2. Teil: Chapter 5 bis Chapter 12 (Seite 43 bis Seite 109)

  • Interessant finde ich dabei vor allem, dass sie ausgerechnet Helen als Kraftquelle sieht, die sich selbst ja überhaupt nicht so wahrnehmen würde - denn die Gute hat ja auch ein mehr als negatives Selbstbild. [-X

    Ja, aber dennoch teile ich Janes' Ansicht über Helen, dass ihr stiller Widerstand dennoch sehr kraftvoll ist - vielleicht sogar kraftvoller, als jeder aktiver Widerstand! Und meist sind gerade solche Menschen, die zu sich selbst sehr hart sind und nicht an die eigene Stärke glauben, zu anderen umso lieber und versuchen, sie aufzubauen. :friends:

  • Ja, aber dennoch teile ich Janes' Ansicht über Helen, dass ihr stiller Widerstand dennoch sehr kraftvoll ist

    Hm. Aber irgendwie passt das für mich nichtmit dem, was Helen von sich preisgegeben hat. "Widerstand" ist ja eigentlich nicht ihr Ziel. Als sie mit Jane auf dem Schulhof darüber redet, spricht sie sich ja eher fürs Hinnehmen und Vergeben aus. Deswegen würde ich ihre Hilfe nicht unbedingt als Widerstand gegen die "Obrigkeit" werten. Ich glaube, sie will einfach nur einer Freundin Mut machen und ihr zeigen, dass sie zu ihr steht. Aber Widerstand ist das meiner Meinung nach nicht.

  • Hm. Aber irgendwie passt das für mich nichtmit dem, was Helen von sich preisgegeben hat. "Widerstand" ist ja eigentlich nicht ihr Ziel. Als sie mit Jane auf dem Schulhof darüber redet, spricht sie sich ja eher fürs Hinnehmen und Vergeben aus. Deswegen würde ich ihre Hilfe nicht unbedingt als Widerstand gegen die "Obrigkeit" werten. Ich glaube, sie will einfach nur einer Freundin Mut machen und ihr zeigen, dass sie zu ihr steht. Aber Widerstand ist das meiner Meinung nach nicht.

    Bei Helen musste ich immer an die Figur der Nelly aus "Der Trotzkopf" denken, das war ja auch so eine, die zu sich selbst sehr hart war, für die feststand, dass man sich den Regeln unterwerfen muss, und die es durch ihre liebe Art geschafft hat, Ilse zu überzeugen, dass Widerstand nichts bringt und sie viel mehr davon hat, wenn sie annimmt, was die Lehrerinnen ihr sagen. Und die eine Lehrerin aus der Verfilmung, die immer so lieb zu den Mädchen war, die ganz junge, war für mich so eine Art Miss Temple. :)

  • Hm. Aber irgendwie passt das für mich nichtmit dem, was Helen von sich preisgegeben hat. "Widerstand" ist ja eigentlich nicht ihr Ziel. Als sie mit Jane auf dem Schulhof darüber redet, spricht sie sich ja eher fürs Hinnehmen und Vergeben aus. Deswegen würde ich ihre Hilfe nicht unbedingt als Widerstand gegen die "Obrigkeit" werten. Ich glaube, sie will einfach nur einer Freundin Mut machen und ihr zeigen, dass sie zu ihr steht. Aber Widerstand ist das meiner Meinung nach nicht.

    Ich finde, sie macht das unbewusst. Es ist schon Widerstand, aber sie weiß es nicht recht, weil sie bisher wohl auch noch niemandem so helfen wollte wie Jane. Und für sie ist es vielleicht nur Mut machen, aber letzten Endes (so sehe ich das) lehnt sie sich damit gegen die Obrigkeit auf.

  • Ihr Lieben, ich habe heute morgen in einem Rutsch bis zu Kapitel neun gelesen. Irgendwie macht mich die Geschichte süchtig.


    Wie stellt ihr euch Lowood vor?


    Lowood ist für mich ein großes, strenges Haus, das irgendwie eine Lieblosigkeit ausstrahlt. Ich stelle mir die Umgebung immer kahl vor, als wenn das Haus auf einem Hügel stehen würde. Ja, ich weiß, im Buch wird beschrieben, es steht in einem Tal, ich weiß auch nicht, warum ich das denke. Bäume gibt es bei mir nicht, nur etwas kümmerliches Gras und Sträucher. Das Haus selbst stelle ich mir immer sehr ungemütlich vor, es zieht überall, nie wird es richtig warm.


    Die Lehrerinnen wirken zum Teil sehr nett, vor allem Miss Temple natürlich. Sie versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die Bedürfnisse der Mädchen einzugehen, wird aber dann von Mr. Brocklehurst zurückgepfiffen - das ist vor allem bei der Brot und Käse Geschichte gut zu erkennen.


    Schlimm fand ich, als Jane erzählt, das sie, als eine der Kleinen, immer einen Teil ihrer Mahlzeiten an die Größeren abgeben muß. Überhaupt, diese Mahlzeiten: Nicht nur, das sie teilweise verdorben sind, auch die Menge ist völlig unzureichend.



    Schade, ich wollte eigentlich noch viiiiel mehr schreiben, mein Kopf ist so voller Eindrücke, aber ich muss nun zur Arbeit. Ich werde mich heute abend noch mal melden. :winken:

  • Lowood ist für mich ein großes, strenges Haus, das irgendwie eine Lieblosigkeit ausstrahlt. Das Haus selbst stelle ich mir immer sehr ungemütlich vor, es zieht überall, nie wird es richtig warm.


    Genau so stelle ich es mir auch vor. Auch habe ich immer so ein Bild im Kopf,dass es nie richtig hell draußen wird,dass es irgendwie immer düster und kalt ist.....


    Helen fand ich zunächst ein bisschen seltsam,aber auch liebenswert zugleich....eine bestimmte Mischung....ich weiß nicht,ob ihr wisst was ich meine.... :-k lg

  • Auch habe ich immer so ein Bild im Kopf,dass es nie richtig hell draußen wird,dass es irgendwie immer düster und kalt ist.....

    Stimmt, immer kalt, und irgendwie auch feucht und modrig.


    In Kapitel sieben wird der Besuch von Mr. Brocklehurst geschildert. Seine ganze Art ist natürlich völlig überzogen und die arme Miss Temple muss sich für Nadeln und Kragen rechtfertigen. :roll: Grinsen muss ich immer bei den Gedanken von Jane, als Frau und Töchter von Mr. Brocklehurst den Raum betreten:

    Zitat

    They ought to have come a little sooner to have heard his lecture on dress, for they were splendidly attired in velvet, silk, and furs.

    Helens Art finde ich wirklich bewundernswert. Ich habe eigentlich auch nicht den Eindruck, das ihre Art Widerstand ausdrückt, sondern für mich versucht sie ihr Leben zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
    Sie bildet einen wirklich tollen Gegenpart zu Jane.


    Bei Kapitel neun werde ich mal vorsichtshalber spoilern, ich weiß nicht, wie weit ihr schon seid:


    Das solls für heute gewesen sein, ich werde vermutlich erst am Wochenende wieder zum lesen kommen. :winken:

  • Ich habe eigentlich auch nicht den Eindruck, das ihre Art Widerstand ausdrückt, sondern für mich versucht sie ihr Leben zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
    Sie bildet einen wirklich tollen Gegenpart zu Jane.

    :) Genau. Vor allem, wenn man bedenkt, was später mit Helen passiert, denke ich, dass

    Ich bin übrigens so weit wie du, Hermia, aber ich poste zum neunten Kapitel erst nachher... :wink:

  • Bei Kapitel neun werde ich mal vorsichtshalber spoilern, ich weiß nicht, wie weit ihr schon seid:

    Oh Gott ja, Kapitel Neun!

  • JuleBule & Strandläuferin:
    Sorry, hatte nicht gesehen, dass du vor mir was gepostet hattest, deshalb die späte Antwort!
    Zuerst hab ich zwar den Titel und die Autorin gekannt, das Buch aber nicht gelesen. Dann habe wir ja mal die Verfilmung zusammen angeschaut, so dass ich die Geschichte (auch das Ende) kenne. Gelesen hab ich das Buch aber noch nicht, so dass ich einige Details erst jetzt erfahre. Wobei es wie in meinem Post oben ist: Selbst wenn ich ein Buch frei mitsprechen kann, weil ich es so gut kenne/oft gelesen habe, passiert es bei einigen immer wieder, dass ich Rotz und Wasser heule, weil ich dieselben Stellen immer wieder ergreifend finde. Klingt vielleicht lächerlich, ist aber so. :uups:

  • @FallenAngel: Ich find's nicht lächerlich.


    So, ich würd gern noch was zu Kapitel acht und neun sagen, bevor ich nachher endlich mal weiterlese (den zweiten Teil unserer Leserunde werde ich dann beenden, denke ich mal!). ;)
    Ich finde nämlich, im achten Kapitel ist erwähnenswert, wie Miss Temple sich für Jane einsetzt und ihren guten Ruf wiederherstellt. Das finde ich sehr mutig von ihr, denn immerhin widerspricht sie Brocklehurst damit. Dadurch, dass sie für ihn arbeitet, ist sie ja nun mal abhängig von seinem Wohlwollen - ich fand das sehr nett von ihr.
    Auch die Szene, in der Helen und Jane bei ihr Tee trinken, ist sehr schön, finde ich - und bestimmt eine der Szenen, die mir in Erinnerung bleiben wird. Nicht nur, aber auch weil es zeigt, dass die Lehrerinnen nicht die höchste Instanz der Schule sind. Die Haushälterin verweigert der Lehrerin mehr Essen zum Tee und diese muss sich einfach fügen und einen Kuchen aus einem Versteck holen. Das fand ich erstaunlich, zumal sie ja eine der höher angesehenen Lehrerinnen ist.
    Das Kapitel macht richtig deutlich, wie gut es Jane trotz allem jetzt geht, nur, weil sie Menschen hat, die zu ihr halten und die sie lieben. Der letzte Satz des Kapitels macht das besonders deutlich:

    Zitat

    I would not have exchanged Lowood with all its privations for Gateshead and its daily luxuries. (p. 76)

    - Dies ist ja irgendwie auch der Beweis dafür, dass Janes eigene Einschätzung am Anfang des Romans falsch war, als sie sagte, sie würde nicht lieber in ärmlichen Verhältnissen leben und dafür geliebt werden. Jetzt zeigt sich, dass es ihr so doch besser geht. :)


    Auch wenn das ja nicht von langer Dauer ist - du, Hermia, hast ja schon einiges zum neunten Kapitel gesagt, und ich finde auch, dass der Gegensatz zwischen der blühenden Landschaft und dem allgegenwärtigen Tod in der Schule schon sehr heftig ist. Vor allem dieser Absatz:

    Zitat

    While disease had thus become an inhabitant of Lowood, and death its frequent visitor; while there was gloom and fear within its walls; while its rooms and passages steamed with hospital smells, [...] that bright May shone unclouded over the bold hills and beautiful woodland out of doors. Its garden, too, glowed with flowers [...]; and these fragrant treasures were all useless for most of the inmates of Lowood, except to furnish now and then a handful of herbs and blossoms to put on a coffin. (p. 78 )

    Aber das traurigste ist wirklich mit Abstand der Tod von Helen. Sie ist so ein kleines Mädchen, und gleichzeitig macht Bronte sie unheimlich weise, finde ich. Helen klingt in ihrem Abschied total erwachsen:

    Zitat

    By dying young, I shall escape great sufferings. I had no qualities or talents to make my way very well in the world: I should have been continually at fault. [...] I am sure there is a future state; I believe God is good; I can resign my immortal part to Him without any misgiving. God is my father; God is my friend; I love him; I believe He loves me.

    Sehr schöne Worte, natürlich irgendwie typisch für Romane dieser Zeit, wenn auch sicher nicht typisch für ein Mädchen dieser Zeit. ;) Aber trotzdem unheimlich schön.
    Die Szene, wie Jane sich zu Helen schleicht und dann auch wirklich bei der Freundin bleibt, bis diese stirbt, ist unheimlich schön und sehr gut geschrieben, sodass man sich das alles sehr gut vorstellen kann. :)
    Ein wunderschönes Buch, ich kann's nur immer wieder sagen!

  • Ich finde nämlich, im achten Kapitel ist erwähnenswert, wie Miss Temple sich für Jane einsetzt und ihren guten Ruf wiederherstellt. Das finde ich sehr mutig von ihr, denn immerhin widerspricht sie Brocklehurst damit.

    :mrgreen: Da hab ich sie mir irgendwie wie Professor McGonagall (ich hoffe, man schreibt sie so) vorgestellt, wenn diese wieder ihren Anfall von sprödem Verweigern hat. Weiß nicht wieso, aber da kam dieses BIld total raus. Ich finde, dass diese Szene aber auch noch etwas anderes zeigt, nämlich, dass der gute Mr. Brocklehurst abstinken kann, wenn die Damen mal richtig auf den Putz hauen und zusammenhalten! :P



    - Dies ist ja irgendwie auch der Beweis dafür, dass Janes eigene Einschätzung am Anfang des Romans falsch war, als sie sagte, sie würde nicht lieber in ärmlichen Verhältnissen leben und dafür geliebt werden.

    Das finde ich auch schön an Bronte's Schreibstil bzw. der Art, wie sie die Protagonistin zeichnet: Sie lässt Platz für Fehler UND lässt Jane ihre Fehler auch eingestehen und daraus lernen/eine Wandlung durchleben! Man sieht praktisch zu, wie Jane die einzelnen Erfahrungen macht und daran wächst!



    Die Szene, wie Jane sich zu Helen schleicht und dann auch wirklich bei der Freundin bleibt, bis diese stirbt, ist unheimlich schön und sehr gut geschrieben, sodass man sich das alles sehr gut vorstellen kann. :)

    :cry: Das ist genau DIE Stelle, an der ich regelmäßig zum Taschentuch greifen muss! Selbst jetzt, wo ich mich nur daran erinnere, hab ich Tränen in den Augen, denn meiner Meinung nach beweist genau das, wie sehr man einen Menschen wertschätzt. Es gehört (wie ich leider aus eigener Erfahrung weiß) nämlich viel Mut und Kraft dazu, bei einem Menschen zu bleiben, bis es mit ihm/ihr zu Ende ist und dafür ist Jane nur zu bewundern. :cry:

  • :cry: Das ist genau DIE Stelle, an der ich regelmäßig zum Taschentuch greifen muss! Selbst jetzt, wo ich mich nur daran erinnere, hab ich Tränen in den Augen, denn meiner Meinung nach beweist genau das, wie sehr man einen Menschen wertschätzt. Es gehört (wie ich leider aus eigener Erfahrung weiß) nämlich viel Mut und Kraft dazu, bei einem Menschen zu bleiben, bis es mit ihm/ihr zu Ende ist und dafür ist Jane nur zu bewundern. :cry:


    Diese Stelle habe ich jetzt auch gelesen und fand es so traurig :cry:


    Jane ist wirklich zu bewundern,dass sie das getan hat. Dies ist echte Freundschaft....


    Arme Helen,arme Jane.... :cry:

  • Jane ist wirklich zu bewundern,dass sie das getan hat. Dies ist echte Freundschaft....

    Ich finde, man muss sich aber auch im Klaren sein, dass Jane sich darüber keine Gedanken macht. Sie denkt nicht: "Meine Freundin Helen stirbt, deswegen bleibe ich jetzt bei ihr", sondern auch sie findet Trost im Zusammensein mit Helen. Ist ja nicht so, dass sie an ihrer Seite wacht oder so, sondern sie schläft auch ein - das zeigt ja, dass sie jetzt durch Helen Trost gefunden hat, den sie im Schlafsaal aus Kummer um die Freundin eben nicht hatte. Die beiden unterhalten sich ein bisschen - vor allem Helen erzählt Jane davon, wie sie sich den Tod vorstellt, und dann schlafen sie ein. Eine Szene, die vielleicht deswegen so traurig ist, weil die Autorin sie so undramatisch erzählt. :)

  • Ich finde, man muss sich aber auch im Klaren sein, dass Jane sich darüber keine Gedanken macht. Sie denkt nicht: "Meine Freundin Helen stirbt, deswegen bleibe ich jetzt bei ihr", sondern auch sie findet Trost im Zusammensein mit Helen. Ist ja nicht so, dass sie an ihrer Seite wacht oder so, sondern sie schläft auch ein - das zeigt ja, dass sie jetzt durch Helen Trost gefunden hat, den sie im Schlafsaal aus Kummer um die Freundin eben nicht hatte. Die beiden unterhalten sich ein bisschen - vor allem Helen erzählt Jane davon, wie sie sich den Tod vorstellt, und dann schlafen sie ein. Eine Szene, die vielleicht deswegen so traurig ist, weil die Autorin sie so undramatisch erzählt. :)

    Naja, sie weiß schon, dass Helen das nicht überleben wird. Sie hatte ja gerade Kummer um die Freundin (weshalb sie keinen Schlaf fand), weil sie wusste, dass Helen angesteckt ist und somit wie alle anderen enden wird. Klar fand sie Trost in der Gesellschaft, dennoch muss das an ihr genagt haben.