Paul Kohl - Schöne Grüße aus Minsk

  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Im Juli 1942 wird die jüdische Familie Deutschmann aus Köln zusammen mit tausenden anderen nach Minsk ins Ghetto deportiert. Zur gleichen Zeit erhält der junge Journalist Felix, dessen Freundin Hilde die Tochter der Familie Deutschmann ist, seine Abkommandierung zur "Minsker Zeitung", dem NS-Propagandablatt für das besetzte Weißrussland. Schon auf der Zugfahrt nach Minsk irritieren ihn schreckliche Szenen. Kaum angekommen, gerät er zwischen die Fronten: Sowohl der russische Widerstand als auch der völkisch-schöngeistige, aber brutale deutsche Generalkommissar Wilhelm Kube setzen ihn für ihre Zwecke unter Druck - denn sie wissen, dass er seine Freundin retten will. Nach einer "Sonderaktion" im Ghetto, über die Felix berichten muss, ahnt er Grauenvolles. In seiner Verzweiflung lässt er sich auf die Rolle eines Doppelagenten ein, doch er ist ihr nicht gewachsen. Ein spannnender Roman von außerordentlicher Eindringlichkeit über die Verbrechen der Wehrmacht und der SS in Weißrussland - erschütternd und bestürzend wie "Schindlers Liste". Alle Fakten sind bis in die Details belegbar und entstammen jahrelangen Recherchen des Autors.



    Hm, meine Meinung zu diesem Buch ist zwiespältig. Ich finde es auf jeden Fall sehr gut geschrieben, es ist unglaublich anschaulich und nennt viele Details, die auch mir (als ziemlich an dieser Zeit interessierter Leserin) noch nicht bekannt waren. Es ist sehr informativ, vergisst aber auch nie auf die handelnden Personen und ihre Sorgen, Nöte und Gedanken einzugehen. Aber es ist auch wahnsinnig deprimierend.
    Man erlebt die Ereignisse aus der Sicht des Journalisten Felix mit, der gern Karriere machen würde und sich deshalb auf die Stelle in der Zeitungsredaktion von Minsk freut. Felix ist eine unangenehm realistisch dargestellte Figur, er entscheidet sich häufig falsch, besitzt eine gesunde Portion Egoismus und handelt manchmal auch ziemlich idiotisch. Dabei drängt sich dem Leser aber auch immer der Gedanke auf: "Vielleicht hätte ich auch so gehandelt?"
    Die Deportation der Juden und das Leben, welches sie führen müssen, wird aus der Sicht der Familie Deutschmann genauso eingehend beschrieben wie die Bürokratie der befehlsausführenden deutschen Soldaten und des Behördenapparates.
    Ich würde dieses Buch mit dem Film "Schindlers Liste" vergleichen, finde es aber noch erschütternder als diesen Film, es zählt zu den Büchern die ich auf keinen Fall noch einmal lesen werde.



    LG schnakchen