Arto Paasilinna - Adams Pech, die Welt zu retten

  • Es scheint davon noch keine Rezi zu geben ??
    Also...
    Klappentext:
    "Kleinunternehmer Aatami Rymättylä hat den Weg aus der drohenden Ölkrise gefunden. Er hat einen schokoladentafelgroßen Akku entwickelt, der Strom im Überfluss speichert. Um die umwälzende Erfindung zu vermarkten, fehlt es ihm jedoch an Geld. Zum Glück nemmt sich Eeva Kontpohja, ihres Zeichens Rechtsanwältin u Quartalssäuferin, des vom Pech verfolgten Weltretters an. Denn sie erkennt das unermessliche Potenzial der Erfindung. Bald zeigt sich aber, dass die umweltfreundliche Energiequelle nicht uneingeschränkt auf Gegenliebe stößt. Die Ölmultis sehen darin (zu Recht!) eine Gefahr für ihren Reichtum u setzen einen sizilianischen Killer auf Aatami....


    Das Skanka Dagbladet behauptet:
    "Es gibt nur wenige Bücher, bei denen man laut lachen muss. Dies ist eines davon."


    Also, ich musste nur einmal (über den sizilianischen Killer) laut lachen, aber sehr oft schmunzeln. Die drohende Ölkrise in eine humorvolle Geschichte zu verpacken u das so erquickend zu schreiben, das ist schon eine witzige Idee. Paasilinnas Humor ist ein wenig schwarz und sehr hintergründig, dabei keineswegs flach.
    Das Ende der Geschichte hat mich wirklich total überrascht.
    Dieses war mein erstes Buch des Finnen, wenn ich wieder einmal Entspannung brauche, werde ich mir weitere vornehmen!
    Schön wäre, wenn die Erfindung von Aatami wirklich in irgendeiner Schublade schlummern würde...
    Dann bitte umgehend eine PN an mich! :wink:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

    Einmal editiert, zuletzt von K.-G. Beck-Ewe ()

  • Ja da schlägts 13, das Buch habe ich noch nicht. Das fehlt mir noch von dem Autor.
    Danke für die Rezension!! :cheers:

    Huch, es ist mein erstes Buch von diesem Autor! Und ich stelle es einem echten Fan vor :wink: Das Copyright der Originalausgabe ist bereits von 1993, aber wer kann schon finnisch :scratch:
    So gesehen ist das Thema mit der Ölkrise nicht aktuell aufgegriffen, aber eigentlich hätte man schon 93 absehen können was auf uns zu kommt..
    Die deutschsprachige Übersetzung erschien erst 2007...
    Ich bekam es zu Weihnachten geschenkt u kannte Paasalinna nur von den Rezis die ihr über den "Wunderbaren Massenselbstmord" geschrieben habt....
    Wirklich eine nette Entdeckung!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • cheriechen:
    Vielen Dank für die schöne Rezension. Das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gelandet. Ich kannte es noch gar nicht.


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Diese herrlich skurile Roman beginnt wie ein modernes Märchen:


    Aatami Rymättyla, knappe vierzig Jahre alt, unterhaltszahlungspflichtiger Vater von sieben Kindern, deren drei Müttern und bislang glückloser Erfinder, hatte wieder einmal Pech. Bei dem Versuch, einen umweltfreundlichen Akku in Kleinstformat, aber mit höchster Speicherkapazität zu entwickeln, fliegt ihm sein Labor um die Ohren und nicht einmal die Feuerwehr kommt rechtzeitig, da es nicht das erste Mal ist, dass dem Tüftler etwas daneben geht. Zudem wird er auch noch beschuldigt, den Brand in seiner Werkstatt selbst verursacht zu haben, um die Versicherungssumme zu kassieren und so mit einem Schlage seine drückenden Schulden los zu werden und man steckt ihn ins Gefängnis.


    Dort wendet sich das Blatt allerdings. Seine Pflichtverteidigerin Eeva, Alkoholikerin und recht selbstsüchtig, der er alles erzählt, glaubt an einen durchschlagenden und profitablen Erfolg seiner Erfindung...und an die Möglichkeit, selbst davon zu partizipieren. Sie bekommt ihn frei und nimmt für ihn einen Kredit auf, damit er seine Erfindung fertigstellen kann, hilft ihm bei der weltweiten Vermarktung und die beiden werden gute Freunde. Seine Erfindung findet reißenden Absatz und in kürzester Zeit macht ihre Firma Milliardenumsätze und der sympathische Aatami kann alle seine Lieben, Bekannte, wie Verwandte mit Geld oder Anstellung in seiner Firma versorgen, wie z.B. den Gerichtsvollzieher aus seinen aus schweren Tagen.


    Allerdings hat er durch seinen großen Erfolg auch Neider und die ölfördernden Länder, die ihre Profit-Felle gefährdet sehen, setzen sogar einen eiskalten Profikiller auf ihn an, der Aatami beseitigen und die Pläne seiner Erfindung stehlen soll. Herrlich skuril, wie diese Tötungsmaschine mehrmals scheitert...und wie der Roman endet, lasse ich mal offen. Auf jeden Fall mit genauso viel hintergründigem, schwarzen Humor, für die der Autor mir und anderen Fans allmählich bekannt und lieb ist.


    Arto Paasilinna hat mit diesem Roman nicht nur das ständig aktuelle und brisante Thema erneuerbare, umweltfreundliche Erfindung auf dem Gebiet der Umwelttechnologie und deren mögliche Konsequenzen in schon sachlich, kühler Form aufgegriffen, seine Protagonisten wachsen einem auch sehr schnell ans Herz durch viel hintergründigen, schwarzen Humor. Es sind die Feinheiten und Zwischentöne, durch die der Autor den Leser immer wieder schmunzeln läßt. Für mich ist dieser manchmal fast unterkühlt und sachlich herb erzählende Schriftsteller, bei dem es auf ganz eigene Art menschelt, eine der tollsten Entdeckungen der letzten Jahre.


    Fazit meinerseits: Paasilinnas Romane = finnisch, but (hoffentlich) noch lange nicht the end

  • Der 1942 geborene finnische Journalist und Schriftsteller Arto Paasilinna ist das, was man einen serienmäßigen Vielschreiber nennen könnte. Über vierzig Romane hat er bisher veröffentlicht und ist damit einer der populärsten Autoren Finnlands geworden. Doch das war nicht immer so. Lange blieben seine, mit viel schwarzem Humor gespickten, eigenwilligen Bücher in seinem Heimatland weitgehend unbeachtet. Erst als sie in zunehmend mehr Sprachen übersetzt und im Ausland, z. T. mit großem Erfolg publiziert wurden, erfuhr Arto Paasilinna auch in seinem Heimatland größere Beachtung. Mittlerweile wartet eine große Fangemeinde ungeduldig auf sein jährlich erscheinendes neues Buch und auch auf den neuesten Film, denn immer mehr seiner Romane werden verfilmt.


    Nachdem Paasilinna durch mehrere Romane in der edition Lübbe auch in Deutschland einen Namen bekommen hat, ist der Verlag dazu übergegangen, dem deutschen Publikum auch ältere Werke von ihm zu präsentieren. Der unter dem Originaltitel „Ataami ja Eeva“ (Adam und Eva) schon 1993 in Finnland erschienene Roman „Adams Pech, die Welt zu retten“ erzählt von dem kleinen Handwerker und Tüftler Aatami Rymältyla, der sich auf Akkus spezialisiert hat, und mit ihrem Verkauf so einigermaßen über die Runden kommt. Er ist schon lange davon überzeugt, dass in der Akkumulatorentechnik die Zukunft liegt, und so experimentiert und forscht er in jeder freien Minute in seinem Labor an leichten Akkus, die viel elektrische Energie speichern können. Immer wieder mal gerät ihm ein Versuch daneben, und so ist die örtliche Feuerwehr sozusagen Stammgast in seiner Werkstatt . Dies führt dazu, dass, wie in dem berühmten Stottererwitz, die Feuerwehr zu Hause bleibt, als es irgendwann wirklich brennt, und sein ganzes Haus zerstört wird.


    Man muss sich während des ganzen Romas zurückversetzen in die Zeit Anfang der neunziger Jahre, als der Umfang und der Anteil alternativer Energien noch gering war, das Problem aber schon klar erkannt wurde: ein weiterer Anstieg der Emissionen wird zu einer Klimakatastrophe führen.


    Aatami hat nach langen Versuchen einen Durchbruch geschafft und einen Akku erfunden mit hoher Speicherkapazität in der Größe einer Schokoladentafel. Er träumt davon, die Welt zu retten mit seinem Erfolg, sie zu erlösen von Ölkrisen und Verschmutzung. Er träumt natürlich auch vom großen Geld, das er mit seiner revolutionären Erfindung verdienen kann, steht er doch kurz vor der Insolvenz und hat für seine insgesamt siebenköpfige Kinderschar und die drei dazugehörigen Frauen einen nicht unerheblichen Unterhalt zu zahlen, mit dem er seit Monaten im Rückstand ist, denn die finnische Wirtschaft läuft schlecht und seine Auftragslage ist düster.


    Er wird beschuldigt, den schon erwähnten großen Brand in seinem Haus und seiner Werkstatt selbst gelegt zu haben, um durch die Versicherungsleistungen seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. Man steckt ihn ins Gefängnis. Dort begegnet er zum ersten Mal der Assessorin Eeva, die mit seiner Pflichtverteidigung beauftragt wird. Er schüttet ihr sein Herz aus, erzählt ihr auch von seiner Erfindung. Eeva begreift sofort die Dimensionen dieser Technik.
    Sie bekommt Aatami frei, leiht sich Geld bei ihrer Bank und saniert Aatamis Firma. Und dann bauen sie einen Konzern auf, der in kürzester Zeit durch weltweite Lizenzen für den Akku Milliardenverträge abschließt. Alle reißen sich um die neue Technik, nur die ölfördernden Länder sehen dies mit Sorge und versuchen, zunächst vergeblich, einen sizilianischen Profikiller anzuheuern, der Aatami aus dem Weg schaffen und die Pläne des neuen Akkus an sich bringen soll.


    Die ganze Geschichte ist auf eine Weise witzig erzählt, dass man während der ganzen Lektüre aus dem Schmunzeln und Lachen nicht herauskommt. Paasilinna pflegt einen schwarzen Humor, der einfach köstlich ist. Sympathisch ist, wie der schnell steinreich geworden Aatami seine Bekannten und Widersacher aus seiner schwierigen Zeit nicht vergisst und ihnen Geld zukommen lässt, bzw. sie, wie den Gerichtsvollzieher, in seiner Firma anstellt.


    Wer das Wettrennen um dem Akku gewinnt, soll hier offen bleiben, das Buch endet jedenfalls so schwarzhumorig, wie es beginnt.


    Ein unterhaltsamer, hintergründiger Lesegenuss.