Klappentext:
Kassandra, die >Seherin<, ist die schillerndste Frauenfigur der griechischen Antike: Sie sagte dem übermächtigen Troja den Untergang voraus, wurde nicht gehört und musste ihre Prophezeiung mit dem Leben bezahlen. Christa Wolf hat Kassandra auf faszinierende Weise zu einer Zeitgenossin werden lassen: eine am Ende gescheiterte Heldin, die sich gegen die Gewalt der Diktatur und gegen die Macht der Männer auflehnt, nurihrer eigenen Überzeugung verpflichtet.
Eigene Burteilung:
Die Momente zur Machtpollitik, die mit sich auf die politischen Verhältnisse von 1983 und den Stand des Feminismus in dieser Zeit beschäftigen, sind zum Glück in Mitteleuropa in weiten Teilen überholt. Die Frage zum Umgang mit Andersdenkenden und -seienden, sowie die der persönlichen entwicklung mit und gegen die Gesellschaft sind nach wie vor aktuell und machen das Buch unter diesem Gesichtspunkt - wenn einen der historische Rahmen anspricht - sicherlich lesenswert.
Die Sprache und das Denken der Kassandra, auf deren Bewusstsein wir hier durch ihr eigenes Leben reisen, während sie auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung ist, sind deutlich sehr modern und somit für einen "historischen Roman", wie man ihn heute oft findet - und 1983 noch relativ selten - eher unglaubwürdig, weswegen man diesen Roman nicht als einen solchen lesen sollte. Mit diesem caveat sicherlich ein interessantes Stück Literaturgeschichte mit einigen aktuellen Bezügen.