Elsa Osorio – Mein Name ist Luz

  • Das Buch


    Wer ist Luz wirklich? Eine junge Argentinierin macht sich auf die Suche nach ihrer geraubten Identität und deckt nicht nur ihr eigenes Schicksal auf, sondern das einer ganzen Generation.


    Zunächst ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, dann verdichten sich erste Indizien und weitere Nachforschungen zu einer erschütternden Gewissheit: Luz ist nicht die Tochter ihrer vermeintlichen Eltern. Sie ist die Tochter einer politisch Verfolgten, einer „Verschwundenen“, einer Frau, die zu den vielen Opfern des argentinischen Militärregimes gehört.
    Luz weiß nicht, wer sie ist, bis sie eines Tages in Madrid ihrem wirklichen Vater gegenübersitzt. Ihm, der die schlimme Vergangenheit eigentlich begraben wollte, erzählt sie, was sie aus eigenem Antrieb herausgefunden hat und bringt ihn so dazu, ihr die ganze Geschichte zu offenbaren. hinter ihrer scheinbar normalen Kindheit in der Familie eines hohen Militärs verbirgt sich ein Drama, in dem all die Menschen, die sie kennt und sie sie liebt, eine Rolle spielen. Inklusive ihrer „wahren“ und „falschen“ Eltern, ihrer verschwundenen Mutter, ihres nie gekannten Vaters, der der Verfolgung entkam und ins Exil ging und sich nun vorwerfen lassen muss, dass er sein Kind aufgegeben hat. Denn nicht nur die Täter legen eine Decke des Schweigens über das nahezu Unfassbare, auch die Familien der Opfer verharren jahrelang in Angst, Scham und Sprachlosigkeit. So wurden nur wenige Kinde gefunden, die während der Militärdiktatur geraubt wurden, und auch nach Luz suchte niemand. Sie selbst muss Licht in dieses Dunkel bringen.
    Aus der Sicht der jungen Luz schildert Elsa Osorio die Suche nach einer gestohlenen Identität, wobei es ihr geling, Täter wie Opfer glaubhaft und mit viel Verständnis dazustellen.
    Mein Name ist Luz“ beruht auf einer wahren Begebenheit und gab den Anstoß zur Aufklärung zahlreicher weiterer Entführungsfälle.



    Die Autorin


    Elsa Osorio wurde 1952 in Buenso Aires geboren. Die heute vorwiegend in Madrid lebende Argentinierin arbeitet als Journalistin, Dozentin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. „Mein Name ist Luz“ ist ihr sechster Roman. Neben zahlreichen anderen erhielt sie dafür den argentinischen „Premio Nacional de Literatura“.



    Meine Meinung


    Mit Mein Name ist Luz ist Elsa Osorio ein ganz bemerkenswerter und unvergesslicher Roman gelungen, der mir sicherlich noch lange durch den Kopf spucken wird. Es war fr mich persönlich nicht immer leicht Luz’ Geschichte zu lesen, denn sie hat viel mit einem der dunkelsten Kapitel der argentinischen Geschichte zu tun – einem Kapitel, in dem Grausamkeiten geschehen sein müssen, die ich mir weder vorstellen kann noch wirklich will. Dennoch finde ich es gut, dass diese Geschichte, die umso erstaunlicher und ergreifender wird, wenn man bedenkt, dass sie auf wahren Tatsachen basiert, geschrieben worden ist. Denn nur so kann man gegen das Vergessen ankämpfen.
    Aus verschiedenen Perspektiven wird die Geschichte der jungen Luz erzählt, die sich auf die Suche gemacht hat, um endlich Licht in das Dunkel ihrer eigenen Vergangenheit zu bringen – auch wenn dies nicht immer einfach und oft sogar sehr schmerzlich war.
    Mich hat dieses Buch tief bewegt und ich denke, dass ich es nicht so schnell vergessen werde. Es handelt sich hierbei wirklich um eine ganz außerordentliche Geschichte, die nicht immer schön ist, dafür aber stets eindringlich.
    Ich für meinen Teil kann dieses Buch also nur weiterempfehlen.

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Originaltitel: A veinte años, Luz
    Übersetzerin: Christiane Barckhausen-Canale


    Das gesamte Buch ist als Gespräch aufgebaut: Nachdem Luz ihren Vater Carlos gefunden hat, erzählt sie ihm ihre Lebensgeschichte, unterbricht immer wieder für Erklärungen und Rückfragen des Vaters. Diese Abschnitte sind durch Kursivdruck kenntlich.
    Vieles von dem, was Luz erzählt, weiß sie nur aus Berichten anderer, denn das Komplizierte ihrer Lebensgeschichte begann schon vor ihrer Geburt. Einige der Personen, die darin verwickelt waren, kommen persönlich zu Wort, und das macht das Buch zu einer schwierigen Lektüre, die volle Konzentration verlangt. Hier eine Frau, die in der Ich-Perspektive erzählt, dort ein Mann, der mal in der personal beteiligten Perspektive erzählt und einige Kapitel später in einer Form von Briefstil in der zweiten Person Singular angeredet wird. Dazwischen schaltet sich ein allwissender Erzähler mit Kommentaren zur Zukunft ein.


    Besonders in die spannenden Passagen, in denen sich die Ereignisse überschlagen, packt die Autorin eine Fülle an Details und Schlenkern, die unterm Strich unnötig wären, wenn beispielsweise A eine Information von B braucht, der abwarten muss, was C von D erfährt; D ist aber kurzfristig verreist, um sich vor E in Sicherheit zu bringen. Möglicherweise haben sich die Vorfälle in der Realität tatsächlich so abgespielt, der literarischen Stringenz dient es nicht.


    Es fällt schwer, einem Buch, das emotional aufwühlt und für die Geschichte Argentiniens der letzten 50 Jahre so wichtig ist, gerecht zu werden. Eine Betrachtung allein nach literarischen Maßstäben ist nicht angemessen, es aber nur von der emotionalen Wirkung her zu beurteilen widerstrebt mir ebenso.


    Für mein persönliches Lese-Erlebnis kann ich zusammenfassend sagen: Kein Buch in diesem Jahr hat mich bisher so gefesselt wie dieses, auch wenn die Umsetzung nicht durchgehend meinen ungeteilten Beifall findet.
    Dennoch eine eindeutig Empfehlung: Lesenswert.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)