Peter Berling - Die Kinder des Gral

  • Bei diesem Buch darf man sich wahrhaft auf einen dicken Historienschinken gefasst machen. Doch wer sich auf ein lang anhaltendes Lesevergnügen freut, zumal Peter Berling zahlreiche Fortsetzungen zu diesem Buch bereithält, der sollte lang anhaltend lieber durch langatmig ersetzen.


    Der Reiz dieses Buches macht allein schon der Titel des Buches aus, der Gral, die Tempelritter und der Montsegur halten noch immer viele Geheimnisse parat. Viel hat Peter Berling recherchiert, viele Fakten in diesem Buch mit vielen Charakteren verknüpft und eine interessante Handlung um diesen Teil der Geschichte gestrickt.
    Doch leider hat der Autor versucht, zu viel in diese Geschichte hineinzupacken. Es sind dem Buch zwei Karten und auf 30 Seiten eine Legende mit den wichtigsten Charakteren und ein Anhang zu Orten, Wendungen und Persönlichkeiten beigefügt, aber viel zu Entwirrung tragen sie auch nicht bei.
    Statt sich auf ein paar wenige Hauptpersonen zu konzentrieren, ist das Buch überfrachtet mit Personen, Orten und Handlungen. Man kommt an vielen Stellen nicht wirklich dahinter, auf wessen Seite ein Charakter gehört, geschweige denn, welche Rolle er in dem Buch spielt. Statt einiger weniger gut ausgeformter und dem Leser ans Herz wachsender Charaktere bleiben die vielen Personen ziemlich farb- und leblos, wirken oft sehr flach.
    Das lenkt doch sehr von der eigentlichen Handlung ab und führt den Leser häufig in die Irre. Es ist schwierig einen Einstieg in die Geschichte zu finden und leider nimmt die Spannung kaum Fahrt auf, zu oft wird durch Seitenstränge vom Hauptteil abgezweigt. Zwar sind viele der kleinen Geschichten und geschichtlichen Exkurse für sich genommen sehr interessant und vermitteln oft auch ein faszinierendes Bild der damaligen Zeit, doch wird dadurch leider die eigentliche Story des Buches zu wenig transportiert, wenn sie nicht sogar deren Fluss manchmal hemmen. Dabei ist die Bildsprache an sich schon sehr schön, nur eben eher weniger spannend.


    Ein inhaltlich sehr guter Historienroman, der in vielen formellen Punkten leider nicht überzeugen kann.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Als 1244 die „Gralsfestung“ von Montségur fällt, ist der Franziskanermönch William von Roebruk eher zufällig in der Nähe und wird so unverhofft zum Begleiter zweier Kinder, Roç und Yeza, den Erben des sagenumwobenen Grals, die unbemerkt aus der Festung geschmuggelt und in Sicherheit gebracht werden sollen, um das kostbare Erbe vor sämtlichen Feinden zu retten.


    Damit beginnt für William, die Kinder und ihre Weggefährten eine wahre Odyssee quer durchs südliche Europa, stets am Puls der wechselvollen Zeiten und zwischen den Fronten von Vatikan, Templern, Assassinen, französischen Königstreuen und dem deutschen Kaiserreich und voller gefährlicher Auseinandersetzungen, listiger Täuschungsversuche und schillernder Gestalten jeder Couleur.


    In überbordend-altertümelnder Sprache, durchsetzt mit zahlreichen lateinischen, griechischen und arabischen Begriffen, die im umfangreichen Glossar erläutert werden, malt Berling ein breites Panorama dieser politisch äußerst komplizierten Zeiten, in das er geschickt die Gralslegende und die berüchtigten Tempelritter einwebt. Die beiden quirligen, pfiffigen Kinder und der manchmal etwas naiv wirkende William sind jedoch beileibe nicht die einzigen Protagonisten in den vielen, oft verwirrenden Handlungssträngen. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches hilft zumindest ein bisschen, den Überblick zu behalten, wobei sich das Lesergehirn angesichts der vielen Figuren, Schauplätze und Verflechtungen hin und wieder trotzdem zu verknoten droht.


    Etwas störend empfand ich weiterhin ein paar in arg blumige Metaphern gekleidete Sexszenen und die „Doktorspiele“ der beiden Kinder. Fußnoten anstelle des an den Schluss gesetzten Glossars wären zudem dem Lesefluss etwas zuträglicher gewesen.


    Dank der detailreichen Schilderungen und einem gerade in den Kapiteln, die aus Williams Sicht erzählt werden, schönen ironischen Humor hat mir das Buch aber dennoch Spaß gemacht, auch wenn ich nicht sofort die Fortsetzung lesen muss.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mein Vater liest einmal im Jahr ein Buch. Dieses Jahr sollte es die "Die Kinder des Gral" sein. Er hat keine Woche gebraucht, bis er es gelesen hatte - das hat mich schon sehr erstaunt, aber als mir meine Mutter dann erzählte, dass er dann innerhalb weniger Tage die Fortzsetzung "Das Blut der Könige" auch noch gelesen hatte, war ich dann doch etwas sprachlos. :shock:


    Dass es hier im BT nicht so gut abschneidet, wundert mich dann doch ... :-k


    Hilft wohl nur: selber lesen :wink:

  • Statt sich auf ein paar wenige Hauptpersonen zu konzentrieren, ist das Buch überfrachtet mit Personen, Orten und Handlungen. Man kommt an vielen Stellen nicht wirklich dahinter, auf wessen Seite ein Charakter gehört, geschweige denn, welche Rolle er in dem Buch spielt. Statt einiger weniger gut ausgeformter und dem Leser ans Herz wachsender Charaktere bleiben die vielen Personen ziemlich farb- und leblos, wirken oft sehr flach.
    Es ist schwierig einen Einstieg in die Geschichte zu finden und leider nimmt die Spannung kaum Fahrt auf, zu oft wird durch Seitenstränge vom Hauptteil abgezweigt.

    Das war auch mein Problem mit diesem Buch - ich habe mich mehr oder weniger durchgekämpft, weil ich es einfach nicht geschafft habe, mit den Personen warm zu werden - kaum hatte man sich auf jemanden konzentriert, ging es schon wieder um jemand anderen. Und dabei liebe ich eigentlich vielschichtige, verwickelte Erzählstrukturen...


    Mit anderen Büchern von Peter Berling war ich aber auch nicht viel glücklicher, es ist vielleicht einfach eine Eigenart dieses Autors?


    LG schnakchen

  • Dieses Buch liegt schon seit vielen Jahren auf meinem SUB und immer wieder wandert es weiter nach hinten. Irgendwie kann ich mich nicht dazu aufraffen, es zu lesen, und die Meinungen hier ermuntern mich auch nicht grade, daran etwas zu ändern. Andererseits hat es mir eine Freundin, der ich in Sachen Literatur sehr vertraue, mehrmals mit Nachdruck ans Herz gelegt.


    Na, vielleicht nächstes Jahr... :|

  • Ich habe sowohl die "Kinder des Gral" als auch die beiden Fortsetzungen vor ein paar Jahren gelesen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich den ersten Teil förmlich verschlungen hab. Bei Teil 2 und 3 wurde es dann schon etwas zäher, aber zu Ende lesen musste ich sie dann doch, weil es eben doch spannend war. Durch die Rezi hier hab ich mir nun schon überlegt, ob ich die Reihe vielleicht doch nochmal lesen sollte. Wenn da nicht noch die vielen ungelesenen Bücher in meinem Regal wären :scratch:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Hallo!
    Als ich vor einigen Jahren dieses Buch gelesen hatte, war ich fasziniert von der Sprache des Autors... er verwendete Wörter, Redewendungen und Satzarten, die ich selbst beim Schreiben als "stilistisch schön" erachte. Aus diesem Grund - und weil das Thema "Heiliger Gral" sowie die Zeit der Handlung und die Offenheit des Autors gegenüber religiösen, ethnischen und kulturellen Typen aller Art - habe ich noch 5 andere Bücher aus dieser über 10 - bändigen Reihe verschlungen. Ich kann die Kritik an diesen Büchern - an keinem einzigen Buch des gesamten Epos - nicht im geringsten nachvollziehen.
    Im Ernst, mein Bücherregal quillt über vor lauter literarischen Schätzen (für meinen persönlichen Geschmack sind das Schätze) von Andreas Eschbach über Ken Follett, Rebecca Gablé, Umberto Eco, Herrmann Hesse ist auch vertreten, also will sagen ich hab schon viele viele Bücher gelesen, gute wie schlechte bzw. solche die mir gefallen haben und solche die ich nicht gut fand.
    Insofern würde ich schon sagen dass ich ein qualitativ gut geschriebenes Buch von einem Schundroman unterscheiden kann. Und ich bin der Meinung, dass Peter Berling mit dem hier thematisierten Roman und dessen Folgetiteln ein nie dagewesenes Niveau bietet, sowohl in Bezug auf die Geschichte selbst, als auch in Hinsicht auf die Angaben der Quellen, der historisch belegbaren Personen; man lernt bei der Lektüre immens viel über diverse Fachgebiete der Kunst, Kulinarik, Sprache, Religion, Politik, geschichtliche Zusammenhänge u. v. m.
    Also abschließend, um zum eigentlichen Punkt dieses Kommentars zu kommen, möchte ich dieses Buch - und alle weiteren dieser Reihe - jedem Menschen empfehlen. Sollte es bereits in eurem Bücherregal stehen (warum stehen da Bücher die ihr noch nicht gelesen habt??? :D ) dann schmeißt es raus und verschenkt es oder lest es! Ich garantiere, wer die ersten 4 Kapitel gut, interressant, spannend findet, der wird den Rest des Buches lieben.
    Übrigens ist das auf jeden Fall eine anspruchsvolle Lektüre! Wer das nicht gern hat, Finger weg. Alle anderen: ran an den Speck

  • Der altdeutsche Stil hat auf mich auf jeden Fall sehr einladend gewirkt. Es geht ja hier um ein Mittelalter-Roman Das fördert finde ich die Immersion. Man muss den Plot sehr aufmerksam verfolgen. Für mich haben sich auch nicht alle Fragen geklärt. Auf Youtube gibt es eine synopsis.

    Ja ehrlich gesagt, ich hatte auch so meine Probleme mit dem Plot. Selbst der reichhaltige Anhang des Buches hilft manchmal nicht weiter. HIer gibt es eine handlungs Synopsis zu dem Buch


    https://www.youtube.com/watch?v=4Pg2VLHsZu4&t=1330s