Buddenbrooks Teil 1 - Teil 3 (Dezember)

  • Ich bin natürlich auch noch dabei! Habe den zweiten Teil auch schon beendet, komme aber gerade kaum zum Posten. Ab übermorgen hab ich zwei Wochen Urlaub und werde dann wieder fleißig weiterlesen und meine Eindrücke hier schreiben. Da es hier nur so schleppend weiterging, hab ich jetzt erstmal in meinem anderen Buch weitergelesen, weil ich ja auch nicht zu schnell sein wollte.

  • Hallo :winken: ,


    wie weit seit Ihr mit dem Buch??


    Ich habe gerade den, doch sehr langen, 3. Teil beendet.
    Dieser Teil hat mir sehr gut gefallen, Tony ist eine junge, erwachsene Frau und Hr. Grünlich kommt in ihr Leben. Von Anfang an ist er mir total unsympathisch und ich habe mir gleich gedacht, dass er es auf Tony "abgesehen" hat. Er wird richtig widerlich beschrieben (zumindest kommt das bei mir so an). Die Wochen als Tony in Travemünd den Sommer verbringt werden total schön und so richtig idyllisch beschrieben, da konnte ich die Stimmung fast fühlen. Sehr interessant ist Morton, der sich ja in Tony verliebt - ich denke das kommt noch etwas? Er ist ja in einer Burschenschaftsverbindung und sie wollen den Adel bekämpfen, ich denke diese politischen Veränderungen waren in dieser Zeit ein wichtiges Thema. Das wird sicher noch interessant.


    Etwas eigenartig, so gar nicht dazupassend, sehr kurz fand ich das letzte Kapitel in diesem Teil - Thomas ist in Anna, eine Blumenverkäuferin, verliebt. Leider wird aus dieser Verbindung wohl gar nichts werden :-? Die Standesunterschiede sind sehr groß. Eine Frage hätte ich dabei an Euch: Thomas sagt mehrmals, beim Abschied, zu Anna: "Wirf Dich nicht weg" - was meint er damit? Dass sie sich keinen anderen Mann nehmen soll? Für mich klingt es ein bisschen, wie wenn er sie als Geliebte behalten möchte.
    Oder meint er sie soll sich nicht das Leben nehmen?
    Bin neugierig ob wir über Anna noch mehr erfahren.


    Ist Euch der Begriff "Schutzpincenez" aufgefallen? Auf S. 126 werden die Damen am Strand beschrieben und da ist dieser Begriff. Ich habe mal gegoogelt (leider nur ein Treffer), es dürfte sich um "Sonnenbrillen" handeln ;)

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau


  • Ich bin mitten in Teil 3 und Grünlich finde ich einfach nur schrecklich....

  • Ich habe den 3. Teil heute Morgen zu Ende gelesen. Auch ich empfand ihn als relativ lang, weshalb es auch länger gedauert hat, bis ich hier etwas posten konnte.


    Tony gefällt mir seit diesem Teil immer besser. Sie ist inzwischen eine erwachsene, selbstbewusste Frau, die eigentlich weiß, was sie will und ich habe immer wieder den Eindruck gehabt, dass sie einfach nur glücklich sein möchte (was ja nur verständlich und natürlich ist). Dennoch opfert sie das für ihre Familie und willigt ein, den Widerling Herr Grünling zu heiraten. :cry: Wie ihr merkt, konnte auch ich ihn beim Lesen nicht leiden und

    Die Beschreibung vom Sommer in Travemünde hat mir auch super gefallen und ich konnte die Sonnenstrahlen förmlich auf der Haut spüren. Zu schade, dass aus Tony und Morton nichts geworden ist - irgendwie fand ich die Vorstellung süß, dass die beiden zusammenkommen - was ja aber alleine schon wegen der politischen Einstellung Morton's undenkbar gewesen wäre! Auch ich bin gespannt, ob Thomas Mann in seinem Roman noch politischer wird und die Abschaffung des Adels noch mal oder vielleicht sogar häufiger zur Sprache kommt oder ob Morton einfach nur ein Gegenpol zu Herrn Grünling sein sollte.


    Was Thomas (der Charakter :wink: ) zu Anna gesagt, fand ich irgendwie auch seltsam. Ich glaube ja, er meinte, dass sie sich, obwohl sie für ihn nicht gut genug war (laut Ansicht der Familie), nicht irgendeinem hingeben soll, nur damit sie vergeben ist.


    Zitat

    Ist Euch der Begriff "Schutzpincenez" aufgefallen? Auf S. 126 werden die Damen am Strand beschrieben und da ist dieser Begriff. Ich habe mal gegoogelt (leider nur ein Treffer), es dürfte sich um "Sonnenbrillen" handeln ;)


    Du wirst lachen: Ich hab auch erstmal blöd geschaut und dann danach gegoogelt und bin somit auf das selbe Ergebnis gekommen. :loool:

  • Ich bin auch noch dabei, bin nur in den letzten Tagen nicht allzu sehr zum Lesen gekommen...
    Ich habe soeben das 3. Kapitel des 3. Teils ausgelesen und bin nun wirklich richtig in der Geschichte gefangen. Dass das Ableben der beiden alten Buddenbrooks so schnell ging, hat mich ehrlich gesagt auch mich auch ziemlich erstaunt, da andere (mE viel banalere) Dinge doch recht ausführlich behandelt wurden...
    Dass sich Gotthold offensichtlich mit dem Konsul ausgesöhnt hat, finde ich ganz gut, wobei ich das erst glaube, wenn ich das Buch ausgelesen habe...


    Wo ich glaube, dass es noch ordentlich "Stunk" geben wird, ist die Beziehung zwischen dem Konsul und seiner Frau. Das fing schon bei der "Anschaffung" des Dieners an - dort war meiner Meinung nach schon eine gewisse "kritische" Haltung Johanns gegenüber den Krögers ersichtlich, indem er die Lebensweise der Krögers nicht allzu positiv beurteilt und geht weiter, als Christian der Theater-Schauspielerin Blumen zukommen lässt.


    Zitat

    "Jean, mein Gott, dein Vater hätte gelacht darüber... und erzähle es nur am Donnerstag bei meinen Eltern, Papa wird sich köstlich amüsieren..."


    Hier begehrte der Konsul auf. "Ha! Ja! Ich bin überzeugt, dass er sich amüsieren wird, Bethsy! Er wird sich freuen, dass sein leichtfertiges Blut und seine unfrommen Neigungen nicht nur in Justus, dem ... Suituier, sondern ersichtlich auch in einem seiner Enkel fortleben... sapperlot, du zwingst mich zu dieser Äußerung!"


    Die Beschreibung der Pension und der dort lebenden Mesdemoiselles hat mir auch sehr gut gefallen; die Personen sind sehr anschaulich gezeichnet und auch hier kommt Tonys Hang zum Materialismus und Wohlstand wieder sehr gut hervor.


    Armgard hat mir von den Mädels ehrlich gesagt am Besten gefallen, vor allen Dingen, weil sie sich (sehr zu Tonys Verdruss) absolut nichts aus ihrem Adelstitel macht und sehr bodenständig zu sein scheint (sie erzählt von den Kühen zu Hause und träumt von einem eigenen Gut, das sie morgens um 5 Uhr bewirtschaften kann...


    Jetzt zu Grünlich: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: - ich denke, das sagt alles.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht so ganz, wo ich anfangen soll zu erklären, was ich an diesem Menschen so widerwärtig finde.


    Den Anfang macht ja der Besuch der Buddenbrooks. Ich mag Geplänkel absolut nicht und dummes Geschwätz noch viel weniger. Grünlich hat es vortrefflich verstanden, beides miteinander zu kombinieren. Dass er kein Rückgrat hat, zeigte sich bei seiner Bemerkung bzgl. Ciceros. Erst ist er ob der Lektüre hin und weg, doch als Johann Buddenbrook erklärt, er fände all das Latein und Griechisch für den Alltag unnötig, fängt Grünlich an, Buddenbrook beizupflichten und findet tatsächlich noch das ein oder andere eigene Negativ-Argument :puker: :pukel: .
    Bei seinem kleinen Ausraster hab ich kurzzeitig wirklich befürchtet, er würde auf Tony losgehen, aber was er danach abgezogen hat, fand ich um Längen lächerlicher.

    Zitat

    Ist Euch der Begriff "Schutzpincenez" aufgefallen? Auf S. 126 werden die Damen am Strand beschrieben und da ist dieser Begriff. Ich habe mal gegoogelt (leider nur ein Treffer), es dürfte sich um "Sonnenbrillen" handeln ;)


    Da sieht man mal wieder, wie lächerlich es werden kann, wenn man zwei Sprachen auf Gedeih und Verderb miteinander vermengen möchte :-s
    Der Schutz gilt für die Augen, "la pince" ist ein Klemmbalken und all das sitzt sur "le nez" - der Nase 8) .


    So, werd mich jetzt mal in die Heija machen und noch ein bisschen im 3. Teil lesen! :winken:

  • @all
    ich fände es schön, wenn gerade so wichtige Ereignisse,

    , in Spoiler gesetzt werden könnten. Ich wusste das ja jetzt schon vorm Lesen und wenn ich ehrlich bin, hat es mir die Stelle zu lesen, ziemlich verdorben...

  • Heute morgen habe ich nun auch den dritten Teil beendet. Kurzfristig war mir Tony sogar fast sympathisch durch ihr rebellisches Verhalten Grünlich gegenüber und ich dachte sie wäre etwas reifer geworden nach dem Internat. Ich hatte sogar schon richtig Mitleid mit ihr - aber dann ist ihre Arroganz wieder mal durchgebrochen. Sie genießt nach wie vor ihre Stellung in der Gesellschaft und riskiert dafür am Ende sogar eine glückliche Zukunft. Ich weiß zwar nicht, ob sie auf Dauer mit Morten glücklich geworden wäre (dafür ist ihr meiner Ansicht nach ihr Stand in der Gesellschaft zu wichtig), aber ich bin mir sicher, dass es mit Grünlich noch so einige Probleme geben wird.


    Grünlichs gesamten Auftritt fand ich einfach nur lächerlich und dass Tonys Vater sie quasi "zwingt" ihn zu heiraten, weil sie nach dessen Selbstmordandrohung sonst dessen Leben auf dem Gewissen habe, fand ich irgendwie traurig (zumal er sich auch mit Sicherheit nicht umgebracht hätte, denn nachdem Tony sich mit ihm verlobt hat, hat er ja offensichtlich recht schnell das Interesse an ihr verloren). In meinen Augen hatte Tony nie die Wahl, ob sie ihn heiratet oder nicht. Ihr Vater wußte, dass sie Wert auf ihren Stand wie auch auf seine Meinung legt, was sich ja auch zeigt, als sie ihn am Ende des dritten Teils fragt, ob sie es ihm recht gemacht hätte. Nur ihre Mutter fragt sich kurz, ob sie mit dieser Verbindung überhaupt glücklich werden kann, was der Konsul ja damit abtut, dass sie mit sich selbst zufrieden sei und dies das größte Glück überhaupt ist.


    Ich könnte mir gut vorstellen, dass Morten nochmal eine Rolle spielen wird, so wie die beiden auseinnander gegangen sind.


    Bei Thomas und Anna sieht man auch wieder wie stark die Familienverbundenheit ist. Er lässt sie einfach zurück nach eineinhalb Jahren, weil sie nicht standesgemäß ist. Dass sie sich nicht wegwerfen soll, habe ich auch so verstanden, dass sie sich nicht einfach mit irgendwem einlassen soll.


    Ich weiß auch nicht, aber mich macht dieses ganze "nicht standesgemäß sein" alleine beim Lesen schon so wütend...aber früher hatte dies wohl wirklich noch einen höheren Stellenwert als heute.

  • Der Schutz gilt für die Augen, "la pince" ist ein Klemmbalken und all das sitzt sur "le nez" - der Nase .


    Danke für diese Erklärung! Ist wirklich lustig.

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Jetzt zu Grünlich: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: :puker: :pukel: - ich denke, das sagt alles.

    :mrgreen: Ja, das war ... deutlich.



    Ich weiß auch nicht, aber mich macht dieses ganze "nicht standesgemäß sein" alleine beim Lesen schon so wütend

    Ohja! Mich auch! Och weiß sehr wohl, dass das damals (und auch schon vorher) nunmal so war, aber (vermutlich durch meine Erziehung und die gesellschaftlichen "Freiheiten", die es heute doch wesentlich mehr gibt als damals) trotzdem könnte ich jedes Mal ausrasten - und dabei weiß ich nciht, was mich mehr aufregt: Dass es damals so war oder dass sich keiner (in diesem Fall Thomas) dagegen aufgelehnt hat!

  • So, ich habe zur Aufholjagd angesetzt und ergänze einfach mal, was mir im dritten Teil, den ich fast beendet habe, noch so aufgefallen ist.

    Hr. Grünlich kommt in ihr Leben. Von Anfang an ist er mir total unsympathisch und ich habe mir gleich gedacht, dass er es auf Tony "abgesehen" hat. Er wird richtig widerlich beschrieben (zumindest kommt das bei mir so an).

    Da stimme ich euch allen zu, Grünlich ist einfach ein ganz unsympathischer, schrecklicher Mensch. Dieses anbiedernde Verhalten geht mal gar nicht - und ich denke, dass der Konsul das auch so sehen würde, wenn Grünlich nicht so eine gute Partie wäre. Ich vermute auch, dass der Brief, den er an Grünlich schickt, nicht nur aussagt, dass Tony Bedenkzeit braucht, sondern Grünlichs Hoffnungen durchaus wissentlich schürt. So zumindest interpretiere ich diese Szene:

    Zitat

    "Konnte ich länger warten... Mußte ich nicht hierher zurückkehren?" fragte er eindringlich. "Ich habe vor einer Woche den Brief Ihres lieben Herrn Vaters erhalten, diesen Brief, der mich mit Hoffnung erfüllt hat!" [...] Tony war erstarrt; ihre Tränen traten zurück vor Verblüffung. Das war also die Wirkung des vorsichtigen väterlichen Briefes, der jede Entscheidung auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben hatte! (S. 107)

    Ich stimme euch auch zu, dass Tony doch sehr auf ihre gesellschaftliche Stellung bedacht ist und deswegen nicht unter ihrem Stand heiraten würde. Dazu ist sie einfach viel zu verwöhnt. Lachen musste ich, als sie beim Gespräch mit dem Vater erst gegen die Hochzeit ist und dann doch ins Grübeln kommt, als der Konsul ihr sagt, dass das ein Leben "auf großem Fuße" bedeutet:

    Zitat

    Ob sie als Madame Grünlich morgens Chokolade trinken würde? Es schickte sich nicht danach zu fragen. (S. 105)

    Das ist irgendwie so typisch für Tony... ;)

    Sehr interessant ist Morton, der sich ja in Tony verliebt - ich denke das kommt noch etwas?

    Das denke ich auch. Morten wird viel zu sympathisch und bedeutend in den Roman eingeführt, als dass man denken würde, dass er wieder in der Versenkung verschwindet. Da Grünlich ja schnell das Interesse für Tony verliert, könnte ich mir vorstellen, dass Morten ihr (mindestens) ein guter Freund sein wird.

    ob Thomas Mann in seinem Roman noch politischer wird und die Abschaffung des Adels noch mal oder vielleicht sogar häufiger zur Sprache kommt oder ob Morton einfach nur ein Gegenpol zu Herrn Grünling sein sollte.

    Ich denke schon, dass der Roman, wenn auch nicht vordergründig, politisch ist. Morten ist mit Sicherheit ein Gegenpol zu Grünlich, aber da man ja auch schon weiß, dass es um den "Verfall" der Buddenbrooks geht, denke ich, dass auch weitere politische Aspekte hinzukommen werden. Auch Tony und Thomas vertreten ja politische Ansichten. Bei dem Gespräch in der Kutsche zum Beispiel, als es nach Travemünde geht, pocht Tony zum Beispiel darauf, wie wichtig der Familienname für sie ist und sie äußert sich ziemlich abfällig über andere Familien. Thomas mahnt dann:

    Zitat

    "So", sagte Tom, "nun wollen wir nur nicht anfangen zu prahlen. Ihre wunden Punkte hat jede Familie", fuhr er mit einem Blick auf Jochens breiten Rücken leiser fort. [...] "Nein, ich finde, man soll keinen Stein aufheben. Wenn du übrigens den Hagenströms die Waagschale halten willst, so solltest du doch Grünlich heiraten!" (S. 117)

    Tony macht hier dann genau das, was sie laut Morten immer macht - sie bezieht das Ganze auf sich persönlich und hört nur heraus, dass auch Thomas ihr zu der Hochzeit rät. Ich hatte aber eher den Eindruck, dass er sie darauf hinweist, dass das im Sinne des Wohlstands ihrer Familie sei und nicht unbedingt für sie persönlich gut.


    Ich werde jetzt den dritten Teil zuende lesen und dann weiterposten. ;)

  • Tony macht hier dann genau das, was sie laut Morten immer macht - sie bezieht das Ganze auf sich persönlich und hört nur heraus, dass auch Thomas ihr zu der Hochzeit rät. Ich hatte aber eher den Eindruck, dass er sie darauf hinweist, dass das im Sinne des Wohlstands ihrer Familie sei und nicht unbedingt für sie persönlich gut.

    So habe ich die Bemerkung von Thomas auch eher verstanden.

  • So, den dritten Teil habe ich geschafft. Nachdem ich vor wenigen Minuten das hier geschrieben habe:

    Ich stimme euch auch zu, dass Tony doch sehr auf ihre gesellschaftliche Stellung bedacht ist und deswegen nicht unter ihrem Stand heiraten würde. Dazu ist sie einfach viel zu verwöhnt.

    war ich recht erstaunt, dass Tony ihrem Vater gegenüber entgegen Mortens Wunsch erwähnt, dass

    Ehrlich gesagt finde ich ihren Brief sehr mutig und ich hätte das wirklich nicht von ihr erwartet. Bemerkenswert auf jeden Fall. Den Antwortbrief des Vaters habe ich komplett als reine Erpressung empfunden. Im Grunde sagt er ihr ja klipp und klar, dass sie verstoßen wird, wenn sie sich mit Morten einlässt.

    Zitat

    Da ich das, was Du mir von einer anderweitigen Neigung schreibst, nicht ernst nehmen kann, so bitte ich Dich, Deine Erregung über den zugesandten Ring zu bemeistern und Alles noch einmal bei Dir selbst mit Ernst zu erwägen. [...] Wir sind, meine liebe Tochter, nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen Augen für unser eigenes, kleines, persönliches Glück halten, denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende Einzelwesen, sondern wie Glieder einer Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne die Reihe derjenigen, die uns vorangingen und uns die Wege wiesen [...]. Dein Weg, wie mich dünkt, liegt seit längeren Wochen klar und scharf abgegrenzt vor Dir, und Du müßtest nicht meine Tochter sein, nicht die Enkelin Deines in Gott ruhenden Großvaters und überhaupt nicht ein würdig Glied unserer Familie, wenn Du ernstlich im Sinne hättest, Du allein, mit Trotz und Flattersinn Deine eigenen, unordentlichen Pfade zu gehen.

    Schrecklich. Mir tat Tony da sehr, sehr leid.
    Thomas ergeht es ja nicht viel besser, er selbst ist nur realistisch genug um zu wissen, dass er mit seiner Anna keine Zukunft hat. Dieses Kapitel fand ich richtig traurig, denn Thomas scheint Anna wirklich zu lieben. Ich meine, hier sei irgendwann geschrieben worden, dass er sie vielleicht als Geliebte behalten will, aber den Eindruck hatte ich nicht. Für mich sah das Ganze nach einem Abschied aus, bei dem Thomas auch für Anna eine ehrbare und sichere Zukunft wünscht:

    Zitat

    "Wenn ich am Leben bin, werde ich das Geschäft übernehmen, werde eine Partie machen... ja, ich bin offen gegen dich, beim Abschied... Und auch du... das wird so gehen... Ich wünsche dir alles Glück, meine liebe, gute, kleine Anna!" (S. 168 )

    Die beiden scheinen sich der Vergänglichkeit ihrer Beziehung immer bewusst gewesen zu sein. Nicht umsonst hat Anna Thomas gegenüber auch nie vom Heiraten gesprochen. Sie wusste ganz genau, dass das einfach unmöglich wäre. :(
    So. Dann bin ich gespannt. Nun sind Thomas und Tony unglücklich gemacht worden. Wie geht es mit ihnen weiter? :study:

  • Den Antwortbrief des Vaters habe ich komplett als reine Erpressung empfunden. Im Grunde sagt er ihr ja klipp und klar, dass sie verstoßen wird, wenn sie sich mit Morten einlässt.

    Schrecklich. Mir tat Tony da sehr, sehr leid.

    Ja, aber er tut das ja wohl in dem Wissen, dass es bei Tony funktioniert. Klar war das damals noch etwas anderes als heute, aber wenn sie Morton WIRKLICH geliebt und auch die "normale" Welt mit weniger Geld für ihn ertragen hätte, hätte sie sich gegen den Vater aufgelehnt und ihm mit dem Verlassen der Familie gedroht (als Gegenschlag sozusagen). So hätte ich es mir jedenfalls gewünscht (utopisch, ich weiß, aber ich kann nicht anders :dwarf: ).


    Die beiden scheinen sich der Vergänglichkeit ihrer Beziehung immer bewusst gewesen zu sein. Nicht umsonst hat Anna Thomas gegenüber auch nie vom Heiraten gesprochen. Sie wusste ganz genau, dass das einfach unmöglich wäre. :(

    DAS war genau das, weshalb mir die beiden so leid getan haben! Da hätte ich heulen können, denn das ist so richtig unfair! *auf den Boden aufstampf*
    Aber dass das in diesem Buch so sein würde, war ja irgendwie klar. :cry:

  • Ja, aber er tut das ja wohl in dem Wissen, dass es bei Tony funktioniert. Klar war das damals noch etwas anderes als heute, aber wenn sie Morton WIRKLICH geliebt und auch die "normale" Welt mit weniger Geld für ihn ertragen hätte, hätte sie sich gegen den Vater aufgelehnt und ihm mit dem Verlassen der Familie gedroht (als Gegenschlag sozusagen).

    Das stimmt. Allerdings ist Tony auch so erzogen worden - sie kann sich nicht einfach gegen ihre Familie stellen, dazu ist sie zu eng mit ihr verbunden. Allein dass sie es - wenn auch zaghaft - versucht hat, ihrem Vater zu sagen, dass sie einen Studenten liebt, muss man ihr schon fast hoch anrechnen, so wie sie sich immer benommen hat. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie durch ihre Abneigung zu Grünlich im Verlauf des Romans an Kraft gewinnt und vielleicht doch noch zu Morten zurückkehrt. :-k

  • Das stimmt. Allerdings ist Tony auch so erzogen worden - sie kann sich nicht einfach gegen ihre Familie stellen, dazu ist sie zu eng mit ihr verbunden.

    Naja, ich bin auch zu großer Familienverbundenheit erzogen worden, aber ab einem gewissen Punkt, hab ich einigen Mitgliedern den Rücken gekehrt, weil die Zustände unerträglich waren. Aber wie gesagt, eine andere Zeit. :idea:

    Allein dass sie es - wenn auch zaghaft - versucht hat, ihrem Vater zu sagen, dass sie einen Studenten liebt, muss man ihr schon fast hoch anrechnen, so wie sie sich immer benommen hat.

    Stimmt auch wieder.

    Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie durch ihre Abneigung zu Grünlich im Verlauf des Romans an Kraft gewinnt und vielleicht doch noch zu Morten zurückkehrt. :-k

    Dann hätte ich ja doch noch mein Happy End (wenigstens an einer Front)! :love: