3. Teil: Chapter 12 bis Chapter 18 (Seite 110 bis Seite 180)

  • Ich war ehrlich gesagt etwas erstaunt darüber, dass Jane schon bald fand, dass das Leben auf Thornfield eintönig sei. Natürlich hat sie dort nicht sonderlich viel Gesellschaft, aber andererseits ist sie zum ersten Mal in ihrem Leben an einem Ort, an dem sie akzeptiert ist und eine vernünftige Stellung hat. Nun ja.

    Ich glaube, das Jane in Thornfield wesentlich mehr Zeit zur Verfügung hat als in Lowood. In Lowood mußte sie ganze Klassen unterrichten, immer wieder Aufsicht führen, sich ihr Zimmer mit einer anderen Lehrerin teilen - sie war eigenlich nie alleine. In Thornfield ist sie die Gouvernante für ein einziges Kind, welches auch noch ein Kindermädchen hat. Ich behaupte jetzt einfach mal, sie kommt erst nun in aller Ruhe dazu, über ihr Leben nachzudenken. Dazu kommt, das es auf Thornfield kaum Ablenkung gibt. ;)


    Die erste Begegnung mit Mr. Rochester - tja, einen Charmbolzen kann man ihn wirklich nicht nennen. :loool: Aber wenn er nun sehr charmant gewesen wäre, dann hätte Jane vermutlich völlig verschreckt reagiert. Stattdessen ist sie froh, das "etwas" passiert ist, das ihre Hilfe benötigt wurde und fühlt sich gut. Das Ende von Kapitel 12 ist schon seltsam, weil Jane ganz gelassen wirkt. Immerhin ist er Arbeitgeber - ich wäre schon aufgeregt, wenn ich plötzlich meinem "grossen Boss" begegnen würde. :-k

  • :love: Schade, dass ich keine Ansprüche auf Mr. Rochester anmelden kann!
    Aber gut, ich fange mit der Geschichte um Grace an, wenn auch hauptsächlich der Vollständigkeit halber! :loool:


    Grace scheint keine einfache Hausangestellte wie die anderen zu sein. Das habe ich immer gedacht, aber offenbar kommt ihr eine andere Aufgabe zu: da ich ja nach wie vor der Meinung bin, dass im Haus jemand (eine Frau) versteckt gehalten wird, scheint Grace sie zu "bewachen" oder sowas. Auf jeden Fall würde das erklären, warum Grace so viel Zeit des Tages im dritten Stock verbringt und warum sie so viel mehr Geld verdient als die anderen Hausangestellten. Selbst Jane hat ja nun endlich mal mitbekommen, dass da etwas im Gange ist. Ich fand es auch - genau wie sie ;) - schade, dass sie das Gespräch der beiden anderen Angestellten nicht weiter belauschen konnte.

    Zitat

    [...] Leah turned and perceived me, and she instantly gave her companion a nudge.
    "Doesn't she know?" I heard the woman whisper.
    Leahg shook her head, and the coversation was of course dropped. All I had gathered from it amounted to this - that there was a mystery at Thornfield; and that from participation in that mystery I was purposely excluded. (pp. 164 - 165)

    Das verspricht also noch spannend zu werden, ich bin gespannt, ob Jane sich als eine Art Detektiv betätigen wird. 8-[


    So, und nun... :love: genau das Richtige für die Weihnachtszeit.
    Dass Jane nun, da sie Mr. Rochester nicht mehr sieht, merkt, dass sie sich in ihn verliebt hat, fand ich schön - wenn auch natürlich klar war, dass das passiert. ;) Auch, wie sie versucht, sich einzureden, dass das alles nicht sein kann und darf, fand ich noch eher belanglos, typisch eben. Das Wiedersehen der beiden aber hat Bronte so schön geschrieben, dass man ja gar nicht anders kann, als sich auch Mr. Rochester zu verlieben! :love: Jane ist - ganz anders als zuvor - richtig emotional und die Srehnsucht nach Rochester klingt, finde ich, besonders schön:

    Zitat

    He comes in at last; I am not looking at the arch, yet I see him enter. I try to concentrate my attention on those netting-needles, on the meshes of the purse I am forming - I wish to think only of the work I have in my hands, to see only silver beads and silk threads that lie in my lap; whereas, I distinctly behold his figure, and I inevitably recall the moment when I last saw it; just after I had rendered him what he deemed an essential service, and he, holding my hand, and looking down on my face, surveyed me with eyes that revealed a heart full and eager to overflow; in whose emotions I had a part. How near had I approached him at that moment! What had occurred since, calculated to change his and my relative positions? Yet now, how distant, how far estranged we were! (p. 173)

    Das fand ich sehr, sehr schön und auch irgendwie traurig, zumal Rochester sie im Zimmer ja keines Blickes würdigt. Folgenden Satz fand ich besonders schön, auch wenn er eigentlich so simpel war:

    Zitat

    He made me love him without looking at me. P. 174)

    Aber so scheint es ja nur, denn er merkt ja, dass sie gehen will und geht ihr nach... Das Ende des Kapitels ist dann so herrlich kitschig, dass man es auch nur einem Roman dieser Zeit gestatten kann:

    Zitat

    "[...]Good-night, my -" He stopped, bit his lip, and abruptly left me. (p. 180)

  • Das erste richtige Gespräch zwischen Rochester und Jane findet statt, in dem die beiden sich - was ich sehr lustig fand - erstmal gegenseitig sagen, dass sie keine Schönheiten sind.


    Ja, die Szene gefällt mir auch immer besonders gut. Jane kommt dieses Gespräch doch auch merkwürdig vor, sie überlegt schon, ob er vielleicht zu viel getrunken hat. :drunken:

    Erstmal die Geschichte Rochesters - schon heftig. Gerade auf damalige Verhältnisse bezogen muss man schon sagen, dass es sehr großherzig von ihm war, Adèle zu sich zu nehmen. Wobei ich sagen muss, dass Jane zwar sagt, Adèle sei ein unschuldiges, liebes Kind, ich aber finde, dass sie sehr verzogen ist. Sie lässt sich - genau wie ihre Mutter - mit Geschenken überschütten, und damit hat sich ihr Interesse für Rochester schon. Mich wundert es, dass Jane ihr das so nachsieht, denn sie selbst hat ja bei den Reeds ein ganz anderes Leben hinter sich...

    Naja, vielleicht ist es gerade deswegen, weil Jane keine glückliche Kindheit hatte. Ich finde aber auch, das Adéle sehr verzogen ist. Mir kommt es so vor, als wenn Mr. Rochester keine Lust hat, sich mir ihr zu beschäftigen, dannn aber doch ein schlechtes Gewissen bekommt und ihr Geschenke macht. Andererseits, wer weiß, wie das Leben bei ihrer Mutter und deren Art Adéle geprägt hat. Auf jeden Fall ist Mr. Rochester durchaus großzügig, in dem er für Adéle sorgt. Schließlich hätte er sie auch in eine Art von Lowood-Schule schicken können - oder das Kind völlig ignorieren können. Vermutlich hätte es ihm zu der Zeit niemand übel genommen. :-k


    Interessant fand ich, dass Rochester im Gespräch immer wieder zu vergessen scheint, dass er Janes Chef ist - er ist sehr erpicht darauf, ihre Meinung zu hören, und erzählt ja vieles sehr offen, was man seiner Angestellten vielleicht nicht offenbaren müsste.

    Die Offenheit von ihm ist wirklich erstaunlich. Er war ja nun wirklich nicht verpflichtet seiner Gouvernante etwas über seine frühere Liebe zu erzählen. Ich finde auch immer, das er im Nachhinein über sich selbst den Kopf schüttelt und es klingt ziehmlich selbstironisch, wenn er von sich sagt:

    Zitat

    I had not, it seems, the originality to chalk out a new road to shame and destruction, but trode the old track with stupid exactness not to deviate an inch from the beaten centre. Chapter 15

    Das Ende von Chapter 15 ist doch sehr überraschend:Seltsames Gelächter, Mr. Rochestes Schlafzimmer brennt, und Jane rettet ihn. Allerdings finde ich seinen Ausruf

    Zitat

    "Is there a flood?" Chapter 15

    ehrlich gesagt immer etwas lächerlich. :roll: Ich meine, das ganze Zimmer riecht nach Rauch, und Jane steht da mit einem Krug in der Hand. Soviel Wasser kann da doch gar nicht drin gewesen sein, das man gleich von einer Flut sprehen kann. Aber nun gut.




    Zu den Geheimnissen des dritten Stocks



    Ich verrate auch nichts. :P


    Ich werde heute abend diesesn Abschnitt beenden - und meinen morgigen freien Tag mit dem nächsten Teil beginnen.

  • Mir kommt es so vor, als wenn Mr. Rochester keine Lust hat, sich mir ihr zu beschäftigen, dannn aber doch ein schlechtes Gewissen bekommt und ihr Geschenke macht. Andererseits, wer weiß, wie das Leben bei ihrer Mutter und deren Art Adéle geprägt hat. Auf jeden Fall ist Mr. Rochester durchaus großzügig, in dem er für Adéle sorgt. Schließlich hätte er sie auch in eine Art von Lowood-Schule schicken können - oder das Kind völlig ignorieren können. Vermutlich hätte es ihm zu der Zeit niemand übel genommen.

    Ja, das denke ich auch. Man weiß ja nicht mal, ob er der Vater ist. Dass er sie immer beschenkt, hat was von dem heute typischen Syndrom, dass Eltern, die wenig Zeit haben, ihren Sprösslingen immer großzügige Geschenke machen. ;)

    Ich meine, das ganze Zimmer riecht nach Rauch, und Jane steht da mit einem Krug in der Hand. Soviel Wasser kann da doch gar nicht drin gewesen sein, das man gleich von einer Flut sprehen kann. Aber nun gut.

    :lol: Ja, er ist etwas... übertrieben in dieser Art. So fragt er ja auch Jane nach der Abendgesellschaft:

    Zitat

    "Did you take any cold that night you half drowned me?" (p. 179)

    Aber wahrscheinlich will er lustig sein. ;)

  • Mädels, ich habe jetzt mein B.A.-Arbeitsthema:
    "Starke und schwache Frauen im Spannungsfeld von konventioneller Moral und individueller Identität: Ein Vergleich der beiden Romanheldinnen Fanny Price und Jane Eyre".
    Also, falls euch dazu im Hinblick auf "Jane Eyre" (oder auch auf "Mansfield Park" zu Fanny, für die, die es bereits kennen) was einfällt, immer her damit. :loool:

  • Bisher find ich nicht, dass das ein überragendes Thema ist, aber wenn's nicht passen würde, wär's wohl nicht B.A.-Thema. ;)

    Naja, beim B.A. gibt es keine vorgegebenen Themen, man macht selber Vorschläge. Ich habe meinem Dozenten gesagt, dass ich gerne "Mansfield Park" und "Jane Eyre" im Hinblick auf Moralität, etc. vergleichen würde, um darüber herauszufinden, welche von beiden Heldinnen die stärkere Frau ist. Und dann hat er eben dieses Thema daraus gebastelt. :) Ich finds toll, da das meine beiden Lieblingsklassiker sind! :D

  • Naja, beim B.A. gibt es keine vorgegebenen Themen, man macht selber Vorschläge.

    Ja, das ist mir schon klar, so meinte ich das auch nicht. ;) Ich meinte nur, dass ich finde, dass es bei "Jane Eyre" bisher noch nicht unbedingt um "konventionelle Moralität" ging, zumindest nicht zentral. Und dass der Prof das Thema wohl nicht zugelassen hätte, wenn's nicht noch käme. ;)

  • Mädels, ich habe jetzt mein B.A.-Arbeitsthema:
    "Starke und schwache Frauen im Spannungsfeld von konventioneller Moral und individueller Identität: Ein Vergleich der beiden Romanheldinnen Fanny Price und Jane Eyre".
    Also, falls euch dazu im Hinblick auf "Jane Eyre" (oder auch auf "Mansfield Park" zu Fanny, für die, die es bereits kennen) was einfällt, immer her damit. :loool:

    Wie cool! :mrgreen:
    Also von beiden Frauen, da bin ich absolut voreingenommen, gefällt mir Fanny Price eindeutigerweise besser! Somit stehe ich zu Fragen - besonders über einen Vergleich - gerne zur Verfügung!



    Strandläuferin:
    Ich finde doch, dass man bereits jetzt konventionelle Moral und individuelle Identität in Jane Eyre lesen/spüren kann. Zum Beispiel ist es nicht alltäglich, dass Jane denkt, dass da draußen eine ganze Welt auf sie wartet und dass sie so offen mit ihrem Chef umgeht (bzw. er auch mit ihr). Sie ist in keinster Weise unterwürfig, wie viele Frauen - beosnders Angstellte - das eigentlich hätten sein sollen! Und zur Moral find ich, passen die Kapitel über Familienzusammenhalt (bzw. den vorgetäuschten Selbigen), oder auch die Stelle mit den vielen Toten.

  • Also von beiden Frauen, da bin ich absolut voreingenommen, gefällt mir Fanny Price eindeutigerweise besser!

    Hihi, das ist interessant, ich kann Fanny z.B. überhaupt nicht leiden. Erläuterst du mir mal per PN (wir wollen hier ja nicht zu off-topic werden), warum dir Fanny besser gefällt?

    Strandläuferin:
    Ich finde doch, dass man bereits jetzt konventionelle Moral und individuelle Identität in Jane Eyre lesen/spüren kann. Zum Beispiel ist es nicht alltäglich, dass Jane denkt, dass da draußen eine ganze Welt auf sie wartet und dass sie so offen mit ihrem Chef umgeht (bzw. er auch mit ihr). Sie ist in keinster Weise unterwürfig, wie viele Frauen - beosnders Angstellte - das eigentlich hätten sein sollen! Und zur Moral find ich, passen die Kapitel über Familienzusammenhalt (bzw. den vorgetäuschten Selbigen), oder auch die Stelle mit den vielen Toten.

    Hach, jetzt bin ich aber erleichtert! Ich dachte nach Strandläuferins Beiträgen schon, ich hätte irgendwas nicht verstanden. Aber wenn es doch nicht nur mir so geht, dass diese Punkte bereits im Anfangsstadium des Romans erkennbar sind, bin ich froh. :) Aber ich würde gerne wissen, warum du, Strandläuferin, findest, dass in der Hinsicht bisher nichts vorkam?!

  • Ich habe nicht gesagt, dass zu beiden Themen nichts am Anfang zu lesen sei. Der Punkt mit der Individualität ist mir durchaus klar.
    Ich denke auch nicht, dass ich irgendwas nicht verstanden habe, nur weil ich das anders sehe! Für mich bedeutet das Thema aber eine Art Zwiespalt (Spannungsfeld? ;) ) zwischen diesen beiden Punkten, und das ist meiner Meinung nach bisher noch nicht in so deutlicher Form vorgekommen. "Spannungsfeld" bedeutet meiner Meinung nach eine aktive Auseinandersetzung mit diesen Punkten und das ist für mich in Janes Kindheit nicht Thema, auch wenn natürlich Moral und Individualität eine Rolle spielen. Sicherlich wird das jetzt immer stärker zum Thema, da sie sich in Mr. Rochester verliebt hat, aber vorher?

  • Ich habe nicht gesagt, dass zu beiden Themen nichts am Anfang zu lesen sei. Der Punkt mit der Individualität ist mir durchaus klar.
    Ich denke auch nicht, dass ich irgendwas nicht verstanden habe, nur weil ich das anders sehe! Für mich bedeutet das Thema aber eine Art Zwiespalt (Spannungsfeld? ;) ) zwischen diesen beiden Punkten, und das ist meiner Meinung nach bisher noch nicht in so deutlicher Form vorgekommen. "Spannungsfeld" bedeutet meiner Meinung nach eine aktive Auseinandersetzung mit diesen Punkten und das ist für mich in Janes Kindheit nicht Thema, auch wenn natürlich Moral und Individualität eine Rolle spielen. Sicherlich wird das jetzt immer stärker zum Thema, da sie sich in Mr. Rochester verliebt hat, aber vorher?

    Ich denke, dass diese Themen, auch wenn sie nicht EXPLIZIT behandelt bzw. hervorgehoben wurden, doch auch schon am Anfang angesprochen wurden. Die von mir bereits genannten Beispiele sind meine Begründung für meine Meinung. :wink:

  • Und zur Moral find ich, passen die Kapitel über Familienzusammenhalt (bzw. den vorgetäuschten Selbigen), oder auch die Stelle mit den vielen Toten.

    Ja, das passt zu Moral, aber die Frage ist ja, ob es zum Thema "Spannungsfeld zwischen Moral und Individualität" passt. Und ein Spannungsfeld zwischen diesen beiden Punkten ist da meiner Meinung nach einfach nicht zu sehen bzw. wüsste ich beim besten Willen nicht, wo.

  • Ja, das passt zu Moral, aber die Frage ist ja, ob es zum Thema "Spannungsfeld zwischen Moral und Individualität" passt. Und ein Spannungsfeld zwischen diesen beiden Punkten ist da meiner Meinung nach einfach nicht zu sehen bzw. wüsste ich beim besten Willen nicht, wo.

    Als Spannungsfeld kann man wohl ein Schlüsselerlebnis bei Jane beschreiben: Die Moral (zumindest die nach außen gekehrte) verlangt, dass man sich um Falilienangehörige in Not kümmert, weshalb Jane aufgenommen wird. In Wirklichkeit ist ihre Tante aber nicht so gut, wie sie vorgibt zu sein, sondern ein - entschudige den Ausdruck - Miststück, das Jane quält. Das Spannungsfeld ist also, der wirkliche Charakter ihrer Tante im Vergleich zu dem Bild der Außenwelt über selbige und daraus resultierend die Moral Janes (zumindest eine Zeit lang), die brave kleine Verwandte zu sein, die dankbar ist für die Hilfe, die sie erfahren durfte, obwohl sie nicht dem Charakterbild entspricht, dem sie entsprechen soll (folgsam, genügsam), sondern sich an einem gewissen Punkt mit hrer Tante (um ihrer Selbst Willen) anlegt.

  • Das Verhalten Janes ihrer Tante gegenüber ist doch eher von gesellschaftlichen Normen als direkt von Moralvorstellungen geprägt, würde ich sagen.

    Und woher kommt Moral? Von den gesellschaftlichen Normen, die einem vorgeben, wie wir "richtig" leben (u.a.). :wink: