 10. Mal wäre) als das Buch lesen.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Danke, Marie, für diese aufschlussreiche Rezension. Ich habe das Buch noch ungelesen im Regal, dort wird es bis auf Weiteres auch bleiben. Das, was Du schreibst, waren meine inneren Befürchtungen. Für mich ist dieser Film einerseits nicht zu toppen und andererseits würde ich die Filmbilder rund um Tom Hanks ohnedies nicht aus dem Kopf kriegen. Die Zeit ist wohl besser im11. und 12. Mal Filmgucken investiert!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Lieber den Film gucken (und wenn es zum 10. Mal wäre) als das Buch lesen.


    Das sehe ich genauso. :thumleft:


    Ich habe "Forrest Gump" vor Jahren, kurz nach erscheinen des Films gelesen. Zwar kann ich mich nur noch sehr, sehr dunkel an den Inhalt erinnern, aber mir hatte das Buch überhaupt nicht gefallen. Mir ging es so, dass ich die Filmbilder nicht aus dem Kopf bekommen habe. Dafür war ein Tom Hanks als Forrest Gump zu gut in dem Film, da habe ich ganz automatisch verglichen.
    Garnicht anfreunden konnte ich mich auch mit der, von Marie schon erwähnten Sprache nicht.


    Also, wirklich lieber den Film zum 12., 13., 14. Mal anschauen und genießen. :thumleft:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Danke, Marie, für diese aufschlussreiche Rezension. Ich habe das Buch noch ungelesen im Regal, dort wird es bis auf Weiteres auch bleiben. Das, was Du schreibst, waren meine inneren Befürchtungen. Für mich ist dieser Film einerseits nicht zu toppen und andererseits würde ich die Filmbilder rund um Tom Hanks ohnedies nicht aus dem Kopf kriegen. Die Zeit ist wohl besser im11. und 12. Mal Filmgucken investiert!

    An Rosalitas Beitrag hänge ich ich gerne an. Auch ich habe Forrest Gump in ungelesenem Zustand in Regal, dort bleibt das Buch auch erstmal, es frist ja kein Brot. Den Film liebe ich. Es ist einer der wenigen, die ich mir gern auch immer wieder ansehe.

  • Danke für die Vorstellung, liebe Marie :applause:
    Ich habe das Buch von einer Freundin empfohlen bekommen und letztens bei eBay ersteigert. Werde das Buch in Kürze mal anlesen und sehen, wie es mir gefällt. Es wird sicher schwierig, den Film aus dem Kopf zu verbannen. Trotzdem werde ich mich mal auf das Experiment einlassen 8)


    Meistens bin ich ja vom Film enttäuscht, wenn mir das Buch so gut gefällt. Ganz extrem war das bei "Einer flog übers Kuckucksnest", da hat mir der Film - trotz Jack Nicholson - nicht gefallen :-?

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Der General, wo im Bürgerkrieg gekämpft hat.


    "wo" ist das fränkische Relativpronomen... :mrgreen:


    Deine Rezi ist wirklich sehr gut und sooo aussagekräftig, dass ich schon weiß, dieses Buch ist nichts für mich. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich hatte vor dieses Buch zu lesen aber werde es anscheinend doch nicht machen, da ich glaube das ich mit der Sprache Probleme haben könnte. Und das Forrest Gump als Astronaut mit einen Affen ins Weltall fliegt ist noch unrealistischer und unorigineller als der Dauerlauf im Film :roll: .


    Von daher danke ich dir Marie für die Rezi. :wink:

    Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? - George Bernahrd Shaw

  • Vielen Dank für Eure Antworten.
    Tendenziell scheinen die meisten meiner Meinung zu sein, aber im Kasten neben dem Cover oben sind auch ein paar 4 Sterne-Bewertungen zu sehen. Mich würde die Meinung von jemandem interessieren, dem das Buch gut gefallen hat. Bei Amazon kommt es auch oft gut weg.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)




  • Das sehe ich genauso. :thumleft:


    Ich habe "Forrest Gump" vor Jahren, kurz nach erscheinen des Films gelesen. Zwar kann ich mich nur noch sehr, sehr dunkel an den Inhalt erinnern, aber mir hatte das Buch überhaupt nicht gefallen. Mir ging es so, dass ich die Filmbilder nicht aus dem Kopf bekommen habe. Dafür war ein Tom Hanks als Forrest Gump zu gut in dem Film, da habe ich ganz automatisch verglichen.
    Garnicht anfreunden konnte ich mich auch mit der, von Marie schon erwähnten Sprache nicht.


    Also, wirklich lieber den Film zum 12., 13., 14. Mal anschauen und genießen. :thumleft:


    Da kann ich nur zustimmen. Der Film ist einmalig. Hingegen hat mir das Buch gar nicht gefallen, was wohl eindeutig an der Sprache lag.


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Den Film habe ich leider noch nicht gesehen, aber mein Freund möchte Ihn am Wochenende mit mir ansehen.
    Hoffe das der Film besser wird wie das Buch, dass ich ja nicht mal 10 Seiten gelesen habe.
    Die Sprache (die ja schon mehrmals angesprochen wurde) hat mich schon nach der 1. Seite genervt. Solch eine Sprache bin ich einfach nicht gewohnt zu lesen, was mir dann einfach zu anstregend wurde. Nach der 8. Seite habe ich abgebrochen und werde es vermutlich auch nicht mehr anfangen.


    (Da ich immer mindestens einen Stern verteile) Bekommt dieses Buch :bewertung1von5: . (Schade dass man keine halben Sterne vergeben kann.)

  • Ich hätte nicht gedacht, dass ich den folgenden Satz jemals sagen würde: Lieber den Film gucken (und wenn es zum 10. Mal wäre) als das Buch lesen.


    Ich mag in aller Regel auch das Buch lieber, hier ging es mir jedoch wie Dir. Ich wurde mit der Sprache nicht warm, und den Film finde ich viel warmherziger als das Buch.


    Die einzige Szene, die nicht verfilmt wurde und die ich mochte, war der explodierende Eintopf.