Florian Illies - Generation Golf

  • Aus der Amazon-Buchbeschreibung:
    Herrjeh, die Achtziger. Junior-Hefte, Nino de Angelos "Jenseits von Eden", der Sieg von VHS über Video 2000, die nervös piepsende Windrose am Ende der Tagesschau. Der FAZ-Nachwuchsfeuilletonist Florian Illies, 28, plaudert aus dem Scout-Schulranzen über die Urszenen seiner Menschwerdung als Stilkritiker. Und siehe da: Es wurde eine üppige Enzyklopädie der Marken und Moden der letzten 30 Jahre.
    Immerhin markieren die 80er Jahre den besseren Teil dieses materialistischen Poesialbums. Respekt vor der schieren Menge an Souvenirs, die Illies kurzweilig aneinander reiht. Doch das Urteil fällt ungnädig aus. Es war "unser Lehrer" Harald Schmidt, der uns zeigte, wie "träge und abgeschlafft" das alles war -- so langweilig, dass selbst "junge Frauen nicht merkten, dass sie die ganze Zeit ihre Hand in grünem Palmolive-Spülmittel badeten".
    Zum Glück kamen danach gleich die Neunziger! Nun sind wir Zeitungsredakteure oder Start-up-Unternehmer, wir, "die erste wirkliche Scheidungskindergeneration". Wir sind "ewig infantil", aber wir nehmen es in Kauf. Fragt uns einer beim Börsengespräch überraschend nach inneren Werten, dann sagen wir: In der Tat, diese Aktie hat noch verborgenes Potential.


    Dass man sein Buch besonders ernst nehmen sollte, verlangt der Autor sicher nicht. Er gibt auch keine tiefschürfenden Erkenntnisse über Wertewandel oder Generationsprobleme preis, sondern erzählt flockig-locker, was alles für die Generation der zwischen 1965 und 1975 geborenen wichtig war und ist. Unter Kapitelüberschriften, die aus der Golf-Werbung stammen, zieht er die Angepasstheit, das Konsumdenken, die angebliche Toleranz - eigentlich Ignoranz- seiner eigenen Altersgenossen und seine eigene durch den Kakao.
    Auch die Vorgänger-Generationen bekommen ihr Fett ab, denn gerade von den 68ern und ihren unmittelbaren Nachkömmlingen, den "Latzhosenträgern" (zu jung für 68, zu alt für Golf), wollte sich die Generation Golf abschotten. Nix mehr mit Politik, mit Demos, mit nächtelangen Diskussionen, wie die Welt zu verbessern sei, sondern Spaß, Shoppen und Party.


    Das Buch hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, seine Bestandsaufnahme vermittelt niemandem ein Aha-Erlebnis mehr, aber für einen unbeschwerten Nachmittag, an dem man nichts besseres zu tun hat, reicht es noch. Denn die Errungenschaften der Generation Golf betreffen schließlich jeden und wirken bis heute fort. :bounce:


    Zumindest um meine Kinder besser zu verstehen (die zwar um einiges jünger sind als die Golfer, aber deren Prioritäten übernommen haben), half das Buch: Wenn die Unterwäsche meiner Tochter ebenso viel kostet wie mein neuer Wintermantel, oder wenn der Bizeps meiner Sohnes edler ist, weil er ihn durchs Fitnessstudio statt durch Kaminholzhacken erworben hat, nutzt alle Aufregung gar nichts. Nur ein Generationsproblem - meine Kinder würden natürlich sagen: Altersproblem. Denn altern darf man seit Generation Golf am Ruder ist nicht mehr.


    Hier gibts ein paar Anmerkungen zu "Generation Golf 2".


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen - und ja, es ist amüsant und als Angehöriger der Generation Golf erkannte ich gewisse Sonderbarkeiten durchaus wieder. Anfangs sehr kurzweilig, dann allerdings schleicht sich Langatmigkeit ein und nach 2/3tel des Buches musste ich mich regelrecht durchkämpfen, da ab dort meist nur noch die kleinste Sonderbarkeit den Weg von der Mücke zum Elefanten findet. Da schien es mir dann allzu gezwungen - das Thema in die Breite getreten und deshalb auch übertrieben.

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen - und ja, es ist amüsant und als Angehöriger der Generation Golf erkannte ich gewisse Sonderbarkeiten durchaus wieder. Anfangs sehr kurzweilig, dann allerdings schleicht sich Langatmigkeit ein und nach 2/3tel des Buches musste ich mich regelrecht durchkämpfen, da ab dort meist nur noch die kleinste Sonderbarkeit den Weg von der Mücke zum Elefanten findet. Da schien es mir dann allzu gezwungen - das Thema in die Breite getreten und deshalb auch übertrieben.

    Ja, so ging es mir auch. Anfangs ganz gut, weil man sich selbst drin wiederfinden kann. Aber irgendwann wiederholt sich die Thematik, die Alltagsskurrilität geht dahin und es bleibt Langatmigkeit. Kann man lesen, muss man nicht.

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen - und ja, es ist amüsant und als Angehöriger der Generation Golf erkannte ich gewisse Sonderbarkeiten durchaus wieder. Anfangs sehr kurzweilig, dann allerdings schleicht sich Langatmigkeit ein und nach 2/3tel des Buches musste ich mich regelrecht durchkämpfen, da ab dort meist nur noch die kleinste Sonderbarkeit den Weg von der Mücke zum Elefanten findet. Da schien es mir dann allzu gezwungen - das Thema in die Breite getreten und deshalb auch übertrieben.

    Mir ging es ganz genauso. Ist ein paar Jährchen her, daß ich das Buch im Urlaub gelesen habe, kann mich aber gut daran erinnern, daß ich das erste Drittel total verschlungen habe - ja, und dann irgendwie nichts nach kam.
    Ich hab's trotzdem in meinem Bücherregal stehen lassen, denn das erste Drittel ist absolut wert gelesen zu werden :thumleft:

  • Ich habe das ähnlich empfunden. Anfangs mochte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen, später dachte ich, da hat jemand eine Kurzgeschichte auf Buchlänge breitgewalzt.

  • Mir ging es ganz genauso. Ist ein paar Jährchen her, daß ich das Buch im Urlaub gelesen habe, kann mich aber gut daran erinnern, daß ich das erste Drittel total verschlungen habe - ja, und dann irgendwie nichts nach kam.
    Ich hab's trotzdem in meinem Bücherregal stehen lassen, denn das erste Drittel ist absolut wert gelesen zu werden :thumleft:

    Ich habe das Buch nach 2 Tagen lesen jetzt auch durch. Fand es lustig geschrieben. Aber bei mir war auch nach der Hälfte des Buches die Luft raus. Trotzdem 4 Sterne und ab ins Tauschmuhregal :D :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße Hedi :love:

    “Wenn du einen Garten und dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.”
    Cicero

  • Ich habe das Buch jetzt am Wochenende mal gelesen und ich fand es sagen wir mal ok. Zwar recht witzig geschrieben, aber am Ende dachte ich: Nur schreiben, um eine gewisse Anzahl von Seiten voll zu kriegen muss nicht sein. Aber trotzdem ganz nett.

  • Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen und fand es durchaus amüsant, der Autor drückt die Sachen ziemlich treffend aus. Man erkennt doch einiges wieder aus Werbung und Gesellschaft. Zum Schmunzeln ganz nett, aber ein großer Wurf ist dem Florian Illies damit nicht gelungen.


    LG
    Anja

  • Auf dem Klappentext steht, dass es nicht verwunderlich ist, dass dieses Buch zu Diskussionen anregt und dass es die Wahrheit sagt. Die Wahrheit worüber???????


    Das Buch ist eine Ansammlung von Markenartikeln, die in den 80ern bevorzugt wurden, sonst nichts.


    Anhand dieser Markennutzungen soll in diesem Buch die anti-politische Gesinnung der 80er bewiesen werden. Vergleichbar wäre den Haschischkonsum der 70er Jugend mit einer Scheiß-Egal-Einstellung in Verbindung zu bringen. Leider sind dies üble Verallgemeinerungen!


    Die Anti-Atom-Bewegung war in den 80ern ungebrochen (s. z. B. Gorleben), ebenso die Anti-Fa-Bewegungen und die Frauenpolitik (s. Bücher und Bestseller in den 80ern: "Tod des Märchenprinzen", "Der kleine Unterschied und seine Folgen" etc.). Keine dieser politischen Bewegungen werden in diesem Buch mit den 80ern in Verbindung gebracht. Eine sehr einseitige Betrachtung und eine Verhornung einer ganzen Generation, die heute härter arbeiten muss, als eine Generation vor ihr und wesentlich weniger Marken benutzt hat, als eine Generation nach ihr.


    Leider ist das Buch nebenbei auch noch sehr langweilig geschrieben.