Buddenbrooks Teil 7 - Teil 9 (Januar)

  • Zitat von »Gabi5«
    Schön fand ich wie sich Tony rührend um die hauswirtschaftlichen Dinge für ihre Tochter bemüht. Dieses planen, organisieren und repräsentieren liegt Tony einfach im Blut - hat sie doch schon mehrere Wohnsitze eingerichtet.
    Das fand ich irgendwie überhaupt nicht schön, denn von ANfang an war es wirklich eher Tonys Ehe als die ihrer Tochter. Tony tut alles, damit diese Ehe zustande kommt, als Leser erfährt man überhaupt nichts über Erikas Gefühle in diese Richtung und das hat mich schon sehr gestört. Überhaupt ist Erika mehr und mehr nur eine Nebenfigur und tritt hinter ihrer sehr dominanten Mutter total in den Hintergrund. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Tony das alles für Erika tut, sondern ich fand eher, dass sie das für sich und das Ansehen ihrer Familie macht. Als könne Erikas Ehe ihre Schmach wieder gutmachen.


    :-k ja, Du hast recht - so könnte man das auch sehen. Doch ich glaube irgendwie trotzdem an "das Gute in Tony", dass sie versucht ihrer Tochter einen möglichst passenden Mann zu finden - damit ist sie ja in dieser Familie nicht alleine ;)
    Natürlich möchte sie auch ihr eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, aber sie erkennt schon, dass sie an Erikas geringer Auswahl an möglichen Ehemännern schuld ist.

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Natürlich möchte sie auch ihr eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, aber sie erkennt schon, dass sie an Erikas geringer Auswahl an möglichen Ehemännern schuld ist.

    Na gut, das stimmt schon...
    Aber gerade weil Tony bei dieser Eheschließung so dominant ist, würde ich das, was FallenAngel schreibt, nämlich dass Erika das "schlechte Händchen ihrer Mutter für Männer erbt" nicht so sehen, denn Erika hat ja fast nichts zu sagen. ;) Du hast sicher Recht, dass Tony das nicht böse meint oder aus Schlechtigkeit tut, aber genau wie bei ihren eigenen Ehen ist sie zu wenig auf die Liebe bedacht und zu sehr darauf, eine gute Partie zu machen. :( Sie kann wahrscheinlich nicht anders, weil das ihre einzige Möglichkeit ist, die Familie zu unterstützen. :-s

  • Ich bin jetzt mit dem achten Teil durch. Hauptsächlich ging es hier ja irgendwie um Hanno, was mir gut gefallen hat.
    Ich fand es sehr bezeichnend, dass Hanno nun seine Liebe zur Musik entdeckt hat.

    Das scheint er hauptsächlich von seiner Mutter, aber wohl auch von seinem Onkel Christian geerbt zu haben. Denn als Christian wieder in der Stadt ist, versteht er sich (so wie ich das verstanden hab) recht gut mit Gerda.

    Dass Gerda sein Talent erkennt und fördert, ist ja offensichtlich. Herrn Pfühl konnte man sich dabei richtig gut vorstellen, fand ich. Für ihn muss es auch toll gewesen sein, einen Schüler wie Hanno zu haben, der die Musik nicht nur spielt, sondern ihre Struktur und Beschaffenheit auch wirklich verstehen will und kann. Aber ich verstehe nicht richtig, welche Rolle Christian dabei spielen soll? Klar wird am Anfang des achten Teils erwähnt, dass Gerda und er viel gemeinsam in Konzerte gehen, aber mit Hannos musikalischer Erziehung hat Christian doch gar nichts zu tun? :-k Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass Christian musikalisch ist?! Habe ich da was überlesen? Er interessiert sich für Kunst, das schon, aber nicht speziell für Musik, noch spielt er ein Instrument, oder? :-k
    Diesen Abschnitt fand ich dennoch sehr beeindruckend, weil er gezeigt hat, wie anders Hanno Buddenbrook im Vergleich zu seinem Vater ist. Thomas hatte sich so gewünscht, dass sein Sohn nach ihm geraten und ein guter Geschäftsmann und potenzieller Nachfolger in der Firma sein würde, aber Hanno scheint ganz nach Gerda zu kommen und als Geschäftsmann kann man ihn sich wirklich nicht vorstellen. So, wie der Autor ihn beschreibt, kann man ihn sich auch gar nicht an Thomas' Stelle vorstellen. ;)
    Zu der Szene mit dem Familienbuch, da finde ich es sehr interessant, wie unterschiedlich man das lesen kann:

    Seitdem weiß ich erst recht, wieso Kinder so oft in Horrorfilmen eingesetzt werden, um eine Szene besonders gruselig zu machen!

    Ich fand die Szene überhaupt nicht gruslig, sondern irgendwie tragisch und sehr traurig. Hanno zieht den Strich ja ganz in Gedanken, nicht mutwillig und mit irgendeiner Absicht dahinter. Und als Thomas dann wutentbrannt vor ihm steht, kommt er mir lediglich wie ein vollkommen verängstigtes kleines Kind vor, das gar nicht weiß, was es verbrochen hat.

    Zitat

    Er mußte sich einen Augenblick besinnen, ob er es getan habe, und dann sagte er schüchtern und ängstlich: "Ja."
    "Was heißt das! Was ficht dich an! Antworte! Wie kommst du zu dem Unfug!" rief der Senator, indem er mit dem leicht zusammengrollten Heft auf Hannos Wange schlug.
    Und der kleine Johann, zurückweichend, stammelte, indem er mit der Hand nach seiner Wange fuhr: "Ich glaubte... ich glaubte... es käme nichts mehr..." (S. 523 f.)

    :cry: Das ist für mich eine der traurigsten Szenen bisher! Natürlich ist sie sehr aussagekräftig, was die Bedeutung für die Familie betrifft, aber selbst das... nein, ich hatte nur Mitleid mit dem kleinen, verschreckten Jungen, der nichts Böses im Sinn hatte. Und ein bisschen auch mit Thomas, denn ich denke, in seiner Situation ist es nur natürlich, dass er das Ganze auch als schlechtes Omen sieht und aufbraust.


    Übrigens, bei der Beschreibung von Herrn Brecht hätte ich mir gewünscht, dass ich mir Hannos Leiden etwas weniger gut hätte vorstellen können. :pale: Die Idee, dass Herr Brecht aber nun diesen Papagei besitzt, fand ich sehr lustig, irgendwie.


    Bei der Wahl seines besten Freundes hat Hanno ja das genaue Gegenteil von sich selbst erwischt! :lol: Aber ich fand die Beschreibung, wie die Jungen sich ergänzen, sehr schön. Typisch für die Buddenbrooks war dabei ja auch, dass sie Kai akzeptierten, obwohl sein Adelstitel in Wirklichkeit ja nichts wert war. Vom Benehmen und der Erziehung her hätten einfachere Kinder sicher mit ihm mithalten können, von daher fand ich das sehr bezeichnend. Übrigens natürlich auch, was aus Kais Familie geworden ist. Das war ja auch so ein Fall, wie die Buddenbrooks ihn gerade selbst zu erleben scheinen... da nützt auch der tollste Titel nichts. ;)


    Und das Weihnachtsfest... war an Prunk ja nicht zu überbieten. Ich habe mich gefragt, wie Thomas das Geld dafür zusammengekratzt hat. Es muss ihm ja in der Seele wehgetan haben, immer mehr auszugeben, nur damit der ganze Prunk da ist. Aber natürlich erwartete man das von ihm, auch innerhalb seiner Familie. Christians Benehmen bei diesem Fest fand ich mehr als unmöglich. Er verkörpert für mich genau den Typ Mensch, zu dem ich sagen würde, er sei "von Beruf Sohn". Er fühlt sich für nichts verantwortlich, gibt seine komischen Geschichten zum Besten und gut ist. Auf die Gefühle seiner Familie nimmt er absolut keine Rücksicht, bedankt sich nicht einmal für die Mühen... er wird mir immer unsympathischer! [-X

  • Na gut, das stimmt schon...
    Aber gerade weil Tony bei dieser Eheschließung so dominant ist, würde ich das, was FallenAngel schreibt, nämlich dass Erika das "schlechte Händchen ihrer Mutter für Männer erbt" nicht so sehen, denn Erika hat ja fast nichts zu sagen. ;) Du hast sicher Recht, dass Tony das nicht böse meint oder aus Schlechtigkeit tut, aber genau wie bei ihren eigenen Ehen ist sie zu wenig auf die Liebe bedacht und zu sehr darauf, eine gute Partie zu machen. :( Sie kann wahrscheinlich nicht anders, weil das ihre einzige Möglichkeit ist, die Familie zu unterstützen. :-s

    Ich meinte damit auch nicht, dass Erika allzu aktiv an dem Prozess beteiligt ist, aber sie hat eben genauso viel Pech wie ihre Mutter. :wink:

    Aber ich verstehe nicht richtig, welche Rolle Christian dabei spielen soll? Klar wird am Anfang des achten Teils erwähnt, dass Gerda und er viel gemeinsam in Konzerte gehen, aber mit Hannos musikalischer Erziehung hat Christian doch gar nichts zu tun? :-k Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass Christian musikalisch ist?! Habe ich da was überlesen? Er interessiert sich für Kunst, das schon, aber nicht speziell für Musik, noch spielt er ein Instrument, oder? :-k

    Naja, ich hab nicht gesagt, dass er an der Erziehung von Hanno beteiligt ist, aber man merkt anhand der vielen Dinge, die Christian und Gerda unternommen haben (und es waren schon viele unternehmungen, wenn man bedenkt, dass sie sonst kaum etwas miteinander zu tun haben), dass es da eine Verbundenheit gibt, zu der Hanno aufgrund seiner eigenen Liebe zur musik ebenfalls gehört. Zumindest empfand ich das so.


    Ich fand die Szene überhaupt nicht gruslig, sondern irgendwie tragisch und sehr traurig. Hanno zieht den Strich ja ganz in Gedanken, nicht mutwillig und mit irgendeiner Absicht dahinter.

    Naja, gruselig bedeutet ja auch nicht, dass Hanno das absichtlich macht. Gerade dass es so gedankenverloren ist, macht es irgendwie gruselig. Aber leid getan hat er mir nach der Reaktion seines Vaters natürlich ebenfalls.


    Es muss ihm ja in der Seele wehgetan haben, immer mehr auszugeben, nur damit der ganze Prunk da ist.

    DAS hab ich mir auch gedacht. Ich stelle mir vor, wie das sein muss, zu wissen, wie viel Geld man hat, wie viel man monatlich braucht und wie lange das Geld somit im besten Fall noch ausreichen wird - und dann so viel davon "zum Fenster rauswerfen" zu müssen! :shock:

  • Naja, gruselig bedeutet ja auch nicht, dass Hanno das absichtlich macht. Gerade dass es so gedankenverloren ist, macht es irgendwie gruselig.

    Ich sag ja, jeder liest es anders. ;) Mal sehen, was die anderen meinen.

    aber man merkt anhand der vielen Dinge, die Christian und Gerda unternommen haben (und es waren schon viele unternehmungen, wenn man bedenkt, dass sie sonst kaum etwas miteinander zu tun haben),

    Ich denke, das liegt daran, dass sie einander zuvor kaum kannten. Christian war im Ausland, auch Gerda hat Thomas sozusagen "von außerhalb" und sie lernen einander erst kennen, als Christian nach Lübeck zurückkehrt. Nur aus ihrem Verhältnis zu Christian werde ich nicht recht schlau. Ich frage mich, ob sie sich wirklich gut verstehen, oder ob Gerda sich insgeheim ein bisschen über ihn lustig macht:

    Zitat

    " Ja, ich habe in letzter Zeit bemerkt, daß Gerda und Christian sich gut vertragen." [sagt Tony und Thomas antwortet:]
    "Ich auch. Seit er dauernd hier ist, fängt sie an, Geschmack an ihm zu gewinnen. Sie hört auch ganz aufmerksam zu, wenn er seine Leiden beschreibt... Mein Gott, er amüsiert sie. Neulich sagte sie zu mir: 'Er ist kein Bürger, Thomas! Er ist noch weniger ein Bürger als du!...'" (S. 451)

  • Nur aus ihrem Verhältnis zu Christian werde ich nicht recht schlau. Ich frage mich, ob sie sich wirklich gut verstehen, oder ob Gerda sich insgeheim ein bisschen über ihn lustig macht:

    Naja, ich war mir da nicht so sicher, ob Gerda das wirklich gesagt hat und wenn ja, ob sie es auch tatsächlich so gemeint hat, wie das bei Thomas bzw. dir ankam.

  • Ich habe jetzt die erste Hälfte des neunten Teils gelesen. :)
    Ich war nicht gerade erstaunt, dass nun

    Ich fand, dass diese Szene ihr aber sehr gerecht wurde, denn Mann

    Die Szene danach, in der jeder versucht, an das zu kommen, was ihm zusteht, habe ich zuerst zwar als schlimm, aber nicht als überragend empfunden. Da

    Überhaupt wird in diesem Teil sehr deutlich, wie es um die Buddenbrooks bestellt ist. Das Familienunternehmen gibt es quasi nicht mehr, Thomas trägt alles allein - und da ist es sehr verständlich, finde ich, dass er sich so verhält und einfach nicht mehr kann. Ich denke, gerade in dem Streit mit Christian, der sich nie um etwas gekümmert hat, wird deutlich, dass er einfach an seine Grenzen stößt. (Thomas ist nun mal eine der tollsten Figuren für mich, ich werd mich immer bemühen, ihn zu verstehen. ;)).
    Deutlich, dass das an Christian liegt, wird das Ganze für mich auch dadurch, dass Thomas

    Ich denke, ich werde nachher noch den neunten Teil beenden. ;)

  • Ich bin jetzt mit Teil 7 fertig und etwas überrascht über die "plötzliche" Taufe von Hanno. Es gab vorherdoch noch nicht mal Anzeichen, dass Gerda schwanger war und dann beginnt der 7. Teil gleich mit der Taufe. Hat mich etwas verwirrt. Ich fand es dann ein bisschen makaber, dass als Taufrede versehentlich eine Grabesrede gehalten wurde. Ein schlechtes Zeichen?


    Dann weiß ich nicht, ob ich mich für Thomas freuen soll, dass er zum Ratsherrn ernannt wurde. Schließlich hat er dadurch sehr viel Geld verloren und die Sache mit dem Haus war wirklich reine Verschwendung.


    Traurig fand ich auch Claras Tod und die Sache mit Christian. Den Streit zwischen Bethsy und Thomas kann ich Stellenweise nachvollziehen. Schließlich haben die Buddenbrooks schon viel Geld verloren und durch Bethsys "Geschenk" kam noch mal eine ordentliche Summe dazu....


    Morgen beginne ich dann mit Teil 8. :winken:

  • die Sache mit dem Haus war wirklich reine Verschwendung.

    Nun ja, ich finde das nicht unbedingt. Das ist die einzige Ausgabe, die Thomas für sich selbst macht. Er ist jetzt Ratsherr, warum soll er kein eigenes Haus haben? ;) Also, ich will damit sagen, Christian und Tony machen ständig nur, was sie wollen. Und er hat eben diesen Wunsch - für den er ja auch gearbeitet hat. Und nach dem, was man im neunten Teil erfährt, hätte er

    Den Streit zwischen Bethsy und Thomas kann ich Stellenweise nachvollziehen. Schließlich haben die Buddenbrooks schon viel Geld verloren und durch Bethsys "Geschenk" kam noch mal eine ordentliche Summe dazu....

    Da tut sich für mich ganz neugierig die Frage auf, was du daran denn dann nicht nachvollziehen kannst! ;)

  • Habe jetzt endlich wieder ein stabiles Internet und melde mich gleich hier :dance:


    Dass Gerda sein Talent erkennt und fördert, ist ja offensichtlich. Herrn Pfühl konnte man sich dabei richtig gut vorstellen, fand ich. Für ihn muss es auch toll gewesen sein, einen Schüler wie Hanno zu haben, der die Musik nicht nur spielt, sondern ihre Struktur und Beschaffenheit auch wirklich verstehen will und kann.


    Die Beschreibungen wie Hr. Pfühl dem kleinen Hanno unterrichtet habe ich sehr schön gefunden. Wie sich schon sehr rasch das unglaubliche Talent des Kindes herausstellt und Hanno schon mit 8 Jahren eigenen Kompositionen bei einer Familienfeier zum Besten gibt - einfach wunderschön! Sehr bezeichnend fand ich dabei, wie Tony den Buben lobt, ihn küsst und mit Mozart vergleicht - und die Reaktion von Thomas, dem hier anscheinend so richtig zu Bewusstsein kommt, dass sein Sohn KEIN Kaufmann sein wird. Für Thomas sicher traurig, damit ist der Zerfall der Familie einfach vorprogrammiert. Er sieht die Musik als "feindliche Macht" zwischen sich und dem Kind...


    Zu der Szene mit dem Familienbuch, da finde ich es sehr interessant, wie unterschiedlich man das lesen kann:
    Zitat von »FallenAngel«
    Seitdem weiß ich erst recht, wieso Kinder so oft in Horrorfilmen eingesetzt werden, um eine Szene besonders gruselig zu machen!
    Ich fand die Szene überhaupt nicht gruslig, sondern irgendwie tragisch und sehr traurig. Hanno zieht den Strich ja ganz in Gedanken, nicht mutwillig und mit irgendeiner Absicht dahinter. Und als Thomas dann wutentbrannt vor ihm steht, kommt er mir lediglich wie ein vollkommen verängstigtes kleines Kind vor, das gar nicht weiß, was es verbrochen hat.


    Also ich habe diese Szene überhaupt nicht gruselig, tragisch und nicht einmal sehr traurig empfunden :lol: Für mich ist es eine ganz typisch kindliche Reaktion - zuerst Neugierde auf die liegegelassenen Unterlagen, dann das Interesse am eigenen Namen und die "Spielereien" mit dem Füller. Schließlich das Verzieren mit einem Doppelstrich des eigenen Namens, genauso wie im Rechenheft. Eine einfach gedankenlose, kindliche Handlung. (Ich habe zwei Töchter, die haben auch öfters "solche" Dinge getan :mrgreen: ). In die Antwort "ich glaubte es käme nichts mehr" kann man natürlich einiges hineininterpretieren.... Trotzdem bleibe ich bei meinem ersten Gefühl - typisch Kind.

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Und das Weihnachtsfest... war an Prunk ja nicht zu überbieten. Ich habe mich gefragt, wie Thomas das Geld dafür zusammengekratzt hat. Es muss ihm ja in der Seele wehgetan haben, immer mehr auszugeben, nur damit der ganze Prunk da ist. Aber natürlich erwartete man das von ihm, auch innerhalb seiner Familie. Christians Benehmen bei diesem Fest fand ich mehr als unmöglich. Er verkörpert für mich genau den Typ Mensch, zu dem ich sagen würde, er sei "von Beruf Sohn". Er fühlt sich für nichts verantwortlich, gibt seine komischen Geschichten zum Besten und gut ist. Auf die Gefühle seiner Familie nimmt er absolut keine Rücksicht, bedankt sich nicht einmal für die Mühen... er wird mir immer unsympathischer!


    Ich glaube, dass Thomas schon noch Geld hat, er zehrt einfach von den Reserven, die noch vorhanden sind.
    Außerdem hat sicher auch die Konsulin einiges von "ihrem" Geld zur Weihnachtsfeier beigetragen, das Fest findet ja auch in der Mengstrasse statt. Hier habe ich besonders berührend empfunden, wie die alte Dame ihren Enkel Hanno und die Urenkelin Elisabeth an der Hand nimmt und zur Bescherung führt. Lächeln musste ich bei der Beschreibung des Parfüms der Konsulin: Patschuli - das es das damals schon gegeben hat :o
    Sehr interessant auch Christian: wie er Hanno davon abrät sich zu sehr mit Theater, Oper und diesen Dingen zu beschäftige, das taugt nichts. Er sieht sein "nichts geworden sein" also schon ein.


    Bei der Wahl seines besten Freundes hat Hanno ja das genaue Gegenteil von sich selbst erwischt! Aber ich fand die Beschreibung, wie die Jungen sich ergänzen, sehr schön. Typisch für die Buddenbrooks war dabei ja auch, dass sie Kai akzeptierten, obwohl sein Adelstitel in Wirklichkeit ja nichts wert war. Vom Benehmen und der Erziehung her hätten einfachere Kinder sicher mit ihm mithalten können, von daher fand ich das sehr bezeichnend. Übrigens natürlich auch, was aus Kais Familie geworden ist. Das war ja auch so ein Fall, wie die Buddenbrooks ihn gerade selbst zu erleben scheinen... da nützt auch der tollste Titel nichts.


    Mir ist auch gleich der Vergleich des Grafen "einzelne, erfolgreiche Zweige der Familie verdorren nach und nach" und den Buddenbrooks in den Sinn gekommen...

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • In die Antwort "ich glaubte es käme nichts mehr" kann man natürlich einiges hineininterpretieren.... Trotzdem bleibe ich bei meinem ersten Gefühl - typisch Kind.

    :lol: Super! Jetzt haben wir wirklich drei grundverschiedene Ansichten und da du als einzige von uns Kinder hast, hast du wahrscheinlich Recht. ;) Allerdings... wie gut kannte Mann sich mit Kindern aus? :-k Aus der Uni weiß ich noch, dass in diese Szene tatsächlich einiges hineininterpretiert wird, aber das heißt nicht, dass das immer alles richtig ist. Letztlich weiß es ja nur der Autor! :loool:


    Ich habe den neunten Teil jetzt übrigens ausgelesen und fand es sehr "schön" - nicht ganz das richtige Wort, aber in Ermangelung eines besseren jetzt eingesetzt - dass man als Leser

    Als es dann schließlich um das Haus der Familie geht und die Hagenströms ins Spiel kommen, ist Tonys Reaktion super! :lol:

    Übrigens... von wegen Christians großer Liebe und Hochzeit etc...

  • Hier habe ich besonders berührend empfunden, wie die alte Dame ihren Enkel Hanno und die Urenkelin Elisabeth an der Hand nimmt und zur Bescherung führt. Lächeln musste ich bei der Beschreibung des Parfüms der Konsulin: Patschuli - das es das damals schon gegeben hat

    Stimmt, die Szene war sehr schön und ist auch ein heftiger Gegensatz zum darauffolgenden Weihnachtsfest. :shock: Und bei dem Parfüm - daran, dass der "Duft" schon so alt ist, habe ich gar nicht gedacht. Ich dachte nur: ach ja, so riecht meine Oma auch. Ist echt auch eine Art Weihnachtsduft für mich. 8-[


  • Mir war die Szene

    Wobei Du, liebe Strandläuferin schon recht hast, T. Mann räumt der Konsulin sehr viel Platz ein

    - den hat sie sich ja auch verdient ;)
    Auch über Christian habe ich mich nicht gewundert, ich habe ihn sogar verstanden ... Er ist sehr sensibel, konnte sein Leben lang keine Verantwortung übernehmen, daher auch hier nicht.
    Die Szenen


    Meine Favoritin ist ja Tony :mrgreen: - daher verstehe ich ihre Reaktionen


    Das mit dem Haus in der Mengstrasse habe ich sehr traurig gefunden, aber es spannt den Bogen zum Beginn des Buches - die ersten

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Zitat von »Gabi5«
    In die Antwort "ich glaubte es käme nichts mehr" kann man natürlich einiges hineininterpretieren.... Trotzdem bleibe ich bei meinem ersten Gefühl - typisch Kind.
    Super! Jetzt haben wir wirklich drei grundverschiedene Ansichten und da du als einzige von uns Kinder hast, hast du wahrscheinlich Recht. Allerdings... wie gut kannte Mann sich mit Kindern aus? Aus der Uni weiß ich noch, dass in diese Szene tatsächlich einiges hineininterpretiert wird, aber das heißt nicht, dass das immer alles richtig ist. Letztlich weiß es ja nur der Autor!


    :mrgreen: Schade, dass wir T. Mann nicht fragen können :mrgreen:

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau