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  • Ich bin jetzt beim vierten Kapitel angelangt. So sehr mir der Schreibstil der Autorin gefällt, so muss ich doch gestehen, dass ich doch manchmal verwirrt bin, denn sie schreibt stelllenweise doch etwas sprunghaft. Geht es euch auch so?


    Total. Deshalb komme ich auch nur so langsam voran. Ich muss oft einige Stellen noch einmal lesen. Wären die Zeitsprünge wenigstens abgetrennt, würde es ja noch gehen. Aber oftmals ist der nächste Satz schon ein "Sprung". Mir macht das arg zu schaffen. Zwar gefällt mir der Schreibstil auch sehr gut, aber die Sprünge sind stellenweise zu viel. :(

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Puh, jetzt bin ich aber mal beruhigt, mir geht es nämlich auch so und ich dachte schon, es läge nur an mir.


    Aber wir packen das schon. Immerhin ist das Buch ganz interessant und bin ja auch gespannt, wie es mit dem Georg weitergeht.

  • Nun bin ich auch beruhigt. :wink:
    Na sicher packen wir das gemeinsam; ich finde das Buch auch sehr interessant.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • So, ich bin zurück und habe das dritte Kapitel beendet. Ich hoffe, dass ich nun bald wieder mit euch auf einem Stand bin. :)


    Georg wollte unbedingt zu Leni, doch die hat ihn leider abgewiesen. Ihr Mann ist anscheinend Nationalsozialist; vielleicht in einer höheren Position. Lenis Reaktion auf Georgs Besuch fand ich sehr traurig für Georg.

    Ich fand Lenis Reaktion auch sehr traurig, aber ich frage mich, ob ich was überlesen habe... warum geht ihr davon aus, dass ihr Mann in der NSDAP ist? :-k Dass es besser für Georg wäre, ihn nicht zu treffen, kann ja auch andere Gründe haben: er wäre sicher nicht begeistert, dass seine Frau sich und ihn in Gefahr bringt, nur um ihren Exfreund vor den Nazis zu verstecken. Denn man weiß ja, was mit denen passiert, die mit den Gegnern des Regimes sympathisierten. Vielleicht weiß der Mann auch nichts von Georg und Leni möchte ihm nichts erklären müssen.

    Scheinbar hat sie auch ein Kind, oder ?

    Daran habe ich beim Lesen gar nicht gedacht. Sie ist noch nicht so lange von Georg getrennt, dass sie schon ein Kind haben könnte, das bastelt, oder? (Oder wäre dieses Kind eventuell Georgs?) Ich hatte eher das Gefühl, dass diese Hakenkreuze nur erwähnt werden, um deutlich zu machen, dass Leni die Seiten gewechselt hat (auf dem Tisch liegen ja auch nur zwei Gedecke, und Leni wartet auf ihren Mann. Wo wär dann das Kind? :-k ). Später sagt Georg ja auch noch einmal, dass es ihr früher auch egal gewesen wäre, wenn er ein Türke gewesen wäre. Sie hätte trotzdem alles für ihn getan. :) Aber die Zeiten haben sich eben geändert und Leni ist sicherlich auch um ihre Sicherheit besorgt.
    Aber ich denke, dass man über Leni und ihren Mann noch Einiges erfahren wird!

    Sehr heftig fand ich die Szene, als sich die drei Gefangenen mit gespreizten Armen zu den Bäumen stellen mussten.

    Das fand ich auch sehr grausam. Ich war einigermaßen beruhigt, dass Fahrenbergs grausames Handeln für ihn Konsequenzen hat, wenn auch eingeschränkter, als Overkamp es gern hätte. Er muss ziemlichen Ärger bekommen haben, weil er Kügler so hatte misshandeln lassen:

    Zitat

    "... Und wissen Sie, was er zu mir gesagt hat? 'Sie sehen, daß ich Wort halte, kein Schlag.' [...] Dieser Spaß wird sein letzter in Westhofen sein. Ich glaube, er bildet sich ein, wenn er alle sieben zurück hat, kann er hierbleiben." (S. 189)


    Georg wird mir immer unsympathischer. Als er von dem ausländisch wirkenden Mann im Auto nach Höchst mitgenommen wird, denkt er doch tatsächlich darüber nach den Mann totzuschlagen bzw. führt es sogar fast aus. Ich bin wirklich geschockt. Kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso er solch einen Gedanken hat. Er sollte froh sein, dass ihn der Mann überhaupt mitgenommen hat.

    Das stimmt, aber der Mann erzählt immer wieder, was ihm an Deutschland gefällt, wie toll er die Deutschen findet und so weiter. Ich kann schon verstehen, dass Georg dabei irgendwie durchdreht, immerhin ist er gerade aus einem Konzentrationslager geflohen. Wie Suspiria schon schrieb, wir wissen nicht, was er da alles durchgemacht hat, aber dass er nicht gut auf seine Landsleute zu sprechen ist, verstehe ich schon. Natürlich meint es der Fremde nicht böse, im Gegenteil, aber Georg befindet sich eben auch in einer totalen Ausnahmesituation. Für ihn geht es ja auch um Leben und Tod.


    Mettenheimer tat mir in diesen Abschnitten auch wieder leid. Wie er dann aus der Zeitung erfahren hat, dass Georg aus Westhofen geflohen ist... und alle wussten es schon. In dem Moment muss ihm endlich alles klar geworden sein: warum er verhört wurde, warum man seine Tochter und ihn verfolgt... Seine Hilflosigkeit wird dann auch in seinem Besuch bei Elli deutlich:

    Zitat

    Möge das Unglück, möge der Mensch an seiner Tür vorbeigehen. Möge ihm rasch seine Flucht gelingen. Möge er eher - vorher gefangen werden? Nein, das wünschte er selbst seinem Feind nicht. Aber warum mußte gerade er vor solche Fragen gestellt werden, denen er nicht gewachsen war? Eigentlich war alles durch die Verliebtheit eines dummen Mädchens gekommen. (S. 183)

    Eigentlich liebt er seine Tochter über alles, aber das kann er ihr in diesem Moment nicht nachsehen, auch wenn es natürlich Quatsch ist, dass er ihr zum Vorwurf macht, dass sie Georg liebt(e).


    Die Zeitsprünge sind wirklich auffällig und sehr abrupt. Am Anfang des Romans war das ja nicht so, da waren die einzelnen Abschnitte sogar immer nur auf eine der Figuren fokussiert. Das änderte sich mit der Zeit und nun geht alles ineinander über. Meiner Meinung nach macht Seghers das um zu zeigen, dass sich die Situation immer mehr verdichtet. Keiner ist allein mit seinem Schicksal, sondern die Leben der verschiedenen Figuren sind auf unterschiedlichste Weise ineinander verwoben und voneinander abhängig. Da man immer verzweifelter nach Georg fahndet, kann man seine Situation nicht mehr unabhängig von den anderen betrachten. Bei den Sprüngen weiß man oft zuerst auch nicht, wer gerade "dran ist". Das zeigt für mich, dass alle eigentlich ähnliche Ängste haben, auch wenn sie in unterschiedlichen Situationen sind.

  • Ich fand Lenis Reaktion auch sehr traurig, aber ich frage mich, ob ich was überlesen habe... warum geht ihr davon aus, dass ihr Mann in der NSDAP ist? :-k

    Dies ist mir bei Folgendem in den Sinn gekommen:

    Zitat

    Auf einem Bänkchen standen zwei hohe schwarzlackierte Schaftstiefel. Daneben zwei Frauenhalbschuhe. Daneben ein offenes Büchschen Schmiere, ein paar Lappen. (S. 186)

    Leni hat eindeutig die Seiten gewechselt, wie du geschrieben hast. Und ich denke, dies liegt an ihrem Mann, der bei der Partei ist.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • So, ich melde mich mal zu den ersten drei Abschnitten des vierten Kapitels zurück, denn so weit bin ich mittlerweile gekommen! :)
    Es war ganz interessant, am Anfang des Kapitels auch mal etwas über die anderen Flüchtlinge zu erfahren, fand ich. Sonst ging es immer nur um Georg, höchstens noch um Wallau, aber jetzt traten auch mal die anderen mehr in den Vordergrund. Bei Aldinger fand ich besonders schlimm, wie dieser ins KZ kam, nur weil Wurz Bürgermeister bleiben wollte. Diesem war nicht klar gewesen, was er damit anrichtete, dass er Aldinger denunzierte - und das fand ich eine schreckliche Stelle, denn es zeigt, wie verhängnisvoll solche Gedankenlosigkeit sein konnte:

    Zitat

    Wurz war fast erschrocken gewesen, wie gut der Rat geklappt hatte. Man hatte den Aldinger wirklich geholt. Ihm, Wurz, war nur daran gelegen gewesen, den Aldinger wegzuhaben, bis er selbst im Amt bestätigt war. Er hätte sogar seinen Spaß daran gehabt, sich an Aldingers Ärger zu laben. Das hatte nicht recht geklappt - aus unerfindlichen Gründen war Aldinger weggeblieben. (S. 212)


    Im zweiten Abschnitt erfährt man dann etwas mehr über Fahrenberg, nämlich, dass dieser einfach nur ein Mensch ist, der vor der Machtergreifung der Nazis eher ein Versager war, einer, der ausgelacht und verspottet wurde. Durch die Macht, die er jetzt in seiner Position hat, sinnt er jetzt auf Rache und will allen beweisen, was er für ein starker Mann ist. Die Politik der Nationalsozialisten ist ihm wahrscheinlich egal, er würde alles mitmachen, so lange er auf der Seite derjenigen steht, die Macht haben und meinen, sich alles erlauben zu können:

    Zitat

    Lieber als seinem alten Vater in Seeligenstadt Röhren legen helfen, wollte er Deutschland erneuern, mit seinem SA-Sturm kleine Städtchen erobern, vor allem das Heimatstädtchen, in dem er früher als Nichtsnutz gegolten hatte. In den Arbeitervierteln herumknallen, Juden verprügeln und dann schließlich alle düsteren Prophezeiungen seines Vaters und der Nachbarn Lügen strafen, in dem man auf Urlaub nach Haus fuhr mit Achselstücken, Geld in der Tasche, mit Anhang, mit Macht. (S. 220 f.)

    Nur darum geht es ihm, und genau das macht ihn so grausam, alles Menschliche ist ihm fremd geworden.
    Bewegend war auch die Szene, in der Georg den anderen Flüchtling trifft und dieser ihn auffordert, mit ihm zusammen zurückzugehen und sich zu stellen. An dieser Stelle wird die Hoffnungslosigkeit der Männer sehr deutlich, Füllgrabe glaubt nicht, dass er entkommen kann, wo schon so viele von ihnen wieder eingefangen wurden, und er scheint darauf zu hoffen, dass ihm Gnade zuteil wird, wenn er freiwillig zurückkehrt. Man möchte ihn schütteln und ihm klarmachen, dass er auf so eine Gnade nicht hoffen kann, dass es doch einen Grund gab, aus dem er geflohen ist... aber andererseits kann man diese Angst und diese Verzweiflung der Männer natürlich nicht nachfühlen. Sie wissen einfach nicht mehr, wie sie sich am besten verhalten sollen, um ihr eigenes Leben zu retten. Dennoch - dieses Vorhaben hat mich sehr erschüttert. :pale:

  • Ich bin nun beim vierten Abschnitt des vierten Kapitels.


    Die Szene mit Wurz dem Bürgermeister und seine Gedanken fand ich ebenfalls sehr schlimm.
    Fahrenberg giert so richtig nach Macht, dass es beim Lesen schon fast schmerzt. Die Menschen um ihn herum interessieren ihn absolut nicht. (Ich erinnere mich an die Szene, als man den Freund von Elli verhaftete, in der Annahme, er sei Georg. Und ihn - ohne zu überprüfen, ob er der "Richtige" ist - bis zur Unkenntlichkeit verprügelte).
    Wie Strandläuferin schon schrieb, genau dies macht Fahrenberg so grausam, aber auch so gefährlich.


    Elli mag ich irgendwie sehr. Auch ihren Vater - seine Liebe zu der Tochter - finde ich absolut sympathisch.


    Als Füllgrabe auf Georg trifft und ihn überreden möchte, sich mit ihm zu stellen, da habe ich auch andauernd gedacht: Bitte, bitte mach das nicht!!!

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  • So ich habe nun auch das dritte Kapitel beendet, durch die Zeitsprünge bin ich ziemlich durcheinander gekommen, so dass ich manche Stellen noch einmal lesen musste.
    Erstaunlich fand ich das Hellwig seine Jacke nicht wieder erkannt hat, ich denke mal er wollte sie einfach nicht mehr haben. Er hatte sich ja einmal so geäußert, dass sie nun schmutzig sei. Ganz abwegig ist auch die Idee nicht, dass er den Flüchtling jetzt als seinen Flüchtling ansieht.
    Sehr schön getroffen fand ich Seghers Beschreibung von Mettenheimers Arbeitskollegen, die alle von Ellis Festnahme wussten und abgewartet haben. Die Reaktion von Ellis Vermieterin fand ich für die damalige Zeit einfach verständlich, sie hatte Angst obwohl sie Elli gut leiden konnte. Ich denke ebenfalls, dass Franz noch Gefühle für Elli hat und er auch weiß, dass sie beobachtet wird und sich deshalb im Kino vorsichtig verhält.
    Sehr beeindruckend fand ich das Verhör von Wallau. Da hat man einiges von seinem Leben erfahren. Er weiß jetzt genau, dass er nicht mehr aus Westhofen hinaus kommt. Erschreckend fand ich im dritten Kapitel Fahrenbergs Verhalten, er ist langsam aber sicher am durchdrehen, denn so sahen es ja auch Overberg und Fischer.
    Georg merkt, dass er sich in Sicherheit bringen muss, denn auch seine Leni, ist nicht mehr auf seiner Seite und er erkennt ja auch selbst, dass alle seine Freunde beobachtet werden.
    Ich bin gespannt, wie es im vierten Kapitel weitergeht. Momentan hänge ich euch hinterher.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Erstaunlich fand ich das Hellwig seine Jacke nicht wieder erkannt hat, ich denke mal er wollte sie einfach nicht mehr haben. Er hatte sich ja einmal so geäußert, dass sie nun schmutzig sei. Ganz abwegig ist auch die Idee nicht, dass er den Flüchtling jetzt als seinen Flüchtling ansieht.


    Ich denke, er hat seine Jacke sehr wohl erkannt, aber absichtlich geleugnet, dass es seine sei. Er dürfte doch ein schlechtes Gewissen gehabt haben und wollte damit irgendwie Georg vielleicht helfen.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)


  • Sehr beeindruckend fand ich das Verhör von Wallau. Da hat man einiges von seinem Leben erfahren. Er weiß jetzt genau, dass er nicht mehr aus Westhofen hinaus kommt.



    Mir ging es genauso. Ich bewundere Wallau, dass er sich von allem auf einmal so "freimachen"... so lösen kann.



    Ich bin gespannt, wie es im vierten Kapitel weitergeht. Momentan hänge ich euch hinterher.


    Ich hänge leider auch. Hatte am Wochenenden nur sehr wenig Zeit. :( Bemühe mich aber, euch hinterherzukommen. :)



    Ich denke, er hat seine Jacke sehr wohl erkannt, aber absichtlich geleugnet, dass es seine sei. Er dürfte doch ein schlechtes Gewissen gehabt haben und wollte damit irgendwie Georg vielleicht helfen.


    Ich bin der Meinung von buechereule. Denke auch, dass er sie nicht mehr haben wollte, da sie halt schmutzig und "abgetragen" war. Hatte ich ja auch schon geschrieben.

  • Ich bin nun beim fünften Kapitel angelangt.
    Georg hofft, bei seinem Jugendfreund Paul Röder, einen Unterschlupf zu finden. Er ist sehr vorsichtig, denn nach dem Treffen mit Füllgrabe, denkt er, dass er beschattet wird. Paul Röder hat Georg 3 Jahre lang nicht gesehen; hat kein Radio und weiß somit nicht, wie es um Georg steht. Doch als es im Gespräch herauskommt, schickt er Georg dennoch nicht weg. Dieser Paul Röder ist sehr bewundernswert. Am Ende dieses Abschnittes hat mich etwas nachdenklich gemacht.

    Zitat

    "Du wärst in den ganzen Wirbel nicht reingekommen", sagte Paul, "wenn du damals nicht so in diesen Franz vernarrt gewesen wärst. Erinnerst du dich noch? Der hat dich damals erst richtig reingebracht, denn vorher - Auf `ne Versammlung sind war ja alle mal gegangen, `ne Demonstration haben wir ja alle mal mitgemacht. Wut haben wir alle mal gehabt. Und Hoffnung haben auch alle mal gehabt. Aber dein Franz - der war´s."
    "Das war nicht der Franz", sagte Georg. "Das war stärker als alles andere -"....


    War Franz Marnet etwa an den gleichen "Taten" beteiligt, für die Georg in Westhofen eingesperrt wurde? Der Traum von Franz am Ende des vierten Kapitels spricht doch für diese Vermutung, oder nicht?

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Ich bin der Meinung von buechereule. Denke auch, dass er sie nicht mehr haben wollte, da sie halt schmutzig und "abgetragen" war.


    Ja ihr könntet Recht haben; ich glaube dennoch immer an das Gute im Menschen. :)

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

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  • Ich habe jetzt das vierte Kapitel ausgelesen und ich find's immer noch sehr, sehr gut.
    Schlimm war es zu erfahren, dass Füllgrabe tatsächlich zurückgegangen ist und dass er offenbar auch erzählt hat, dass er Georg getroffen hat. Einerseits schrecklich, dass er das verraten hat, denn dadurch wissen die Nazis, das Georg noch irgendwo in der Nähe ist, aber man weiß ja nicht, was sie ihm alles angetan haben, als er wiedergekommen ist. Ich finde immer noch, dass dieses Zurückgehen so eine unvorstellbare Angst und Hoffnungslosigkeit ausdrückt, dass es mir kalt den Rücken 'runterläuft.
    Das Verhalten des Freundes von Georg hat mich sehr beeindruckt. Dass er Georg sogar noch eine Bleibe anbot, als er schon wusste, dass dieser geflohen war, fand ich sehr tapfer und echt bewundernswert!


    Wir haben ja anfangs schon mal spekuliert, dass Franz wohl auch in Westhofen gewesen sein muss... jetzt wissen wir ja, dass


  • Bewegend war auch die Szene, in der Georg den anderen Flüchtling trifft und dieser ihn auffordert, mit ihm zusammen zurückzugehen und sich zu stellen. An dieser Stelle wird die Hoffnungslosigkeit der Männer sehr deutlich, Füllgrabe glaubt nicht, dass er entkommen kann, wo schon so viele von ihnen wieder eingefangen wurden, und er scheint darauf zu hoffen, dass ihm Gnade zuteil wird, wenn er freiwillig zurückkehrt. Man möchte ihn schütteln und ihm klarmachen, dass er auf so eine Gnade nicht hoffen kann, dass es doch einen Grund gab, aus dem er geflohen ist... aber andererseits kann man diese Angst und diese Verzweiflung der Männer natürlich nicht nachfühlen. Sie wissen einfach nicht mehr, wie sie sich am besten verhalten sollen, um ihr eigenes Leben zu retten. Dennoch - dieses Vorhaben hat mich sehr erschüttert. :pale:


    Ich hab nun den 3. Abschnitt beendet. So langsam komme ich wieder ein bisschen hinterher.


    Am bewegensten fand ich auch das Treffen mit Füllgrabe. Kann mich den Worten von Strandläuferin nur anschließen.

  • Ich habe jetzt die ersten drei Abschnitte des vierten Kapitels gelesen. Der Schreibstil sagt mir immer noch zu, auch wenn sie gelegentlich Sprünge macht. Elli scheint hinzu gelernt zu haben im Hinblick auf die Beobachtung sie passt sich der Situation an. Auch wenn sie leider die Frau nicht als ihre Bewacherin erkannt hat. Das Füllgrabe zur Gestapo geht um sich zu stellen finde ich erschreckend, denn im Lager erwartet ihn doch der sichere Tod. Scheinbar hat mehr Angst vor der weiteren Flucht, als vor dem KZ. Ich bin mal darauf gespannt wie es mit Georg weitergeht.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Die haben das damals schon clever gemacht. Wer kommt den drauf, dass so eine "brave dicke Frau" zur Gestapo gehört.

    Finde ich auch. Und der Roman spiegelt das auch wider, denn immer wieder treffen die Romanfiguren auf irgendwen, bei dem sie nicht wissen, ob sie ihm trauen können. Jeder konnte theoretisch ein Spion der Nationalsozialisten sein. :pale: Gerade diese Situation, in der man eigentlich niemandem trauen kann, ist schwer vorstellbar - gerade weil es so beängstigend ist.

  • Jeder konnte theoretisch ein Spion der Nationalsozialisten sein. :pale: Gerade diese Situation, in der man eigentlich niemandem trauen kann, ist schwer vorstellbar - gerade weil es so beängstigend ist.


    Auch der Nachbar, der dem kleinen jüdischen Mädchen vor ein paar Tagen noch freundlich zugewinkt hatte, könnte die Familie an die Gestapo verraten haben. :pale:
    Ich lese gerade das Buch "Sarahs Schlüssel", in dem eine Szene in diese Richtung beschrieben wurde.
    Unvorstellbar und sehr, sehr beängstigend, wie Strandläuferin schon schrieb.

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  • Ich bin nun auf Seite 273.


    Im ersten Abschnitt des fünften Kapitels erfährt man etwas über Georgs Familie. Natürlich macht die Familie sich Gedanken darüber, wenn Georg zu ihnen kommt. Der kleinste Bruder von Georg ist bei der SA. Ich finde es ziemlich arg, dass er seiner Mutter einzureden versucht, sie soll Georg bei der Gestapo anzeigen. :shock: Wie man dann später lesen kann, lässt sie sich Gott sei Dank dies nicht einreden.
    Im zweiten Abschnitt wird durch Gültscher der Konflikt von Eltern sehr deutlich.

    Zitat

    Er dachte an seine eigenen Söhne. Sie gehörten halb ihm, halb dem neuen Staat.....Hatte er alles getan, was in seiner Macht stand, ihren Widerstand anzufachen? Keine Spur! Das hätte ja auch die Auflösung der Familie bedeutet - Zuchthaus - das Opfer seiner Söhne.


    Was war hier "richtig", was "falsch"? Man wusste ja, was für Folgen es hatte, sich dem Regime zu widersetzen.

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