Franz Kafka - Die Verwandlung


  • Dem möchte ich mich anschließen und abschließend einen Bekannten zitieren:
    "Wenn man immer rumrätseln muss, was der Künstler eigentlich gemeint hat, stellt sich die Frage, ob es überhaupt Kunst ist." Gilt für Maler genauso wie für Schriftsteller.
    Nun habe ich Kafka freilich nicht persönlich gekannt und kann mir kein Urteil über ihn als Mensch erlauben, aber generell glaube ich, dass in seine Werke zuviel "hinein geheimnist" wird. Für mich war er einfach ein toller Schriftsteller mit einem wunderbar skurrilen Humor, den er trotz eines offenbar schweren Lebens nicht verloren hat. Besonders deutlich wird das in seinen Kurzgeschichten, wovon "Die Sorge des Hausvaters" meine Lieblingsepisode ist. Wer kann sich sowas ausdenken, wenn man nicht den Sinn fürs Komische hat?

    Aber wer sagt denn, dass man rumrätseln MUSS? Das ist das, was ich mich immer wieder frage. Ich mein- wieso nimmt man ein Bild oder ein Buch nicht einfach mal an, wie es ist? Vielleicht will der Maler gerne die Blume malen, die er gesehen hat, weil sie ihm gefiel. Stattdessen interpretieren wir, wieso die Blume blau ist und nicht rot, suchen die Symbolik der blauen Blume, fragen uns, warum sie 6 Blütenblätter hat, wo diese Art sonst nur 5 hat (ich mein haben wir nicht alle mal eine Blume gemalt, wo noch eine kahle Stelle war und einfach noch ein Blütenblatt hingemalt, weils besser aussah?). Ich als Maler oder eben übertragen auch als Autor, würde mir glaube ich echt ins Fäustchen lachen, wenn ich diesen Haufen an Interpretationen sehen würde!


  • Für mich war er einfach ein toller Schriftsteller mit einem wunderbar skurrilen Humor, den er trotz eines offenbar schweren Lebens nicht verloren hat. Besonders deutlich wird das in seinen Kurzgeschichten, wovon "Die Sorge des Hausvaters" meine Lieblingsepisode ist. Wer kann sich sowas ausdenken, wenn man nicht den Sinn fürs Komische hat?


    Vielleicht würde das vielen nicht als erstes bei Kafka einfallen, aber ich denke, dass Du es gut triffst.
    Ich las in einer biographischen Schrift zu Kafka, dass er und seine paar Freunde sich regelmäßig zum Lesen von ein paar Seiten zusammenfanden und sich zusammen "schiefgelacht hätten"...

  • Ein sehr interessantes Werk. Hat meine Meinung über KAfka positiv beeinflusst, nachdem ich nämlich "Der Prozess" gelesen habe, war ich total enttäuscht. Aber "Die Verwandlung" hat mir dagegen sehr gut gefallen. Kafka schafft es mit seiner Erzähltechnik eine sehr bedrückende und düstere Stimmung aufzubauen. Das Ende ist zwar nicht sehr erbauend, passt aber in die ganze Atmosphäre.
    Fazit:
    4 von 5 Punkten :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich hab es schon zweimal gelesen... Allerdings ist die Reaktion der Familie doch fragwürdig... ich würde annehmen, dass das mit Kafkas familiärem Hintergrung zu tun hat...
    Ich mag Kafka und dessen Texte wirklich sehr. Auch diesen finde ich relativ gut gelungen.

  • Die Verwandlung von Kafka finde ich ein sehr schönes Buch. Seine Art, diese ungewöhnliche Verwandlung zu beschreiben, die Metaphern, einfach gut.

    Sub: ungezählt, aber ein Berg der Träume, Sehnsüchte, Abenteuer und Erlebnisse.


    "Wir leben in einer Schattenwelt und Magie ist ein rares Gut. Dieser Roman hat mich gelehrt, daß ich durch das Lesen mehr und intensiver leben, daß Lesen mir das verlorene Sehen wiedergeben konnte."

    Der Schatten des Windes - Carlos Ruiz Zafón

  • Ich habe im großen und ganzen Schwierigkeiten mit Kafkas Werken, aber die "Verwandlung" hat mich zutiefst berührt. Ich habe damals das Hörbuch ausgeborgt und mir danach das Buch gekauft. Jetzt liegt es auf dem SUB, und ich werde es demnächst lesen.


    Was die Interpretation betrifft, bin ich auch der Meinung, dass es nicht gut ist, zu viel zu analysieren. Mir ist immer der erste Eindruck sehr wichtig, den ich persönlich beim Lesen habe, und das, was ich daraus machen kann, genügt mir meistens völlig. Natürlich ist es interessant, auch die Meinung anderer Leser zu erfahren, weil man durch eine andere Perspektive auch die eigene Sichtweise nochmals überdenken kann.


    Außerdem glaube ich nicht, dass irgendjemand, bezüglich welcher Werke auch immer, ein Patentrezept hat, weil die Autoren schließlich keine Anleitungen hinterlassen. Das ist ja auch das Schöne an der Literatur, dass es um kein richtiges oder falsches Ergebnis, wie in der Mathematik oder Physik, geht.

  • ICh habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen gehabt und muss sagen, dass es mir so garnicht zugesagt hat.
    Mir hat der Schreibstil nicht gefallen und die ganze Verwandlung an sich auch nicht.
    Da die Meinungen hier jedoch so positiv ausfallen, bin ich am überlegen, das buch nochmal zur Hand zu nehmen.
    Vielleicht war es in der 8ten Klasse einfach zu früh dafür und meine Meinung hat sich jetzt geändert. :geek:

    :bewertung1von5: 2015: 37 | SuB: 151
    :bewertung1von5: 2016: 9 | SuB: 96



    :study: Frank Cottrell Boyce - Millionen



    "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." :loool:

  • Hallo zusammen! Das hier wird mein erster Beitrag!


    Nun gut, zum Thema "Die Verwandlung". Ich halte es damit so wie ein manch anderer in diesem Forum. Ich denke, Kafka wollte nicht unbedingt etwas hochliteratisches schreiben, sondern hat sich einfach gedacht, was würde passieren wenn ein normaler Mensch plötzlich zu einem Käfer wird. Als ich es das erste mal gelesen habe (ich habe es nur einmal gelesen), wusste ich noch nichts vom Inhalt und musste einfach laut herauslachen als ich den ersten Satz gelesen habe. Ich denke mir, Kafka fand es auch amüsant den Alltag eines Ungeziefers das die Größe eines ausgewachsenen Mannes (bei der Vorstellung daran muss ich wieder lachen, weil ich mir dabei so einen niedlichen Marienkäfer vorstelle, der einfach viel zu groß ist). Mein Fazit lautet, man sollte diese Geschichte (und auch viele andere "Klassiker") einfach auf sich wirken lassen und nicht soviel über Interpretationen nachdenken. Und noch ein Tipp: Lest Klassiker besser nie im Schulunterricht sondern privat, denn man kann dabei merken, dass sie ihre eigene Spannung erst aufbauen, wenn man nicht nach jedem Kapitel die Intension des Autors herausfilten muss.


    Kafka ist cool!

  • Da sprichst Du Yeal, einen ganz wichtigen Punkt an der gerne unterschlagen wird: Der Humor bei Kafka. Wenn man sich auf die skurillen Welten des armen Mannes einlässt, dann gibt es sehr viel zu lachen. Die beiden Gehilfen in "das Schloß" fand ich sehr zum Lachen. Oftmals sind auch die Dialoge sehr witzig, wenn zb. der Protagonist mit einer Bitte oder einer Frage an eine ander Person herantritt, den Wunsch dann ausführlichst in aller Klarheit und Eindringlichkeit vorträgt und eine Antwort à la "Nein, das geht nicht" oder "ausgeschloßen" bekommt. Kafka selbst soll auch viel gelacht haben, während er seinen Freunden die Geschichten vorgelesen hat.
    Betreffend der Interpretationswut seiner Werke bleibt eigentlich nur zu sagen: Immer mit der Ruhe. Wenn sich selbst ausgewiesene Experten die Köpfe über diesen so lieben Menschen einschlagen, dann sollte man gerade als Laie mit einer entsprechenden ruhigen Entspanntheit an diese Sache herantreten. Es wäre nicht blöd es bei ihm so zuhalten wie mit der Musik: Konkrete Aussagen vermeiden und stattdesen lieber die Stimmung auf sich wirken lassen.

    Die Menschen glauben alles, was sie unterhält, befriedigt oder ihnen irgendeinen Nutzen verspricht.
    G. B. Shaw


  • Hallo,


    vorab: "Die Verwandlung" ist für mich eines der wertvollsten Bücher, die ich kenne.


    Auch mir ging es so, wie vielen. Bei den ersten Seiten musste ich laut lachen. Aber dann wird die Geschichte doch zunehmend ernster und endet sogar recht tragisch. Typisch Kafka, bei dem immer alles stetig aber sicher komplizierter und dramatischer wird und der Protagonist sich immer mehr verbiegen muss, obwohl er immer weniger erreicht.


    Der literarische Wert des Buches ist einfach nur gigantisch! Hat sich keiner der Leser gefragt, ob man zu einem einzigen Zeitpunkt nicht das Gefühl hatte, dass sich da ein Mann in eine Riesenschabe verwandelt hat? Eben das ist die fast einzigartige Qualität Kafka´s, dass er eine völig absurde Geschichte so schreiben kann, dass sie vollkommen real wirkt. In dieser Hinsicht ist das Buch ein Jahrhundertwerk!


    Der oft hier angesprochene Humor Kafka´s ist natürlich auch der "Verwandlung" inbegriffen, jedoch liegt der Schwerpunkt der Geschichte meiner Meinung nach eindeutig auf der Tragik.
    Dazu sollte man die Umstände kennen, unter denen Kafka aufgewachsen ist. Er war ein hypersensibles Kind, das jedes noch so kleine Detail seiner Mitmenschen und Umwelt exakt beobachtet hat. Leider (oder eigentlich zum Glück) litt Kafka aber unter der ständigen Angst vor seinem Vater. Kafka hatte "Todesangst" (Zitat von Kafka selbst in diesem Zusammenhang). Er scheiterte grandios in dem Versuch, es seinem Vater und seiner Famlilie recht zu machen. Wie jeder andere Mensch, so ist es auch für Kafka lebensnotwendig, dass man sich Anerkennung und Rechtfertigung von denen verdient, die einem am Nächsten stehen, also in aller Regel die Familie.
    Doch hier liegt Kafka´s Verhängnis begraben! Er, der hypersensible, verschüchterte Wurm und auf der anderen Seite sein Vater, der laut rumbrüllt, grob ist und bei Tisch "das Fleisch verschlingt" (Kafka).
    Kafka hatte also immer das Gefühl, in seiner Familie ein absoluter Fremdkörper zu sein, der da nicht hingehört, der fremdartig und anders ist, vor dem man sich ekelt. So empfand er jedenfalls sein Elternhaus.


    Und "Die Verwandlung" scheint logischerweise die Verarbeitung dieses Dilemmas zu sein. Kafka ist selbst die Schabe, die seine Famlilie zuerst zu akzeptieren versucht (ist ja immerhin der Sohn/Bruder), sich dann doch aber immer mehr und mehr von ihm abwendet und sich vor ihm ekelt. Und wie Kafka diesen Prozeß des stetig anwachsenden Abwendens literarisch hinbekommt, ist wiederum phänomenal gelungen.


    Komisch oder nicht, für mich ist das Buch einfach nur brillant.


    Wer Kafka´s Hintergrund nicht kennt, dem kann ich nur wärmstens "Brief an den Vater" empfehlen- Ein Brief, den Kafka ernsthaft seinem Vater geschrieben, aber aus Angst nicht abgeschickt hat.
    Wer den Brief kennt/lesen wird, der möge mich bitte ünberzeugen, warum Kafka nicht selbst die Schabe in der Verwandlung sein soll.


    Freue mich auf Eure Antworten :winken:

  • Ich habe mich sehr mit Kafka beschäftigt und seine meisten Bücher gelesen, obwohl seine Bücher zum Teil sehr verstörend sind.


    Ich habe auch 2 Biografien von ihm gelesen.


    Für mich einer der besten Schriftsteller.

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich hab es schon zweimal gelesen... Allerdings ist die Reaktion der Familie doch fragwürdig... ich würde annehmen, dass das mit Kafkas familiärem Hintergrung zu tun hat...
    Ich mag Kafka und dessen Texte wirklich sehr. Auch diesen finde ich relativ gut gelungen.

    Genau so ist es. Sehr bezeichend ist der Brief an seinen Vater, den er leider nie abgeschickt hat.

  • Ich weiß nicht so recht, aber ich finde, da gibt es weitaus bessere Kafka-Bücher, ich konnte mich mit der Verwandlung gar nicht gut zurecht finden, war nie richtig im Lesefluss und der Schreibstil wirkte auch nicht gerade sehr fesselnd auf mich.
    Da ist mir "Der Prozess" schon wesentlich lieber! :)

  • "Der Prozess" ist aber auch wesentlich länger. Ich finde als Einstieg in die kafkaeske Welt ist die Verwandlung ganz gut geeignet.


    Kafka ist immer wieder verblüffend. Meinen ältesten Sohn, der mit dem Deutschunterricht auf Kriegsfuß stand, hat die (nicht ganz freiwillige) Auseinandersetzung mit dem "Prozess" mit der deutschen Literatur wieder etwas ausgesöhnt. Endlich hatte er etwas in der Schule, mit dem er sprachlich etwas anfangen konnte, und wo er seine Querdenkweise wiederfand, mit der er sonst überall aneckte.

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Ja, das mit der Länge stimmt natürlich. Aber für den Kafka-Einstieg, finde ich "Vom Lieben, Leiden und Unglücklichsein" auch ziemlich gut.

  • Die Erzählung gehört für mich eher zu den Negativ-Erlebnissen des Deutschunterrichts.


    Nun ist es allerdings so, dass ich das Fach Deutsch zu Schulzeiten generell als Zeitverschwendung betrachtete, besser durch Physik und Mathematik oder etwas anderes "handfestes" zu ersetzen. Auch das stundenlange "Zu Tode reden" eines Buches kam mir selten entgegen, schon gar nicht, wenn außer der Interpretation des Lehrers keine weitere gelten durfte :wink: Mit einigen Jahren Abstand habe ich einige ehedem verhasste Autoren für mich (wieder-)entdeckt und selbst so manche Schullektüre entpuppte sich später als echtes Schätzchen. Von daher würde ich nicht unbedingt meine Hand ins Feuer legen wollen, dass ich Kafka heute noch genauso schrecklich fände. Zumal ich mich erinnere, dass ich die in meinem Sammelband enthaltene Erzählung "In der Strafkolonie" ganz gelungen fand... auch wenn ich sie wahrscheinlich nicht im Unterricht während der Besprechung der Verwandlung hätte lesen sollen :-,


    Langer Rede kurzer Sinn: Kafka gehört zu den Autoren, die bei mir auf der Wiedervorlage-Liste stehen. Allerdings habe ich es bis heute noch nicht geschafft, diese Idee auch in die Tat umzusetzen.

  • Ich habe mir das Buch gekauft, weil wir damals in der Schule Kafka leider nur kurz behandelt hatten, und ich mich an das Meiste schon nicht mehr erinnere. Die Geschichte ist komisch, traurig und verstörend zugleich, somit also vollkommen lesenswert. :study:
    Ich war allerdings von der Kürze der Geschichte erstaunt, da mein Buch über 200 Seiten hat. Der ganze Rest war NUR INTERPRETATION :!: von einem mir unbekannten Autor. Ich bin erstaunt, dass so viel Mühe und Zeit aufgewandt wird, um mir eine Sache zu vorzukauen. :-s

    Die wertvollste Handtasche ist ein alter Beutel mit einem guten Buch darin.

  • ich musste dieses buch einmal für die Schule lesen. Es ist mir viel zu pessimistisch.... und Kafkas Schreibtstil mag ich ohnehin nicht.
    Außerdem beinhaltet diese Geschichte viel zu viel Leid... ich habe das nicht ertragen.

    "Aber sie hatten einander damals völlig natürlich verstanden und angenommen. So vollständig, dass es beinahe ein Wunder war"