David Benioff - Stadt der Diebe/City of Thieves

  • Mir wurde bei Hugendubel "Drachenläufer" von Khaled Hosseini empfohlen.


    Danke halli. Vom "Drachenläufer" in diesem Zusammenhang habe ich auch schon mal was hier gelesen, ich habe das Buch auf meiner Wunschliste stehen. Bin gespannt, wie es dir gefallen wird. Vielleicht komme ich auch bald mal dazu, es zu lesen :)

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

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  • "Die Stadt der Diebe" ist eines der Bücher, bei denen ich es vorher absolut nicht einschätzen konnte, ob es mir gefällt oder nicht. Nachdem eine Kollegin ganz begeistert war und mir das Buch lieh, habe ich es doch gelesen.


    Mir hat es gut gefallen, ich sehe es aber auch als ganz klar als Unterhaltung an. Teilweise ist es grausam, teilweise auch unrealistisch. Ich habe es gern gelesen, aber es ist für mich auf keinen Fall ein Buch, das bei mir unermessliche Begeisterung auslöst. Gerade den Rückweg fand ich viel zu kurz und zu einfach. Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: .

  • Habe gestern das Buch beendet. Am Anfang war ich ja etwas skeptisch ob mir das Buch gefallen wird.
    Kriegshandlungen mag ich sonst nicht so. Aber nachdem das Buch das ich in den Urlaub mitgenommen
    hatte so unglaublich langweilig war musste ein neues her. Und da bin ich wieder auf diesen Titel gestossen.
    Also habe ich es gekauft und ich muss sagen ich habe es nicht bereut.


    Allein schon der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen. Auch wie sich die Freundschaft zwischen
    den beiden Männern aufgebaut hat fand ich sehr gelungen. Ein tolles Buch das ich sehr gerne gelesen
    habe. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Lesen ist wie Atmen


    Ich Lese gerade "Adams Erbe" von Astrid Rosenfeld :study:

  • Auch für mich war Stadt der Diebe ein großartiger Roman. Ich fühlte mich ganz wunderbar unterhalten und durfte mich an einer ganzen Palette von Emotionen erfreuen. Ich habe gelacht, war schockiert, genervt oder tieftraurig; und manchmal auch alles zusammen.
    Das Besondere war für mich die Freundschaft der beiden jungen Russen, der Autor versteht es diese Bindung der beiden darzustellen ohne mit dem Holzhammer darauf hinzuweisen. Mir sind sie sehr ans Herz gewachsen, besonders der zeitweilig großmäulige Kolja hat es mir angetan. Obwohl ich hin und wieder versucht war, mir mit der Hand gegen die Stirn zu klatschen, hat es seinem Charme keinen Abbruch getan.
    Es gibt nur einen Kritikpunkt, der auch nur minimal ins Gewicht fällt, aber gibt es wirklich Menschen (in diesem Fall ja nun Männer), die wirklich unter diesen extremen und grauenvollen Bedingungen scheinbar pausenlos an Sex denken können? Ich mag es nicht glauben...

  • Ich habe dieses Buch vor einigen Tagen ausgelesen und ich fand es großartig. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, es hat mich beeindruckt. Zwischendurch ist zwar die Eiersuche ein bisschen aus dem Blickfeld geraten und bei der ein oder anderen Unterhaltung fragt man sich, ob das wirklich Dinge waren, die die Menschen in einer so schweren Zeit tatsächlich bewegt haben, aber vielleicht versucht man gerade dann, sich an so banalen Sachen festzuhalten und sich ein Stück Normalität zu erhalten. Mir hat es super gefallen. Mal wieder ein Glücksgriff in der Bücherei :)

  • Es ist Januar 1942 in Leningrad. Mutter und Schwester des 17jährigen Lew sind vor der Blockade durch die Deutschen geflohen, doch er selbst ist geblieben um als Mitglied des Löschtrupps seinen Teil zum Sieg beizutragen. Eines Nachts jedoch fällt ein deutscher Soldat erfroren vom Himmel und gemeinsam mit seinen Freunden plündert Lew die Leiche - er wird jedoch als einziges vom Militär erwischt, und auf Plünderung steht die Todesstrafe. Überraschend wird das Urteil jedoch nicht sofort vollstreckt, sondern Lew verbringt die Nacht im Gefängnis, wo er bald den faszinierend unbekümmerten Studenten Kolja kennenlernt, auf den wegen Desertierens das selbe Schicksal wartet. Am nächsten Morgen wird das ungleiche Paar ins Hauptquartier des NKWD zum Oberst gebracht. Dieser berichtet den beiden von der bevorstehenden Hochzeit seiner Tochter - und davon, dass eine Hochzeit ohne Torte Unglück bringt. Der Deal ist folgender: Innerhalb der nächsten fünf Tage müssen die beiden in der belagerten und ausgehungerten Stadt ein Dutzend Eier auftreiben, dann wird ihnen die Strafe erlassen. Wenn nicht, werden ihre Lebensmittelkarten einbehalten und keine neuen ausgeteilt - ein Todesurteil so sicher als würde es an der Mauer vollzogen werden.


    Ein absolut mitreißendes Buch. Durch die Augen von Lew lernen wir die unmenschlichen Entbehrungen der Belagerung kennen und, was diese aus den Bewohnern machen. Dabei wird das Abenteuer von Seite zu Seite unfassbar, steigert sich von einem Hühnerhalter über Kannibalen und Zwangsprostitution bis hin zum eigenen Kampf gegen deutsche Soldaten. Tatsächlich will die Einleitung den Leser glauben machen, die Geschichte sei eine Biographie des Großvaters des Autors, sie ist aber rein fiktiv, wie gegen Ende eigentlich auch klar wird. So oder so ist sie absolut mitreißend erzählt und mit dem mürrischen Lew und dem hochsympatischen Kolja sind zwei grandiose Figuren geschaffen worden, die herrlich harmonieren und die furchtbare Situation aus zwei sehr eigenen Blickwinkeln betrachten. Uneingeschränkt empfehlenswert!

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    Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
    (M.Zusak, Die Bücherdiebin)



    „Es kommt auch darauf an, wie wir [die Welt] verstehen, oder nicht? Und wenn wir sie verstehen, fügen wir doch auch etwas hinzu, oder nicht? Und wenn das so ist, ist dann nicht das ganze Leben eine Geschichte?"
    (Y.Martel, Schiffbruch mit Tiger)

  • Ich bin gerade dabei, dieses Buch zu lesen und finde es einfach großartig. Auch wenn sich evtl. Fehler eingeschlichen haben, stört mich das garnicht. Mir kommt es bei einem Roman darauf an, das eine interessante Geschichte erzählt wird. Und das tut Benioff.
    Wenn ich Fakten möchte greife ich zu einem Sachbuch :!:

    Dieses Buch lese ich gerade: Roman Puertolas - Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA Schrank feststeckte :study:

  • Lew Beniov ist siebzehn, als die Deutschen im Winter 1940/41 Leningrad belagern. Die Bevölkerung ist ausgehungert, Brennstoff genauso rar wie Lebensmittel, die Verzweiflung wächst. Als Lews Mutter und Schwester die Stadt verlassen, bleibt er zurück, er will kein Feigling sein und gegen die Deutschen kämpfen, obwohl er, abgemagert und eher ein Denker als ein Sportler, nicht gerade die besten Voraussetzungen dafür mitbringt.


    Aufgrund einer Dummheit landet er im berüchtigten Gefängnis von Leningrad und trifft dort in einer düsteren Zelle auf Kolja, einen jungen Soldaten, der angeblich desertiert ist. Die beiden sind sich sicher, dass die den nächsten Tag nicht überstehen werden - doch das Schicksal in Form eines Offiziers, dessen hübsche Tochter am darauffolgenden Wochenende heiraten soll, hat andere Pläne mit ihnen. Trotz der Belagerung und der Lebensmittelknappheit soll es ein rauschendes Fest werden. Der liebende Vater hat auch schon für alles gesorgt, nur die Eier für die Hochzeitstorte fehlen, denn Eier hat in ganz Leningrad seit Monaten niemand mehr gesehen, geschweige denn gegessen. Nun stellt er Lew und Kolja in Aussicht, ihr Leben zu verschonen, wenn sie es schaffen, innerhalb der nächsten paar Tage ein Dutzend Eier aufzutreiben.


    Die beiden ergreifen die Chance, ohne so recht zu wissen, wo sie eigentlich anfangen sollen zu suchen, und eine wahre Odyssee beginnt, in deren Verlauf die beiden Jungen mit ungeahnten Gefahren und Grausamkeiten konfrontiert werden.


    Ich hatte das Buch schon jahrelang auf dem SUB und nie so wahnsinnig Lust, es zu lesen, doch David Benioffs lebendiger Erzählstil hat mich sehr schnell gepackt, und ich mochte auch Lews oft ein wenig selbstironische Erzählweise. Er ist kaum mehr als ein Junge, unter Intellektuellen aufgewachsen, der gerne Schach spielt und harmlosen Phantasien über seine junge Nachbarin nachhängt, als durch den Krieg und die Belagerung alles aus den Fugen gerät und er plötzlich in diese "Mission Hochzeitstorte" hineingerät. Er und Kolja sind ein ungleiches Paar, das sich wahrlich nicht immer einig ist - dass sie eben nicht gleich dicke Kumpels werden, sondern sich manches Mal gehörig auf den Wecker gehen, hat mir gut gefallen.


    Was sie auf ihrer Wanderung durch den eisigen Hungerwinter mitbekommen und auch am eigenen Leib erleben, körperliche Gewalt wie seelische Grausamkeit, ist nichts für schwache Mägen und manchmal fast "too much", könnte andererseits aber auch gut so passiert sein in dieser Zeit. Diversen Schrecknissen steht aber auch einiger Humor gegenüber, wobei man an einigen Stellen merkt, dass es sich um spätpubertäre oder gerade knapp der Pubertät entwachsene Jungs handelt (der eine oder andere Gag unterhalb der Gürtellinie hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen).


    Dass Benioff auch Drehbuchautor ist (u.a. Co-Autor der Serie "Game of Thrones"), verwundert nicht - er hat ein Händchen für bildgewaltiges Erzählen, ohne dafür allzu viele Worte aufwenden zu müssen, und lässt vor dem inneren Auge des Lesers richtiggehend einen mitreißenden Film ablaufen. Dabei ist es ihm für meine Begriffe ziemlich gut gelungen, die Balance zwischen Grauen, Gefühl und (Galgen)Humor zu finden.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Stadt der Diebe" ist wohl so ein Buch, dass ich vermutlich nie in die Hand genommen hätte, wenn es mir eine Freundin nicht so sehr empfohlen hätte. Ich muss sagen, ich war echt begeistert!

    Was den Schreibstil angeht: Man merkt ihm einfach an, dass er schonmal für die Filmbranche geschrieben hat:
    Einfach, aber eingängig. Geradlinig, aber nicht ohne Farcetten. Direkt, nur nicht respektlos. Es entsteht einfach keine große Distanz zwischen einem selbst und dem Geschehen. Dieses "eingesogen werden", "direkt dabei zu sein" schafft der Benioff einfach ohne viele Worte, ohne unnötiges Tamtam. Da ist ein Plot, der ist nachvollziehbar und packend. Punk aus.

    Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Die Geschichte ist unterhaltsam und mitreißend und (für mich jedenfalls) war es nicht absehbar, wohin sich das ganze entwickelt.

    Im Übrigen: wen hat es sonst noch verwirrt, dass "Benioff" (allein von der Schreibe her) der Figur im Roman "Beniov" sehr ähnelt?! Dachte erst, dass ein versteckter biografischer Aspekt mitspielt in dem Ganzen..

    Das deutet der Anfang ja stark an. Ich fande das erste Kapitel einen echt gelungenen Einstieg in die "Erzählung", was einem noch einmal mehr verdeutlicht, dass die beschriebenen Umstände keines Wegs an den Haaren herbeigezogen sind. Dabei spielt es für mich eigentlich keine Rolle, ob die Geschichte wirklich so passiert ist, oder erfunden ist. Die Tatsache an sich, dass es so hätte sein können, macht es schon eindrucksvoll genug.

    Nebenbei bemerkt: Einer der gelungenen Aspekte des Romans ist eben TROTZ aller Bitterkeit der Funken Humor, der einen immer mal wieder schmunzeln lässt.

    Auch das ist, finde ich, eine große Stärke des Buches. Trotz des ganzen Elends (der allgegenwärtige Hunger, der Menschen zu Ungeheuern werden lässt, die gnadenlose Kälte, die Grausamkeiten des Kriegs, die schier unlösbare Aufgabe, vor der die beiden stehen,...) sind immer wieder Dialoge oder Anmerkungen eingestreut, die einen zum Lachen bringen. Einen großen Anteil daran hat auch das Aufeinandertreffen von zwei so unterschiedlichen Charakteren wie Lew und Kolja.

    Etwas zu kurz gekommen schien mir Koljas Ende (rein emotional), aber die Verbindung zum Anfang - sie kocht nicht - fand ich widerum ganz herrlich.

    Da kann ich dir nur zustimmen.


    Für mich war dieses Buch mal etwas anderes und ich werde jetzt wohl noch öfter Ausflüge in für mich unbekanntere Genres unternehmen :wink:
    Auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen."