2. Teil: Chapter 5 bis Chapter 12 (Seite 43 bis Seite 109)

  • Also, ich fang jetzt einfach mal hier an. Ich hoffe, das ist okay, aber ich denke, ich "darf" sicher ein Kapitel pro Tag lesen und auch mal zwei, sonst ist das Buch ja auch nicht in einem Monat zu schaffen! :-s


    Jane ist jetzt an der Schule angekommen und genau wie ihr fällt es auch mir schwer, mir ein richtiges Bild von Lowood zu machen. 8-[
    Der Abschied von Gateshead war ja schrecklich, denn ich meine, dass Janes Tante sich zumindest richtig von Jane hätte verabschieden müssen. Ihre quasi letzte Aussage an ihre Nichte ist schon bezeichnend:

    Zitat

    "[S ]he came to my crib last night when you were gone down to supper, and said I need not disturb her in the morning, or my cousins either; and she told me to remember that she had always been my best friend, and to speak of her and be grateful to her accordingly." (p. 43)

    :pale: Schlimmer kann es kaum noch werden.
    Wie stellt ihr euch Lowood vor? Für mich sieht es irgendwie aus wie ein Spukhaus, groß, dunkel, mit dieser komischen Inschrift über der Tür... wie es scheint, sind zumindest einige der Lehrerinnen gute Menschen, denen das Wohl der Kinder auch wirklich am Herzen liegt (zum Beispiel an der Stelle, als die eine Lehrerin den Porridge probiert, sah man das, finde ich). Vor allem Miss Temple erscheint wie ein Lichtblick, da sie ihren Einfluss nutzt, um sich um die Kinder zu kümmern. Ich denke, dass die anderen Lehrerinnen sich oft an sie wenden, um ihr von den Missetaten von Mr. Brocklehurst zu berichten. Natürlich können sie die Beschwerden der Schülerinnen nicht wirklich kommentieren, weil Brocklehurst ihr Arbeitgeber ist, aber sie scheinen immerhin zu versuchen, etwas zum Wohl ihrer Schüler zu tun. (Dass die Lehrerinnen nicht ganz so schlecht wegkommen, liegt sicher auch daran, dass Brontë selbst auch als Lehrerin arbeitete. ;) )
    Beim Lesen der Schulszenen habe ich mich gefragt, woher Charlotte Brontë überhaupt wusste, wie es in einer Schule zugeht, da ich immer dachte, dass die Brontës zu Hause unterrichtet wurden. Tatsächlich habe ich jetzt aber bei Wikipedia gelesen, dass sie zumindest kurzzeitig auch eine Schule besuchte:

    Zitat

    kurze Schulaufenthalte in Cowan Bridge (Lancashire), einem Internat für Pfarrerstöchter, und Roe Head (bei Mirfield), wo sie in 18 Monaten als Klassenbeste einen Schulabschluss erreichte, trennten sie von ihren Geschwistern. Quelle: Wikipedia


    Es brennt mir unter den Nägeln, etwas zu Brocklehurst selbst und zu Janes erstem Gespräch mit dem lesenden Mädchen zu schreiben, aber ich will hier nicht schon wieder Schelte bekommen und warte. ;)

  • Wie stellt ihr euch Lowood vor?

    Ich weiß noch, dass ich, als ich das Buch zum ersten Mal las, mir die Schule wie meine ehemalige Grundschule vorgestellt habe. Ich war auf einer Klosterschule für Mädchen, Grund- und Realschule zusammen, aber das Gebäude der Grundschule war wirklich noch das alte Klostergebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, welches auch bis kurz vor meiner Einschulung noch als Internat geführt worden war, zu meiner Zeit dann als Ganztagsschule. Wir fingen morgens mit dem Morgengebet an, gingen Mittags zum Essen ins den Essenssaal, hatten reihum Tischdienst, etc. Natürlich waren unsere Lehrerinnen zum Teil Nonnen, aber wir hatten auch "weltliche" Lehrerinnen (keine Lehrer, die gab es nur in der Realschule), aber trotzdem stand Religion und alles, was damit zusammenhängt, immer im Vordergrund und "Vergehen" wurden rigoros bestraft mit In-der-Ecke-Stehen, extra Pflichten in der Küche und bei Tisch, etc. Also für heutige Verhältnisse schon recht streng, wobei ich auch nicht weiß, ob das jetzt immer noch so ist, immerhin war ich vor 20 Jahren dort (mein Gott, jetzt fühl ich mich alt!). Jedenfalls dachte ich im Hinblick auf Lowood immer an meine Schule, auch wenn es bei uns gar nicht düster, oder dergleichen zuging, aber so von der ganzen Atmosphäre eines so alten Schulhauses mit nur Mädchen als Schülerinnen, und nur weiblichen Lehrkräften, das schien mir irgendwie passend. Mittlerweile bin ich durch die Verfilmung natürlich beeinflusst, aber beim ersten Lesen hatte ich immer unser Schulhaus und den großen Innenhof mit den drei uralten Kastanienbäumen, die Kapelle, die ehemaligen Schlafsäle der Internatsschülerinnen, die zu Aufenthaltsräumen umgebaut worden waren, die alten, knartzenden Parkettböden, etc. gedacht. :)

  • Mittlerweile bin ich durch die Verfilmung natürlich beeinflusst, aber beim ersten Lesen hatte ich immer unser Schulhaus und den großen Innenhof mit den drei uralten Kastanienbäumen, die Kapelle, die ehemaligen Schlafsäle der Internatsschülerinnen, die zu Aufenthaltsräumen umgebaut worden waren, die alten, knartzenden Parkettböden, etc. gedacht.

    Lustig, aber uralte Bäume stell ich mir auf dem Gelände auch vor... würde einfach passen. ;) So ein altehrwürdiges, aber irgendwie grusliges Gebäude eben...

  • Also, ich fang jetzt einfach mal hier an. Ich hoffe, das ist okay, aber ich denke, ich "darf" sicher ein Kapitel pro Tag lesen und auch mal zwei, sonst ist das Buch ja auch nicht in einem Monat zu schaffen! :-s

    :mrgreen: Ja, du darfst! Allerdings brauchen sich die, die nicht so schnell oder viel lesen können, keine Gedanken zu machen, denn wir können die LEserunde auch gerne verlängern und dafür im Dezember keine gesonderte ELR machen. :wink: Das nur vorneweg.


    Für mich sieht es irgendwie aus wie ein Spukhaus, groß, dunkel, mit dieser komischen Inschrift über der Tür... wie es scheint, sind zumindest einige der Lehrerinnen gute Menschen, denen das Wohl der Kinder auch wirklich am Herzen liegt.

    Natürlich können sie die Beschwerden der Schülerinnen nicht wirklich kommentieren, weil Brocklehurst ihr Arbeitgeber ist, aber sie scheinen immerhin zu versuchen, etwas zum Wohl ihrer Schüler zu tun.

    Ja, die Lehrerinnen sind teilweise schon ne Wucht. Das erinnert mich an eine meiner Erzieherinnen (bzw. an zwei) in meinem Kindergarten damals. Das eine war eine ältere, ein totaler Drachen, die die Kinder zum Essen gezwungen hat (mich auch einmal) und sogar relativ handgreiflich dafür wurde. Die andere war noch ziemlich neu und hatte totales Mitleid mit uns, so dass wir uns ruhig weigern konnten (wenn wir dem Druck der Gabel auf unseren Zähnen standhielten), denn wir bekamen dann heimlich von ihr was zugesteckt. Offen konnte sie es sich nicht erlaube, etwas gegen die ältere Erzieherin zu sagen, aber den Kindern beigestanden hat sie und diesen stillen Protest fand ich auch klasse :love:

    Es brennt mir unter den Nägeln, etwas zu Brocklehurst selbst und zu Janes erstem Gespräch mit dem lesenden Mädchen zu schreiben, aber ich will hier nicht schon wieder Schelte bekommen und warte. ;)

    :lol: Das hört sich ja fast so an, als würde ich mit Steinen werfen!



    Lustig, aber uralte Bäume stell ich mir auf dem Gelände auch vor... würde einfach passen. ;) So ein altehrwürdiges, aber irgendwie grusliges Gebäude eben...

    Dito! Dieses Bild hatte ich von dem Schulhaus auch! :wink:

  • Das hört sich ja fast so an, als würde ich mit Steinen werfen!

    Das nicht, aber die ersten Tage hier waren irgendwie eher Lesetagebuch für mich. Deswegen würde ich einfach gern möglichst bald wissen, ob ihr euch alle auf eine Verlängerung einigt. ;) Ich persönlich wäre nicht unbedingt dafür, weil ich finde, dass man das Buch sehr gut in einem Monat lesen kann und ich fürchte, dass es mir schwerfallen wird, es so verlangsamt zu lesen, aber natürlich füge ich mich der offenbar vorhandenen Mehrheit. :)

  • Das wäre toll. Ich bin nämlich zurzeit total im Stress und komme kaum zum lesen....also ich habe nichts gegen eine Verlängerung :-,

    @FallenAngel
    ich hoffe, es ist okay, dass ich dazustosse und daher kaeme mir das mit der Verlaengerung sehr zupass ;)

    Das nicht, aber die ersten Tage hier waren irgendwie eher Lesetagebuch für mich. Deswegen würde ich einfach gern möglichst bald wissen, ob ihr euch alle auf eine Verlängerung einigt. ;) Ich persönlich wäre nicht unbedingt dafür, weil ich finde, dass man das Buch sehr gut in einem Monat lesen kann und ich fürchte, dass es mir schwerfallen wird, es so verlangsamt zu lesen, aber natürlich füge ich mich der offenbar vorhandenen Mehrheit. :)

    Lesekeks:
    Ist absolut OK, dass du später noch hinzukommst, Willkommen! :flower:


    @all:
    Ich würde sagen, dass das die Mehrheit entscheidet. Ich bin zwar auch (leider) sehr langsam, hab aber durch meine Kenntnis über die Geschichte auch kein Problem, wenn wir nur einen Monat lesen.

  • Zu einer möglichen Verlängerung: Ich bin eher Strandläuferins Meinung und denke, das man das Buch gut in einem Monat lesen kann. Aber ich hätte auch kein Problem, wenn sich die LR verlängern würde - wenn ich Bücher bereits kenne, lese ich oft langsamer als sonst. Vielleicht sollten wir erstmal abwarten, wie sich LR entwickelt? :-k

  • Was meint ihr denn zu dem Mädchen, mit dem Jane sich auf dem Schulhof unterhält? :-k Irgendwie fand ich sie am Anfang gleich ganz nett (mal sehen, ob das bleibt). Ich meine, sie ist jetzt zwar nicht unbedingt der herzlichste und offenste Typ Mensch, aber sie scheint auch nicht böse zu sein. Eher so jemand, der sich nicht leicht damit tut, auf andere Menschen zuzugehen. Ich meine, sie beantwortet Janes Fragen, aber obwohl Jane neu ist, will sie eigentlich nichts über sie wissen (gut, Jane umgekehrt ist ja auch nicht so). Die Art, wie sie so ausweichend auf Janes Fragen nach Mr. Hocklehurst antwortet, sagt einem dann auch schon alles. Wetten, dass er einen sehr großen Anteil des gespendeten Geldes für die Schule für sich selbst verwendet? :evil:

  • Was meint ihr denn zu dem Mädchen, mit dem Jane sich auf dem Schulhof unterhält? :-k Irgendwie fand ich sie am Anfang gleich ganz nett (mal sehen, ob das bleibt). Ich meine, sie ist jetzt zwar nicht unbedingt der herzlichste und offenste Typ Mensch, aber sie scheint auch nicht böse zu sein. Eher so jemand, der sich nicht leicht damit tut, auf andere Menschen zuzugehen. Ich meine, sie beantwortet Janes Fragen, aber obwohl Jane neu ist, will sie eigentlich nichts über sie wissen (gut, Jane umgekehrt ist ja auch nicht so). Die Art, wie sie so ausweichend auf Janes Fragen nach Mr. Hocklehurst antwortet, sagt einem dann auch schon alles. Wetten, dass er einen sehr großen Anteil des gespendeten Geldes für die Schule für sich selbst verwendet? :evil:

    Jop, der Verdacht liegt nicht nur nahe, sondern zwängt sich einem sogar regelrecht auf. Ich finde die ganze Atmosphäre beim Gespräch mit dem Mädchen ... kühl. Hatte ne Gänsehaut und ein ungutes Gefühl im Magen. Nicht, weil ich denke, dass das Mädchen intrigant ist, sondern, weil da deutlich wird, dass jeder in dieser Schule versucht, nur über die Runden zu kommen und deshalb auch so viel Abstand wie möglich zu anderen hält. Ich meine, ist ja klar: Wenn man einen Menschen näher kennen lernt, bedeutet er einem was und dann würde man sich bei eventuellem Ärger einmischen, was einen selbst in eine missliche Lage bringen würde. So ist sich jeder selbst der Nächste und kämpft für sich. Je weniger Gefühle involviert sind, umso einfacher.

  • Ich finde die ganze Atmosphäre beim Gespräch mit dem Mädchen ... kühl. Hatte ne Gänsehaut und ein ungutes Gefühl im Magen. Nicht, weil ich denke, dass das Mädchen intrigant ist, sondern, weil da deutlich wird, dass jeder in dieser Schule versucht, nur über die Runden zu kommen und deshalb auch so viel Abstand wie möglich zu anderen hält.

    Schrecklich, oder? Gerade weil es ja alles Waisenkinder sind, brauchen sie ja eine Bezugsperson und Freunde... aber sie bleiben, was viele immer waren: auf sich allein gestellt. :( Vielleicht kommt auch hinzu, dass das Mädchen Jane eben nicht kennt und nicht weiß, ob von ihr Ärger zu erwarten ist. :-k Eine Szene jedenfalls, bei der man die Situation förmlich vor sich sieht... und es ist wahrlich keine schöne. :cry:

  • Schrecklich, oder? Gerade weil es ja alles Waisenkinder sind, brauchen sie ja eine Bezugsperson und Freunde... aber sie bleiben, was viele immer waren: auf sich allein gestellt. :( Vielleicht kommt auch hinzu, dass das Mädchen Jane eben nicht kennt und nicht weiß, ob von ihr Ärger zu erwarten ist. :-k Eine Szene jedenfalls, bei der man die Situation förmlich vor sich sieht... und es ist wahrlich keine schöne. :cry:

    Erschreckenderweise ist es mit Waisenkindern auch heute noch so. Das Vertrauen ist gleich Null, das Misstrauen dafür umso größer! :cry: Und bevor man sich jemandem anvertraut, der das nur ausnutzt (wie vermutlich viele vorher), bleibt man lieber still und für sich, weil Einsamkeit besser ist, als Prügel zu beziehen oder psychischem Terror ausgesetzt zu werden.

  • Erschreckenderweise ist es mit Waisenkindern auch heute noch so. Das Vertrauen ist gleich Null, das Misstrauen dafür umso größer! Und bevor man sich jemandem anvertraut, der das nur ausnutzt (wie vermutlich viele vorher), bleibt man lieber still und für sich, weil Einsamkeit besser ist, als Prügel zu beziehen oder psychischem Terror ausgesetzt zu werden.

    Das kann ich nicht beurteilen, weil ich kein "echtes" Waisenkind kenne. Allerdings kenne ich ein paar Kinder, die adoptiert wurden, und die sind eigentlich glücklich. :)
    Jedenfalls habe ich jetzt das sechste Kapitel gelesen und somit den Namen des Mädchens erfahren. Helen Burns ist schon ein Mädchen, das man auf irgendeine Art und Weise bewundern muss. Ich denke, dass Brontë sie vor allem dazu nutzt, einen Gegensatz zu Jane darzustellen. Einerseits ist Jane diejenige, die ihren Lektionen konzentrierter folgen kann, aber sie geht ganz anders mit ihrem Schicksal um. Helens Einstellung ist schon bewundernswert, gerade im Hinblick darauf, dass sie von Mitschülerinnen und von ihrer Lehrerin nicht gerade gut behandelt wird. Toll finde ich, dass Brontë Jane nicht ein Mädchen gegenüberstellt, dass sich einfach alles gefallen lässt, weil es einfach denkt, man könne nicht anders, sondern eines, das Kraft im Glauben findet und sich getreu der christlichen Lebensweise verhält. Dadurch wirkt Helen irgendwie kraftvoll, auch wenn man sie - oder zumindest ging es mir so - als sehr verletzlich wahrnimmt. Obwohl sie älter ist, scheint sie schwächer als Jane zu sein (nicht nur, weil sie einmal weint). Und als sie ihre Schwächen aufzählt, ganz pragmatisch, da wurde mir wirklich ganz anders, denn das geht einem doch wirklich an die Nieren... oder?

    Zitat

    I am, as Miss Scatcherd said, slatternly; I seldom put, and never keep, things in order; I am careless; I forget rules; I read when I should learn my lessons; I have no method: and sometimes I say, like you, I cannot bear to be subjected to systematic arrangements. (p.58 )

    Sind ja eigentlich keine riesigen Verfehlungen - aber da sieht man mal, wie man Menschen systematisch einreden kann, sie seien schlecht...

  • Sind ja eigentlich keine riesigen Verfehlungen - aber da sieht man mal, wie man Menschen systematisch einreden kann, sie seien schlecht...

    Jop, das eingeredete Schlechtsein kenne ich - es ist unglaublich, was Menschen "nur" mit Worten anrichten können!



    Das kann ich nicht beurteilen, weil ich kein "echtes" Waisenkind kenne. Allerdings kenne ich ein paar Kinder, die adoptiert wurden, und die sind eigentlich glücklich. :)
    Jedenfalls habe ich jetzt das sechste Kapitel gelesen und somit den Namen des Mädchens erfahren. Helen Burns ist schon ein Mädchen, das man auf irgendeine Art und Weise bewundern muss. Ich denke, dass Brontë sie vor allem dazu nutzt, einen Gegensatz zu Jane darzustellen. Einerseits ist Jane diejenige, die ihren Lektionen konzentrierter folgen kann, aber sie geht ganz anders mit ihrem Schicksal um. Helens Einstellung ist schon bewundernswert, gerade im Hinblick darauf, dass sie von Mitschülerinnen und von ihrer Lehrerin nicht gerade gut behandelt wird. Toll finde ich, dass Brontë Jane nicht ein Mädchen gegenüberstellt, dass sich einfach alles gefallen lässt, weil es einfach denkt, man könne nicht anders, sondern eines, das Kraft im Glauben findet und sich getreu der christlichen Lebensweise verhält. Dadurch wirkt Helen irgendwie kraftvoll, auch wenn man sie - oder zumindest ging es mir so - als sehr verletzlich wahrnimmt. Obwohl sie älter ist, scheint sie schwächer als Jane zu sein (nicht nur, weil sie einmal weint). Und als sie ihre Schwächen aufzählt, ganz pragmatisch, da wurde mir wirklich ganz anders, denn das geht einem doch wirklich an die Nieren... oder?

    Ich kenne ein Waisenkind und habe (nach dessen Horrorgeschichten) angefangen, mich mit dem Thema auseinander zu setzen und deshalb einige Bücher gewälzt wie man so schön sagt bzw. auch etliche Reportagen gesehen und war teilweise entsetzt, wie das heute noch ist. Die Psyche des Menschen scheint sich auch im Laufe der Geschichte nur wenig zu ändern!


    Aber ich stimme dir ansonsten zu, was Helen betrifft: Sie ist auf ihre eigene Art und Weise stark und Charlotte Bronte hat mit ihr ein wunderbares Gegenüber zu Jane geschaffen. :love:

  • So, ihr Lieben, ich bin mit dem 7. Kapitel fertig.
    Die schrecklichen Schultage und die noch schrecklicheren Sonntage gehen einem richtig an die Nieren beim Lesen. Schön finde ich, dass Miss Temple immer wie so eine Lichtgestalt durch die düstren Szenen schwebt und den Mädchen Mut macht. Das fand ich gerade bei der Beschreibung der Wege zur Kirche und zurück richtig auffällig. Bezeichnend ist ja auch, dass es bei den Erinnerungen an die Kirchenbesuche hauptsächlich um die Wege geht und nicht etwa um die Gottesdienste, die eigentlich ja im Mittelpunkt stehen müssten.
    Das Zusammentreffen mit Mr. Brocklehurst in der Schule ist ja mehr als skurril. Ich stelle mir diesen Mann inzwischen übermäßig groß und nahezu gewaltig vor. In meinem Kopfkino sehe ich ihn immer aus der Froschperspektive, ich bin eines der kleinen Mädchen und er der große böse Mann. :pale: ;) . Das Haareschneiden und der ganze Kram ist so überzogen, dass man fast lachen könnte - wenn es nicht so traurig wäre und wenn man nicht wüsste, dass es an manchen Schulen wirklich so war. Auch die Doppelzüngigkeit dieses Mannes wird ja deutlich...
    Aber ich hätte gern Miss Temples Gesichtsausdruck bei folgenden Worten gesehen:

    Zitat

    "Oh, madam, when you put bread and cheese, instead of burnt porridge, into these children's mouths, you may indeed feed their vile bodies, but you little think how you starve their immortal souls!" (p. 65)

    Beschrieben wird es zwar, aber es ist das erste Mal, dass sie nicht lächelnd und freundlich beschrieben wird, glaube ich.


    Gefreut habe ich mich in diesem Kapitel darüber, dass Jane endlich einen Menschen hat, der zu ihr hält, und dervielleicht eine Freundin für sie werden könnte. Aber als Helen Jane zulächelt, als diese wegen angeblicher Lügen zur Schau gestellt wird, fand ich das schön. Zumal Jane sich nicht selbst als tragische Heldin empfindet, sondern Helen für sie diejenige ist, die ihr Kraft gibt und Gutes tut.

    Zitat

    It was as if a martyr, a hero, had passed a slave or victim, and imparted strength in the transit. (p. 69)

  • Strandläuferin:
    Kaum zu glauben, aber wahr: Ich kann derzeit noch mit dir mithalten. *freu*
    Miss Temple war lustigerweise auch für mich immer so ein Sinnbild von Licht in dieser Schule, die ich mir nach wie vor recht düster und trostlos vorstelle. Was mich an Jane immer wieder überrascht und sie mir umso sympatischer macht, ist, dass sie sich selbst eben nicht als die Heldin sieht, sondern andere die Kraftquelle darstellen!
    Die Szene mit der zur Schau Stellung Janes' wegen angeblicher Lügen fand ich übrigens äußerst grausam - ich hatte da die schrecklichsten Bilder in meinem Kopf und fühlte mich an zahlreiche alte Filme über Kinderheime, Internate o.ä. erinnert. Das hab ich schon immer gehasst - genauso wie das Abschrubben der Hände, wenn sie angeblich zu schmutzige Hände hatten o.ä.

    Zitat

    Aber ich hätte gern Miss Temples Gesichtsausdruck bei folgenden Worten gesehen: [...] Beschrieben wird es zwar, aber es ist das erste Mal, dass sie nicht lächelnd und freundlich beschrieben wird, glaube ich.

    Ohja, da hätte ich auch gern ihr Gesicht gesehen! :D