Marcus Imbsweiler - König von Wolckenstein

  • Kurzbeschreibung aus amazon.de


    Mal einen Schnaps zu viel, schon ist man Bürgermeister! Theo Tonseidel hat eine Versicherungsagentur. Und einen schlechten Tag gehabt. Doch die drei Feierabendschnäpse könnten ihn den Führerschein kosten. Zum Glück kennt man ja den Orts-Sheriff noch aus der Schule. Als Gegenleistung könnte er sich doch etwas politisch engagieren, meint der. Das hatte Tonseidel eigentlich überhaupt nicht im Sinn gehabt. Doch einmal mittendrin, gehts wie von selbst. Eine turbulente Polit- und Gesellschaftskomödie mit feinem Humor und echten, lebenden Figuren. Vorsicht, Sie könnten Ihre Nachbarn wiedererkennen. Denn Wolckenstein ist überall.


    Zum Autor:


    Marcus Imbsweiler wurde 1967 im Saarland geboren und lebt inzwischen mit seiner Familie in Heidelberg.
    Beim „Saar 06 Drehbuchwettbewerb“ wurde er für sein Drehbuch „Die Achse des Bösen“ ausgezeichnet. Bekannt ist er außerdem mit seinen bei Gmeiner erscheinenden Heidelbergkrimis um den Privatdetektiv Max Koller.
    Der „König von Wolckenstein“ ist der erste Teil einer Trilogie, man kann ihn aber auch problemlos als eigenständigen Roman lesen.


    Inhalt:


    Der „König von Wolckenstein“ erzählt vom Aufstieg eines ganz normalen Durchschnittsbürgers in der Kommunalpolitik eines ganz normalen kleinen Ortes irgendwo in Deutschland.
    Theo Tonseidel lebt in Wolckenstein, ist Versicherungsvertreter, verheiratet, hat zwei Kinder, und für Politik interessiert er sich allenfalls in der Größenordnung der allabendlichen Tagesschau.
    Nach einem recht frustrierenden Arbeitstag und dem ein oder anderen Selbstgebrannten zu viel gerät Theo in eine Fahrzeugkontrolle – und verliert beinahe seinen Führerschein, den er dringend für seine berufliche Tätigkeit benötigt. Aber eben nur beinahe, denn wie das in so kleinen Orten nun einmal ist, der Polizeiobermeister ist ein alter Grundschulkamerad und Mitglied in der in Wolckenstein vorherrschenden Partei Demokratische Mitte um den amtierenden Bürgermeister August Probst. Der Polizist ist bereit, die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, wenn Theo sich im Gegenzug bereit erklärt, sich im anstehenden Wahlkampf als junges, neues Gesicht für die doch schon etwas angestaubte Partei zu verwenden. Man erwartet keinerlei politische Betätigung oder gar einen Eintritt in die Partei, man erhofft sich einfach nur einen politisch Unerfahrenen, den man aufgrund der Sympathien, die er in Wolckenstein genießt, für den Wahlkampf instrumentalisieren kann.
    Schon bei der ersten Parteiversammlung, an der Theo teilnimmt, gelingt es ihm – obwohl nach wie vor völlig frei von irgendwelchen politischen Ambitionen – durch eine improvisierte Rede die Alteingesessenen für sich einzunehmen. Ehe er sich versieht, erhält er einen der vorderen Listenplätze, und zwischen hin und her geschobenen Posten, Intrigen und höheren Zwecken geopferten Parteikollegen wurstelt sich Theo ganz unbemerkt und so ganz nebenbei nach vorne …


    Meine Meinung:


    Kommunalpolitik? Unterhaltsam? Ich war zugegebenermaßen zunächst ein wenig skeptisch. Doch schon nach wenigen Seiten war ich eines Besseren belehrt. Marcus Imbsweiler gelingt es mit Witz und dezent eingesetzter Ironie, dem Thema Leben einzuhauchen, und beschert ein tatsächlich absolut unterhaltsames Leseerlebnis. Die Dialoge und die einzelnen Situationen sind mitten aus dem Leben gegriffen, ich weiß nicht mehr, wie oft ich dachte „Typisch!“ oder „Das kenn ich auch …“. Theo Tonseidel ist eine absolut sympathische Figur, der die meiste Zeit nicht so recht weiß, wie ihm geschieht, der die sich ihm bietenden Gelegenheiten dann aber trotzdem intuitiv ergreift. Seine Frau reagiert auf die „Politikkarriere“ ihres Mannes zunächst mit mildem Spott, seine Tochter Mira bewundert ihn und sein Sohn Tom ist ein typischer pubertierender Teenager, der meist mit sich selbst beschäftigt ist und Dinge entweder cool oder voll daneben findet. Allein diese Familie konnte ich mir schon richtig gut vorstellen.
    Der Roman steckt voller Situationskomik, die aber kein Schenkelklopferniveau hat, sondern ganz unaufdringlich daherkommt, aber seine größte Stärke sind die Figuren. Marcus Imbsweiler hat unglaublich viele Figuren geschaffen, von denen jede einzelne aber so individuell, charakteristisch und echt beschrieben ist, dass man keine Schwierigkeiten hat, sie auseinanderzuhalten. Das betrifft nicht nur das Parteipersonal, sondern auch die Wolckensteiner an sich – und hier trifft zu, was der Klappentext verspricht: In mindestens einem Wolckensteiner und seinen Schrulligkeiten erkennt man seinen Nachbarn, Arbeitskollegen oder Bekannten wieder. Und nicht zuletzt das macht den Roman so unterhaltsam.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Kommunalpolitik? Unterhaltsam? Ich war zugegebenermaßen zunächst ein wenig skeptisch.

    Das bin ich auch noch. Deshlab lass ich Deine Rezi noch ein wenig auf mich wirken, bevor ich mich entschiede.
    Übrigens hättest Du die Amazon Kurzbeschreibung sparen können. Deine war besser :thumleft:

    Im Leben kann man auf vieles verzichten. Außer auf Katzen und Bücher!


    :study: Der Drachenbeithron von Tad Williams
    :musik: Die Bücherdiebin von Markus Zusak


    mb-db