Ganz anders als “Die Herrin von Wildfell Hall”, aber ähnlich wie “Villette”.
Die Ich-Erzählerin führt revuepassierend Tagebuch, und spricht auch den Leser hier und da direkt an. Dadurch erhält das Buch eine sehr persönliche Note, man hat den Eindruck, als ob es autobiographisch sei, und im Nachwort wird dies auch bestätigt.
Agnes Grey wächst sehr behütet im Pfarrhaus auf. Bis eines Tages ihr Vater durch eine schlechte Beratung das Familienvermögen verliert, und sie kürzer treten müssen. Ihre Mutter und Schwester beteiligen sich am Wirtschaften, und Agnes möchte auch dazu beisteuern. Sie strebt eine Stellung als Gouvernante an, was zunächst nicht gewilligt wird, doch nach einigen Hin und Her darf das Nesthäkchen sich am Familieneinkommen beteiligen.
Ihre erste Anstellung nimmt sie bei Neureichen an, wo sie viel erdulden und mitmachen muss. Die zweite Familie, ein alteingesessener Landadel, ist etwas angenehmer, aber auch nicht wirklich befriedigend und zum Glück beitragend.
In diesem Roman stellt Anne Bronte die Kluft zwischen Arm und Reich dar. Wie herablassend und gedankenlos sich Gutbestellte gegenüber den nicht Gutbestellten geben, und ihre Position in jeder erdenklichen Situation zur Schau stellen.
Natürlich haben diese Anspielungen wieder etwas mit Moral, Anstand und Tugenden zu tun, es ist eben ein typisches Bronte Buch.
Die Lektüre liest sich leicht und schnell, konnte mich aber nicht mehr so fesseln wie die anderen Bronte Bücher, die Thematik und auch der vorhersehbare Schluss ist doch immer sehr ähnlich.
Dennoch immer noch eine gute Empfehlung.