Georges Simenon: Maigret und das Gespent

  • Sein Spitzname lautet Kommissar Griesgram: Inspektor Lognon ist mit einer zänkischen und wehleidigen Frau geschlagen. Zwei Wochen lang verbringt er die Nächte bei einer jungen hübschen Kosmetikerin. Dann wird Lognon niedergeschossen. Mariette Angier, die Kosmetikerin, verschwindet. Und ein menschenscheuer Sonderling macht Maigret auf die Nachbarn von gegenüber aufmerksam. Was verbirgt sich hinter dem reichen holländischen Kunsthändler, dem Kommissar Maigret hier begegnet?
    Wie lange braucht die Polizei wohl im wirklichen Leben, um einen Mord bzw. Mordversuch aufzuklären? Keine Ahnung. Unter Umständen kann es Jahre dauern. Maigret schafft es in Rekordzeit. Ganz egal, welche Strippen in In- und Ausland gezogen werden müssen: Jeder gewünschte Gesprächspartner steht sofort parat, um ihm Auskunft zu geben.Simenon zählt sicherlich zu den Klassikern der (französischen) Kriminalliteratur. Eine Unart tritt hier allerdings deutlich hervor: Die Dialoge sind eindeutig zu lang. Hat beispielsweise einer der Inspektoren einen Zeugen befragt, wird die Befragung fast schon wörtlich wiedergegeben. Hier wäre weniger mehr gewesen. Eine Zusammenfassung hätte oft gereicht. Atmosphäre und Flair fehlen dafür völlig. Wie sieht beispielsweise die Wohnung eines Kunstliebhabers und Sammlers aus? Wie sieht es abends in einem französischen Kommissariat aus? Wie sehen die Bistros in Paris aus? Ein wenig mehr Liebe zum Detail und weniger Sachlichkeit hätten der Geschichte bestimmt gut getan.Alles in allem legt Simenon hier aber eine lesenswerte Geschichte vor. Georges Simenon: Maigret und das Gespenst; Diogenes Verlag Zürich; 172 Seiten; 9,80 DM; ISBN 3257217609