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  • Hallo zusammen!


    Ich konnte mich vor Spannung nicht zurückhalten und bin mittlerweile auf Seite 40 gelandet und werde schon mal was posten, da ich sonst ohnehin wieder alles vergesse ;).


    Da ich schon einige Rafik Schami Bücher gelesen habe, bin ich natürlich mit einer gewissen Erwartungshaltung an das Buch heran und ich bin froh, sagen zu können, dass mich mein erster Eindruck nicht enttäuscht hat!


    Sehr schön finde ich auch hier, dass man sofort ab Seite 1 in die Welt des Ich-Erzählers eintaucht - das geht mir zumindest so. Ich habe immer das Gefühl, mit ihm in den Seitengassen seines Viertels in Damaskus zu sitzen. Den Kutscher Salim kannte ich noch von anderen Erzählungen und auch dieses Mal war ich von seinen Geschichten wieder absolut fasziniert. Ein absolut liebenswerter Mensch, der die Menschen mit seinen Erzählungen vollkommen in seinen Bann zieht und es Kraft seiner Stimme auch schafft, die Schwalben wieder zum Fliegen zu bringen (fand ich irgendwie rührend). Zwar sind diese Geschichten streckenweise total irrwitzig


    Zitat

    Salims Frau war eine stille Person. Sie lebte leise. Erst als sie gestorben war, erfuhren die Nachbarn von Salim, was für eine feurige und mutige Frau sie gewesen war. Der Kutscher erzählte sogar, dass sie ihn einmal, verkleidet als schwarzer Reiter, aus den Händen von sieben bewaffneten Soldaten gerettet hätte, die ihn wegen Fahnenflucht gefangen genommen hatten.


    aber trotzdem sehr unterhaltsam, sonst hätte Salim sich auch nicht gegen die Konkurrenz der anderen Kutscher durchsetzen können. Auch dass er die Geschichten durch Erzählungen seiner Fahrgäste "frisch" hält, zeugt davon, dass er alles getan hätte, um seine Familie zu ernähren.


    Die Frage, die ich mir nun stelle, ist, ob die Dame, die ihn überhaupt auf die Idee des Geschichten Erzählens gebracht hat (laut Salim seine "Glücksfee") auch die Fee ist, die ihm die Stimme genommen hat.


    Sehr gut gefallen hat mir auch die Einführung seiner 7 Freunde "um die 70" (die Zahl 7 scheint für Schami eine gewisse Bedeutung zu haben) - jeder für sich ein eigenständiger Charakter mit seinen Macken. Ich kann mir die abendliche Versammlung in Salims Zimmer bildlich vorstellen. Trotz all der Tragik der Situation (Der Erzähler ohne Stimme) finde ich den anfänglichen Versuch des Ministers und des Friseurs, Salims "gespielte" Stummheit zu enttarnen, fand ich recht lustig.


    Zitat

    Nein, ich schlief tief, doch plötzlich hörte das Plätschern des Baches, von dem ich träumte. Ich machte meine Augen auf, und da stand er in der Ecke und pinkelte in den Topf meines Gummibaumes. Erkläre das mal meiner Frau, die diesen Baum seit Jahren hegt und pflegt!


    Ich bin gespannt, was sich Salims Freunde noch alles einfallen lassen werden, bis sie auf die Lösung kommen - und deshalb hör ich jetzt auch auf und lese mal weiter :D

  • Ich habe erst das erste Kapitel gelesen und werde mir das Buch wahrscheinlich auch so einteilen, dass ich jeden Tag nur ein Kapitel lese, so schwer es mir auch fällt. ;)
    Es ist mein erstes Buch von Rafik Schami, aber es wird sicher nicht mein letztes sein. Die Erzählweise ist wirklich wunderschön. Die Idee, dass Damaskus eine Stadt voller seltsamer Menschen ist, weil

    Zitat

    wenn eine Stadt über tausend Jahre bewohnt bleibt, [sie] [...] ihre Einwohner mit Merkwürdigkeiten [versieht], die sich in den vergangenen Epochen angesammelt haben (S. 5)

    , fand ich lustig.
    Salim ist eine Figur, die man - finde ich - sofort mögen muss. Nicht nur, weil er Geschichten erzählt, sondern weil er gleich so eine herzliche Art hat... ich fand vor allem die Stelle süß, an der er den kleinen Jungen nach Hause bringt und ihn dabei "vor Tigern beschützt", anstatt sich über die Angst des Kindes lustig zu machen oder ihm zu sagen - wie das Erwachsene ja sonst oft machen: "Ach, da ist nichts - ich hab euch doch nur Geschichten erzählt!".
    Eine Textstelle, die mir sicher im Gedächtnis bleiben wird, ist am Ende des Kapitels die Sache mit der Wüste, und dass sie sich dort mit Geschichten über ihr Paradies getröstet haben. Der Erzähler sagt dort sinngemäß, dass sie ihr Paradies in Form einer Geschichte immer bei sich haben. Und diese Vorstellung finde ich sehr schön. :)

  • Ich habe erst das erste Kapitel gelesen und werde mir das Buch wahrscheinlich auch so einteilen, dass ich jeden Tag nur ein Kapitel lese, so schwer es mir auch fällt. ;)


    Ich habe auch vor jeden Tag nur 1-2 Kapitel zu lesen. Ich habe letztes Jahr "Eine Hand voller Sterne" von Rafik Schami gelesen, das hat mir aber nicht so richtig gefallen.
    Salims Art mit der Angst des Kindes umzugehen ist mir ebenfalls positiv aufgefallen und gefällt mir sehr. Die Vorstellung, dass eine Stadt ihre Einwohner mit Merkwürdigkeiten ausrüstet fand ich auch sehr amüsant. Überhaupt scheint über diesem Buch eine bezaubernde Stimmung zu liegen und ich hoffe, dass ich dieses Buch besser finde, als "Eine Hand voller Sterne". Bisher ist das der Fall, aber ich habe ja auch erst ein Kapitel gelesen.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ja, das finde ich auch. Das wäre bestimmt auch ein gutes Buch zum Vorlesen. Ich finde, es hat irgendwie so einen Erzählton, den man förmlich "hören" kann. Weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll. :-k


    Das habe ich auch schon gedacht. :thumleft:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe so eben die ersten 3 Kapitel gelesen und bin hin & weg - Rafik Schami schreibt wunderschön, ich war sofort in der Geschichte "drin" und von der Magie bezaubert.
    Salim und die Bewohner der Stadt (vor allem die 7 Männer) sind mir augenblicklich mit ihren Besonderheiten und Eigenheiten ans Herz gewachsen.



    Die Versuche der Männer das Stumm-sein zu beenden sind ja wirklich drollig - erst das Essen, das Trinken, Riechen ... Mal sehen, was noch kommt :wink: .
    Ich weiß jetzt auch, warum es so schwer war, meinen Bafög-Antrag genehmigt zu bekommen:

    Zitat

    Der Stempel ist ein Stück von der Seele eines jeden Beamten, und wenn er ihn auf ein Blatt Papier drücken muß, so tut es ihm in der Seele weh, auch wenn sein Schmerz mit einem Geldschein etwas gelindert wird.


    :wink:


    Der Stil von Schami ist wunderschön, seine Sprache, die Ausdrucksweise ... ich weiß gar nicht, wie ich das am besten beschreiben soll :uups: .


    Zitat

    Gerüchte sind sehr eigenwillige Wesen, sie verwandeln sich und werden von Mal zu Mal bunter, so daß ihr Ursprung immer mehr dahinschwendet.


    LG,
    Casoubon.

  • Ich hatte gestern keine Zeit zum Lesen und bin darum erst jetzt mit dem zweiten Kapitel fertig. In dem wird die Herrenrunde vorgestellt.
    Ich fand das sehr lustig geschildert, zumal diese Treffen ja sehr verbindlich sind, und nicht einfach lockere Verabredungen mit Leuten, die man ohnehin jeden Tag sieht. So ist das aber - find ich - wirklich mit alten Leuten. Die nehmen sowas ganz ernst - wenn ich da an die Generation meiner Oma denke, da sind die Verabredungen zum Kartenspielen auch unumstößliche Termine. :wink:
    Aber genau dieses Augenzwinkern des Autors gefällt mir so. Vor allem aber auch an dieser Stelle:

    Zitat

    Der stumme Kutscher wurde zum einzig wichtigen Gespräch der Straße. Der Gang der alten Herren wurde mit neugierigem Interesse, ein Fremder würde sogar sagen mit Ehrfurcht verfolgt. Doch da ich meine Gasse kenne, zweifle ich daran, daß ihre Bewohner jemals Ehrfurcht vor jemandem empfunden haben. Aber neugierig waren sie allemal.

  • Es ist mein erstes Rafik Schami Buch und garantiert nicht mein letztes. Die Erzählweise ist wunderschön. Sehr schön beschrieben finde ich Salim und auch seine Art wie er mit den Kindern umgeht.
    Lustig fand ich die Ideen seiner Freunde, um ihn wieder zum Sprechen zu bringen, als er stumm wurde.


    Sehr schön beschrieben fand ich folgende Textstellen:


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Ich hab heute die ersten vier Kapitel irgendwann im Bus gelesen, ich muss sagen - diese Erzählung hat so einiges von einem Märchen an sich. Allein schon die Überschriften der einzelnen Kapitel wirken ja darauf hin, aber auch zahlreiche Symbolik: Die Zahl sieben kommt z.B. recht oft vor, das ist ja auch so nen klassisches Motiv. Darin zeigt sich auch noch Schamis Bezug zum Christentum.
    Es findet sich da ja auch so ne gewisse gesellschaftskritische Komponente wieder: er propagiert ja das friedliche Zusammenleben aller Religionen in Damaskus (etwas, woran man auch zu Zeiten als er den Roman verfasst hat, nicht mehr so recht geglaubt; siehe Nahostkonflikt) und die Kritik an Nasser, der Korruption etc. ist ja auch vorhanden.


    Was mir aber noch besonders gut gefällt ist dieser stellenweise richtig lyrisch anmutende Aufbau und auch die entsprechende optische Gestaltung. Beispielsweise am Ende des dritten Kapitels:

    Zitat


    Seine Stimme hörte sich müde
    an, als wären ihm
    seine Gedanken
    eine Last.


    Bzgl. der Handlung nach den ersten vier Kapiteln:

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

  • Ich habe jetzt das dritte Kapitel gelesen und musste sehr schmunzeln, wie die Freunde des Kutschers versuchen, ihn wieder zum Sprechen zu bringen. Ich fand es aber irgendwie wieder besonders liebevoll erzählt, wie sie sich Gedanken darüber machen, wie sie ihm helfen können!
    Die Vorstellung, nur noch eine bestimmte Anzahl von Wörter sprechen zu können, bevor man verstummt, ist sicher nicht nur für einen Geschichtenerzähler erschreckend! :lol: Ich zumindest habe mir auch gleich vorgestellt, was man am Tag alles wegreduzieren könnte... ;)
    Frage mich allerdings auch, wie er seinen Freunden seine Lage in siebzehn Wörtern deutlich machen konnte. Vielleicht so?
    "Noch 17 Wörter, dann werde ich stumm sein. Durch sieben besondere Geschenke könnt ihr mich davon erlösen." ;)

  • Sehr schön fand ich die erste erzählte Geschichte


    Lese jetzt mal weiter.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)


  • Das habe ich auch schon gedacht. :thumleft:


    Ein Freund von mir meinte dazu, dass Rafik Schami brilliant erzählen könnte. Ich habe mir das Hörbuch ausgeliehen und werde es mir bei Gelegenheit auch mal anhöhren. Bin schon sehr gespannt, wie Rafik Schami das umgesetzt hat.


    Ich konnte leider erst gestern richtig mit Lesen anfangen, musste mich aber auch beherrschen, nicht gleich über die ersten neunzig Seiten hinauszuschießen. Auch bei mir entfaltete sich sofort ein Bild von Damaskus vor meinen Augen - inklusive Gerüchen und Geräuschen.
    Was ich ebenfalls großartig finde, ist, wie Rafik Schami auch durchaus vor Themen der Politik uns Gesellschaft nicht zurückschreckt. Die Schilderung der Soldaten beispielsweise ließ mich ein wenig erschauern, ebenso die Tatsache, wie feinfühlig er den Tod von Salims Frau und sein Vermissen derselben beschreibt. Wunderschön.
    Er schafft es einfach, mit gar nicht so vielen Worten jede Menge zu beschreiben und zu sagen. Die bereits oben erwähnten Textstellen finde ich auch wunderbar.
    Hier musste ich besonders lachen - ein toller Vergleich (auf Seite 36 oben):


    Zitat

    Salim schnrachte laut im großen Gästebett. Es hörte sich an als kämpfe ein Hammel in einem tiefen, hochschäumenden See aus Bier um sein Leben.

    Was sind wir denn anderes als Narren,
    Motten, die, von der eigenen eingebildeten Helligkeit geblendet
    ins Licht fliegen und dort verbrennen?
    Nichts als Staub auf dem ewigen Rad der Zeit.
    Nichts als Staub.

  • Ich bin auch erst beim dritten Kapitel, hoffe aber dieses Wochenende etwas aufholen zu können. Ich denke das dürfte mir bei diesem Buch nicht schwer fallen.
    Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, ob Salim wirklich seine Stime verloren hat oder vielleicht nur so tut. Das Auftauchen der Fee wurde zwar beschrieben, vielleicht ist das aber nur eine Geschichte, die er erzählt hat. Ich würde ihm durchaus zutrauen, das er so etwas erfindet um ein bisschen Spannung in sein und das Leben seiner Freunde zu bringen. Ob er dann allerdings 7 Städte aufgesucht hätte, nur um nicht aufzufliegen, wage ich zu bezweifeln. Ich werde diesen Gedanken auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Pandämonium: Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen - aber es würde passen, immerhin ist Salim ein Geschichtenerzähler, der ja auch dafür bekannt ist, wahre Geschichten etwas "aufzupeppen". Könnte also wirklich sein, dass er etwas Abwechslung in die Routine seiner Freunde bringen möchte... interessant finde ich die Theorie auf jeden Fall. :)

  • Casoubon:

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

  • Ein Freund von mir meinte dazu, dass Rafik Schami brilliant erzählen könnte. Ich habe mir das Hörbuch ausgeliehen und werde es mir bei Gelegenheit auch mal anhöhren. Bin schon sehr gespannt, wie Rafik Schami das umgesetzt hat.


    Welches hast du dir denn ausgeliehen? Und liest Schami da selbst?



    Was ich ebenfalls großartig finde, ist, wie Rafik Schami auch durchaus vor Themen der Politik uns Gesellschaft nicht zurückschreckt. Die Schilderung der Soldaten beispielsweise ließ mich ein wenig erschauern, ebenso die Tatsache, wie feinfühlig er den Tod von Salims Frau und sein Vermissen derselben beschreibt. Wunderschön.


    Solche gesellschafts- und vor allen Dingen politisch-kritischen kommen immer öfter mal vor - wenn auch nicht so vorwurfsvoll und mit erhobenem Zeigefinger wie bei anderen Autoren und immer mit einem leisen Lächeln auf den Lippen (den Eindruck habe ich zumindest).


    Zitat

    Jahrelang hatte er den Gang zur Behörde gemacht und war mit leeren Händen zurückgekehrt. Seine Frau aber ermunterte ihn stets, noch ein Empfehlungsschreiben vom Bischof oder von einem Schwiegersohn eines Chauffeurs des Armbeitsministers zu besorgen.


    In arabischen Ländern werden solche Dienste mit Bakshish belohnt und Vitamin B ist (egal um wieviele Ecken) alles. Leider sind jedoch gerade diese Kommentare der Grund, dass Schamis Bücher schon in viele Sprachen übersetzt wurden, leider bisher aber noch kein einziges Mal ins Arabische - zu groß ist wohl die Angst vor kritischen Stimmen, die andere vielleicht anstecken könnten. Schade, ich hätte ein Buch von ihm gerne mal auf Arabisch gelesen, weil die Sprache an sich auch viel blumiger und schöner ist (klingt jetzt doof, aber anders kann ich's nicht beschreiben) und daher perfekt für Märchen geeignet ist...


    Eine Stelle, bei der ich richtig lachen musste, war, als die Frau, die sich am Grab ihres Mannes so sehr erschreckte , dass sie stumm wurde und die versucht ihren Mann zu überzeugen, dass nur der heilige Thomas sie zu heilen vermöge


    Zitat

    Plötzlich brüllte eine tiefe Stimme zornig aus dem Grab: 'Der heilige Thomas? Lass mich in Ruhe mit deinem heiligen Thomas. Du weißt doch, dass ich Neugierige schon zu Lebzeiten nicht ausstehen konnte. Nun verfolgt er mich sogar hier im Himmel. Hau bloß ab! Lass mich in Ruhe meinen Tod genießen! Lebe vergnügt oder komm zu mir ins Grab!'


    Was ich hingegen sehr traurig fand, waren Salims Gedanken an seine Frau, als er endlich die lang ersehnte Rente in den Händen hält


    Zitat

    Er dachte an all die Entbehrungen und an seine verstorbene Frau, wie sehr sie sich gefreut hätte, ihn mit erhobenem Haupt ins Zimmer eintreten zu sehen. "Meine Gazelle, hier der echte Ceylon, und..." [...] Blauen Samt für ein Kleid, das sie sich ein ganzes Leben lang gewünscht hatte. Ja, und Henna für ihre Hände hätte er auch nicht vergessen.


    Obwohl es "nur" eine Geschichte ist, hat es mich echt gerührt, weil man eben in diesen Liebesbekundungen (auch wenn nicht mit vielen Worten) wirklich gespürt hat, wie sehr Salim seiner Frau gerne ihre recht bescheidenen Wünsche erfüllt hätte.


    Eine Frage zum Schluss: Endet bei Euch auf Seite 90 das 6. Kapitel? Ich hab noch eine Uralt-Ausgabe und da ist Seite 90 mitten im 6. Kapitel...

  • So, ich habe nun das fünfte Kapitel beendet und schließe mich euren Meinungen an.
    Mich hat auch sehr gerührt, wie Salim an seine Frau denkt und daran, wie viel Freude er ihr mit der Rente hätte machen können. Ich fand es dann sehr interessant, dass die Geschichte, die dann erzählt wird, im Prinzip sehr schön dazu passt. Salim hätte sicher auch alles gegeben, um seiner Frau ihre Wünsche erfüllen zu können.
    Die Geschichte fand ich zuerst vor allem deswegen interessant, weil noch einmal der Unterschied zwischen Stimme und Sprache aufgegriffen wurde. Dass der Mann nicht einmal über Blicke oder Lächeln oder Schrift mit seiner Frau kommunizieren konnte, fand ich eine unheimlich erschreckende Vorstellung. Stumm zu sein ist schon schlimm genug, aber sich gar nicht mehr verständigen zu können...
    Das Ende fand ich sehr traurig, aber irgendwie auch tröstlich, weil die beiden ja in einer anderen Welt zueinander gefunden haben. Und weil ihre Zusammenkunft dann - durch die Perlen - Glück bringen kann.


    @bloomy: Ich wusste gar nicht, dass Schamis Texte nicht auf arabisch erscheinen, das fand ich sehr interessant zu erfahren. Zur Sprache selbst kann ich zwar nichts sagen, aber die Aufmachung und die Art zu erzählen erinnern mich (vielleicht zu Unrecht) an "1001 Nacht". :-k Es wirkt alles so orientalisch, dass es irgendwie komisch anmutet, dass diese Geschichte gerade in der Sprache, für die sie wie gemacht erscheint, nicht veröffentlicht werden darf.