Original: A lesson before dying (1993)
Louisiana in den 40iger Jahren: Jefferson, ein junger mittelloser Schwarzer ohne große Schulbildung wird eines Verbrechens angeklagt, das er nicht begangen hat: des Mordes an einem Weißen. Während des Prozesses wird er gedemütigt und gar vom eigenen Anwalt als Tier, Ferkel dahingestellt, um eventuell so ein mildes Urteil zu erheischen. Das „weiße“ Gericht verurteilt ihn zum Tode. Seine Patentante beschließt, dass ihr Jefferson durch einen „würdigen“ Tod diese Demütigungen abschütteln soll und bittet den Lehrer, Grant Wiggins, sich um die Erziehung ihres Patensohnes zu kümmern.
Was Gaines im ersten Kapitel erzählt, würde bei anderen Autoren die „Story“ bilden: Verbrechen, Prozess eines Unschuldigen, Verurteilung! Da fragt man sich was denn nun schon die kommenden fast zweihundertachtzig Seiten füllen wird! Doch dies ist nur der Ausgangspunkt. Die erfahrene Demütigung in diesem Schauspiel von Gerichtsverhandlung ist nur die Spitze einer Geschichte von Demütigungen eines Volkes seit drei Jahrhunderten. Und das Opfer ist in Jefferson ein jeder (zunächst seiner Rasse): er ist wie ein Sündenbock, ein Stellvertreter. Wie aber wird sich dieser Opfermechanismus verwandeln? Wie mag der Wunsch der Patentante erfüllt werden, dass ihr Jefferson in Würde stirbt, auf zwei Beinen, und nicht auf vieren? Gaines beschreibt den Lernprozess Jefferson, ja, aber auch den Weg, den hier z.B. der Ich-Erzähler, nämlich der junge, widerwillige Erzieher Grant, zu durchgehen hat.
Ein phantastischer Roman aus dem tiefen Süden der USA, der zwar in den 40igern spielt, also einer Epoche, in der die Gesellschaft durch und durch von sozialer Ungerechtigkeit und Rassismus geprägt war, aber – Anfang der 90iger geschrieben – auch heute eine direkte „message“ für das Zusammenleben von Schwarz und Weiß hat und vor allem einlädt, mit hocherhobenem Haupt durchs Leben zu gehen und die innere Versklavung hinter sich zu lassen!
Eine echte Entdeckung für mich!!!
Ernest J. Gaines wurde 1933 auf einer Plantage in Louisiana geboren und arbeitete auf dieser schon als Neunjähriger. Mit 15 zieht er mit seiner Familie nach Kalifornien und kann intensiver sich Studien und der Lektüre widmen. Er bedauert, dass „seine“ Welt noch so gar keinen Zugang zu dieser Welt hat und beginnt selber, erste Kurzgeschichten und Romane zu schreiben. Mit oben vorgestelltem Roman gewann er 1994 den Book Critics Circle Award.
Zu einer englischen Ausgabe:
Paperback: 272 pages
Publisher: Vintage Books; 1st Vintage Contemporaries Ed edition (31 Dec 1994)
Language English
ISBN-10: 0375702709
ISBN-13: 978-0375702709