Anne Bronte - Agnes Grey

  • Ganz anders als “Die Herrin von Wildfell Hall”, aber ähnlich wie “Villette”.


    Die Ich-Erzählerin führt revuepassierend Tagebuch, und spricht auch den Leser hier und da direkt an. Dadurch erhält das Buch eine sehr persönliche Note, man hat den Eindruck, als ob es autobiographisch sei, und im Nachwort wird dies auch bestätigt.
    Agnes Grey wächst sehr behütet im Pfarrhaus auf. Bis eines Tages ihr Vater durch eine schlechte Beratung das Familienvermögen verliert, und sie kürzer treten müssen. Ihre Mutter und Schwester beteiligen sich am Wirtschaften, und Agnes möchte auch dazu beisteuern. Sie strebt eine Stellung als Gouvernante an, was zunächst nicht gewilligt wird, doch nach einigen Hin und Her darf das Nesthäkchen sich am Familieneinkommen beteiligen.
    Ihre erste Anstellung nimmt sie bei Neureichen an, wo sie viel erdulden und mitmachen muss. Die zweite Familie, ein alteingesessener Landadel, ist etwas angenehmer, aber auch nicht wirklich befriedigend und zum Glück beitragend.


    In diesem Roman stellt Anne Bronte die Kluft zwischen Arm und Reich dar. Wie herablassend und gedankenlos sich Gutbestellte gegenüber den nicht Gutbestellten geben, und ihre Position in jeder erdenklichen Situation zur Schau stellen.
    Natürlich haben diese Anspielungen wieder etwas mit Moral, Anstand und Tugenden zu tun, es ist eben ein typisches Bronte Buch.
    Die Lektüre liest sich leicht und schnell, konnte mich aber nicht mehr so fesseln wie die anderen Bronte Bücher, die Thematik und auch der vorhersehbare Schluss ist doch immer sehr ähnlich.
    Dennoch immer noch eine gute Empfehlung.

  • Ich lese das Buch gerade in der englischsprachigen Ausgabe und mir tut Agnes Grey ja so leid. Sie wird so getriezt von den Kindern, um deren Erziehung sie sich kümmern muss, und bei deren Eltern, die sich eigentlich um die Erziehung kümmern müssten, findet sie auch kein Verständnis für ihre Situation. Im Gegenteil, auch hier hat sie nur Ärger zu erwarten.


    Der Stil der Autorin ist sehr angenehm. Ich hätte gedacht, dass ich größere Verständnisprobleme haben würde, aber es hält sich in Grenzen.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Wenn ich ehrlich bin, würde ich "Agnes Grey" von Anne Bronte nicht weiterempfehlen.Sie erzählt lediglich von ihren erfahrung als Gouvernante in einigen Adelsfamilien.Sie versucht mit den Kindern auf irgendeiner Weise klarzukommen,aber meistens vergebens.Im Grunde sind sich die Familien sehr ähnlich,einige Kinder sind ziemlich "gestört"
    wenn ich das mal so beurteilen darf :shock: und ziemlich verzogen.Das Buch von Anne ist also überhaupt nicht mit den Romanen ihrer Schwestern zu vergleichen,nämlich Charlotte und Emily Bronte,mit ihren wirklich tollen Romanen!Ohne den großen Ruhm ihrer Schwestern wäre sie höchstwahrscheinlich in Vergessengeit geraten. :montag:
    Fazit: Eigentlich nichts besonderes,außer man will einen kleinen Einblick in das Leben einer Gouvernante bekommen,
    die es mit wirklich gestörten und nicht erziehbaren Kindern zutun hat,dann ist es durchaus empfehlenswert :thumleft: .



    Lg Vintageeee :rendeer::study:

    "In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit."
    Thomas Carlyle

  • Inhaltsangabe (Quelle: Cover)
    Voller Idealismus nimmt die achtzehnjährige Agnes Grey eine Stellung als Erzieherin bei einer reichen Familie an. Dort erlebt sie nur Demütigungen und Enttäuschungen. In dem Vikar Edward Weston trifft sie eines Tages einen Seelenverwandten, doch mancherlei Hindernisse stellen sich ihrer Liebe in den Weg. Anne Brontёs autobiographisch gefärbter Roman zeigt den Lebensweg einer jungen Frau, die sich gegen strenge gesellschaftliche Konventionen behaupten muß.


    Über die Autorin (Quelle: amazon.de)
    Anne Brontё (1820-1849) war die jüngste der drei Schwestern. Sie arbeitete wie ihre Schwester Charlotte als Gouvernante. Diese Erfahrungen flossen in ihre Werke Agnes Grey und Die Herrin von Wildfell Hall ein. Sie erlag mit 29 Jahren der Tuberkulose.


    Meine Meinung
    Bei diesem Roman reichten bereits die ersten Sätze aus, um das Eis zu brechen.


    "Alle wahren Geschichten enthalten Belehrung; doch mag in manchen der Schatz schwer zu finden sein und sich, wenn gefunden, als so klein erweisen, daß der trockene, zusammengeschrumpfte Kern kaum die Mühe des Nußknackens lohnt. Ob dies für meine Geschichte gilt, bin ich kaum zuständig zu beurteilen."

    Von da an bin ich der Geschichte hoffnungslos verfallen. Ich habe mich auf der Stelle in Annes tollen Stil verliebt und habe ihn als überaus angenehm empfunden. Noch flüssiger könnte sich das Buch kaum lesen, denn zum Glück war nicht nur der Stil wundervoll, sondern auch der ganze Rest.


    Kindererziehung ist kein Ponyhof, das muss Agnes Grey sehr bald feststellen. Da sie keine Erfahrung als Gouvernante hatte, nimmt sie an, Kinder aufgrund ihrer eigenen Kindheitserfahrungen verstehen zu können. Mit allerbesten Vorsätzen packt sie ihre Arbeit an und stellt fest, dass nicht alle Kinder so ticken, wie man es erwarten könnte. Sie sind viel schlimmer. Sie haben kein Gefühl für Anstand, keinen Sinn für Fleiß, Höflichkeit oder Mitgefühl, man könnte gar denken, sie seien vollkommen herzlos. Agnes gibt jedoch nicht auf und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Dabei kommen ihr jedoch die Eltern in die Quere. Denn sie scheinen ein vollkommen anderes Bild von ihren Engeln zu haben, werfen der Gouvernante alles Mögliche vor, machen aber kaum Anstalten, auf sie zu hören.


    Später versucht es Agnes bei einer anderen Familie, wo die Kinder älter sind, aber kaum mehr Verstand vorweisen können. Vielmehr sammelt die älteste Tochter leidenschaftlich Verehrer, nur um ihnen wieder die Herzen zu brechen, ihre Schwester hingegen flucht für ihr Leben gern. Während die Eltern davor Agnes verboten hatten, die Kinder zu bestrafen, gebietet ihr dieses Pärchen, den Kindern erst gar keine Anstrengung zuzumuten. Sie sollen sich möglichst wohlfühlen und glücklich sein. Natürlich gilt auch hier "Ohne Fleiß kein Preis" und die Manieren und Fähigkeiten von Agnes' Schützlingen bessern sich nur geringfügig, wenn überhaupt.


    Agnes selbst wird weder in dem einen, noch in dem anderen Haushalt besonders geachtet. Es scheint, als hätten sich alle gegen sie verbündet. Diese junge Frau behält jedoch einen kühlen Kopf, hält sich aufrecht und gibt nie auf. Sie ist besonnen, gutmütig und überaus klug - ständig sinniert sie über die Menschen und die Welt nach. Doch lebt sie trotz ihrer liebenswerten Eigenschaften in Einsamkeit, denn es ist niemand da, der ihr als Freund zur Seite stehen kann. Bis sie Edward Weston trifft. Zunächst achtet sie nicht so sehr auf ihn, ist er auch nicht von herausragender Schönheit oder Statur. Doch dann zieht er ihre Aufmerksamkeit mit seiner Art zu predigen auf sich und der Kirchgang wird für sie zur reinen Freude.


    Ich finde, man kann gar nicht anders, als Agnes ins Herz zu schließen. Der Gouvernantenalltag war sehr anschaulich dargestellt, sodass man über Eltern und Kinder immer nur den Kopf schütteln kann. Wie sehr habe ich für Agnes gehofft, dass alles gut ausgeht! Dass sie ihren Mr. Weston bekommt und ein glückliches Leben führen kann, nachdem sie von aller Welt - ihre Familie ausgeschlossen - kaum akzeptiert wurde. Weston war mir sehr sympathisch. Seine Art, mit Menschen umzugehen sprach für sich, und obwohl er manchmal sehr direkt war in seinen Äußerungen, machte ihn das nur noch ehrlicher.


    Dieser Roman verdient meiner Meinung nach viel, viel mehr Leser, denn Anne Brontё schreibt nicht nur mit Verstand, sondern auch mit ganz viel Gefühl. Sehr oft hat sie mich zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht, auch schmunzeln konnte ich ab und zu und am Ende war ich einfach nur gerührt. Ich denke, Die Herrin von Wildfell Hall hüpft jetzt direkt auf die Wunschliste.


    Fazit:
    Unbedingt lesen! Mit Weisheit und Charme überzeugt Agnes Grey auf ganzer Linie - Spiel, Satz und Sieg für Anne Brontё! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Und hier die gleichnamige Originalausgabe:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • @Lighty Ich fand es wirklich ganz toll. :love: Und ich würde mich sehr freuen, wenn es hier im BT mehr Leser bekommen würde. Anne stand ja ein wenig im Schatten ihrer Schwestern, aber ich habe von Emily Brontё Sturmhöhe gelesen und fand es ziemlich seltsam. Wie es um Charlotte steht, weiß ich noch nicht, aber Jane Eyre möchte ich unbedingt noch lesen. :bounce: Und Annes anderes Werk auch - es ist sogar aus der Sicht eines Mannes geschrieben, was mich nur noch neugieriger macht. :dance:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • @Irongretta "Sturmhöhe wollte ich auch schon seit Ewigkeiten mal lesen. Dafür habe ich "Jane Eyre" schon gelesen und das fand ich wirklich schön. Ich denke, das würde dir sicher auch gut gefallen. Und "Agnes Grey" lege ich mir nun ganz bald zu :thumleft:

  • @Lighty Ich denke, Jane Eyre wird noch dieses Jahr bei mir einziehen. :thumleft: Und auf deine Meinung zu Agnes Grey bin ich schon sehr gespannt. :friends:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Danke für die interessante Rezi.

    Würde am liebsten jetzt sofort in einen Buchladen stürmen und es kaufen.


    Das englische E-Book für den Kindle gibt es kostenlos, ich habe es gerade heruntergeladen, auch wenn ich nicht weiß, wann ich zum Lesen dieses Buchs komme... Ich nehme an, dass auch eine kostenlose EPUB Version vorhanden ist.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für die interessante Rezi.


    Es freut mich, dass ich dein Interesse wecken konnte, und ich hoffe, dass dein Feedback auch positiv ausfallen wird. :thumleft:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Es freut mich, dass ich dein Interesse wecken konnte, und ich hoffe, dass dein Feedback auch positiv ausfallen wird.


    Ich lese auf dem Kindle "The tenant of Wildfell Hall", allerdings leider nur im Schneckentempo, da ich andere Bücher habe, die ich wegen Onleihe etc. unter "Termindruck" lesen muss. Aber es gefällt mir gut und ich denke, dass auch "Agnes Grey" mir gefallen könnte. Da ich mir aber gerade erst 26 Bücher aus London mitgebracht habe, werde ich sicher nicht so bald dazu kommen. :uups:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998


  • Ich lese auf dem Kindle "The tenant of Wildfell Hall", allerdings leider nur im Schneckentempo, da ich andere Bücher habe, die ich wegen Onleihe etc. unter "Termindruck" lesen muss. Aber es gefällt mir gut und ich denke, dass auch "Agnes Grey" mir gefallen könnte. Da ich mir aber gerade erst 26 Bücher aus London mitgebracht habe, werde ich sicher nicht so bald dazu kommen. :uups:


    Das kann ich mir gut vorstellen, dass der London-Stapel erstmal Vorrang hat. :lol: Die Herrin von Wildfell Hall möchte ich aber auch noch unbedingt lesen, ich denke, auch das wird noch dieses Jahr den Weg zu mir finden. :tanzensolo: Anne hat einfach einen herrlichen Stil. Von ihrer Schwester Emily könnte ich das jetzt nicht behaupten, das ist mir bei Sturmhöhe zumindest nicht so aufgefallen.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Von ihrer Schwester Emily könnte ich das jetzt nicht behaupten, das ist mir bei Sturmhöhe zumindest nicht so aufgefallen.


    Die Charaktere von "Sturmhöhe" gehören ja auch allesamt in die Klapsmühle.
    Aber Charlotte Bronte, bzw. "Jane Eyre" finde ich klasse! :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Aber Charlotte Bronte, bzw. "Jane Eyre" finde ich klasse! :thumleft:


    Da du und Lighty es mir so ans Herz legt... Ich denke, es wird bei mir schneller einziehen, als gedacht. :loool:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Da du und Lighty es mir so ans Herz legt... Ich denke, es wird bei mir schneller einziehen, als gedacht.


    Ich kann Dir nur dazu raten. Das erste Mal habe ich es während des Studiums gelesen, weil es auf der Pflichtlektüre-Liste stand. (Vor?)letztes Jahr habe ich mir eine neuere (englische )Ausgabe gegönnt, weil die alte so vergilbt war und es nochmal gelesen. Es hat mir sogar noch besser gefallen als beim ersten Mal.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Mittlerweile habe ich dieses Buch nun ebenfalls gelesen und lasse nur mal ganz kurz meinen Eindruck hier. Obwohl ich für solche "Klassiker-Romane" eigentlich immer sehr viel länger brauche, habe ich diese Geschichte binnen drei Tagen durchgelesen. Agnes ist einfach eine wunderbare Hauptfigur - klug, besonnen und nie bereit aufzugeben. Man schließt sie irgendwie sofort ins Herz. Dank ihr und dem schönen, anschaulichen Schreibstil von Anne Brontё fliegen die Seiten nur so dahin und das trotz der Tatsache, dass der größte Teil des Buches nur aus der Beschreibung ihrer Gouvernanten-Tätigkeit und den Familien, die sie dabei kennenlernt, besteht. Eigentlich ist daran nichts besonders spannendes, aber Agnes' Gedanken zu allem machen es dennoch interessant und ab und an musste ich auch einfach grinsen über ihre Kommentare zu manchen Personen bzw. deren Verhaltensweisen. Das Einzige, was mich fortwährend etwas gestört hat, ist, dass wirklich fast alle Menschen denen Agnes begegnet gewissenlose, unhöfliche, faule Personen sind, mit denen man normalerweise nichts zu tun haben möchte. Das war mir doch etwas zu viel des Guten, dass sie natürlich ausschließlich auf solche Leute zu treffen scheint. Aber gut, immerhin gibt es noch Mr. Weston, der dafür sympathisch ist und die zarte Bande zwischen ihm und Agnes waren sehr niedlich und man fiebert bis zum Ende mit, ob es denn ja auch noch klappt bei den beiden.


    Sehr oft hat sie mich zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht, auch schmunzeln konnte ich ab und zu und am Ende war ich einfach nur gerührt.


    Dem kann ich als abschließendes Fazit nur noch zustimmen, ganz genau so ging es mir auch. Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • @Lighty : Da bin ich aber froh, dass dir das Buch ebenfalls gefallen hat. :friends: Ich kann mich immer noch an den besonderen Charme der Geschichte erinnern. :drunken:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Meine Meinung:


    Ich habe Agnes Grey kürzlich gelesen und bin total angetan von diesem Buch. Zeitgleich hab ich Jane Eyre gelesen (in einer Leserunde) und ich muss sagen, dass mir Annes Schreibstil und der Aufbau der Geschichte fast besser gefallen hat. Ich mochte Agnes sofort sehr gern und die ganze Familie. Das war so sympathisch beschrieben alles, da fühlte ich mich richtig wohl.

    Ein wenig habe ich mich auf die Erzählweise einstellen müssen, da es eben eher wie eine Biografie geschrieben ist. Agnes geht als Gouvernante in mehrere Familien und besonders die erste Familie fand ich echt schrecklich. Was man da als Angestellt durch machen muss...

    Etwa ab der Hälfte hatte mich das Buch dann komplett überzeugt und da habe ich dann jeden Tag genutzt um in Agnes Welt einzutauchen und zu lesen, was sie so erlebt und durchmachen muss. Es hatte mich absolut gefangen genommen und so war es dann leider viel zu schnell zuende. Ich hätte gern noch mehr über Agnes gelesen.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Ein Merkmal von Klassikern ist sicher, dass sie die speziellen Gepflogenheiten ihrer Epoche nachfolgenden Generationen so vermitteln, dass diese ihnen nachspüren können. Dazu gehören: Der Umgang der Menschen miteinander, gesellschaftlich akzeptiertes Denken und die Entwicklung individueller Charaktere.

    All das vermittelt Anne Bronte Lesern späterer Jahrhunderte und hat damit ihrer „Agnes Grey“ zu einem Platz unter den englischen Klassikern verholfen.


    Es sind noch keine 200 Jahre her, dass Anne Bronte ihren Roman schrieb. Ebenso wie in dem zur selben Zeit erschienenen Werk ihrer Schwester Charlotte „Jane Eyre“ steht im Mittelpunkt eine Frau, die widrige Umstände dazu zwingen, als Gouvernante zu arbeiten. Eine im Fall Agnes undankbare Aufgabe, bei der man weder zur Familie gehört noch zur Gruppe der Bediensteten, sondern irgendwo dazwischen sitzt – meist allein.


    Zu den Lebenseinstellungen der Gouvernante gehören vor allem der feste Glaube an einen Gott, der alles sieht, alles weiß und dem man nach dem Tod Rechenschaft zu geben hat; das Zurückstellen der eigenen Person hinter dem Wohl seiner Familie, seiner Arbeitgeber und den anvertrauten Kindern; das Gefühl eigener Wertlosigkeit, Selbstzweifel und Unsicherheit.

    Glaubt man Anne Bronte / Agnes Grey, fühlt sich die überforderte Gouvernante als ständiges Opfer, weder in der Lage, sich gegenüber den Kindern durchzusetzen, noch fähig, den Eltern selbstbewusst entgegen zu treten.

    Bleibt: Auf DEN Mann hoffen, der gewillt ist, die arme Gouvernante zur Frau zu nehmen.


    Ich finde Agnes einerseits zu wehleidig und larmoyant, andererseits scheinen sich ihre Gefühle ausgerechnet beim Anblick des Happy Ends zu versteifen und zu verziehen. Schade, dass sie dem Leser ihr Herz in diesem Moment nicht ausschüttet, sondern eher sachlich zum Tagesgeschehen übergeht.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)