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Jeder kann verdächtigt werden, jeder wird verhört, jeder kann brennen.
Die Angst geht um in Deutschland. 1626 ist es die Angst vor dem Teufel,
der Zauberei, den Hexen. Es ist ein Ringen um Gut und Böse, aber auch
ein Kampf um die Macht. Der intrigante Fürstbischof von Bamberg will
die freien Bürger der Stadt in ihre Schranken weisen. Neben den
einfachen Leuten hat er es deshalb besonders auf die Stadträte
abgesehen. Sie werden verhört und verurteilt. Sie werden verbrannt. Mit
der jungen Apothekerstochter Johanna schauen wir in eine Welt, in der
der Hexenwahn Wirklichkeit ist. Auch sie droht in den Teufelskreis zu
geraten, aus dem keiner entrinnt. Gelingt ihr die Flucht ins weltoffene
Amsterdam? Bekommen die Bürger von Bamberg endlich Hilfe bei Kaiser und
Papst, um dem Brennen ein Ende zu machen?
Autorin (Klappentext)
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet
als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus der Stadtgeschichte
von Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans „Das
Perlenmedaillon“, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des
Starken liegt dem Roman „Die Königsdame“ zugrunde. Schon bei ihrem
ersten Erfolgsroman „Die Markgräfin“ lieferte die reale Geschichte der
Plassenburg bei Kulmbach die historische Vorlage.
Meine Meinung
Die Handlung dieses Buchs beschäftigt sich mit den Bamberger Hexenprozessen der Jahre 1626 bis 1631, die Romanfiguren sind zum größten Teil historische Persönlichkeiten, die Hauptfigur Johanna ist jedoch fiktiv. Sabine Weigand beschreibt eindrucksvoll die grausigen Bedingungen, unter denen die Menschen des frühen 17.Jahrhunderts in Süddeutschland lebten: schlimmer noch als die Angst vor dem Anrücken der Schweden (Dreißigjähriger Krieg) war für die Bamberger Bürger die Angst vor der jederzeit möglichen Verhaftung durch die "Einholer", der Inhaftierung im Malefizhaus und der anschließend unausweichlichen Folter inklusive Feuertod. Es konnte Jeden erwischen, in diesem Fall waren aber - anders als andernorts - vor allem wohlhabende Familien (Stadträte & Co) betroffen, denn die Prozesse dienten dem Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs Freiherr von Dornheim und seinem "Komplizen", dem Weihbischof Friedrich Förner vor allem zur Liquidierung politischer Gegner. Auch die Bereicherung war ein vorrangiges Motiv, denn die Verurteilung und Verbrennung eines wohlhabenden Familienoberhauptes zog quasi automatisch die Hinrichtung der Familienmitglieder nach sich: wenn keine Erben mehr lebten, eignete sich die Malefizkasse das Vermögen der Familie an. Neben der Thematik der Hexenprozesse erfährt der Leser auch viel Interessantes über die Medizin des 17.Jahrhunderts, da die beiden Hauptfiguren eine Apothekerin und ein Arzt sind.
Wie auch in den anderen Romanen von Sabine Weigand wechselt auch hier die eigentliche Erzählung mit zeitgenössischen Passagen im Deutsch des 17.Jahrhunderts ab. Aufgrund der überaus guten Quellenlage - die Prozessakten sind erhalten geblieben - ist ein Großteil der historischen Texte authentisch. Der Einschub dieser Passagen vermittelt dem Leser das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Es ist ersichtlich, dass für das Buch ausgezeichnet recherchiert wurde.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, eindringlich und gut verständlich.
Auch die äußere Aufmachung hat mir sehr gefallen. Im vorderen Einband befindet sich eine historische Stadtansicht Bambergs. Jeder der fünf Teile hat ein eigenes Deckblatt mit einem Holzschnitt zur Geschichte der Hexenverfolgungen. Es gibt ein sehr ausführliches Nachwort der Autorin mit zahlreichen Hintergrundinformationen. Auch ein Glossar mit einigen ungebräuchlichen, bzw. veralteten Ausdrücken ist vorhanden.
Fazit: Unterhaltsam, informativ, spannend, gefühlvoll und absolut erschütternd! Ein klarer Fall für !