Eric-Emmanuel Schmitt - Oskar und die Dame in Rosa/Oscar Et La Dame Rose

  • Bekannt durch den Roman "Mon. Ibrahim und die Blumen des Koran" hat der Autor in diesem kleinen Romänchen die Geschichte von Oskar erzählt, der seine letzten zwölf Tage auf der Kinderstation eines Krankenhaus verbringt, an Gott diverse Briefe zu schreiben.


    Ein zartes - und auch stellenweise hartes - Buch mit einigen autobiographischen Anklängen eines großen kräftigen Mannes, der in seiner Kindheit selbst eine ähnliche Situation kennen gelernt hat.


    Ein nachdenklich stimmendes, stimmungsvolles Buch für den Advent. O:)

  • Da will ich dieses Buch mal ein wenig aus der Versenkung und etwas weiter vorne ins Forum bringen...
    Ich selbst wurde auf dieses Buch letztes Jahr im französisch unterricht aufmerksam. Es war angedacht es zu lesen, und zu meinem bedauern lasen wir dann doch ein anderes. Jedoch steht es weiterhin ganz oben auf der Liste, der Bücher die von mir noch gelesen werden wollen. Blos hat es bisher immer ein anderes, umfangreicheres Buch geschafft sich vorzudrängeln. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit für dieses Buch, ich werde mich jetzt wohl mal schleunigst daran machen, es mir zu besorgen.

  • Die anderen ins deutsche übersetzten Titel sind größtenteils auch auf diesen Seiten besprochen und auch einige der französischen Titel. Sein Werk ist insgesamt ziemlich interessant, obwohl "La part de l´autre" für mich als Nichtfranzosen - und kaum-Französischkönner :-, - eine echte Ochsentour ist. Wird Zeit, dass mehr von ihm ins Deutsche übersetzt wird.

  • Ich habe gerade begonnen, dieses Buch zu lesen. Nach dem ersten Kapitel war ich noch nicht so begeistert, da erweckte das Buch den Eindruck bei mir, dass hier ein Erwachsener versucht als Kind zu schreiben.
    Mittlerweile hat sich meine Meinung stark geändert, mir gefällt dieses Buch unheimlich gut. Es stimmt einen Nachdenklich und erschreckt auch an einigen Stellen.
    Vor allem weckt es die Neugier auf die anderen Bücher des Autors!
    Gruss
    Lyra

  • das buch lag fast ein jahr auf mein sub (der ja eigentlich ein ganzes regal ist). als ich es dann angefangen hatte, konnte ich auch erst aufhören, als ich fertig war. es zeigt durch den kindlichen blick, dass es menschliche verhaltensweisen und werte gibt, die man sich immer wieder ins bewusstsein holen muss. durch eine krankeit wird diese sichtweise brutal und ungewollt ins bewusstsein gerückt. die gewählte briefform als briefe an gott mit zweifel und vertrauen ist reine geschmacksache. für mich wirkte es in diesem buch glaubwürdig.
    um beispiele zu nennen, die mich bewegt haben auch über meine werte nachzudenken:
    schönheitsideale (bläuliche haut, wasserkopf, statur,...) spielen eigentlich eine untergeordnete rolle, wenn man jemand mag. sie werden in diesem buch als schutzschild benutzt, um nicht verletzt zu werden (nach dem motto: ich trau mich nicht sie anzusprechen, sie findet mich bestimmt eh doof, weil ich häßlich bin.) das buch kehrt dadurch vorurteile um, man erwartet, dass gesagt wird, die ist doof, weil sie eine komische haut hat. dieses buch beschreibt sie aber grade dadurch als besonders schön.


    der umgang mit ängsten wird durch unterschiedliche perspektiven dargestellt: die angst vor gespenstern, die von jemand ganz anderem als erwartet kommt, die angst vor dem (nicht nur eigenen) tod, die angst, die man in anderen augen zu sehen glaubt. so kann sich jeder darin wiederfinden mit gleichzeitigem blick über den eigenen tellerrand hinaus.


    besondere kennzeichen, die ein bestimmtes alter beschreiben (ob man viel schlaf braucht, pubertät, mid-life-crises, altersbeschwerden) werden durch ein krankes kind beschrieben. ich hätte nie geglaubt, dass das so gut klappen kann.


    ich bin durchweg begeistert!


    vio

  • Hallo!


    Es war jetzt mein zweites Schmitt-Buch innerhalb weniger Tage und mein insgesamt Drittes und ich bin wiederum tief beeindruckt.


    Es ist unbeschreiblich, wieviel Eric-Emmanuel Schmitt auf so wenigen Seiten transportieren kann. :!::!:


    Ich möchte hier an dieser Stelle Elke Heidenreich zitieren, die zu diesem Buch Folgendes gesagt hat:


    "Es ist eine Geschichte vom Kummer, vom Verlust, vom Tod, von der Liebe, vom Erwachsenwerden und von der Toleranz in dieser durchgeknallten Zeit, in der wir leben. Ein Lehrstück in Sachen Güte. Das ist ein unendlich zartes, schönes und liebevolles Buch"

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Jepp :thumleft:


    Wenn es in unserer Bücherei wieder "frei" ist, werde ich es mitnehmen. Doch das Buch mit Mozart hat sie nicht, Rosalita :wink:

  • Eben habe ich dieses Buch beendet und bin wirklich gerührt.
    Wie der Autor, die Sicht des Kindes beschreibt und die Erwachsenen, die nicht über das Sterben des Kindes reden können. Oskar sieht die Welt mit eigenen Augen und durchlebt sein ganzes Leben in nur wenigen Tagen. Ihm wird jedoch alles klar, was man im Laufe seiner Jahre erkennen sollte.
    Der Bezug, der zu Gott hergestellt wird, finde ich richtig gut, da man sonst kaum sowas in der Art in Büchern wiederfindet.
    Auch die Form, also die Briefe die Oskar an Gott schreibt, finde ich sehr passend, auch wenn ich sonst, den "normalen" Erzählstil bevorzuge.


    lg Lene

    Die Zeit vergeht. Sie weiß es nicht besser.
    (Erich Kästner)

  • das hört sich nicht schlecht an, ich werds mir gleich aufschreiben ;)
    danke für den tipp.


    Lene

    Die Zeit vergeht. Sie weiß es nicht besser.
    (Erich Kästner)

  • Das war jetzt aber ein sehr kurzes Buch von Schmitt, lediglich 104 Seiten im Großdruck, etwas für einen „gemütlichen“ Nachmittag. Direkt zu Beginn dachte ich, das erinnert mich aber stark an Gaarder „Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort“, aber dann verlief die Handlung doch in eine etwas andere Richtung. Die Dame in Rosa erfindet für den an Leukämie erkrankten Oskar ein Spiel: Das Leben im Zeitraffer zu durchleben.
    Gaarder und Schmitt tasten sich sehr zart an dieses Thema heran. Obwohl mir Gaarders Herangehensweise besser gefallen hat. Schmitt hängt etwas in der Luft, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass seine Variante von einem Kind erfasst werden kann. Und falls es sich nur um den philosophischen Aspekt dreht, ist die Lektüre etwas mager.
    Dennoch hatte ich zum Schluss Tränen in den Augen.

  • Ich erzähle Euch mal, wie ich zu diesem Buch kam:


    Zwei Menschen lernten sich in meinem Laden bei einer Tasse Tee kennen, die völlig unterschiedlicher nicht hätten sein können: eine ältere Dame von 75 Jahren und ein junger Mann von 25 Jahren. Doch sie hatten mehr gemeinsam, als ich dachte, sie redeten über Gott (wörtlich zu nehmen) und die Welt und schließlich waren 4 Stunden vergangen! Am nächsten Tag trafen sie sich wieder zufällig bei mir und blieben wieder mehrere Stunden. Am Schluss verschwand der junge Mann in der nahe gelegenen Buchhandlung und kam mit einem als Geschenk verpackten Buch - Oskar und die Damen in Rosa - zurück. Er schenkte es der Dame, die ihn so an die Dame Rosa erinnere. Erstens heißt sie Rosalie und zweitens macht sie ehrenamtlich Krankenbesuchsdienst von der Pfarrei.


    Nach kurzer Zeit bekam ich es ausgeliehen und war ebenso begeistert wie die ältere Dame und der junge Mann. Dieser Roman war für mich auch der Einstieg zu Eric-Immanuel Schmitt, den ich später bei einer Lesung auch persönlich traf und sehr sympathisch fand.


    Heidi: "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" kenne ich noch gar nicht, Du hast mich neugierig gemacht, es auch zu lesen! :thumleft:

    Ich höre :musik: gerade "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker.

  • Was für ein wunderschönes Buch! :)
    Es berührt einen wirklich von Anfang an und ist bewundernswert unsentimental und doch so gefühlvoll erzählt.
    Ein sehr schwieriges Thema, das in diesem Buch total beeindruckend verarbeitet wird. Oskar ist eine der tollsten Figuren, die einem je in Büchern begegnet sind - und selbiges gilt auch für Oma Rosa! :)


    Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte! :thumleft:

  • Ich hatte das Buch gestern im Briefkasten und habe es gleich am Abend in einem Rutsch durchgelesen. Es ist mein erstes Buch von Eric-Emmanuel Schmitt und es hat mich tief beeindruckt. Es findet sich darin soviel wieder, was der Wirklichkeit entspricht - die Unfähigkeit der Eltern mit der Krankheit umzugehen, das "schlechte Gewissen" der Ärzte, weil die Behandlung keinen Erfolg zeigt.
    Die Art, wie Oskar mit der bedrückeneden Situation umgeht, hat mich ziemlich berührt - er ist mir richtig ans Herz gewachsen.


    Ein richtig tolles Buch :thumright: .

  • So ging es mir auch. Das ist wirklich mal ein Buch, das man nie wieder vergisst. Ich muss noch oft an diese Geschichte denken und sie berührt mich immer wieder sehr.
    Meine Mutter arbeitet in einem Hospiz und dort liegt das Buch in der Bibliothek aus. Es wird immer wieder gern gelesen und hilft Betroffenen und Angehörigen, mit der Situation umzugehen.
    Das ist wirklich ein schöner Gedanke. :)

  • Zitat

    Original von Strandläuferin
    Meine Mutter arbeitet in einem Hospiz und dort liegt das Buch in der Bibliothek aus. Es wird immer wieder gern gelesen und hilft Betroffenen und Angehörigen, mit der Situation umzugehen.


    Ich mache gerade eine Schulung zum ehrenamtlichen Helfer im Hospiz und bin dadurch auf das Buch aufmerksam geworden, weil es dort auch in der hauseigenen Bibo zugänglich ist.

  • Sehr schönes Buch. Aufmerksam geworden auf die Geschichte bin ich vor ein paar Jahren, als ich die Geschichte als Theaterstück gesehen habe. War sehr interessant gemacht, weil die ganze Zeit nur die Dame in Rosa auf der Bühne stand und dann abwechselnd Oskar und sie selbst war und die Geschichte dann fast ohne Requisieten dargestellt hat. Große Leistung.
    Beim Lesen des Buches sind mir, obwohl es eine so kurze kleine Geschichte ist, auch die Tränen gekommen weil ich seine Wut auf seine Eltern und gleichzeitig ihre Hilflosigkeit sogut nachempfinden konnte.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Schmitt, Eric-Emmanuel – Oskar und die Dame in Rosa


    ISBN: 3596161312
    Einband: Gebunden
    Erschienen bei: Fischer Verlag
    Seitenzahl: 105


    Autorenportraits:
    (Verlagsangaben)
    Eric-Emmanuel Schmitt, geboren 1960, ließ sich als Pianist in Lyon ausbilden und studierte Philosophie in Paris. Als Romancier, Dramatiker und Autor für Film und Fensehen lebt er heute in Brüssel. Seine Romane: „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ und „Das Kind von Noah“ wurden mit Deutschen Bücherpreis und Quadriga-Preis ausgezeichnet.


    Kurzbeschreibung:
    (Verlagsangaben)
    Oskar ist erst zehn, aber er weiß, dass er sterben wird. Seine Eltern können über die erschreckende Wahrheit nicht reden, so kommt es dazu, dass der Junge all seine Gedanken in seinen Briefen an den lieben Gott aufschreibt.
    Der Autor begegnet der schlimmsten Vorstellung – Krankheit und Tod eines Kindes – ohne Sentimentalität.


    Meine Meinung:
    Eine wunderschöne warmherzige Geschichte, voller Verlust und Schmerz.
    Andererseits kommt dem Leser Hoffnung, Liebe und Freude entgegen.
    Und das von einem Zehnjährigen.
    Die Geschichte wird aus der Sicht des Jungen erzählt, so dass es dem Leser nicht schwer fällt,
    sich in die Gefühls- und Gedankenwelt des Jungen, zu versetzen.
    Ein schwieriges Thema, was jedoch sehr sensibel behandelt wird.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Werde auf jeden Fall auch die andere Werke des Autors lesen.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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