KLR: Seite 150 - Seite 301

  • So ihr Lieben, ich bin jetzt auf Seite 181.


    Interessant fand ich Max Erzählung von dem Mann und seinem Besitz


    Zitat

    Auf dem ganzen Weg zur Gerichtslinde hat er von einem Mann erzählt, der für sich lebte und seinem unermeßlichen Besitz, viele Leute arbeiteten für ihn und erfüllten seine Wünsche, dennoch war er nicht glücklich, weil er sich zu viel sorgte und weil er seinen Besitz jeden Tag überprüfen und verteidigen musste, wurde er mißtrauisch gegenüber jedermann und brauchte Gewalt , um alles zusammenzuhalten und noch zu vermehren.


    Und auch das Gespräch zwischen Bruno und Max war sehr interessant.
    Besonders die Aussage, das wenn man viel Besitz hat, die Angst vor dem Verlust hat Und das jeder der Besitz haben will, ihn für sich haben will. Genauso dass derjenige der schon genug hat, immer mehr haben möchte.
    Ich bin nur nicht so richtig dahinter gekommen, was genau er Bruno damit sagen möchte ? Dennoch glaube ich das es eine der Schlüsselszenen in dem Buch ist.
    Und ich frage mich, wer wohl dieser Mann war. Konrad ? :scratch:



    Spannend auch der Besuch von Herrn Murwitz.
    Er wird besonders zu seiner Vertrauensstellung mit Konrad befragt. Und hier bleiben wieder viele Fragen offen. Vorallem würde ich gerne wissen, welche Ratschläge Bruno, Konrad gegeben haben soll ?


    Eine Schlüsselszene ist sicher der Schenkungsvertrag den Konrad gemacht hat und der Bruno großzügig bedenkt. Ich denke, dass ihm jemand (Dorothea ? Joachim ? Ina ? ) diesen Schenkungsvertrag streitig machen will. Denn wir erfahren ja endlich, dass Konrad wegen Geistesschwäche und Gefährdung des Familienbesitzes entmüdigt werden soll. Letzteres, wegen dem Schenkungsvertrag für Bruno.
    Fragt sich nur wer dahinter steckt ?


    Im nachhinein betrachtet, denke ich dass Max – genau wie Herr Murwitz – Bruno ausfragen wollte, wie viel er über Konrads Besitz weiß. Scheinbar hatte er mehr, als alle geglaubt haben.


    Ich hoffe ich spekuliere jetzt nicht zu viel. :-?

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:


  • Diese Erzählung habe ich auch sehr interessant gefunden, allerdings habe ich eine andere Idee dazu ;)
    Für mich versucht hier Max seine Entscheidung zu begründen, dass er nicht (wie sein Vater) Besitz anhäufen möchte. Er versucht mit dieser Geschichte die Begründung für sein Verhalten zu geben. Er ist es ja, der keinen Besitz möchte, der lieber als Lehrer in der Stadt arbeitet. Vielleicht hat er Angst vor Verlust, er wäre unglücklich und den anderen gegenüber misstrauisch. Dazu passt ja auch der Vergleich mit dem Daumennagel - nur soviel einkaufen, wie auf einen Daumennagel geschrieben werden kann.


    Ich habe übrigens vor kurzem in einem anderen Buch eine ähnliche Geschichte von einem Eremiten gelesen, der auch ohne Besitz lebt und viel glücklicher ist, seine innere Ruhe gefunden hat,...


    :cheers: ich hatte mit meinem Gefühl recht: Konrad will Bruno Teile des Besitzes geben und soll daher entmündigt werden

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Für mich versucht hier Max seine Entscheidung zu begründen, dass er nicht (wie sein Vater) Besitz anhäufen möchte. Er versucht mit dieser Geschichte die Begründung für sein Verhalten zu geben. Er ist es ja, der keinen Besitz möchte, der lieber als Lehrer in der Stadt arbeitet. Vielleicht hat er Angst vor Verlust, er wäre unglücklich und den anderen gegenüber misstrauisch. Dazu passt ja auch der Vergleich mit dem Daumennagel - nur soviel einkaufen, wie auf einen Daumennagel geschrieben werden kann.


    Mit deiner Idee, könntest du Recht haben. :-k
    Mich hat es nur zum grübeln gebracht, warum Max, Brunos Meinung dazu wissen wollte ?


    ich hatte mit meinem Gefühl recht: Konrad will Bruno Teile des Besitzes geben und soll daher entmündigt werden


    Gabi unsere Spürnase. :friends:

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  • Ich bin jetzt auch ein bisschen weitergekommen, nachdem ich am Wochenende und gestern leider nur sehr wenig Zeit zum Lesen hatte :(


    Das Gespräch mit Herrn Murwitz fand ich auch sehr interessant, aber es hat mich ganz wahnsinnig gemacht, wie er Bruno zum Teil recht suggestiv (das war zumindest mein Eindruck) ausgefragt hat und der arme Bruno die ganze Zeit versucht hat herauszufinden, worauf die Fragen abzielen. Er möchte nichts Falsches antworten, versteht aber gleichzeitig die Zusammenhänge nicht richtig. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass man versucht, ihn dazu zu bringen etwas zu sagen, woraus sie ihm hinterher einen Strick drehen und die Schenkung abwenden können. Eben zum Beispiel, dass er Konrad durch seine Vertrauensstellung irgendwie dazu gebracht haben könnte, ihm Land zu schenken, dessen angebliche Geistesschwäche ausgenutzt hat.


    Insgesamt wird mir in dem Zusammenhang gerade Max immer suspekter, es ist ja nicht nur das Gespräch, das er mit Bruno über Besitz hat, sondern auch vorher hat er ihn ja schon einmal darüber befragt, welches Stück Land er gerne hätte und was er damit machen würde, wenn es ihm gehören würde. Ich verstehe nicht, warum gerade Max, der das Land ja gar nicht möchte, nicht einfach mal Klartext mit Bruno redet. Er weiß doch vermutlich, dass Bruno solche Dinge nicht richtig versteht, und statt ihm ein bisschen zu helfen, lässt er ihn eigentlich auch die ganze Zeit im Dunkeln tapsen. Irgendwie traue ich Max momentan nicht mehr wirklich über den Weg, das ist aber nur so ein Gefühl ...

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

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    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • gabi und Danii: Max ist Lehrer, warum sollte man ihm also trauen? (Zugegeben - ein plumper Versuch, herauszufinden, wer von den LesgruppenteilnehmerInnen LehrerIn ist...)


    Auf Seite 206 bin ich jetzt angekommen. Meine müden Abende lassen mich momentan nur ein paar Seiten schaffen, und beim morgendlichen Zähneputzen geht dann auch nicht so viel weiter mit dem Lesen...

    Bruno hat ja so seine Erlebnisse mit Autoritäten, oder jenen, die man für solche hält oder hielt. Jetzt ist es Pastor Blumbeck, der ihn in der Kirche vergisst, wohin er ihn zum Nachdenken verbannt hat. Dabei finde ich die Erklärung des biblischen Gleichnisses vom Gastmahl des wohlhabenden Mannes sehr originell: „Mir fielen immer nur die Ausreden ein, mit denen die Eingeladenen dem großen Gastmahl fernblieben ... und weil die Ausreden nicht viel wert waren, konnte ich nichts anderes glauben, als dass die Eingeladenen nicht all zuviel hielten, von dem Essen, das der wohlhabende Mann ihnen vorsetzen wollte, ... jedenfalls mussten sie wohl ihre Erfahrungen gemacht haben.“

    Da steht er jetzt also, vor und bald in Brunos Behausung (die ich mir immer irgendwie als Glashaus vorstelle), der feierliche Hase. Und er fragt Bruno aus. Sucht für mein Gefühl nach Beweisen für des Chefs Unzurechnungsfähigkeit und für Brunos Dumpfheit. Gegen Schluss des Gesprächs fragt er Bruno, ob es stimmt, dass er nie mit mechanisierten Geräten arbeiten durfte. Ein Faktum, von dem er wohl denkt, es sich bei einer späteren Beweisführung zu Nutze machen zu können. „Dieser Vertrag wird nie in Kraft treten, da könnt ihr beide sicher sein, wir werden tun, was nötig ist ...“

    Bruno beobachtet Ina, die er vom Servierdienst abholen soll beim Tanzen mit ihrem zukünftigen Mann, dem späteren Schienentoten. Auf dem Nachhauseweg treibt sie, wohl frisch verliebt ein kokettes Spiel mit Bruno, fordert ihn zum Wettlauf auf und gibt dann ihm die Schuld, als sie ihn den Modder stürzt. Ich nehme an, dass es ihm durchaus Freude bereitet, ihr dann die Füße putzen zu dürfen.

    Über Brunos Aussehen erfahren wir auch mehr: sein rechtes Auge ist nach einer Operation heruntergerutscht und kleiner, auf einer blauroten Narbe wachsen keine Barthaare mehr.


    Jetzt bin ich gerade bei der Szene, in der Joachims Freundin nach einem Reitunfall schwer verletzt ist. Und warte gespannt, welche Fäden im Beziehungsgeflecht zwischen Familie Zeller und Bruno noch freigelegt werden.

  • Bruno beobachtet Ina, die er vom Servierdienst abholen soll beim Tanzen mit ihrem zukünftigen Mann, dem späteren Schienentoten. Auf dem Nachhauseweg treibt sie, wohl frisch verliebt ein kokettes Spiel mit Bruno, fordert ihn zum Wettlauf auf und gibt dann ihm die Schuld, als sie ihn den Modder stürzt. Ich nehme an, dass es ihm durchaus Freude bereitet, ihr dann die Füße putzen zu dürfen.


    Die Szene hat mir zunächst das meiste Kopfzerbrechen bereitet. :wink: . Ich hatte zuerst angenommen, es wäre ein anderer Mann als der spätere "Schienentote", der allerdings schon zuvor gestorben ist. Mit diesem Zeitsprung hat mich Lenz echt ins grübeln gebracht. Aber später, als der Name fiel ging mir endlich ein Licht auf.
    Was Ina allerdings mit ihrer Modder - Aktion bezweckt ist mir noch ein kleines Rätsel. :-k Wollte sie Bruno einfach nur ärgern ?
    Obwohl auch ich denke, dass es ihm die Säuberung mit Sicherheit Spaß gemacht hat. :wink:

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    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Meiner Erfahrung und Beobachtung nach ist es ein Verhalten, dass ich eher dem weibichen Repertoire zuordne, an Männern, bzw. Jungs, die ihnen ungefährlich und irgendwie wohl auch unmöglich (für einen wirklichen "Balz - und Paarungstanz") erscheinen, Nähe- und Distanzverhalten, manchmal durchaus grausam, zu üben. Und es es ist ein Verhalten, dass ich eher unerfahrenen, hormontriefenden Vertretern des männlichen Geschlechts zuordne, dumpfbackig mitzuspielen. Unter dem mehr oder weniger bewußtem Motto: "Vielleicht komm ich ja NOCH näher ran..." Unter dieser Schablone scheint mir die Modderszene durchaus logisch.

  • @ Jogl
    Ja, dann ist es durchaus logisch. :lol:
    Und ich habe mich über deine Erklärung gerade herrlich amüsiert. :loool:


    Aber ich habe gestern natürlich auch noch ein wenig weitergelesen...


    Nun erfahren wir auch wie eifersüchtig Joachim eigentlich auf Bruno war...



    Zitat


    Wenn einer will, daß ich von hier fort muß, dann ist es bestimmt Joachim, von Anfang an war er dagegen, daß der Chef mich neben sich haben wollte bei allem, was er tat, und daß er mich einweihte in seine Pläne und mir manches Geheimnis anvertraute.


    Das würde aber auch bedeuten, daß Bruno wirklich mehr weiß, als er vorgibt.


    Und wie Bruno, Joachim beschreibt muss er ja sehr herrschsüchtig gewesen sein. Bei jedem wollte er etwas zu sagen haben. Doch es scheint auch so, als wäre Joachim Dorotheas Liebling gewesen.
    Ob die beiden gemeinsam hinter der Entmündigung stecken ?


    Myseriös fand ich den Unfall von dem Mädchen Maike. War es wirklich ein Versehen mit dem Schuß ? Oder hat Joachim absichtlich geschossen ? Ich glaube hier steckt auch mehr dahinter.Und irgendwie fange ich an, jedem zu misstrauen. :loool:

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  • @ Jogl: Ja, deine Erklärung für die Modderszene ist wirklich gut! Und wahrscheinlich ist auch wirklich etwas dran :wink:


    @ Suspiria: Das mit dem Misstrauen geht mir auch so, nach Max traue ich inzwischen eigentlich gar keinem mehr so richtig, ich bin schon ganz paranoid ... Außer Magda, die hat (bisher noch ...) mein Vertrauen.


    Ich bin inzwischen etwa auf Seite 230 in meiner Ausgabe. Joachims Eifersucht ist wirklich krass, das wird auch an der Stelle deutlich, als er


    Ich finde es richtig schlimm, wie missgünstig alle zu werden scheinen, wenn es darum geht, den Besitz mit jemandem zu teilen, wenn sie Angst haben, das man ihnen etwas nimmt, was ihrer Meinung nach ihnen gehören sollte. Bruno lebt schon so lange dort, man sollte eigentlich meinen, dass man ihm eine zumindest ähnliche Wertschätzung entgegenbringt wie Konrad das tut. Und im Großen und Ganzen sind ja auch alle (außer Joachim) nett zu ihm gewesen - bis es ans Eingemachte, sprich an den Besitz geht. Das ist ja nicht nur Bruno gegenüber unfair, sondern vor allem entehrt und beleidigt es auch Konrad.


    @ Gabi: Ja, wir und unsere Gefühle :lol: Aber du hast ja schon einmal richtig gelegen - wenn du Max jetzt auch nicht traust, wer weiß, vielleicht trügt es uns ja nicht, unser Gefühl ... :wink:

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  • @ Gabi: Ja, wir und unsere Gefühle Aber du hast ja schon einmal richtig gelegen - wenn du Max jetzt auch nicht traust, wer weiß, vielleicht trügt es uns ja nicht, unser Gefühl ...


    Liebe Mitleser,
    entschuldigt bitte meine Abwesenheit, aber wir haben neue Fenster eingebaut bekommen - PC abgebaut, Dreck geputzt, ... Daher komme ich zur Zeit gerade mal etwas zum Lesen, aber nicht zum Schreiben :chesse:


    Ich habe gegenüber Max eigentlich kein schlechtes Gefühl - obwohl er Lehrer ist ( :mrgreen: gell, Jogi)


    Melde mich morgen ausführlich!!

    Liebe Grüße
    Gabi


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    Jean Cocteau

  • @ Suspiria: Das mit dem Misstrauen geht mir auch so, nach Max traue ich inzwischen eigentlich gar keinem mehr so richtig, ich bin schon ganz paranoid ... Außer Magda, die hat (bisher noch ...) mein Vertrauen.


    Ich glaube ich bin auch schon ganz paranoid. :loool:
    Magda genießt momentan auch noch mein Vertrauen. Bei Max bin ich mir aber überhaupt nicht mehr sicher, wie ich ihn so einschätzen soll.

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  • Gegen Schluss des Gesprächs fragt er Bruno, ob es stimmt, dass er nie mit mechanisierten Geräten arbeiten durfte. Ein Faktum, von dem er wohl denkt, es sich bei einer späteren Beweisführung zu Nutze machen zu können.


    Diese Stelle habe ich mir auch "als Wichtig" markiert. Ich glaube, es wird versucht nicht nur Konrad als unzurechnungsfähig darzustellen (damit der Schenkungsvertrag ungültig erklärt werden kann), sondern auch Bruno die Fähigkeiten abzusprechen so ein Geschenk überhaupt verwalten zu können. Für die Bewirtschaftung einer Gärtnerei MUSS man ja mit Maschinen umgehen können ...



    Meiner Erfahrung und Beobachtung nach ist es ein Verhalten, dass ich eher dem weibichen Repertoire zuordne, an Männern, bzw. Jungs, die ihnen ungefährlich und irgendwie wohl auch unmöglich (für einen wirklichen "Balz - und Paarungstanz") erscheinen, Nähe- und Distanzverhalten, manchmal durchaus grausam, zu üben. Und es es ist ein Verhalten, dass ich eher unerfahrenen, hormontriefenden Vertretern des männlichen Geschlechts zuordne, dumpfbackig mitzuspielen. Unter dem mehr oder weniger bewußtem Motto: "Vielleicht komm ich ja NOCH näher ran..." Unter dieser Schablone scheint mir die Modderszene durchaus logisch.


    Ohja - dieses Verhalten kenne ich auch ;) Sehr gute Erklärung, Jogl.


    Und wie Bruno, Joachim beschreibt muss er ja sehr herrschsüchtig gewesen sein. Bei jedem wollte er etwas zu sagen haben. Doch es scheint auch so, als wäre Joachim Dorotheas Liebling gewesen.
    Ob die beiden gemeinsam hinter der Entmündigung stecken ?


    Die Beziehungen durchschaue ich immer noch nicht so ganz. Ich bin mir nämlich überhaupt nicht sicher, ob die Beobachtungen von Bruno, der uns ja SEINE Sichtweise erzählt, immer ganz realistisch sind. Z.B. beschreibt er eine Szene, wo Dorothea und Joachim Arm in Arm am Fluss entlang gehen "Wie ein verheiratetes Paar". Da spricht für mich ganz klar die Eifersucht aus Bruno, ich bin immer noch davon überzeugt, dass er in Dorothea verliebt ist (vielleicht interpretiere ich dadurch etwas?). Und Joachim dürfte nun mal der Liebling seiner Mutter sein, das ist für Bruno wahrscheinlich nicht so einfach... Die beiden dürften so ungefähr im gleichen Alter sein, da entstehen auch bei Geschwistern Rivalitäten, erst dann bei "angenommenen" Kindern - kann ich mir gut vorstellen.

    Liebe Grüße
    Gabi


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  • Myseriös fand ich den Unfall von dem Mädchen Maike. War es wirklich ein Versehen mit dem Schuß ? Oder hat Joachim absichtlich geschossen ? Ich glaube hier steckt auch mehr dahinter.Und irgendwie fange ich an, jedem zu misstrauen.


    Ich habe wiederum an einen Unfall geglaubt, dachte dass Joachim (typisch angeberisch :shock: ) mit der Pistole bei den Mädels Eindruck schinden wollte und dann wurde das Pferd scheu....
    Ob da wirklich mehr dahinter steckt???


    Das finde ich besonders schön an dieser Leserunde, ich denke dann nochmals über meine Eindrücke nach, überlege auch andere Interpretationen (so wie Deine, Suspiria) und bin wirklich schon sehr gespannt ob sich diese Dinge überhaupt auflösen. Oder ob Lenz, grandios wie er schreibt, auch viele Interpretationen offen lässt 8)

    Liebe Grüße
    Gabi


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    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Auf Seite 269 bin ich jetzt.


    Max wäre mir wahrscheinlich gar nicht so intensiv aufgefallen. Aber Eure Bemerkungen (Verdächtigungen) veranlassen mich dazu, ihn zu beobachten. Und dabei ist mir höre ich, wie er im Zuge der Bürgermeisterwahl meint, der Chef gewinnt sie nie, seine Offenheit ließe das nicht zu. Offen und ehrlich = gefährlich.


    Max irrt sich hiermit jedenfalls: der Chef wird knapp aber doch zum Bürgermeister gewählt. Seine Leistung und das, was er, „der Zuagroaste“ (der Fremde) zu sagen hat, wird langsam in der Umgebung akzeptiert.

    Ina, die sich, von Bruno heimlich beobachtet, dem Nachbarsburschen Niels Lauritzen nähert und ihn auch mit nach Hause bringt. Guntram Glaser, der spätere Schienentote, der bei einer Veranstaltung in einem Festzelt den Kontakt zu Familie Zeller sucht und findet. Zitat Bruno: „... und als er auf uns zukam, da war ich weniger überrascht, als beunruhigt; ... Nie hätte ich gedacht, dass er einmal Betriebsleiter werden würde bei uns, nein, Ina, das hätte ich nicht gedacht.“

    Joachims pedantische Seite lernen wir genauer kennen, als Bruno, und unmittelbar danach auch Ina und Niels Lauritzen mit schmutzigen Schuhen über den hellen Teppichboden stapfen. (Würde mich ja auch aufregen, allerdings hoffe ich, dass ich im Falle des Falles nicht neureich blödsinnig einen hellen Teppichboden in einem Gärtnerhaushalt auslegen würde...)

    Mehr oder weniger nebenbei erfahren wir auch von einem Schwindelanfall und Zusammenbruch des Chefs, der Bruno als einzigem Beobachter verbietet, den anderen davon zu erzählen.

    Auch von Magdas Lebensgeschichte hören wir ein Wenig. Und ich musste bei der Erzählung unmittelbar daran denken, wie viele Menschen mit so vielen verschiedenen Geschichten ich in meinem Leben schon kennen gelernt habe. Unglaublich manchmal, welche Erfahrungen ein einzelner Mensch in seinem Leben erträgt, und faszinierend, die guten Dinge, die einem manchmal, scheinbar ohne eigenes Zutun in den Schoß gelegt werden.

    Und nun bin ich gespannt, wohin die Szene führt, in der Bruno dem Chef nachschleicht, der gerade mit seiner doppelläufigen Flinte das Haus verlassen hat. Zitat Bruno: „ ... in die hochstämmigen Quartiere hinein, wo Bruno unsichtbar wird für jeden und doch jeden anderen sehen kann, von Stämmen vergittert.“ Die Schattenseiten unseres menschlichen Daseins: die Momente, in denen wir sehen, aber nicht gesehen werden wollen, das Gitter zwischen uns und dem anderen.

  • Ah ja, Gabi, jetzt wo ich in Deinem Beitrag von der Arm in Arm Szene zwischen Dorothea und Joachim lese, fällt mir auch das wieder ein: die Veranstaltung im Festzelt, wo Dorothea nur mit Joachim (und ich glaube er auch nur mit ihr) tanzt.


    Und ich bin auch sehr gespannt, welche Verhältnissen im Lauf des Romanes noch aufgeklärt werden, und welche offen bleiben.

  • Hallo - hier ist das schlechte Gewissen! :winken: Sorry, sorry... :uups: aber heute habe ich die zeit fleissig genutzt und bin jetzt auf Seite 230.


    Ich habe die Geschichte von Max als Warnung an Bruno interpretiert. So nach dem Motto: Häuf nicht zuviel Besitz an, lehn die Schenkung ab, du wirst damit nur unglücklich.


    Beim Gespräch von Bruno mit Herrn Murwitz ist es mir ähnlich wie Danii gegangen. Diese ganzen Suggestivfragen von dem Hasen, und der arme Bruno überlegt die ganze Zeit, worauf es hinauslaufen soll.


    Was meint ihr, das Skelett, das auf dem Exerzierplatz gefunden wurde - steckt da noch mehr dahinter? Irgendwie habe ich das Gefühl, da kommt noch was ...(Vielleicht sollte ich auch einfach den Klappentext bei meiner Ausgabe bis zum Ende durchlesen - ich habe ihn nach der Hälfte ganz schnell weggelegt. Ich glaube, da steht alles drin, der ganze Roman als Kurzfassung. [-( :thumbdown: )


    Zu Maike, das Mädchen, das vom Pferd gefallen ist: Ich glaube eher, das es einfach ein Unfall war. Joachim hat mit der Pistole rumgespielt, um die Mädchen zu beeindrucken - so alá "Bhoa, bin ich ein toller Hecht, habe sogar eine Pistole..." #-o