Leserunde Siddharta ~ Teil 2

  • In vielen Erzählungen wird der Fährmann als Metapher verwendet, in der griechischen Mythologie Charon, der Fährmann der Unterwelt, welcher die Toten in das Reich Hades übersetzt.
    Phlegias in Dante Alighieris Divina Comedia, welcher Dante und Virgil über einen der Flüsse führt. Der Fährmann verkörpert somit eine wichtige Rolle als Begleiter eines neuen Abschnitts des Sein.


    Ja, das wusste ich zwar, aber trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Figur bei Siddharta noch so zentral werden würde, nachdem der Fährmann ja eben am Anfang nur ganz kurz vorkam und dann sehr lange nicht mehr auftauchte.
    Ich habe jetzt das Kapitel "Om" gelesen. Mir gefällt vor allem die Bedeutung des Flusses, in dem Siddharta nun erkennt, dass sein Schicksal, nämlich der Verlust des Sohnes und seine damit verbundenen Gefühle kein Einzelfall sind. Der Rückbezug zu seinem eigenen Vater, dem Siddharta selbst auch nicht die Liebe entgegenbrachte, die er sich nun selber von seinem Sohn wünscht, war sehr eindrucksvoll, fand ich. Zu sehen, dass das Leben in bestimmten Bahnen verlaufen "muss", war so schön bildlich dargestellt, dass ich denke, dass mir gerade diese Szene und diese Gedanken aus der Erzählung wirklich in Erinnerung bleiben werden. :)

  • Naja, sagen wir so: Siddhartha auf jeden Fall, denn er ist seelig, wenn auch auf eine andere Art wie z.B. Gotama (er sagt ja, dass man diese Erkenntnisse nicht durch Lehren teilen kann, sondern, dass jeder es selber erleben/erfahren muss). Govinda ist sehr froh darüber, dass sein Freund endlich Frieden gefunden hat und scheint seinen Weg nicht zu bereuen, auch wenn er niemals seelig sein wird wie der Buddha oder Siddhartha - Govinda hat also nur teilweise gefunden, was er suchte; friedvoll und gut ist er aber nach wie vor und er war ja schon immer eher bestrebt zu lernen und zuzuhören, als selber ein Anführer/Gelehrter zu sein!

    Also kann man sagen: Govinda erkennt dass Siddharta sein Ziel erreicht hat, erkennt auch dass dies jeder auf seine Weise finden muss.


    Resümee:
    Ich denke der Grundgedanke dieses Buches ist dass jeder Mensch, für sich entscheiden muss welcher Weg für ihn der richtige ist, indem er sich selber kennenlernen muss. Es ist wichtig dass man sich Fragen stellt und Antworten sucht. Dass man jedoch nie stehen bleiben soll, aus den Fehlern nur lernen kann und an ihnen wächst. Ob man sein Glück irgenwann findet das bleibt offen.
    Diese Erzählung ist für mich eine wunderbare Lektion des Lebens, welche ich gerne wieder lesen werde.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Also kann man sagen: Govinda erkennt dass Siddharta sein Ziel erreicht hat, erkennt auch dass dies jeder auf seine Weise finden muss.


    Resümee:
    Ich denke der Grundgedanke dieses Buches ist dass jeder Mensch, für sich entscheiden muss welcher Weg für ihn der richtige ist, indem er sich selber kennenlernen muss. Es ist wichtig dass man sich Fragen stellt und Antworten sucht. Dass man jedoch nie stehen bleiben soll, aus den Fehlern nur lernen kann und an ihnen wächst. Ob man sein Glück irgenwann findet das bleibt offen.
    Diese Erzählung ist für mich eine wunderbare Lektion des Lebens, welche ich gerne wieder lesen werde.

    Ich stimme dir in sämtlichen Punkten zu! :thumright:

  • Ich habe das Buch nun auch fertig gelesen.





    Durch unser ELR-Buch Tuesdays with Morrie steht eine Aussage Siddhartha's im krassen Gegensatz zu meiner Meinung:



    Ich denke, richtig vorgebracht, können Worte durchaus Fülle haben und Wert. Es kommt nur eben auch darauf an, wer sie vorbringt und wie (bestes Beispiel ist da eben Morrie). :love:


    Ich weiss, was du meinst. Ich versuche mal zu erklären, wie ich das verstanden habe: Die Worte an und für sich bedeuten nichts. Erst wenn sie gehört und verstanden, also mit Dingen verbunden und assoziiert werden vom Hörer, bedeuten sie etwas. Worte können nur dann etwas auslösen, wenn Erfahrung über die Dinge vorhanden ist. Man muss es bereits erlebt haben, um das Gesagte zu verstehen. Wenn ich zum Beispiel sage: "Siddharta ist ein tolles Buch." Dann kann man mir das entweder glauben oder nicht (im Sinne von Lehre); wirklich verstehen tut man diesen Satz aber erst, wenn man das Buch selber gelesen hat.
    Ich glaube, er möchte hier aussagen, dass Lehren nix nutzen, sondern dass man selber Erfahrung sammeln muss.


    Ich finde auch den Umschwung im zweiten Teil bemerkenswert. Es kommt total überraschend. Immer wieder überrascht er mit Wenden. Das finde ich aber sehr passend. Denn so ist doch das Leben: Unplanpar, manchmal seltsam, voller Fehler, man lernt von Dingen, die man als Hindernis eingestuft hat (Fluss).


    Die Szenen am Fluss finde ich besonders schön. Einerseits übertrifft sich Hesse mit unglaublich eindrücklichen Beschreibungen der Todessehnsucht und andererseits sind die Erfahrungen von Siddhartha beim Fährmann sehr ergreifend.

  • Ich habe das Buch soeben beendet und es hat mir außerordentlich gut gefallen. Hesse hat es immer wieder geschafft, dass ich beim Lesen innegehalten habe, meinen eigenen Gedanken freien Lauf gelassen habe, die Worte im Buch auf mein eigenens Leben und Tun umzulegen versuchte.


    Viele von meinen Gedanken und Eindrücken wurden von euch schon geschrieben. Die Kapitel über den Fährmann und insbesondere über das Leben Siddharthas am Fluss fand ich besonders schön erzählt.

    Zitat

    In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Aus seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig.


    Die Bedeutung des Flusses wurde für mich erst hier wirklich klar und deutlich.


    Ich bin froh, dass Siddhartha doch seinen Sohn kennengelernt hat. Durch ihn hat er nun erfahren, was Liebe wirklich ist, genau danach hat er sich gesehnt, genau darum hat er die Kindermenschen beneidet. Er hat aber auch gelernt, dass man loslassen muss, was sehr schwer für ihn war und was ich auch verstehen kann.


    Die vielen Eindrücke und Metaphern im letzten Kapitel waren mir beim Lesen auch etwas "zu viel auf einmal". Doch Dank an FallenAngel für die wunderbaren Ausführungen. :thumleft: Siddhartha hat seinen Frieden gefunden, das konnte man im letzten Kapitel spüren. Ein Zitat gefällt mir besonders und dies ist unter anderem auch, was ich für mich selbst aus diesem Buch mitnehme:

    Zitat

    Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einlassen vermag, weil er nun immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Diese Erzählung ist für mich eine wunderbare Lektion des Lebens, welche ich gerne wieder lesen werde.


    Genauso sehe ich es auch.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Ich weiss, was du meinst. Ich versuche mal zu erklären, wie ich das verstanden habe: Die Worte an und für sich bedeuten nichts. Erst wenn sie gehört und verstanden, also mit Dingen verbunden und assoziiert werden vom Hörer, bedeuten sie etwas. Worte können nur dann etwas auslösen, wenn Erfahrung über die Dinge vorhanden ist. Man muss es bereits erlebt haben, um das Gesagte zu verstehen. Wenn ich zum Beispiel sage: "Siddharta ist ein tolles Buch." Dann kann man mir das entweder glauben oder nicht (im Sinne von Lehre); wirklich verstehen tut man diesen Satz aber erst, wenn man das Buch selber gelesen hat.
    Ich glaube, er möchte hier aussagen, dass Lehren nix nutzen, sondern dass man selber Erfahrung sammeln muss.

    a, so kann man es auch sehen, stimmt. So gesehen hat Siddhartha da bei den meisten "Lehren" auch Recht. Nur eben seine generelle Aussage am Anfang konnt eich nicht unterstützen. Danke. :thumright:

    Ich finde auch den Umschwung im zweiten Teil bemerkenswert. Es kommt total überraschend. Immer wieder überrascht er mit Wenden. Das finde ich aber sehr passend. Denn so ist doch das Leben: Unplanpar, manchmal seltsam, voller Fehler, man lernt von Dingen, die man als Hindernis eingestuft hat (Fluss).

    Letztendlich ist somit das ganze Buch eine Metapher für das Leben und genau diese Umsetzung von Hesse finde ich so unglaublich gut gelungen! :applause:



    Christinale:

    Zitat

    Die vielen Eindrücke und Metaphern im letzten Kapitel waren mir beim Lesen auch etwas "zu viel auf einmal". Doch Dank an FallenAngel für die wunderbaren Ausführungen. :thumleft: Siddhartha hat seinen Frieden gefunden, das konnte man im letzten Kapitel spüren. Ein Zitat gefällt mir besonders und dies ist unter anderem auch, was ich für mich selbst aus diesem Buch mitnehme:

    An dieser Stelle fiel mir der hier übliche Spruch "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr" ein. :wink:

  • An dieser Stelle fiel mir der hier übliche Spruch "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr" ein. :wink:


    Ja dieser Spruch passt hier. :)

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Ich habe das Buch soeben beendet und es hat mir außerordentlich gut gefallen. Hesse hat es immer wieder geschafft, dass ich beim Lesen innegehalten habe, meinen eigenen Gedanken freien Lauf gelassen habe, die Worte im Buch auf mein eigenens Leben und Tun umzulegen versuchte.


    Habe auch heute Siddhartha beendet und kann mich Euren Gedanken nur anschließen :thumright: Es ist eine wunderschöne Erzählung, in (fast) jedem Absatz steckt eine Botschaft, die aufgegriffen werden möchte. Auch mir haben die Kapitel am Fluss besonders gut gefallen, beschreibt Hesse ja auch hier den letzten Weg zur "Einheit", der Lebensabschnitt der Siddhartha zum Weisen macht.
    Besonders hervorheben möchte ich folgendes Zitat:


    Zitat

    Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit.


    Daran gefällt mir so, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt, mehrer Seiten von denen etwas gesehen werden kann. Nie ist jemand ganz heilig oder ganz sündig - sagt Siddhartha, diese Erkenntnis ist letztendlich die Weisheit die einen Heiligen ausmacht.


    Ich bin sehr froh, dass ich - dank Euch (und besonders Strandläuferin) - Siddhartha gelesen habe. Das wird eines der wenigen Bücher sein, die ich mehrmals lesen werde.

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Resümee:
    Ich denke der Grundgedanke dieses Buches ist dass jeder Mensch, für sich entscheiden muss welcher Weg für ihn der richtige ist, indem er sich selber kennenlernen muss. Es ist wichtig dass man sich Fragen stellt und Antworten sucht. Dass man jedoch nie stehen bleiben soll, aus den Fehlern nur lernen kann und an ihnen wächst. Ob man sein Glück irgenwann findet das bleibt offen.


    Da muss ich Dir vollkommen zustimmen. :thumleft:


    Lieben Gruß von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • So, nachdem ich in der letzten Zeit echt nicht viel zum Lesen gekommen bin, habe ich nun heute das Buch auch endlich mal fertig gelesen! Mir hat es auch sehr gut gefallen, sprachlich war es sehr schön und auch die Botschaft der Geschichte, dass man seinen eigenen Weg gehen soll und nicht machen, was andere für gut halten.


    Siddharthas Weg hat mir sehr gut gefallen, er ist zwar von einem Extrem ins andere verfallen, aber was er gemacht hat, hat er mit 100%iger Überzeugung gemacht, solange bis er merkte, dass es doch nicht das richtige für ihn war, aber dann konnte er sich das auch eingestehen und hat wieder etwas anderes ausprobiert. Ich fand es ein wenig schade, wie sein Sohn gegangen ist, ohne Abschied und alles, da hätte Siddhartha ihn besser früher gehen lassen sollen. Aber die Stelle, wo er sich dann als seinen Vater sieht und sich klar macht, dass er selbst ja auch um jeden Preis hatte gehen wollen und nie mehr zu seinem Vater zurückgekehrt ist, fand ich sehr schön beschrieben.


    Ich werde bestimmt nochmal ein Buch von Hesse lesen, habe mir soeben bei amazon "Der Steppenwolf" bestellt ;-)

    Ich :study: gerade:
    Astrid Lindgren - Los Hermanos Corazón de León
    Donal O'Shea - The Poincaré Conjecture
    Mary Janice Davidson - Undead and Unwed
    Charlotte Link - Die Rosenzüchterin