Franz Kafka - Die Verwandlung

  • Erstaunlich, dass es zu diesem Klassiker noch keine Rezension gibt. Das hole ich hiermit nach:


    Gregor Samsa wacht eines Morgens als Käfer auf. Wie es zu diesem Umstand kam, ist unklar. Infolge seiner Verwandlung erscheint Gregor nicht auf der Arbeit und nachdem auch seine Eltern und seine Schwester ratlos und besorgt vor seiner verschlossenen Zimmertür stehen, erscheint bereits der Prokurist seines Arbeitgebers, um sich nach dem Befinden zu erkundigen.


    Was dann alles so passiert, solltet ihr selbst lesen. Das Buch hat nur 50 Seiten, so dass ich auf den weiteren Inhalt nicht näher eingehen möchte.


    Franz Kafkas Sprache ist prägnant und zeigt, wie präzise unsere schöne Sprache doch ist.


    Inhaltlich möchte ich anmerken, dass ich



    Sehr überrascht hat mich auch



    Diese Geschichte sollte jeder einmal gelesen haben. Es lohnt sich, denn sie regt zum Nachdenken an und ist irgendwie anders. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe die Verwandlung an einem Abend gelesen und auch mit Freude gelesen. Ich bin mir nur noch uneins darüber, was genau Kafka damit sagen wollte, wofür Gregor Samsas Verwandlung steht und wie man diese ganze Geschichte zu interpretieren hat. Ich muss und werde mich auf jeden Fall noch näher damit auseinandersetzen, denn trotz seiner Kürze ist es wohl kein Buch, das man einfach so weglesen kann.

    I think of myself as an intelligent, sensitive human being with the soul of a clown which always forces me to blow it at the most important moments.
    Jim Morrison

  • Kokolores: Das habe ich mich auch gefragt. Während des Lesens dachte ich ja, dass



    Aber so sicher bin ich mir mit meiner Theorie auch nicht. :-k

  • Ich mag Kafka und gerade auch "Die Verwandlung". Danke, dass Du sie hier vorstellst, Frühlingswiese.


    Ich bin mir nur noch uneins darüber, was genau Kafka damit sagen wollte, wofür Gregor Samsas Verwandlung steht und wie man diese ganze Geschichte zu interpretieren hat.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass man "objektiv" schon viele Dinge zur Interpretation gefunden und geschrieben hat. Dennoch empfinde ich gerade bei Kafka, dass wir zwar berechtigt einen Wunsch nach größerer Verständlichkeit und Zugänglichkeit haben (seine Geschichten sind doch oft sehr "geheimnisvoll"..), doch dass wir ruhig auch einfach darauf hören sollten, wie unser eigenes Inneres reagiert: welche Ängste, Gefühle etc. da hochkommen. Wahrscheinlich kann man nicht neutral Kafka lesen... Diese ersten Reaktionen in uns finde ich unglaublich interessant und sind schon - wenn man so reden will - ein erster Weg zum "Sinn seiner Geschichten".

  • @ Frühlingswiese,
    vielen Dank. Du hast recht: Zu Kafkas Verwandlung musste es einfach mal eine Rezension geben. Ein guter Anlass für mich, das Buch nochmal herauszukramen und nun zum dritten Mal zu lesen.


    @ tom,
    Du hast mir das Wort aus dem Mund genommen. Gerade Kafka wirkt am intensivsten, wenn man seine Bilder einfach auf sich wirken lässt.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich musste dieses Buch in der Oberstufe lesen und bin mit dem Stil und der Geschichte gar nicht klargekommen. Wer weiß, vielleicht nehme ich es mir in einer ruhigen Minute noch einmal zu Hand und versuche mich daran.

  • Eine wahnsinns Geschichte !!!
    ist zwar schon was her, als ich das Buch las aber ich kann mich noch genau daran errinnern !


    Auch ich dachte oder wünschte mir auch, dass ...


    Kafka hat eine ganz hervorragende Geschichte geschrieben und diese gehört mit zu mienen lieblingsgeschichten von Kafka !

    "Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns."
    (Franz Kafka)


    :study: "Chelsea Cain - Furie" :study:

  • Ich kann Euch natürlich nicht sagen, was Kafka mit der Geschichte vermitteln wollte. Aber ich kann immerhin sagen, was die Geschichte für mich persönlich bedeutet hat.
    Man ersetze den Käfer durch einen Menschen mit einer schlimmen Krankheit, wie z. B. einer körperlichen oder geistigen Behinderung oder was auch immer - jedenfalls der Gesellschaft nicht länger vorzeigbar. Dann beobachte man das Verhalten der Familie sowie das Verhalten der Umwelt (Prokurist, die drei Studenten).
    Das schöne an der Geschichte ist, dass Kafka schreibt, ohne die verschiedenen Verhaltensweisen zu werten. Das überlässt er ganz allein dem Leser.

  • Gregor wacht auf, und es scheint, als gehe ein Alptraum nahtlos in den Tag über: Er ist kein Mensch mehr, sondern ein "ungeheures Ungeziefer". Er wälzt sich mit großer Anstrengung aus dem Bett und hört draußen den Prokuristen seiner Firma mit seinen Eltern sprechen: Gregor ging einer geregelten Arbeit als Handelsvertreter nach, um die Schulden seiner Familie abzutragen. Neben dem Druck, sich einigermaßen in einer veränderten Wirklichkeit zurechtzufinden kommt der Druck seiner alten Wirklichkeit: Er wird die Arbeit, von der er und die Familie leben, verlieren.


    Er wird in der Folgezeit tatsächlich zum Ungeziefer: Nutzlos, von Eltern und Schwester gemieden haust er in seinem Zimmer, das immer mehr verwahrlost. Keine Auflehnung gegen das Schicksal, keine innere Rebellion, keine Fragen nach dem Warum - Gregor lebt als Ungeziefer so, als wäre er nie etwas anderes gewesen.


    Doch er ist nicht der einzige, der eine Verwandlung durchmacht. Die verwöhnte Schwester, die früher nichts tat und dazu auserkoren war, Violinistin zu werden, putzt, sorgt (zumindest vorübergehen und mit Ekel) für Gregors Mahlzeiten, der Vater und die Mutter, bisher scheinbar zu alt und zu krank, die von Gregor durchgefüttert wurden, finden auf einmal Arbeit und Beschäftigung.


    Was hat sich für Gregor eigentlich geändert? Er war auch in seiner Vor-Ungezieferzeit schon ein Gefangener: Seiner Familie, die auf seine Kosten lebte, seines Chefs, der ihn unter Druck setzte, und seines Berufes, den er verabscheute. Als Ungeziefer ist er Gefangener seiner eigenen neuen Wesensart, gleichzeitig hat er die Verantwortung ablegt und sich Freiheiten geschaffen,

    was er als Familienverantwortlicher nicht konnte (oder wollte).
    Auch im Gefühl seiner Familie zu ihm hat sich nicht viel verändert. Denn offenbar war die Familie finanziell nicht so schlecht gestellt, wie sie es Gregor glauben ließ.



    Interessant ist die Entstehungsgeschichte (aus: Das Buch der 1000 Bücher), kopiert von Amazon:
    Als äußerer Anlass zur Entstehung der Erzählung Ende 1912 muss die eigene, vom Autor als peinigend empfundene familiäre Situation gelten. Seit der Kindheit sah sich Kafka dem Argwohn seines Vaters ausgesetzt, der Ambitionen, die nicht dem ökonomischen und sozialen Aufstieg der Familie galten, verurteilte. Kafkas literarische Tätigkeit brandmarkte der Vater als Zeitverschwendung; das Interesse des Sohnes am Judentum empfand der auf Anpassung bedachte Vater als Gefahr. Eines der Hauptmotive der Erzählung lieferte der Vater, als er einen Freund, der Kafka die jüdische Tradition vermittelte, als »Wanze« beschimpfte. Zur Übermacht des Vaters, mit dem Kafka eine lebenslange Hassliebe verband, trat der zunehmend als Qual empfundene Beruf des Juristen. Die ausweglose, unerträgliche Situation steigerte sich im Spätsommer 1912 zur offenen Verzweiflung, als ihn der Vater zur Beaufsichtigung der familieneigenen Asbestfabrik zwingen wollte.
    Empfehlenswert dazu ist Kafkas "Brief an den Vater", den er nie abgeschickt hat und den Max Brod erst im Nachlass fand.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Kafka setzt einem nur die Zutaten vors Gesicht. Was man daraus kocht, entscheidet jeder selbst.
    Guten Appetit


    Ich habe Kafka in der Schule gelesen und konnte absolut nichts damit anfangen. Anscheinend fehlte mir das dazu gehörende Kochbuch.
    Aber ich finde es faszinierend zu lesen, wie es euch so ergeht.


    grüße von missmarple, die wohl mal einen Kochkurs belegen sollte

  • @ missmarple,
    kann es sein, dass Du zuviel über Kafkas Texte nachgedacht hast? Statt einfach zu gucken, welche Bilder beim Lesen entstehen und wie die Bilder bei Dir wirken? (Das ist ein absolut sicheres Rezept.)
    Im Deutschunterricht, den ich (und Du vermutlich auch noch) genossen habe, wurde ständig gefragt: Was will uns der Autor damit sagen? - Ich krieg inzwischen Pickel, wenn ich den Satz höre oder lese.- Anstatt zu fragen: Was hat der Autor geschrieben? Manchmal will er gar nichts Großes sagen, sondern nur eine Geschichte erzählen, die ihm gerade im Kopf rumort. Oder ein paar Gedanken loswerden, weil ihm keiner zuhört. Ich denke, Schriftstellerei ist oft viel profaner als uns Feuilleton, Germanisten oder auch die Autoren selbst weismachen wollen.


    Marie

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    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie,
    du triffst m.M. nach ins Schwarze. Es wäre auch mal ganz interessant zu hören, was Deutschlehrer dir antworten würden.
    Und ich kann mich noch vage entsinnen, dass ich seinerzeit mit Kafkas Sprachstil auch so meine Schwierigkeiten hatte. Und nach der Schulzeit habe ich nie wieder ein Buch von ihm angerührt.Vielleicht gibt es Kafka ja auch als Hörbuch. Das wäre mal was für mich :-,


    grüße von missmarple

  • Ich finde auch, dass die Geschichte schon an sich lesenswert ist.
    Was Marie da sagt, dass es nicht immer eine Botschaft geben muss, die hinter solchen Geschichten steckt, kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Oft sind es auch einfach nur Eindrücke oder Ideen der Autoren, die sich in ihren Köpfen sammeln und zu Papier gebracht werden wollen, weil es sich als lesenswert erweisen könnte.


    Der Brief an den Vater interessiert mich. Seine Biographie klingt tragisch.

  • Ich habe das Buch vor einem Jahr aus Interesse gelesen, da ich von Kafka bis dato lediglich Kurzgeschichten kannte, die mir jedoch immer sehr gut gefallen haben. Da ich ein Fan der Band "Samsas Traum" bin, lag es auf der Hand, dass ich mich für "Die Verwandlung" entscheide. Leider gefiel mir das Buch nicht allzu sehr. Der Anfang war in Ordnung, doch dann gerät es ein wenig in die Endlosschleife. Klar, das Leben eines Käfers ist nicht unbedingt spannend, aber ich mag diese Momente nicht so sehr. Ich würde dem Buch 4 Sterne für den Anfang, und 2 für den weiteren Verlauf geben.

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Im Deutschunterricht, den ich (und Du vermutlich auch noch) genossen habe, wurde ständig gefragt: Was will uns der Autor damit sagen? - Ich krieg inzwischen Pickel, wenn ich den Satz höre oder lese.- Anstatt zu fragen: Was hat der Autor geschrieben? Manchmal will er gar nichts Großes sagen, sondern nur eine Geschichte erzählen, die ihm gerade im Kopf rumort. Oder ein paar Gedanken loswerden, weil ihm keiner zuhört. Ich denke, Schriftstellerei ist oft viel profaner als uns Feuilleton, Germanisten oder auch die Autoren selbst weismachen wollen.


    Dem möchte ich mich anschließen und abschließend einen Bekannten zitieren:
    "Wenn man immer rumrätseln muss, was der Künstler eigentlich gemeint hat, stellt sich die Frage, ob es überhaupt Kunst ist." Gilt für Maler genauso wie für Schriftsteller.
    Nun habe ich Kafka freilich nicht persönlich gekannt und kann mir kein Urteil über ihn als Mensch erlauben, aber generell glaube ich, dass in seine Werke zuviel "hinein geheimnist" wird. Für mich war er einfach ein toller Schriftsteller mit einem wunderbar skurrilen Humor, den er trotz eines offenbar schweren Lebens nicht verloren hat. Besonders deutlich wird das in seinen Kurzgeschichten, wovon "Die Sorge des Hausvaters" meine Lieblingsepisode ist. Wer kann sich sowas ausdenken, wenn man nicht den Sinn fürs Komische hat?