James Joyce - Dubliner/ Dubliners

  • Inhalt :


    Dubliner ist eine Sammlung von Erzählungen über die Einwohner der Stadt Dublin am Anfang des 19. Jahrhunderts. Durch die Beschreibung der Bewohner dieser Stadt zeigt Joyce vor allem was Dublin nicht war: eine lebendiger und lebensfroher Ort. Die Protagonisten, düster und lethargisch, die Atmosphäre erdrückend und aussichtslos. Eine nichts beschönigende und auf Pathos verzichtende Darstellung einer tief religiösen, moralisierenden, vermoderten und tristen Gesellschaft.



    Meine Meinung:

    In Dubliner begegnet man immer wieder der Symbolik der Religion, der Veranschaulichung einer typisierenden Denkart, den harten Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen Situation Irlands zur Joyces Lebenszeit. Der Leser hat den Eindruck, Joyce wäre einfach durch die Straßen spaziert und hätte in die eine oder andere Stube reingeschaut. Den eigentlich banalen Alltag schildert der Ire mit einer entlarvenden Schärfe und Präzision. Nicht der Inhalt und nicht die Handlung sind von großer Relevanz, sondern die einfache und doch reiche Sprache, welche den Leser als stillen Beobachter in die Häuser und Straßen von Dublin mitnimmt.


    Dubliner- ein idealer Einstieg, um den bedeutenden irischen Autor kennenzulernen, sich mit seinen Ideen, Überzeugungen und Überlegungen bekannt zu machen und den kritischen und damals innovativen Geist der Literatur zu entdecken.
    Eine genüssliche Vorspeise zu Ulysses!


    herzlichst: Alixe

    [i][color=#000066][font='Verdana, Helvetica, sans-serif']Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. [size=8](Erasmus von Rotterdam)

  • Danke für eine Rezi zu diesem Klassiker! Ich habe es auf einer Wunschliste stehen... Wahrscheinlich ist Dir aber ein kleiner Fehler unterlaufen?! Joyce lebte von 1882 bis 1941?


    Zitat von Alixe

    ...Dubliner ist eine Sammlung von Erzählungen über die Einwohner der Stadt Dublin am Anfang des 19. Jahrhunderts.
    ...
    In Dubliner begegnet man immer wieder der Symbolik der Religion, der Veranschaulichung einer typisierenden Denkart, den harten Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen Situation Irlands zur Joyces Lebenszeit.

  • Hallo Tom,


    uups, ich fange ja gut an als Neuling... :-?
    natürlich soll es "am Ende des 19. Jahrhunderts" heißen (eventuell Anfang 20. Jh.)
    Danke!
    herzlichst: Alixe :wink:

    [i][color=#000066][font='Verdana, Helvetica, sans-serif']Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. [size=8](Erasmus von Rotterdam)

  • Danke für die Rezension!
    Klingt interessant.


    Vor allem wegen diesem Satz:


    Zitat

    ...und auf Pathos verzichtende...

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Hallo Coco,


    ich bin völlig allergisch auf Pathos. Joyce gelingt es ausgezeichnet auf den Betroffenheitsfaktor zu verzichten.
    herzlichst: Alixe

    [i][color=#000066][font='Verdana, Helvetica, sans-serif']Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. [size=8](Erasmus von Rotterdam)

  • Was ich bisher über Iren, speziell die Dubliner erfahren habe, hat mich eher negativ gestimmt.
    Deswegen hat es mich so gefreut, diese Rezension zu lesen. Das Buch ist auf meiner Wunschliste gelandet, da ich immer noch gerne mehr über Irland erfahren möchte.
    Mal schauen, ob es die ortsansässige Bücherei hat.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Die Kurzgeschichte "Entsprechungen" hat mich am meisten fasziniert und abgestoßen zugleich. Dieser dumme Kerl, der auf Arbeit ein Versager ist, sein bisschen Geld versäuft, beim Armdrücken gegen einen Kumpel verliert und seinen Frust am Ende an seinem kleinen Sohn auslässt, nur weil der das Feuer in der Küche hat ausgehen lassen. Am Ende der Geschichte wäre ich am liebsten in die Geschichte hineingehüpft, um diesem kleinen Jungen zu helfen. Schade, dass so etwas nicht funktioniert.

    Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beissen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.
    Zitat: Mark Twain

  • Hallo Ralf,


    ähnlich ist es mir hier auch ergangen, Auf jeden Fall die abstoßendste Geschichte in Dubliner. Dieser sympathische Bursche hat mich dazu gebracht, mich vor Abscheu mehrmals von den Buchseiten abwenden zu müssen (wobei ich in der Regel Distanz zu den Protagonisten zu bewahre).
    Eigen, rätselhaft und spannend fand ich ich auch die Begegnung. Das Benehmen des Alten war nicht nur für die Jungen beängstigend.


    herzlichst: Alixe

    [i][color=#000066][font='Verdana, Helvetica, sans-serif']Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand. [size=8](Erasmus von Rotterdam)

  • Deine Rezi klingt wirklich interessant, ich hatte heute eine Vorlesung zum Thema "Ulysses" und James Joyce und bin am überlegen ob ich mir nun "Dubliner" kaufen werde um mal mit einem Klassiker anzufangen. Hast du die Original Version gelesen oder die Übersetzung? Welches von beidem würdest du für Joyce zum Einstieg empfehlen?


    lg tortellini

    "While we may come from different places and speak in different tongues our hearts beat as one" (Harry Potter and the Goblet of Fire)


  • ... ich hatte heute eine Vorlesung zum Thema "Ulysses" und James Joyce und bin am überlegen ob ich mir nun "Dubliner" kaufen werde um mal mit einem Klassiker anzufangen. Hast du die Original Version gelesen oder die Übersetzung? Welches von beidem würdest du für Joyce zum Einstieg empfehlen?



    Ich fürchte, dass Alixe nicht mehr so oft hier reinschaut, doch wenn ich ihre Rezi richtig gelesen habe und auch von meinen Eindrücken ausgehe, sagt sie ja, dass "Dubliners" der ideale Einstieg wären, um Joyce kennenzulernen. "Ulysses" ist eventuell das noch bekanntere Werk, aber sicherlich schwerer und unzugänglicher...


    Ich profitiere von der Gelegenheit, um allen die phantastische filmische Umsetzung eines Romanteiles von John Huston zu empfehlen: Die Toten...

  • sagt sie ja, dass "Dubliners" der ideale Einstieg wären, um Joyce kennenzulernen. "Ulysses" ist eventuell das noch bekanntere Werk, aber sicherlich schwerer und unzugänglicher...


    Ja das hat sie aber ich habe ja explizit nach der englischen oder nach der deutschen gefragt....ich lese auch gerne englisch und bei Arvelle habe ich es günstiger gesehen, aber danke für deine stellvertretende Antwort. :wink:

    "While we may come from different places and speak in different tongues our hearts beat as one" (Harry Potter and the Goblet of Fire)

  • Eine empfehlenswerte Lektüre. Bemerkenswert sind besonders die biografischen Parallelen, die zwischen einzelnen Charakteren und Joyce bestehen. Er schafft es, die Momentaufnahme einer Gesellschaft zu liefern und sich perfekt in diese hineinzuversetzen, ohne dabei sein kritisches Gespür zu verlieren.


    Wer mit dem Kauf des Buches ringt, dem würde ich insbesondere die Reclamausgabe ans Herz legen, da im Nachwort nochmal Biografie, Sprache und Struktur, Thematiken und Querverweise analysiert werden.

  • Das habe ich doch glatt in meinem virtuellen Bücherregal vergessen. :uups:
    Bei mir war es in der Tat so, dass ich es gekauft habe, um mich mit James Joyce anzufreunden und zu sehen, ob er mit liegt. Dazu kam, dass ich zu jenem Zeitpunkt wenig Möglichkeit hatte, regelmäßig zu lesen, da sind Kurzgeschichten eigentlich immer von Vorteil. Mir sind vor allem Eveline, Counterparts und The Dead in Erinnerung geblieben - Die Deutschen Titel bitte selbst dazu denken, ich lese englischsprachige Autoren grundsätzlich nicht im Deutschen, von daher gehen eventuelle Änderungen im Titel immer an mir vorbei.


  • Wer mit dem Kauf des Buches ringt, dem würde ich insbesondere die Reclamausgabe ans Herz legen, da im Nachwort nochmal Biografie, Sprache und Struktur, Thematiken und Querverweise analysiert werden.


    okay, das werde ich mir merken, danke für die Rezi - das Buch muss ich haben...
    :friends:
    LG
    Fae

    Sometimes I feel happy,
    and I don't know why.
    Than I feel crappy,
    and want to cry.


    If I see you,
    I'm confused.
    If I think of you,
    I'm bemused.


    If I look in your eyes,
    I began to smile,
    but I'm alway suprise
    of the color of your eyes.


    Yeha, if I look at you,
    It seems to me
    if I look atr the sky

    :love: too. :love: