Kapitel 14 - Kapitel 20

  • Tja, ich konnte mich heute leider nicht von dem Buch losreißen und bin nun doch schon fertig. Schade, dass es schon zu Ende ist.
    (Und ich ärgere mich auch ein bisschen, dass ich mich nicht zusammenreißen konnte. Ist ja schließlich eine Leserunde...)


    Wie Plath die Brücke zwischen der anfänglichen und der späteren, kranken, Esther schlägt, finde ich besonders beeindruckend. Ich finde, dass sie gegen Ende des Buches, in der schlimmsten Phase ihrer Krankheit sehr herrisch und berechnend ist, was sicherlich mit ihrer Erkrankung zusammenhängt. Diese Züge konnte man anfangs nur im Verborgenen erahnen.
    Etwas furchteinflößend fand ich das Kapitel, indem Esther ihre Unschuld verliert...


    Zusammenfassend kann ich meine ersten Eindrücke nur wiederholen. Ein tolles Buch! Ich habe in meiner Familie auch Erfahrungen mit psychischer Krankheit ( meine Schwester war 2 Jahre lang in verschiedenen Einrichtungen ) und ich denke, ich konnte das alles durch das Buch ein bisschen besser verstehen. Auch, wenn verschiedene Methoden zum Glück nicht mehr angewandt werden.

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings

  • Ich bin jetzt bei Kapitel 14 und ich finde es immer heftiger, besonders ihre Gedanken, wie sie sich umbringen kann. Und ich glaube, sie hat Wahnvorstellungen, als ihre Mutter sie in der Privatklinik besucht und die eine Frau angeblich immer ihre Mutter nachäfft. Niemand anderer sieht das und ich denke, dass bildet sie sich ein. Genauso wie das angebliche permanente Mitschreiben der Ärzte.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich bin jetzt bei Kapitel 19. Viel Neues kann ich eigentlich nicht sagen. Ich bin sehr gespannt auf den Schluss! Und - im Gegensatz zu anderen der Runde - kann ich je länger je mehr mit Sicherheit sagen, dass ich mich mit Esther überhaupt nicht identifizieren kann. Ihre Gedankenwelt ist mir vollkommen fremd. Aber das macht es natürlich nicht schlechter.


    Bemerkenswert finde ich, wie konsequent nüchtern und trocken sie die Geschehnisse beschreibt.


    So, ich geh jetzt mal eine Woche in die Ferien. Viel Spass noch bis dahin in der Leserunde!

  • Und - im Gegensatz zu anderen der Runde - kann ich je länger je mehr mit Sicherheit sagen, dass ich mich mit Esther überhaupt nicht identifizieren kann. Ihre Gedankenwelt ist mir vollkommen fremd. Aber das macht es natürlich nicht schlechter.


    Ich kann mich auch nicht mit ihr identifizieren, dazu ist mir ihr Denken zu fremd. Da geht es mir also genau wie dir.
    Ich finde sie nicht mal sonderlich sympathisch.
    Aber das Buch gefällt mir immer noch. :thumleft:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Strandläuferin: Hier klärt sich auch der Titel des Buches.

    Zitat

    ...egal, wo ich saß - ob auf dem Deck eines Schiffes oder in einem Straßencafé in Paris oder Bangkog - , immer saß ich unter der gleichen Glasglocke in meinem eigenen sauren Dunst.


    Ich bin jetzt Anfang des achtzehnten Kapitels und mir kommt es vor, als wenn Esther wie traumwandlerisch ihr leben lebt. Keine Aktivitäten, alles ruhig, irgendwie phlegmatisch. Sie isst ein Ei, spielt Karten, bekommt eine Behandlung und irgendwie habe ich das Gefühl, sie erlebt das als wenn sie neben sich steht.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich habe das Buch gerade beendet und muss sagen, dass mir der Anfang wirklich gut gefallen hat, es aber zunehmend seltsamer wurde. Ich konnte leider keinen Bezug zu Esther finden. Ich habe den Eindruck, dass Esther gar keine Beziehung zu jemandem aufbauen konnte, dass sie gar nicht dazu fähig ist, andere Leute gern zu haben oder zu lieben.
    Auf jeden Fall war es eine interessante Leserunde und ich bin mal gespannt, wie ihr das Buch bewertet. Ich würde 3 Sterne geben. Es war nicht schlecht, hat mich aber nicht nachhaltig beeindruckt und ich würde es wohl nicht noch mal lesen.


    Kurze Frage an alle, die schon durch sind:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

    Einmal editiert, zuletzt von Pandämonium ()


  • Kurze Frage an alle, die schon durch sind:


    Das frage ich mich allerdings auch :!:


    Bewerten würde ich das Buch eindeutig mit 5 Sternen; es hat mir sehr gut gefallen und im Gegenteil zu Pandämonium konnte ich mich auch sehr gut mit Esther identifizieren. Was mir allerdings aufgefallen ist: in der Zeit, in der sie in der Privatklink ist und sich scheinbar eine Besserung einstellt, ist sie da nicht schon wieder komplett anders? Ich habe das so erlebt. Sie kam mir irgendwie abgestumpft vor.

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  • Ich kann mich auch nicht mit ihr identifizieren, dazu ist mir ihr Denken zu fremd.


    Mir ist ihre gesamte Denkweise dermaßen suspekt. Identifizieren kann ich mich gar nicht mit ihr.


    Strandläuferin: Hier klärt sich auch der Titel des Buches.


    Zitat
    ...egal, wo ich saß - ob auf dem Deck eines Schiffes oder in einem Straßencafé in Paris oder Bangkog - , immer saß ich unter der gleichen Glasglocke in meinem eigenen sauren Dunst.


    Ich denke mal, dass sie mit der Glasglocke ihre Persönlichkeit meint, ihr Dasein und ihre Ausweglosigkeit. :scratch: Das sie sich immer im Kreis dreht. Und auch eine Veränderung keine Änderung in ihrer Psyche bringt. :scratch:


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Zitat Seite 247:


    Ich glaube, dass sie mit der Glasglocke nicht nur ihre Persönlichkeit meint, sondern ihr ganzes Leben. Denn sie schreibt ja, dass sie "unter der Glasglocke sitzt". Sich also immer fühlt, als würde sie in einer Glasglocke Leben und dieses Beispiel hat sie vermutlich, weil sie doch mal dieses Baby in dem Glasbehälter gesehen hat, als Buddy sie bei seiner Arbeit zugucken ließ.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Nun habe ich das Buch ausgelesen. Der Schreibstil von Plath hat mir auch im letzten Teil noch gut gefallen. Allerdings wurde der Inhalt für mich immer konfuser und undurchdringlicher. Auch kann ich mich nicht in Esther hineinversetzen, was mir sonst bei manchen Büchern gelingt. Ich kann ihre ganzen Beweggründe nicht nachvollziehen und auch Joan am Ende nicht. :scratch:


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


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    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Ich habe mit dem dritten Teil begonnen und finde es momentan vor allem spannend, wie sich der Erzählstil von Plath verändert.
    Bisher haben die Kapitel immer zusammenhängende Ereignisse erzählt, das vierzehnte Kapitel gibt aber immer nur kurz eine bestimmte Episode wieder und dann einfach eine weitere, ohne dass man weiß, wie viel Zeit dazwischen liegt und was sonst noch mit Esther geschieht. Das finde ich von Plath wirklich toll gemacht, denn man hat so das Gefühl (also, mir ging es zumindest so), dass Esther nicht immer ganz klar bei Bewusstsein ist. Wenn sie es schafft, erzählt sie kurz von etwas, das geschieht, dann wieder kommen große Lücken.
    Das finde ich wirklich interessant, denn bisher hat sich der Erzählstil zusammen mit der Atmosphäre schon zu Beginn des zweiten Teils verändert. Und auch jetzt hat man wieder das Gefühl, dass für Esther ein neuer "Abschnitt" in ihrem Leben beginnt.

  • Ich poste jetzt einfach mal weiter, denn ich habe nun noch die folgenden beiden Kapitel gelesen (und werde das Buch heute wohl noch beenden, denn gerade finde ich es sehr spannend!).


    Ich denke auch, dass Esther ihr gesamtes Leben wie von einer Glasglocke umgeben sieht. Es scheint ihr vorzukommen wie ein unsichtbares Gefängnis, aus dem sie nicht entkommen kann. Vielleicht hat es auch damit etwas zu tun, dass sie und ihr Leben ziemlich unter Beobachtung stehen (durch Glas kann man schließlich hindurchsehen, bzw. beobachtet werden!), was ja spätestens deutlich wird, als Joan


    Ihre Umgebung lähmt sie:

    Zitat

    Wie Watte schob sich der Dunst der Glasglocke um mich, ich konnte mich nicht rühren. (S. 201)


    Sie kann sich noch nicht einmal handeln, wie sie es will, denn als sie die Mauer vor ihrem Fenster betrachtet und offenbar wieder den Wunsch in sich spürt, sich zu verletzen, springt sie nicht, denn

    Zitat

    Wenn ich gesprungen wäre, hätte ich mir nicht einmal die Knie aufgeschrammt. Die Innenfläche der hohen Mauer schien glatt wie Glas zu sein. (S. 201)


    Was natürlich Quatsch ist, denn vorher sagt Esther, es sei eine Ziegelmauer. Vollkommen unmöglich, dass diese "glatt wie Glas" ist.


    Der Umgang der Frauen miteinander in den verschiedenen Stationen ist auch merkwürdig. An einer Stelle sagt Esther sogar, sie fühle sich durch das Getratsche der Frauen miteinander an Collegezeiten erinnert. Da kam es mir so vor, als sei es irgendwie gerade "en vogue", mal einige Zeit in so einem Sanatorium zu verbringen, zumal die Frauen auf dieser Station ja fast wie in einem Hotel leben und kaum eine Behandlungen bekommt, schon gar nicht die Schockbehandlungen, die dann ja auch Esther wieder bevorstehen.

  • denn man hat so das Gefühl (also, mir ging es zumindest so), dass Esther nicht immer ganz klar bei Bewusstsein ist.


    Ich "stecke" gerade mitten im dritten Teil fest und irgendwie zieht sich die Lektüre doch etwas. Es ist für mich verwirrend zu lesen; mir fehlen einfach ein paar Zusammenhänge. Aber durch deine Aussage liebe Strandläuferin wird es auch mir etwas "klarer". Ich konnte mein Gefühl beim Lesen nicht ganz identifizieren, aber ich meine dies trifft es so ziemlich.


    Ziemlich schockierend fand ich Esthers Aussage, dass sie ihre Mutter hasst. Doch ich denke, dies ist bedingt durch ihre starke Depression.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Ich bin nun zu Ende mit dem Buch und ich finde es sehr schwierig, es zu bewerten. Zu sehr hat mich der Zusammenhang mit der Autorin beschäftigt. Ich kann das Buch nicht unabhängig und als Buch als solches betrachten, sondern kann es nur im Zusammenhang mit Plaths Selbstmord anschauen. Ich diesen finde ich äusserst schrecklich.


    Damit verstärkt sie das, was Esther macht, die zwar Tabletten schluckt, aber sich dann einfach auf den Boden legt, wo sie noch rechtzeitig gefunden wird, um "gerettet" zu werden. Gerade das wollte Plath wohl vermeiden und entsetzlicherweise ist genau das ja auch Esthers Angst, als sie z.B. darüber nachdenkt, sich die Pulsadern aufzuschneiden und es dann nicht macht, weil sie befürchtet, ihre Mutter könne sie finden, wenn sie nach Hause kommt.


    Ich glaube nicht, dass Plath dies vermeiden wollte, im Gegenteil. Weil...:


    Ab der Hälfte war ich mir sicher, dass das Buch enden würde, indem Esther Selbstmord begeht. Aber es endet nicht so. Sie wird gefunden, kommt in Kliniken und kann nachher wieder raus. "Happy End". Hätte ich echt nicht erwartet. Und das macht für mich den Zusammenhang mit der Autorin noch viel schlimmer:


    Zitat

    Es wurden einige Abschiedsbriefe gefunden sowie ein (wahrscheinlicher) Hilferuf an den Mieter unter ihr. Ihre Kinder schliefen in einem angrenzenden Zimmer.


    Ich glaube (nur Spekulation natürlich), dass sie wollte, dass es genauso abläuft wie ihrem Buch: Dass sie gefunden wird, in Kliniken kommt und es ihr wieder besser geht. Und makabererweise wird dieser Hilferuf nicht gehört und sie stirbt.


    Bei dem Gedanken wird mir einfach schlecht. Ich kann das Buch nicht bewerten. Zumindest nicht inhaltlich.

  • Ihre Kinder schliefen in einem angrenzenden Zimmer.


    Das fand ich besonders heftig. Stellt euch doch mal vor, die Kinder wären wach geworden und hätten ihre tote Mutter gefunden. Welche Mutter tut ihrem Kind so etwas an?


    Zitat von »Strandläuferin«

    Zitat

    Damit verstärkt sie das, was Esther macht, die zwar Tabletten schluckt, aber sich dann einfach auf den Boden legt, wo sie noch rechtzeitig gefunden wird, um "gerettet" zu werden. Gerade das wollte Plath wohl vermeiden und entsetzlicherweise ist genau das ja auch Esthers Angst, als sie z.B. darüber nachdenkt, sich die Pulsadern aufzuschneiden und es dann nicht macht, weil sie befürchtet, ihre Mutter könne sie finden, wenn sie nach Hause kommt.


    @ Strandläuferin: Aber warum schreibst du, Esther hätte sich auf den Boden gelegt? Sie ist doch in den Keller in diese kleine Kammer gekrochen und hat die Bretter wieder vor den Eingang geschoben. :-k Kein guter Platz um sofort gefunden zu werden.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich habe gerade Kapitel 18 beendet. Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut, aber gleichzeitig finde ich es irgendwie auch etwas konfus zum Ende hin.

    Der Umgang der Frauen miteinander in den verschiedenen Stationen ist auch merkwürdig. An einer Stelle sagt Esther sogar, sie fühle sich durch das Getratsche der Frauen miteinander an Collegezeiten erinnert. Da kam es mir so vor, als sei es irgendwie gerade "en vogue", mal einige Zeit in so einem Sanatorium zu verbringen, zumal die Frauen auf dieser Station ja fast wie in einem Hotel leben


    Das fand ich auch sehr seltsam. Klingt eher nach "Hach, ich bin soooo erschöpft, ich werde auch mal in diese tolle Privatklinik zum Tennis spielen gehen..."
    Stutzig bin ich bei dem Arztbesuch geworden, den Esther gemacht hat. Weiss jemand, was eine "Einpassung" ist? Ich tippe mal auf ein Diaphragma oder so, aber sicher bin ich mir da nicht. :-k