Ellery Queen: Der Sarg des Griechen

  • Ellery Queen: Der Sarg des Griechen; DuMont Buchverlag Köln 1994; 371 Seiten; ISBN: 3-8321-2475-6


    Georg Khalkis ist alt und blind. Er ist Kunstsammler, Kunstkenner und Kunsthändler. Als er stirbt, ahn niemand etwas Böses. Bis sein Testament verschwindet und eine zweite Leiche nach der Beerdigung in seinem Sarg gefunden wird.


    Inhaltlich ist das Buch zweigeteilt. Im "Ersten Buch" erleidet Ellery Queen als Detektiv Schiffbruch, so daß die Polizei zunächst erfolgreich einen Täter präsentieren kann. Doch als sich herausstellt, daß diese Lösung falsch ist, kann sich Ellery Queen (im "Zweiten Buch") erneut auf die Suche machen und letztendlich den richtigen Täter finden.


    Glaubt man dem Nachwort von Volker Neuhaus, wählten die beiden Autoren bewußt diese Vorgehensweise. Sie wollen die Deduktion, die logische Herleitung des Täters anhand der Fakten, in die Kriminalliteratur einführen. Irgendwie bleibt die Vorgehensweise Queens für mich rätselhaft. Zuerst werden alle relevanten Fakten zusammengetragen. Der Detektiv nutzt sie, um eine Hypothese zu bilden. Die Hypothese wird den Fakten angepaßt und nicht die Fakten der Hypothese - das weiß schon jder kriminalliterarische Anfänger. Sonst erleidet man Schiffbruch wie die hier beteiligten Detektive in der Mitte des Romans. Oder wollte Ellery Queen noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen?


    Literarisch schadet diese Vorgehensweise dem Buch. Gerade die langen Herleitungen und Begründungen sind überflüssige Längen; e macht keinen Spaß, sie zu lesen. Die klassische literarische Vorgehensweise, nämlich die Präsentation der Lösung (incl. Begründung) am Ende, ist wesentlich lesefreundlicher.


    Das Original erschien im Jahre 1932. Es ist also nicht der erste Ellery Queen - Roman. Es ist der vierte Ellery Queen - Krimi. Wir dürfen aber Ellery Queen bei der Lösung seines ersten großen Falles begleiten, wie Volker Neuhaus in seinem Nachwort berichtet. Was sich kurios anhört, hat eine einfache Lösung. Angeblich liegt die vorliegende Handlung - unter zeitlichen Gesichtspunkten - vor den bisher drei veröffentlichten Büchern.


    Wir erleben hier einen überheblichen Ellery Queen, der frisch vom College kommt und sich ungehindert in die Ermittlungsarbeit seines Vaters einmischen darf. Eine einmalige Situation, sowohl in der Literatur wie auch im wirklichen Leben. Welcher reale Vater, der bei der Polizei arbeiten, würde seinem Kind das erlauben?


    Charakterlich ist Ellery Queen hier noch nicht fertig. Er hat noch keine Macken und Marotten; ein Wiedererkennungseffekt ist noch nicht vorhanden. Die gut durchdachte Handlung mit ihrer deutlich konstruierten Handlung zieht sich durch alle Ellery Queen - Romane. Eine überschaubare Gruppe an Verdächtigen und ein Geschehen, das auf einige wenige Orte beschränkt ist, gehören ebenfalls dazu.


    Einen Krimi wie diesen kann man nur bedingt empfehlen. Ihm fehlt die flotte Schreibe und wie leichte geistig-literarische Kost, die viele lesenswerte Krimis ausmachen. Man muß schon sehr an diesem Genre interessiert sein, um zu diesem Buch zu greifen.