"Der Genius. Aus den Papieren des Marquis C* von G**" von Carl Grosse

  • Ich persönlich habe eine gewisse Schwäche für Romane oder Geschichten die sich im Millieu von Spionen oder Geheimbünden abspielen. Beim Roman von Grosse gehts um das Genre Geheimbundroman. Ein vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben der Schiene der Abenteuerromane sehr populäre Gattung. Demnach ist die Art und Weise des Schreibens bei Grosse auch dem 18. Jahrhundert angepasst. Wer also Schwierigkeiten hat, sich an alte Schreib- und Ausdrucksweisen zu gewöhnen, sollte besser die Finger davon lassen.


    Erzählt wird aus der Ich-Erzählerperspektive und dieser Ich-Erzähler nennt sich Karlos. Karlos hat von Anfang an das Gefühl in irgendeiner Weise permanent beobachtet zu werden, sein ganzes Leben lang schon. Von Geburt an scheint das Leben vorherbestimmt. Kennt sicher der eine oder andere von uns auch. Er fühlt sich so sehr beobachtet, dass er sich von seiner Heimat ziemlich entfremdet. Für die damalige Zeit, in der man den Kirchturm ungerne aus dem Blick verlor, eine ziemlich ernste Angelegenheit.


    Grosse spannt einen ziemlich weiten Bogen, von einem in Spanien ansässigen Geheimbund der es angeblich auf Karlos abgesehen hat. Dabei kommt Grosse angenehm leicht daher, ja geradezu trivial. Der Roman sollte nicht schwer zu verstehen sein, ganz im Gegenteil, leichte Lektüre, einfach wegzulesen. Er selbst sagte: "Ich bekenne, daß ich bloß für die Unterhaltung geschrieben habe".


    Karlos bemerkt jedenfalls immer mehr, dass er fremdbestimmt handelt und es ist für den Leser interessant zu sehen, wie Karlos sich in seine Rolle fügt, wie er aber auch wieder entfliehen will. Es stellt sich unweigerlich die Frage, inwiefern jeder einzelne von uns fremdbestimmt ist, von wem auch immer und wie weit man sich selbst noch verwirklicht in dem Moment.


    Tieck und Weiland waren große Anhänger von Grosse. Weiland selbst schrieb mit "Geheime Geschichte des Philosophen Peregrinus Proteus" einen ähnlich gelagerten Roman der dem Genre zuzuordnen ist. Als Parallelarm der "gothic novel" sind auch die Geheimbundromane von diesen stark beeinflusst, sind dabei aber nicht ganz so schauderhaft.


    Neu erschienen ist es bei Zweitausendeins in der Reihe Haidnische Alterthümer allerdings irgendwann in den 80er des 20. Jahrhunderts. Also schon eine Weile her.


    http://www.2ndhandbook.de