Joel Haahtela - Sehnsucht nach Elena

  • Über den Autor:


    Joel Haahtela, Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Psychiater mit seiner Familie in der Nähe von Helsinki. Seine bislang fünf Romane wurden u.a. für den renommierten Finlandia-Preis nominiert. Leser und Kritiker begeisterte an seinem ersten Roman »Der Schmetterlingssammler« vor allem seine Poesie und seine Leichtigkeit. »Sehnsucht nach Elena« ist sein zweiter auf Deutsch erscheinender Roman.

    Meine Meinung:


    Auch ich beobachtete Elena
    Innerhalb von zwei Tagen habe ich dieses Buch nun gleich zwei mal gelesen und muss sagen: Es ist einfach wunderbar!


    Beim ersten Lesen wird man sich zunächst wohl über die Kapitellängen wundern, die ein bis zwei Seiten fast nie überschreiten. Schon bald wird aber klar, dass genau diese kurzen Kapitel wesentlich zur Vermittlung des Inhalts und zum Einfühlen in die Hauptfigur dienen.
    Man wird nämlich in die Rolle eines Mannes versetzt, der ständig einer Frau, Elena, begegnen möchte. Er kennt ihre ganzen Gewohnheiten und beobachtet sie so häufig wie möglich.
    Die kurzen Kapitel versetzen einen selbst nun in die Rolle des Beobachters und lassen einen von Situation zu Situation springen. Man spaziert gedanklich selbst im Park entlang, möchte gleichzeitig Elena aus nächster Nähe betrachten und trotzdem nicht auffallen. Später sitzt man gedankenverloren auf ihrer Haustürschwelle und ist komplett niedergeschlagen, weil Elena plötzlich verschwunden ist.
    Der Aufbau des Buches ebnet förmlich den Weg des Mannes, der Geschichte und der Gedanken des Lesers. Man sinkt einfach hinein und geht mit auf diesem Weg.


    Lange ist nicht klar, warum der Mann Elena verfolgt. Anfangs vermutet man vielleicht einen Stalker, was andererseits absolut nicht zur Tiefgründigkeit und Hingabe des Autors zur Sprache dieses Buches passen will. Welche Intention er wirklich hat, soll hier natürlich nicht verraten werden.
    Sowieso sollte man so wenig des Inhalts wie möglich vorwegnehmen, um den Fluss der Geschichte und dieses Hineingesogenwerden zu spüren.


    Dies ist ein zugleich bedrückendes und doch hoffnungsvolles Buch, dass tiefe Gefühle aufzeigt und den Leser mitten ins Herz trifft.


    Beim nochmaligen Lesen entdeckte ich immer mehr Zusammenhänge und mir wurde die inhaltliche Dichte dieses Buches noch bewusster.
    Was zunächst, vom Titel her, wie eine gewöhnliche Liebesgeschichte über Trennung, Verlust oder unerwiderte Liebe klingt, birgt sehr viel komplexere Gedankengänge. Für seine Fähigkeiten mit wenigen Worten so viel auszudrücken und das Kopfkino ins Rasen zu bringen, kann ich dem Autor, Joel Haahtela, nur absolut dankbar sein. Es ist ein Buch, das einfach zum Nachdenken bringt. Manchmal ist weniger eben doch mehr.


    [Blockierte Grafik: http://www.vorablesen.de/files/images/Haahtela_Sehnsucht_web.preview.jpg]

  • Sehnsucht nach Elena von Joel Haahtela


    Der Autor: Joel Haahtela Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Psychiater mit seiner Familie in der Nähe von Helsinki. Seine bislang fünf Romane wurden u.a. für den renommierten Finnlandia-Preis nominiert. Leser und Kritiker begeistert an seinem ersten Roman "Der Schmetterlingssammler" seine Poesie und seine Leichtigkeit. "Sehnsucht nach Elena" ist sein zweiter Roman der auf Deutsch erscheint.


    Der Klappentext: Dann sah ich sie im Licht des Morgens, hörte ihre Schritte auf dem Pflaster. Es kam mir vor, als würde ich sie ewig kennen, mein ganzes Leben.


    In einem park sieht er die schöne fremde Frau zum ersten Mal. Durch einen Zufall gelangt eines ihrer Bücher in seinen Besitz, in dem ihr Name steht: Elena. Er fühlt sich ihr verbunden, möchte sie hören, riechen und fühlen. Vielleicht wollte das Schicksal es, dass sie in sein Leben tritt, die Begegnung mit ihr lässt ihn von einer fatalen Entscheidung Abstand nehmen. Jeden Tag wartet er unter den Kastanien im Park auf ihr Kommen, freut sich auf ihr Lächeln, ihren Gang. Doch eines Tages wartet er vergeblich auf Elena. Und entschließt sich, sie zu suchen. Es wird eine Reise zu ihr und an den Ursprung einer verzweifelnden Sehnsucht.


    Meine Meinung: Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, so leicht und flüssig ist es geschrieben. Die Kapitel sind sehr kurz, gehen nie über 1-2 Seiten, man könnte meinen es wird ein Tagebuch geschrieben. Wenn man dieses Buch ließt befindet man sich in der Rolle des Beobachters, und geht mit dem Mann dessen Name nicht genannt wird, Schritt für Schritt an die Orte an denen er Elena trifft. Die Frage die sich die ganze Zeit über stellt ist, warum macht der Mann das? Warum verfolgt er Elena? Die Antwort erschließt sich natürlich zum Schluß, und stellt eine Tiefe dar, die ich so nicht erwartet habe. Gedanken von einem Stalker sind mir bei diesem Buch nie gekommen, dafür ist das Buch zu "sanft" geschrieben, zu schön. Ich dachte eher an Liebe auf den ersten Blick. Das Buch an sich ist sehr leicht und verständlich geschrieben, und zeigt was wahre Liebe doch bewirken kann. Es ist ein Buch, dass einen nachdenklich zurück läßt, aber auch sehr beeindruckend, in Bezug auf das Miteinander. Ein sehr beeindruckendes Buch.
    _________________

  • Klingt nach einer schönen Geschichte, wenngleich es ein wenig kurz ist für meinen Geschmack.


    Aber sag mal, warum stellst du es unter ausländisch ein, wo es doch in deutscher Übersetzung angegeben ist? :-s

  • HIER gibt es auch schon eine Rezension dazu. ;) (leider ohne ISBN Nummer, was die Suche wahrscheinlich etwas erschwert hat)
    Bonprix, würdest du zusammenfügen ? Ich halte dich heute ganz schön auf Trab. :uups:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • HIER gibt es auch schon eine Rezension dazu. (leider ohne ISBN Nummer, was die Suche wahrscheinlich etwas erschwert hat)
    Bonprix, würdest du zusammenfügen ?


    Aber gerne doch Suspiria... :lol:



    Zitat

    Ich halte dich heute ganz schön auf Trab.


    Kein Problem, so bleibe ich jung und elastisch...was ich ja auf jeden Fall gut gebrauchen kann (wie du weisst)... :-$ :mrgreen:

  • Kleine Kostbarkeit mit Anspruch


    Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bevorzuge normalerweise lange Romane, je mehr ein Buch in Richtung Wälzer geht, desto besser. Wie gesagt, normalerweise! Als ich die Leseprobe zu diesem doch recht kurzen Roman beendet hatte, war ich also nicht sonderlich begeistert, weder von den nicht über zwei Seiten hinausgehenden Mini-Kapiteln, noch von dem Sujet. Wen interessiert denn ein alleinstehender alter Mann, der nichts anderes mit seinem Lebensabend anzufangen weiß, als Tag für Tag einer jungen, völlig ahnungslosen Studentin nachzuspionieren. Ich war fest davon überzeugt, dass diese Geschichte kein gutes, geschweige denn zufriedenstellendes Ende nehmen könnte. Kampflos wollte ich das Feld jedoch nicht räumen und so las ich die Probe ein zweites Mal. Merkwürdigerweise gewann sie dabei an Substanz und mir fiel die sehr poetische Ausdrucksweise des Autors auf.

    Nachdem ich nun das gesamte Buch gelesen habe, muss ich meinen ersten Eindruck völlig revidieren und bin aufs Angenehmste überrascht. In diesen knapp 150 Seiten steckt nämlich so einiges an sprachlicher Schönheit und Lebensweisheit. Die Geschichte über den einsamen Mann und seine heimliche "Sehnsucht nach Elena" entwickelt sich sehr bedächtig und leise. Als Leser tappt man ziemlich lange im Dunkeln, warum die männliche Hauptfigur geradezu besessen von der jungen Frau ist. Meine Vermutungen diesbezüglich trafen zwar fast ins Schwarze, dennoch hielt die Auflösung größere Überraschungen bereit. Ich war froh, nun doch etwas mehr über den Mann zu erfahren, den ich eine Zeitlang begleitet hatte, ohne auch nur seinen Namen genannt zu bekommen. Zum Glück hatte ich kein Buch über einen einsamen Perversen gelesen und alle bisherigen Handlungen ergaben plötzlich einen Sinn. Ich gehe hier mal nicht ins Detail, sonst ist der ganze Lesespaß dahin!

    Das Buch ist leicht lesbar und präsentiert dem geneigten Leser viele schöne Gedanken über die Liebe, den Verlust geliebter Menschen und die verschiedenen Stadien der Trauerbewältigung. In diesem Zusammenhang spielen die vier Jahreszeiten mit den jeweiligen Veränderungen der Natur und die daraus resultierende Beeinflussung des Gefühlslebens der Menschen eine wichtige Rolle. Ich bin für kurze Zeit in dieser traumgleichen Schilderung einer Begegnung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Welten und Lebenszeiten versunken und bin sehr geerdet und zufrieden daraus hervorgegangen. Einziger Wermutstropfen waren die doch etwas spärlich bedruckten Seiten, die das Buch wie eine kleine Mogelpackung erscheinen lassen. Angesichts des wertvollen Inhaltes sehe ich allerdings gern darüber hinweg.

    Mein Fazit: Ein berührender, angenehm unaufgeregter und wunderbarer Roman, der mich noch lange beschäftigen wird. Joel Haahtela hat ein kleines Juwel geschaffen, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Also unbedingt kaufen, ein ruhiges Plätzchen suchen und mit allen Sinnen genießen!

  • In seinem zweiten Roman „Sehnsucht nach Elena“ beschreibt Joel Haahtela die große Leere, die ein Mensch in uns hinterlässt, wenn er stirbt.
    Der Protagonist geht eines morgens durch Zufall einen anderen Weg als sonst, er steigt nach fünf Haltestellen aus der Straßenbahn aus, nicht nach sieben. Auf dem Weg durch den Park trifft er sie,
    Elena. Er fühlt sich seltsam verbunden mit ihr und beobachtet sie fortan täglich auf ihrem Weg durch den Park. Sie ist eine Art Sucht für ihn, er
    braucht sie, um am nächsten Tag einen Grund hat aufzustehen, um seine Vergangenheit zu überwinden.


    Das Buch ist mit 152 Seiten ein eher kurzes Lesevergnügen, besteht aus vier Teilen und sehr kurzen Kapiteln, selten länger als zwei
    Seiten. Joel Haahtela benutzt vorrangig Haupt- bzw. kurze Sätze. Er hat einen klaren flüssigen Schreibstil, welches das Lesen angenehm macht und die Handlung
    schnell vorantreibt.


    Am Anfang war das Buch für mich sehr verwirrend, da ich nicht einordnen konnte, ob der Protagonist Gut oder Böse ist, ein einfacher trauriger Mann oder ein
    Stalker.
    Der Autor lässt den Leser lange im Unklaren darüber, wer die handelnde Person eigentlich ist, welches Alter er hat, welche Gründe er
    für sein Handeln hat. Trotz der wenigen Informationen fühlt man sich beim Lesen, als würde man den Protagonisten schon ewig kennen, wie als würde man in
    derselben Situation genauso handeln. Dadurch, dass Joel Haahtela darauf verzichtet uns zu erklären, wer die Hauptperson ist, reduziert er das Geschehen auf das
    Wesentliche. Das Wichtigste wird nicht durch bedeutungslose Informationen verdeckt.
    Die sehr kurzen Kapitel unterbrechen den Lesefluss und es entsteht kein richtiger Zusammenhang zwischen den einzelnen Sequenzen.
    Erst am Ende des Buches versteht man. Aber gerade diese kurzen Kapitel treiben den Leser voran, lassen ihn von einem Kapitel zum nächsten schwingen und ehe
    man sich versieht, ist das Buch zu Ende.
    Meiner Meinung nach ist dies ein wundeschönes Buch, gut geeignet zum Träumen und kurzfristigen Abschalten aus dem Alttagsstress. Es
    reißt mit und veranlasst den Leser zum nachdenken über das eigene Leben. Sehr empfehlenswert.
    Allerdings muss ich sagen, dass ich den Preis von 16 € für 152 Seiten als zu teuer empfinde. Das Buch kann noch so gut sein, der
    Kunde wird sich wahrscheinlich eher gegen den Kauf entscheiden.

  • Joel Haahtela: Sehnsucht nach Elena
    978-3492052382


    Über den Autor:
    Joel Haahtela, Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Psychiater mit seiner Familie in der Nähe von Helsinki und wurde für seine bislang fünf Romane für den Runeberg- und den angesehenen Finlandia-Preis nominiert.


    Inhalt:
    Der Ich-Erzähler steigt einige Stationen zu früh aus der Bahn und trifft im Park eine junge Frau, in die er sich verliebt. Nun versucht er sie wiederzutreffen und mehr über sie zu erfahren. Jeden Tag wartet er, meist erfolgreich, im Park auf sie.


    Aufbau und Meinung:
    In kurzen tagebuchartigen Einträgen beschreibt Haahtela die einseitige Annäherung mit wunderschönen poetischen Einsichten (besonders gelungen Seite 114 >>die Liebe ist alles<<).
    Diese Liebe zur Unbekannten und die Treffen mit ihr, halten den Ich-Erzähler aufrecht, denn obwohl Elena ihn nicht wahrzunehmen scheint, ist sie im richtigen Moment für ihn da.
    Haahtela lässt den Ich-Erzähler auf dem Höhepunkt der Geschichte (der Konfrontation mit Elena) Frieden mit sich und seinen Erinnerungen schließen. Haahtela beschreibt so schön zart und leicht und verleiht damit dem häufig schwierigem Thema Liebe viel Würde.
    Die Sanftheit der Worte wird typographisch unterstrichen, da sich pro Doppelseite nur einige Absätze finden. Dies ist ein schöner Gegensatz zu den zahllosen Romanen, die den Leser schon beim Aufschlagen der nächsten Doppelseite mit enggedruckten Zeilen erschlagen.


    Eine Kleinigkeit, die mir als Illustratorin auffiel:
    Auf dem Cover ist eine blonde Frau mit Kleid und Stiefeln abgebildet. Beschrieben wird Elena jedoch als dunkelhaarig mit schmalen Schuhen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Auch ich habe das Buch von vorablesen bekommen. Und hier nun meine Rezi.


    Klappentext:
    “Ich weiß fast nichts über sie. Nur ihren Namen Elena. Ihr Gang ist mir vertraut, die Art, wie sie sich kleidet. Ich habe ihr Gesicht gesehen, das die Welt zu einem besseren Ort macht.” In einem PArk sieht er Elena zum ersten Mal. Sofort erscheint sie ihm seltsam vertraut, und seine Sehnsucht nach ihr wächst mit jedem Tag. Für sie tritt er eine Reise an in seine eigene, schmerzliche Vergangenheit, die das Geheimnis seiner Sehnsucht birgt.
    Inhalt:
    Ein Mann trifft im Park auf eine junge Frau und ist von ihr so fasziniert, dass er nur noch an sie denkt und sie jeden Tag wiedersehen muss. Allerdings spricht er sie nicht an, sondern beobachtet sie nur. Nach einiger Zeit gelangt er in den Beitz eines Buches von ihr und erfährt so ihren Namen: Elena. Nun möchte er noch mehr über sie erfahren und begibt sich auf die Suche nach ihrem Wohnort. Als die Semesterferien beginnen ist er enttäuscht, dass er ihr nicht mehr begegnet und fällt in ein schwarzes Loch. Schließlich begibt er sich auf die Suche nach Elena und erfährt, dass sie auf einer Insel während der Ferien arbeitet. Obwohl er kein Geld hat um sich die Reise zu leisten fährt er zu Elena…
    Meinung:
    Joel Haahtelas Ich-Erzähler lebt allein in seiner Wohnung mit einem großen Garten. Ein Zimmer in seiner Wohnung ist immer verschlossen. Die Suche nach Elena und die Frage, was sich im verschlossenen Zimmer befindet, beschäftigt den Leser während des Buches.
    “Sehnsucht nach Elena” ist ein sehr zart und fein geschriebener Roman. Er bringt uns die Gedankenwelt eines Menschen näher, der alleine lebt und sich mit dieser Gegebenheit auseinandersetzen muss. Durch den Aufbau des Buches mit seinen sehr kurzen Kapiteln ist man viel stärker in die Welt des Ich-Erzählers eingebunden. Man sieht seine Welt durch seine Augen.
    Ein wunderbares Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe und für mich ein Highlight ist.
    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Nachdem ich vor einiger Zeit die Leseprobe zu "Sehnsucht nach Elena" gelesen hatte, war ich zunächst einmal wenig begeistert. Es kam mir vor, wie die 08/15-Geschichte eines Stalkers. Glücklicherweise lag ich damit komplett daneben.


    In "Sehnsucht nach Elena" geht es um das Leben der Studentin Elena, das sich außerhalb ihres Sichtfeldes abspielt. Außerhalb dessen, was sie bewusst wahrnimmt. Das sagt uns jedenfalls Ich-Erzähler des Buches. Aber eigentlich erzählt das Buch die Geschichte eines Mannes, der auf schmerzvolle Art seine Vergangenheit zu bewältigen versucht und als er kurz vor dem Scheitern steht ... trifft er Elena.


    Der Leser liest die Geschichte aus der Sicht des Ich-Erzählers und bekommt die Information, worum es in dieser Geschichte wirklich geht, nur spärlich. Nämlich so, wie sich der Ich-Erzähler, von dem wir übrigens keinen Namen erfahren, selbst seiner eigenen Vergangenheit stellen wird. Deswegen erweckt dieses Buch zunächst auch einen falschen Eindruck beim Leser, aber das ist wohl so gewollt und macht das ganze auch noch spannender.


    Generell strotzt dieses Buch nur so vor Poetik und Symbolik. Haahtela hat eine wunderschöne Geschichte über das Leben und seine Vergänglichkeit geschrieben. Über die Psyche des Menschen und seine merkwürdigen ausflüchte, wenn man mit schlimmen Situationen einfach überfordert ist und alles nicht mehr verarbeiten kann. Die Charaktere sind dabei nur zweitrangig, deswegen erfahren wir über sie auch nur gerade so viel wie nötig ist um zu begreifen, wie eine zufällige Begegnung mit einer völlig fremden Person einem das Leben retten kann.


    Insgesamt ein sehr, sehr schönes Buch, welches schnell zu lesen ist, was sicherlich auch an den wirklich kurzen Kapiteln liegt. Allerdings sollte man sich schon ein wenig Zeit dafür nehmen, denn schnelle Leseeindrücke sind ebenso vergänglich wie auch alles andere im Leben.

  • Autor: Joel Haahtela


    Originaltitel: Elena


    Inhalt:


    Der Ich-Erzähler ist einsam. Als er einen Spaziergang durch den Park macht, sieht er sie. Irgendetwas an ihr scheint ihm vertraut und eine große Sehnsucht erfüllt ihn. Tag für Tag sitzt er im Park und wartet auf die junge Frau. Manchmal hat er Glück und sieht sie, wenn sie durch den Park läuft. Manchmal jedoch kommt sie nicht. Als sie eines Tages ein Buch liegen lässt und er es an sich nimmt, erfährt er endlich ihren Namen, der dort eingetragen ist: Elena.


    Der Autor:


    Joel Haahtela, Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Psychiater mit seiner Familie in der Nähe von Helsinki. Seine bislang fünf Romane wurden u.a. für den renommierten Finlandia-Preis nominiert. Leser und Kritiker begeisterte an seinem ersten Roman "Der Schmetterlingssammler" seine Poesie und seine Leichtigkeit. "Sehnsucht nach Elena" ist sein zweiter Roman, der auf Deutsch erscheint.


    Gestaltung:


    Ich finde das Cover sehr ansprechend. Man sieht eine Frau, die auf das weite Meer hinausblickt. Es wirkt alles gräulich und trist, nur ihr Kleid ist orange und sticht hervor. Sie hat die Arme um sich geschlungen und die Füße leicht nach innen gedreht. Den Schirm hält sie von sich gestreckt. Aufgrund dieser Körperhaltung bekommt man das Gefühl, dass sie gerade tief in Gedanken versunken ist.
    Über das Lesebändchen habe ich mich gefreut. Ich mag es nicht, wenn die Lesezeichen aus dem Buch fallen. Das kann hier nicht passieren.


    Meine Meinung:


    Als ich das Buch in den Händen hielt, wollte ich es schon einmal anlesen. Erschrocken stellte ich nach einer Weile fest, dass ich bereits bei der Hälfte des Buches angelangt war ...


    Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Der Ich-Erzähler berichtet uns über seine Erlebnisse und seine Gedanken. Durch den Schreibstil und die sehr kurzen Kapitel hat man das Gefühl, dass man ein Tagebuch liest.


    Nach der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass es sich bei dem Ich-Erzähler um einen Stalker handeln könnte. Nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, bin ich der Meinung, dass man ihn nicht als solchen bezeichnen kann. Er ist einsam und jedes Mal, wenn er Elena sieht, schöpft er neue Hoffnung. Möchte er nur nicht mehr allein sein oder liegt mehr dahinter? Der Erzähler gibt uns einige Hinweise, dass etwas in der Vergangenheit geschehen ist. Etwas, dass eine tiefe Leere in seinem Innern hinterlassen hat.


    "Eine alte Uhr zu kaufen bedeutet, sich der Vergänglichkeit bewusst zu sein. Sonst könnte man glauben, alles ginge ewig weiter, und nichts würde sich jemals ändern." (Seite 16)


    Um dieses Ereignis zu verdrängen, denkt er oft an Elena. Vielleicht zu oft, denn er vernachlässigt alles andere. Als sein Freund Jan überraschend vor seiner Tür steht, stellt der Ich-Erzähler fest, dass er seinen Briefkasten seit einer Woche nicht geleert hat, und Jans Brief, in dem er ankündigt, dass er den Ich-Erzähler besuchen möchte, immer noch ungelesen darin liegt.


    Warum fühlt sich der Erzähler zu Elena so hingezogen? Was ist in seiner Vergangenheit geschehen? Wird er Elena näher kennenlernen? Und kann sie ihn aus seinem dunklen Loch holen, sodass er der Einsamkeit entfliehen und neue Freude am Leben finden kann?


    Obwohl das Buch eine ruhige Atmosphäre hat, liest man immer weiter, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.


    "Sehnsucht nach Elena" habe ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen!

  • Ein Moment, der ein Leben verändert


    Inhalt:


    Wer hat noch nicht von einem Moment gehört, der ein Leben für immer ändert? Genau einen solchen Moment erlebt ein Mann in "Sehnsucht nach Elena".
    Eines morgens weicht er von seiner gewöhnlichen Route - 7. Station aussteigen, vorbei am Busbahnhof, der Sternenwarte und dem Gemüsehändler - ab und kommt in einen Park. Dort sieht er eine junge Frau die ihm gleich vertraut erscheint und eine unstillbare Sehnsucht in ihm weckt. Jeden Morgen verbringt er seitdem im Park und als die Frau - Elena heißt sie erfährt er durch Zufall - plötzlich nicht mehr kommt bringt ihn diese Sehnsucht komplett aus dem Konzept. Er beschließt sie zu suchen und findet den Ursprung seiner Sehnsucht in seiner eigenen Vergangenheit...


    Meine Meinung:


    Der Leser wird durch einen namenlosen Ich-Erzähler durch das Geschehen geführt, die täglichen Erlebnisse dieses Erzählers werden geschildert. Die Kapitel sind jeweils sehr kurz und so entsteht der Eindruck in einem Tagebuch zu lesen.
    Der Autor bedient sich einer gefühlvollen, zärtlichen und modernen Sprache die alle Sinne anspricht und poetisch & rührend das Gefühlsleben des Mannes überträgt.
    Die Protagonisten lernt man aufgrund der Erzählweise anhand unterschiedlicher Gesichtspunkte kennen. Während man bei dem Mann nur hinter die Fassade schauen und seine Gefühle und Gedanken komplett einsehen kann, erfährt man von Elena nur, was der Mann sieht oder über sie denkt.
    Der Mann ist gewissenhaft, einsam und hält eigentlich stets an seiner Routine fest. Das zeigt sich darin, dass allein in den ersten 10 Kapiteln mehrfach der Weg am Busdepot, der Sternenwarte und dem Gemüsehändler vorbei, erwähnt wird. Jede kleine Änderung wirft ihn normal komplett aus der Bahn, Halt findet er dann aber in seiner enormen Sehnsucht nach Elena.
    Die Handlung ist klar und strukuriert, sie umfasst einen Zeitraum von etwas einem Jahr. Größere Zeitsprünge stören hierbei nicht, da man die wichtigsten Ereignisse von der erlebenden Person selbst geschildert bekommt.
    Man weiß lange nicht warum der Mann Elena so verehrt, ob es Liebe auf den ersten Blick war oder er einfach psychisch krank ist. Nach und Nach wird das Geheimnis des Mannes gelüftet, jedes Kapitel enthält ein weiteres Steinchen und diese Steinchen bilden dann am Ende ein geordnetes Mosaik des Lebens des Mannes.
    Die Gestaltung des Covers ist perfekt auf den Inhalt abgestimmt, sowohl das Geheimnisvolle an Elena, als auch die große Sehnsucht die im Buch enthalten ist werden übertragen. Denn die Frau dreht den Rücken zu den Lesern und blickt melancholisch auf's Meer hinaus.


    Fazit:


    Mit nur 152 Seiten ist es dem Autor gelungen den Leser zu fesseln und zu überzeugen.
    Ein Buch, das den Leser berührt, aber auch zum Nachdenken anregt. Vor allem aber ein Roman, der einem zeigt, das oftmals ganz andere Sachen hinter einer Handlungsweise stecken als man denkt und das verdeutlicht, dass ein einziger Moment alles ändern kann.

  • Eines Morgens ist der Ich-Erzähler an der falschen Straßenbahnhaltestelle ausgestiegen, warum auch immer – und da hat er sie kennengelernt, die junge Frau im Park, die er von da an fast jeden Tag sieht und die ihn fasziniert. Als sie irgendwann ein Buch liegenlässt, in dem sie gelesen hat, nimmt er es an sich und weiß nun immerhin ihren Namen: Elena heißt sie, die Frau, deren Aussehen und Bewegungen ihm mittlerweile so vertraut geworden sind und von der er doch sonst kaum etwas weiß, er denkt sich ein Leben für sie aus und macht sich schließlich auf die Suche nach ihrer Wohnung und weiteren Spuren ihres Lebens.


    Als Elena tagelang nicht auftaucht, fehlt sie ihm schon beinahe schmerzhaft, er hat Angst um sie, bis er begreift, dass sie Semesterferien hat – und ernsthaft überlegt, ihr nachzureisen …


    Aus dieser Beschreibung könnte man eine krankhafte Obsession und Stalking herauslesen, doch die Empfindungen dieses Mannes sind so zart und behutsam geschildert, dass diese Etiketten nicht wirklich zutreffen – eigentlich ist er schon damit zufrieden, Elena einfach nur zu sehen und immer mehr über sie herauszufinden.


    In sehr kurzen, beinahe tagebuchartigen Kapiteln entwickelt sich die Geschichte dieser stillen Leidenschaft, in kleinen Bruchstücken enthüllt sich das Leben des Ich-Erzählers, sein gleichförmiger Alltag, seine langjährige Freundschaft mit Jan, kleine, alltägliche, aber unsentimental schöne Beobachtungen über das Wetter, die Menschen und die Welt, bis zu einer unerwarteten Erklärung für die Sehnsucht nach Elena.


    Ein wirklich schönes kleines Buch.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mir ist das Buch zufällig in die Hände gefallen. Eigentlich wollte ich es nach den ersten Seiten gleich wieder weglegen. Man hat nur Fragezeichen im Kopf. Was will der Mann von Elena? Was tun die kleinen Anekdoten zur Sache, die in den kurzen Kapiteln nebenbei erzäht werden?


    Zum Glück habe ich es bis zum Ende gelesen und man wird wirklich dafür belohnt. Nur ein einziger Satz verändert die Sichtweise des Lesers auf das Buch völlig und man versteht ... Dieses Verständnis öffnet die Seele für diese Geschichte und belohnt sie dafür. Und es ist dadurch ein Buch, das einem in Erinnerung bleibt.


    Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.