Robert Cormier - Der Schokoladenkrieg / The Chocolate War

  • Kurzbeschreibung (von mir):
    Trinity ist eine altehrwürdige Schule, die von Mönchen geleitet wird. Zumindest offiziell. Inoffiziell hat in der Schule "The Vigil" das Sagen, eine Art Bruderschaft, zu der am liebsten alle Jungen gehören möchten, denn "The Vigil" ist stark und hat Macht - auch wenn keine körperliche Gewalt gegen Mitschüler, die nicht aufgenommen werden, angewendet wird, so haben die Oberhäupter dieser Gruppe ihre eigenen Mittel und Wege, ihren Willen durchzusetzen.
    Um aufgenommen zu werden, muss der betreffende Schüler natürlich eine Prüfung bestehen. Dazu bekommt jeder eine andere Aufgabe. Und für Jerry, dessen Mutter erst im Frühjahr gestorben ist und der sich immer unauffällig verhält, haben die Jungen sich etwas Besonderes ausgedacht, um ihn in den Vordergrund zu rücken:
    In jedem Jahr verkaufen die Schüler des Trinity Pralinen an die Bürger der Stadt, um Geld für ihre Schule zu sammeln. Offiziell ist das Verkaufen der Süßigkeiten natürlich freiwillig, doch in Wirklichkeit weiß jeder, dass man eigentlich mitmachen muss. Jerry soll sich zehn Tage lang weigern, bei dem Projekt mitzumachen - und das ist für den in sich gekehrten Jungen gar nicht so einfach.
    Doch während das Projekt immer weitergeht und die Tage vergehen, geht in Jerry eine Veränderung vor. Und als die Zeit um ist, weigert er sich noch immer, die Schokolade zu verkaufen.
    Aber jetzt hat er nicht nur seinen Lehrer gegen sich, sondern auch den Zorn der Vigils auf sich gezogen...


    Meine Meinung:
    Ich hatte von dem Buch irgendwie viel mehr erwartet und fand es letztendlich eher mittelmäßig. Aufgrund der wenigen Seiten (ca. 260) ist es kaum möglich, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, weil seine Geschichte immer wieder von anderen Erzählungen unterbrochen wird, in denen es um andere Schüler der Schule geht. Natürlich ist das auch wichtig, um den Einfluss dieser "Bruderschaft" zu zeigen, aber dann wäre etwas mehr über Jerry einfach gut gewesen.
    Die Charaktere sind ziemlich flach, gut oder böse, dann die, die eigentlich auf Jerrys Seite stehen und sich nicht trauen, ihm beizustehen.
    Genervt hat mich, dass an zwei Stellen so nebenher Verweise auf Nazi-Deutschland gemacht werden. Einmal putzt ein Lehrer vor versammelter Mannschaft einen Schüler runter. Keiner hilft ihm, obwohl es ungerecht ist. Hinterher sagt der Lehrer dann, die Jungen hätten sich so verhalten wie die Deutschen zur Zeit des Naziregimes und seien alle Feiglinge. Ein anderes Mal wird ein Junge von einem Hund verfolgt, und über diesen Hund heißt es, er sähe aus wie einer der Hunde, die die Deutschen in Konzentrationslagern "eingesetzt" hätten. :thumbdown: In dem Buch geht es nicht um Deutschland, diese Bruderschaftssache und der Gruppenzwang an Schulen, Aufnahmerituale etc. sind meiner Meinung nach kein "typisch deutsches" Phänomen. Daher finde ich einen Vergleich mit Nazi-Deutschland an der Stelle vollkommen unangebracht.
    Davon abgesehen ist das Buch schon recht interessant, aber durch die Sprünge zwischen den vielen Figuren war es mir nicht möglich, richtig in die Geschichte einzutauchen.