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  • Ich bin jetzt auch mit dem fünften Kapitel durch und ich fand die Perlen-Geschichte wunderschön. Interessant und schrecklich vor allem - das sehe ich wie Strandläuferin - war der Aspekt, dass dem Bauern nicht nur die Stimme gestohlen wurde, sondern jegliche Art von Sprache und Kommunikation, also auch das Lächeln oder die Möglichkeit sich mit den Augen oder einer Zeichnung verständlich zu machen. Das Ende war natürlich sehr traurig - dennoch ist der Gedanke an die beiden Sterne, die Perlen regnen lassen, wenn sie sich berühren einfach nur schön.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)


  • Welches hast du dir denn ausgeliehen? Und liest Schami da selbst?


    Ja, es ist das Hörbuch zu "Erzähler der Nacht" und ich meine, da liest er selbst. Ich sollte es mir wirklich mal anhören :wink:




    Solche gesellschafts- und vor allen Dingen politisch-kritischen kommen immer öfter mal vor - wenn auch nicht so vorwurfsvoll und mit erhobenem Zeigefinger wie bei anderen Autoren und immer mit einem leisen Lächeln auf den Lippen (den Eindruck habe ich zumindest).


    Genau das meinte ich. Er packt jetzt nicht die riesige Moralkeule aus und haut damit auf die Leser ein, sondern er schreibt einfach, wie es ist - und das ist gleichzeitig kritischer als jede Kritik.



    In arabischen Ländern werden solche Dienste mit Bakshish belohnt und Vitamin B ist (egal um wieviele Ecken) alles. Leider sind jedoch gerade diese Kommentare der Grund, dass Schamis Bücher schon in viele Sprachen übersetzt wurden, leider bisher aber noch kein einziges Mal ins Arabische - zu groß ist wohl die Angst vor kritischen Stimmen, die andere vielleicht anstecken könnten. Schade, ich hätte ein Buch von ihm gerne mal auf Arabisch gelesen, weil die Sprache an sich auch viel blumiger und schöner ist (klingt jetzt doof, aber anders kann ich's nicht beschreiben) und daher perfekt für Märchen geeignet ist...


    Echt, das wusste ich auch noch nicht - kann es mir aber durch aus vorstellen :wink:



    Eine Frage zum Schluss: Endet bei Euch auf Seite 90 das 6. Kapitel? Ich hab noch eine Uralt-Ausgabe und da ist Seite 90 mitten im 6. Kapitel...


    Bei mir ist das auch mittendrin...

    Was sind wir denn anderes als Narren,
    Motten, die, von der eigenen eingebildeten Helligkeit geblendet
    ins Licht fliegen und dort verbrennen?
    Nichts als Staub auf dem ewigen Rad der Zeit.
    Nichts als Staub.

  • Ich habe jetzt das sechste Kapitel gelesen und mich dazu entschlossen, dazu noch hier zu posten, auch wenn es zur Hälfte in den anderen Thread gehört.
    An diesem Kapitel hat mir besonders gut gefallen, wie der Autor die Gewürze beschreibt. Gerüche so darzustellen, dass man sie sich beim Lesen wirklich vorstellen kann, empfinde ich als eine Kunst für sich. :)

    Zitat

    Kreuzkümmel, Kardamom und Koriander triumphierten aufdringlich über alle anderen Gewürze, doch immer wieder meldete sich Thymian aus den Bergen Syriens mit nicht überhörbarer Sturheit und tiefer Stimme. Der Zimt flüsterte süßlich und verführerisch zwischendurch, wenn die Herrscher der Gewürze nicht aufpassten. Nur die Safranblüten verließen sich stumm auf die Verlockung ihrer leuchtendgelben Farbe. (S. 98 f.)

    Ich finde das vor allem deswegen beeindruckend, weil ich wahrscheinlich bei dieser Fülle von Gewürzen einzelne gar nicht ausmachen könnte.