Zoran Drvenkar - Sorry

  • Seitenzahl: 396
    Autor:
    Zoran Drvenkar wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Seit 1989 arbeitet er als freier Schriftsteller und lebt in der Nähe von Berlin.
    Er ist ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuchautor, schrieb unter Pseudonym den Bestseller "Die Kurzhosengang" und 2003 erschien sein Psychothriller "Du bist zu schnell", der zurzeit verfilmt wird.


    Inhalt (Klappentext):
    Ihr Angebot rüttelt die Geschäftswelt auf, denn sie entschuldigen sich für die Vergehen von Unternehmen. Sie bieten den Schuldigen Unterstützung an und helfen den Opfern. Sie selbst verdienen viel Geld damit, die vier jungen Berliner, die diese clevere Geschäftsidee hatten, irgendwann, bevor alles anfing. Immer mehr Menschen erleichtern über sie ihr Gewissen - bis ihnen eines Tages jemand den Auftrag erteilt, eine Tote um Verzeihung zu bitten für die unvorstellbaren Qualen, an denen sie starb. Hier schnappt die Falle zu. Die Lektion, die der Auftraggeber ihnen ab jetzt erteilt, ist voller Dunkelheit: Wie Schachfiguren werden sie auf eine Spur der Grausamkeit gesetzt, auf der es keine Vergebung gibt, kein Schwarzweiß mehr zwischen Opfer und Täter.


    Meine Meinung:
    Es beginnt mit einem Mord, der einer Hinrichtung gleicht. Ich reagiere geschockt und irgendwie angeekelt.
    Um so größer die Erleichterung als der Plauderton folgt. Fast kumpelhaft weist der Autor mich in die Viererrunde ein und deren zugegebenermaßen originelle Geschäftsidee. So mancher Geschäftsmann, Chef hat Dreck am Stecken und in dieser neuen Agentur eine Plattform gefunden worauf er seine Schuld abwälzen kann. Feigheit, der Gedanke drängt sich mir spontan auf, aber schieben wir nicht alle gerne Unangenehmes von uns weg?
    Für die Opfer ist die Agentur oftmals ein Glücksgriff und die ernannten Vermittler, Überbringer werden für einen kurzen Moment zu Engeln.
    Die Bewältigung der einzelnen Aufgaben erscheint leicht, das Geschäft boomt und die Vier verdienen gut dabei. Alles könnte ewig so weitergehen bis sie an den falschen Auftraggeber geraten. Er spielt mit gezinkten Karten.
    Ein Zurück gibt es nicht - er droht, erpresst, mordet. Angst wird zur Qual, erzeugt Gegenwehr, holt Bösartigkeit zum Vorschein, vertauscht Stärke mit Grausamkeit, verwischt die Spuren von Täter und Opfer. Was bleibt ist ein Bild der Zerstörung.
    Und ich, der Leser, stemme mich anfangs noch dagegen, will nicht in den entsetzlichen Schlamassel hineingezogen werden, und gerate doch in die Flut von Hass, Blut und Leid, in der Gefühle und Menschlichkeit nur noch am Rande zerstückelt auftauchen. Zoran Drvenkar spielt nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern reißt seine Leserschaft mit ins Dunkel, taucht mit ihnen in die Tiefe der Psyche ab. Es gibt kein Entrinnen.


    Über diesen Thriller kann man sich entrüsten, ihn wegen der enormen Brutalität ablehnen, ihn als verteufelt verfluchen und muß trotzdem bekennen - es ist ein starker Tobak, nichts für empfindsame Gemüter, aber entsetzlich gut. :thumleft::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Hansjörg Schertenleib, Das Regenorchester

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Das klingt, als wäre das Buch was für mich :). Danke für die tolle Rezi @ Wirbelwind

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Melli
    Suspiria


    Das Buch ist mit einer Baderole versehen "Ein Thriller wie ein böser Traum. .....aber sagen Sie später bitte nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt."


    Ich hoffe euch ist klar, dass ihr euch auf einiges gefasst machen müßt. Ich wünsche euch dazu mörderische Unterhaltung. :loool::mrgreen:


    Liebe Grüsse :winken:
    Wirbelwind


    :study: Hansjörg Schertenleib, Das Regenorchester

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Eine sehr interessante Vorstellung, Wirbelwind! Da Du nicht gerade als Liebhaberin blutrünstiger Thriller bekannt bist, kann man sich Deinen Urteil ruhig anvertrauen, zumal der Autor seine Qualität schon mehrmals unter Beweis gestellt hat. Wer wie ich erst auf die Taschenbuchausgabe dieses Romans warten will, dem empfehle ich zur Einstimmung das nicht so brutale, aber auch sehr spannende Buch von Drvenkar "Du bist zu schnell".


    Gruß mofre

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • Hier kommt meine Meinung zu diesem Buch:



    Die Brüder Wolf und Kris und die beiden Frauen Tamara und Frauke kennen sich schon aus der Schulzeit, haben sich aber trotzdem aus den Augen verloren. Als nun Kris seinen Job verliert, kreuzen sich die Pfade der 4 jungen Leute wieder und sie beschließen, das zu ihrem Beruf zu machen, was sie am Besten können: Sich zu entschuldigen. Unter dem Agenturnamen „Sorry“ firmieren die 4 nun und das Geschäft läuft gut. Firmen engagieren sie, um ihr Gewissen zu erleichtern. Kris und Wolf überbringen so geschassten Mitarbeiter Entschuldigungen der Firmen, die für ein persönliches Kündigungsgespräch zu feige waren. Doch eines Tages ereilt „Sorry“ ein verhängnisvoller Anruf eines gewissen Lars Meybach, der die sie engagiert, um sich bei einer Frau in Kreuzberg zu entschuldigen. Als sie die Frau nun aufsuchen finden sie nur eine Leiche, die an die Wand genagelt wurde, und einen Zettel mit weiteren Aufforderungen, die zu einem gefährlichen Spiel werden.


    Der neue Roman des gebürtigen Kroaten Zoran Drvenkar ist ein verstörender und dunkler Thriller, der den Leser tief in seine Seiten und in die Psyche der Protagonisten hinab tauchen lässt. Der Leser nimmt hierbei die Rolle des Psychopathen Lars Meybach ein, ein Charakter mit einem düsteren Geheimnis. Drvenkar versteht es, die gefährliche Eigendynamik zu schildern, die sich aus dem perfiden Spiel mit dem Mörder entwickelt. Die Beweggründe und Gefühle der einzelnen Protagonisten werden gut wiedergegeben und er zeigt unerbittlich, wie schnell Misstrauen und Hass sich bei den Freunden einschleichen.


    Gewöhnungsbedürftig an diesem Buch dürften die vielen Sprünge zwischen den einzelnen Personen sein, da die Perspektive zwischen den Charakteren alle 3 bis 4 Seiten wechselt. Auch die gewählte Erzählzeit Präsens dürfte zunächst einmal irritieren, auch wenn sie die Handlung unwahrscheinlich beschleunigt. Die wörtlich Rede wird in diesem Buch nicht wie gewöhnlich in Anführungszeichen wiedergegeben sonder steht einfach abgegrenzt durch einen Gedankenstrich, was manchmal dafür sorgt, dass man weiterliest bevor man realisiert, dass die Rede schon zu Ende ist und der Autor nun wieder mit Schilderungen fortfährt. Was einige Konzentration erfordert ist die komplexe Verknüpfung der Protagonisten untereinander, da das Buch in 8 Abschnitte gegliedert ist, die sich wiederum in die Abschnitte Davor, Danach und dann wiederum in Kapitel mit den Namen der Handelnden unterteilt. Für die Länge von etwa 400 Seiten ist dieses Buch damit schon sehr vollgepackt, was die Kapitel betrifft.


    Nichtsdestotrotz ist das Buch sehr spannend und verstörend. Es zehrt von der Firmenidee einer Entschuldigungsagentur und den möglicherweise verbundenen Problemen und die daraus resultierende Folgen für die einzelnen Beteiligten. Was wäre wenn …. Dieses Gedankenspiel spinnt Drvenkar und er versteht es den Leser unmittelbar an sich zu binden, da er ihn immer mit der DU-Form anspricht und ihm so sein Verhalten als Mörder vor Augen führt. Die Rückblenden sind gekonnt eingesetzt und das Buch jagt von einem Höhepunkt zum Nächsten. Auch wenn die Tatsache, dass der Leser in diesem Buch ein Mörder ist, vielen nicht gefallen dürfte, so übt sie dennoch einen besonderen Reiz auf ihn aus, da man einmal das sein darf, was man normalerweise nie tun würde. Auch das Ende des Buches ist gut gelungen, da die vorher manchem vielleicht wirr erscheinenden Handlungsstränge nun logisch zusammengeführt werden und auf dem Höhepunkt zusammentreffen.


    Fazit: Ein Thriller, der das Prädikat „Psychothriller“ verdient hat! Der Autor schafft es plastisch, das Böse in allen Charakteren zu entfesseln und die Dynamik, die alle Protagonisten erfasst, eindrucksvoll zu schildern.

  • dem empfehle ich zur Einstimmung das nicht so brutale, aber auch sehr spannende Buch von Drvenkar "Du bist zu schnell".

    Danke für die Empfehlung! Werde ich mir gleich mal bei amazon anschauen!

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Wer wie ich erst auf die Taschenbuchausgabe dieses Romans warten will, dem empfehle ich zur Einstimmung das nicht so brutale, aber auch sehr spannende Buch von Drvenkar "Du bist zu schnell".


    Und was macht derjenige, der das schon kennt? *jammer*


    @ Wirbelwind, vielen Dank.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Vier Freunde, eine grandiose Geschäftsidee und ein Irrer,
    der mordet. „Sorry“ heißt die Agentur, die von Kris, Wolf, Frauke und Tamara
    geführt wird. Sie entschuldigen sich für andere, die es nicht fertig bringen.
    Eine gute Sache, die viel Geld bringt. Bis sie einen nervenaufreibenden Auftrag
    bekommen: Sie sollen sich bei einer Leiche für den Mörder entschuldigen.


    Zoran Drvenkar hat einen ungewöhnlichen Thriller in einem
    ungewöhnlichen Schreibstil verfasst. Er schreibt, als würde er über der
    Geschichte stehen, alles beobachten und wissen, wie es endet. Er tritt in Form
    des Erzählers auf, der die Personen zu leiten scheint. Da gibt es einen „Du“,
    der von der Vorsehung gelenkt wird, wie eine Marionette. Und es gibt Tamara,
    Frauke, Kris und Wolf. Abwechselnd beschreiben sie ihre Handlungen und
    Empfindungen in diesem Spiel.


    Die Verwirrung ist bis zum Ende perfekt, was die Spannung
    auf dem höchsten Punkt hält. Von der ersten Seite an stellen sich so viele
    Fragen, die bis kurz vor Schluss nicht beantwortet werden. Das ist auch der
    Grund, weshalb „Sorry“ ein Buch ist, welches man, bis auch das letzte Wort
    gelesen ist, nicht aus der Hand zu legen vermag. Man muss es einfach in einem
    Zug zu Ende lesen, damit man erfährt, wie die Puzzleteile zusammen passen.


    Einziger Nachteil in meinen Augen ist die alte
    Rechtschreibung. Aber vielleicht versucht Zoran Drvenkar auch über die
    Rechtschreibung die Verwirrung zu transportieren, die das ganze Buch beherrscht?


    Mein Lieblingszitat aus diesem Buch: „Er fragt sich, wie man
    eine Welt gerade rücken soll, in der sich jeder daran gewöhnt hat, schief zu
    stehen.“

  • Hallöchen!
    Mofre hat schon recht, ich bin normalerweise kein Fan von allzu blutigen Darstellungen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn die Story gut aufgebaut ist, und ich nicht schon nach wenigen Seiten hinter das Geschehen blicke, ich trotz Ablehnung dem Geschehen gegenüber einfach weiterlesen muß, weil es mich sonst verfolgt und ich zugeben muß, dass es extrem spannend ist - tja dann kann ich wohl kaum was anderes sagen als das Buch ist super. Nicht jedermanns Geschmack ganz klar. Man muß schon wissen worauf man sich einläßt. Die nach Kapiteln wechselnden Personen und besonders die zwei Unbekannten zeigen die Vorkommnisse aus diversen Perspektiven ohne die eigentliche Story zu verzögern oder gar anzuhalten. Konzentration braucht das Buch, denn es ist nicht einfach gestrickt und der Autor sorgt für Verwirrung, aber das bewußt und sehr gekonnt. Mein Adrealinspiegel stieg stellenweise ganz schön an.
    So und im Augenblick lese ich das andere Extrem etwas ganz ruhiges zum Nervenberuhigen. :lol: "Du bist zu schnell" werde ich mir mal bei Gelegenheit ansehen, danke für den Tipp.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Hansjörg Schertenleib, Das Regenorchester

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Sorry von Zoran Drvenkar


    Der Autor: Zoran Drvenkar wurde 1967 in Kroatien geboren, und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Seit1989 arbeitet er als freier Schriftsteller, und lebt jetzt in einer alten Kornmühle in der Nähe von Berlin. Er ist Autorvielfach ausgezeichneter Kinder und Jugendbücher, unter anderem schrieb er unter Pseudonym den Bestseller "Die Kurzhosengang".2003 erschien sein Psychothriller"Du bist zu schnell" der zur Zeit verfilmt wird.


    Das Buch: Ihr Angebot rüttelt die Geschäftswelt auf, denn sie entschuldigen sich für Vergehen von Unternehmen. Sie bieten den Schuldigen Unterstützung an und helfen den Opfern. Sie selbst verdienen viel Geld damit, die vier jungen Berliner, die diese clevere Geschäftsidee hatten, irgendwann,bevor alles anfing.Immer mehr Menschen erleichtern durch sie ihr Gewissen- bis ihnen eines Tages jemand den Auftrag erteilt, eine Tote um Verzeihung zu bittenfür die unvorstellbaren Qualen, an denen sie starb. Hier schnappt die Falle zu. Die Lektion, die der Auftraggeber ihnen ab jetzt erteilt, ist voller Dunkelheit: Wie Schachfiguren werden sie auf eine Spur der Grausamkeit gesetzt, auf der es keine Vergebung gibt, kein Schwarzweiß mehr zwischen Opfer und Täter.


  • @Bonprix: Könntest du vielleicht den letzten Absatz von Emmas Rezension spoilern? Da wird einfach viel zu viel verraten, das Lesern die Spannung nehmen könnte. =; [-(


    Ich habe diesen Thriller jetzt im Urlaub gelesen und fand ihn wirklich sehr gut :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Da kann ich mich im Prinzip der Rezension von Wirbelwind anschließen. Die Handlung ist spannend, gut durchdacht, toll konstruiert und durch die verschiedenen Perspektiven versucht man immer mehr, mitzuraten und auf den Täter zu kommen. Ich muss gestehen, dass ich erst sehr spät auf der richtigen Fährte war, denke aber, dass das aufgrund der komplexen Handlung auch kaum anders ging. ;)
    Einen vergleichbaren Thriller habe ich noch nicht gelesen - und da wir hier immerhin von meinem Lieblingsgenre sprechen ;), heißt das vielleicht schon was. Ich fand dieses Buch originell, echt gut und voller toller Ideen und Wendungen. Gruslig, bedrückend, spannend, schön... ein echter Pageturner.
    Warum vier und nicht fünf Sterne? Nach dem Prolog dauerte es mir ein bisschen zu lange, bis es "richtig" weiterging. ;)

  • Vier junge Leute, Freunde, gründen eine Agentur. Eine Agentur, die sich für Vergehen anderer Menschen entschuldigen soll und somit deren Gewissen erleichtern soll. Als eines Tages ein Mörder die Dienste der Freunde in Anspruch nehmen will, nimmt eine tragische Geschichte ihren Lauf.
    Wir erfahren von schlimmen Ereignissen aus der Vergangenheit, die die Betroffenen auch in der Gegenwart nicht loslassen.


    Die Geschichte wird von Zoran Drvenkar sehr fesselnd erzählt. Nicht so sensationsheischend aufgemacht wie viele andere Thriller, aber unterschwellig wird die Spannung aufgebaut und erhalten. Und zwar das ganze Buch über.
    Die Geschichte selbst fand ich allerdings nicht wirklich gut. Zu vorhersehbar, spätestens ab der Mitte des Buches kann man wissen was genau da hinter steckt, und für mich auch überhaupt nicht überzeugend.


    Ein Plus war für mich also auf jeden Fall die tolle erzählerische Leistung und die Darstellung der Geschichte aus so vielen Perspektiven.
    Ein Minus war einfach die Durchschaubarkeit und die Geschichte an sich, die ich nicht realistisch empfunden habe, obwohl sie ja in meinem Heimatland spielte zu dem ich alleine deswegen ja eigentlich einen stärkeren Bezug haben müsste. Jedenfalls bei den meisten anderen Thrillern die in Deutschland spielen.

  • Zu vorhersehbar, spätestens ab der Mitte des Buches kann man wissen was genau da hinter steckt, und für mich auch überhaupt nicht überzeugend.

    :shock: Also, ich konnte bei der Mitte des Romans noch nicht sagen, wie genau alles zusammenhängt. Ich glaube ehrlich gesagt auch, dass einem dazu so früh noch ganz entscheidende Informationen fehlen! :shock: Aber vielleicht hab ich es ja auch nur überlesen. :uups:

  • Firmengründung mit mörderischen Folgen


    Inhalt:


    Vier junge Berliner, die sich schon seit ihrer Schulzeit kennen und beruflich bisher wenig Erfolg hatten, haben die Idee - sie gründen eine Entschuldigungsagentur.
    Firmen, die sich für etwas entschuldigen wollen können die Freunde damit beauftragen.
    Kris & Wolf kümmern sich um die Praxis und überbringen somit die Entschuldigungen, während die beiden Frauen im Team sich mit Auftragsannahme, Koordination und Datenübermittlung beschäftigen.
    Das Geschäft boomt, die Freunde sind überglücklich.
    Bis die Agentur ins Visier eines von Schuldgefühlen geplagten Mörders gerät, der in der Geschäftsidee der jungen Leute seine Rettung sieht. Und so steht Wolf eines Tages plötzlich vor einer Leiche - und der Mörder ist noch nicht fertig...


    Meine Meinung:


    Die Covergestaltung, so unscheinbar sich auch wirken mag, sagt eigentlich alles aus. Genau wie der Inhalt ist auch sie dunkel, düster und rabenschwarz.


    Die 397 Seiten sind in achte Teile gegliedert, die jeweils noch in die Zeitabschnitte "Davor", "Dazwischen" und "Danach" unterteilt sind. Was diese Unterpunkte zu bedeuten haben ist lange unklar, doch nach und nach wird immer mehr Licht in die finstere Handlung gebracht, bis dann am Ende jeder kleinste Winkel hell erleuchtet ist.
    Im Großen und Ganzen gibt es zwei Handlungsstränge, nämlich das Jetzt in Form der Agentur und der Morde, sowie das Damals mit der langsamen Auflösung der Tathintergründe.
    Die Handlung ist fließend, stimmig und absolut erschreckend und schockierend. Sie zieht den Leser in einen Bann, aus dem er sich genauso wenig befreien kann, wie die Freunde aus dem Netz des Mörders.


    Die Protagonisten sind sehr vielschichtig, die vier Freunde dem Leser sehr vertraut gemacht. Man erfährt viel über sie, man freut sich mit ihnen und zittert mit ihnen. Man wird selbst ein Teil der Geschichte.
    Auf der anderen Seite stehen der Mörder und "Der Mann, der nicht da war". Die Vergangenheit des Mörders ist so grausam, das man fast schon Mitleid mit ihm bekommt. Seine Verzweiflung trifft den Leser. Der Mann dagegen ist ein weiterer dunkler Schatten in einem Psychospiel, das schon Jahre vor der jetzigen Handlung gespielt wurde.


    Der anziehende Eindruck des Thrillers, der durch die Charaktere entsteht, wird auch durch die sprachlichen Mittel des Autors verstärkt.
    Der Schreibstil ist hart, deutlich, die Handlung bis ins kleinste Detail geschildert.
    Die Sprache ist lebendig, rasant und intensiv. Die lässt das Geschehen nah und erreichbar wirken.
    Das Thema des Buches ist nicht neu und vermutlich deswegen hat der Zoran Drvenkar eine faszinierende Verpackung dafür gewählt.
    Die Haupthandlung wird in der 3. Person geschildert. Ist jedoch vom Mörder die Rede, so verwendet der Autor die 2. Person und scheint so den Leser persönlich anzusprechen und in das Buch einzuladen. Für kurze Abschnitte wechselt er auch in die 1. Person.
    Diese Perspektivenwechsel mögen vielleicht im ersten Moment verwirrend sein, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und kennt man alle Zusammenhänge wird die Absicht dahinter deutlich.


    Fazit:


    Ein absolut begeisternder Thriller, der nicht nur durch den Inhalt, sondern auch dadurch besticht, dass er erfrischend neu ist. Der den Leser nicht mehr aus seinen Fängen lässt und erst wieder freigibt, wenn er zu Ende gelesen ist.
    Sollte es jemals wirklich eine Entschuldigungsagentur geben, wird Zoran Drvenkar ihre Dienst sicher nicht in Anspruch nehmen müssen, denn für einen solchen Thriller, muss man sich nicht entschuldigen.

  • Zum Autor:
    Zoran Drvenkar wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Seit 1989 arbeitet er als freier Schriftsteller und lebt jetzt in einer alten Kornmühle in der Nähe von Berlin. Er ist der Autor vielfach ausgezeichneter Kinder- und Jugendbücher, unter anderem schrieb er unter Pseudonym den Bestseller Die Kurzhosengang. 2003 erschien sein Psychothriller Du bist zu schnell, der zurzeit verfilmt wird. In Zusammenarbeit mit Gregor Tessnow entstand nach dessen Roman das Drehbuch zu Knallhart, das 2006 unter der Regie von Detlev Buck verfilmt wurde.


    Klappentext:
    Sie sind seine Opfer. Er macht sie zu Tätern. Vier Freunde folgen einem scheinbar harmlosen Auftrag und stehen plötzlich einer grauenvoll zugerichteten Leiche gegenüber. Er zwingt sie, sich in seinem Namen bei dem Opfer zu entschuldigen. Als sie darauf eingehen, nimmt ein unvorstellbar perfides und grausames Spiel seinen Lauf. Zoran Drvenkar ist mit diesem Buch ein zutiefst verstörender Thriller gelungen, der ihn auf Anhieb zu einem neuen Star dieses Genres machen wird.


    Meine Meinung:
    Das Hörbuch wird von vier Personen mit viel Betonung sehr gut gesprochen. Zu Beginn geht es ganz sachte los. Es ist ein bisschen verwirrend und immer wieder hatte ich das Gefühl, irgendetwas Wichtiges verpasst zu haben. Es werden gleiche Situationen aus verschiedenen Sichtweisen geschildert. Etwa nach der Hälfte werden die einzelnen Handlungsstränge langsam und logisch zusammengeführt. Dadurch entsteht viel Spannung und am Ende ist es ein sehr guter und logischer Thriller.
    Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)


    :study: "Dem Tod auf der Spur" von Michael Tsokos

  • Liebe kann grausam sein


    Vier junge Berliner haben eine ziemlich simple, aber dennoch grandiose Geschäftsidee. Sie gründen eine Agentur, die sich im Namen ihrer Mandanten für deren Vergehen entschuldigt. In ihrem Metier sind sie sehr erfolgreich und so lässt die Kundschaft nicht lange auf sich warten. Das Geschäft läuft gut bis zu dem Tag, als ein Auftrag sie aus ihrem gewohnten Alltag reißt und alles bisher Dagewesene infrage stellt.


    Ein Mann ruft an und bittet sie, sich in seinem Namen zu entschuldigen. Routiniert nehmen sie den Auftrag an und suchen die Frau auf. Doch diese ist tot, regelrecht hingerichtet, mit Nägeln an eine Wand fixiert. Schockiert wenden sie sich ab, aber es gibt kein zurück mehr. Der Mörder weiß zuviel über sie und ihre Familien. Und er verlangt mehr. Mehr als sie zu geben bereit sind. Ein spannendes Katz- und Mausspiel beginnt, in dem aber nicht nur sie und der Mördern, sondern eine weitere unbekannte Person die Hauptakteure sind.


    Der Autor Zoran Drvenkar erzählt mit "Sorry" eine außergewöhnliche Geschichte von Liebe und Verrat gepaart mit Schuld und Sühne. Hierbei bedient er sich nicht nur unterschiedlicher Erzählperspektiven, sondern baut gekonnt Zeitsprünge ein, die dem Leser die Geschichte zunächst konfus erscheinen lässt. Nach und nach aber öffnet sich ihm eine Welt, die grausamer und verstörter nicht sein kann. Deren Ursprung weit zurück in der Kindheit des Mörders liegt und sich rasant entwickelt. Dabei lässt der Autor immer wieder Fragen offen und versteht es, die Phantasie seiner Leser bis über ein unerträgliches Maß hinaus anzuregen. Eine emotionale Berg- und Talfahrt nimmt ihren Lauf. An Aufhören ist da nicht mehr zu denken.


    Erfrischend neu gestaltet sich auch die Art und Weise, wie Zoran Drvenkar erzählt. In kurzen Sätzen, ohne wörtliche Rede, aber mit sehr bildhaften Vergleichen. Eine Erzählweise, die beunruhigt und dem Leser zu schaffen macht, ihn aber gleichzeitig mitten in das Geschehen hinein katapultiert.


    Mit "Sorry" hat Zoran Drvenkar einen Thriller geschaffen, der den Ansprüchen des erfahrenen Lesers mehr als gerecht wird.


    Hinter jeder Tür verbirgt sich das Dunkle.
    Hinter jedem Fenster leben Schatten.
    (Zoran Drvenkar)

  • Noch nie wurde ich nach dem Lesen eines Buches derart verstört und verwirrt zurückgelassen.
    Selten viel es mir schwerer in eigene Worte zu fassen, was ich da gelesen habe.
    Schier unerträglich meine Sprachlosigkeit, die bleibt.
    Immer noch bin ich zutiefst erschrocken, wie ich selbst so sehr Teil der Geschichte wurde,
    rettungslos, ahnungslos mit verstrickt in das Geschehen.
    In meinem Kopf kreist die Frage nach Schuld und dem Sinn von Vergebung.
    Und es scheint keine Antwort zu geben außer dieser:
    "Jeder lebt mit Schuld ... quält sich damit"!
    Zoran Drvenkar lässt Schuld zum unausweichlichen Albtraum werden,
    zum alles vernichtenden Sog
    und reißt seine Leser(innen) mit hinein in den Abgrund.
    Bis zum Schluss bleibt Erschrecken und Verwirrung,
    MUSS Aufschrecken bleiben,
    um zu verstehen und nie zu vergessen,
    dass Schuld immer den persönlichen Weg braucht,
    verarbeitet und vergeben zu werden.