Seiten 151 - 300: Vater unser in der Hölle

  • Zitat

    Tweetywoman76
    Angela ist ja sowohl Ehefrau als auch Mutter. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob im späteren Teil auch die Situation des Ehemannes beschrieben wird ? Ich fände es sehr interessant, zu erfahren, wie er mit seiner Frau umgeht und ob er zu Beginn der Beziehung darüber bescheid wußte? Mal schauen, ob das noch thematisiert wird.


    Ich bin jetzt auf Seite 238 - da wird Wolfgang mit der Diagnose seiner Frau konfrontiert. Allerdings wird dies relativ kurz abgehandelt.

  • Hallo Leserundlerinnen :winken:


    Ich bin jetzt auf Seite 326. Nachdem ich gemerkt habe, dass ich irgendwie nicht weiterlesen möchte, also nicht so, wie bei anderen Büchern, habe ich mir gestern Abend einen Ruck gegeben, denn es bringt nichts dieses Buch nur Stück für Stück zu lesen, weil man dann aus den Zusammenhängen gerissen wird - also Kapitel für Kapitel. Irgendwie wollte ich durchkommen.


    Was soll ich sagen? Ich bin einerseits entsetzt von Angelas Schicksal und andererseits kommt mir schon einiges unecht vor. Ich will auf keinen Fall sagen gelogen, denn ich weiß ja, dass es fast zwei Jahrzehnte gedauert hat, bis Stefanie in Angela bereit war, sich auch mit den "anderen" auseinanderzusetzen. Und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass da einiges verschwimmt, unklar wird.
    Was ich mir z. B. nach wie vor nicht vorstellen kann ist, dass sie nicht geschrien hat. Natürlich hat man es ihr verboten, aber ein Kleinkind, welches kaum Denken und sprechen kann, dass wird schreien, wenn es im Genitalbereich aufreißt, fürchterlich blutet. Ich denke, dass Angela da das ich darf nicht schreien oder weinen und habe es auch nicht getan, auf ihre gesamte Leidensdauer bezogen hat. Und somit auch auf die Kleinstkindphase, wo ich jedoch nicht umhinkomme zu sagen, dass ein so kleines Würmchen da ganz bestimmt nicht still halten und schweigen kann, wenn es entsetzlich gequält wird und halb verblutet!
    Ja und dann die Szene bei den Satanisten. Da ist mir ganz anders geworden als Angela sich erneut gespalten hat, spalten musste, um das Ritual mit dem schwachen Mädchen durchzuziehen. Es fällt schwer, das zu glauben, hinnehmen zu können, aber ich denke schon, dass es der Realität entspricht, denn der Mensch ist das grausamste Tier überhaupt.


    Interessant sind die ganzen Erklärungen und Ausführungen zwischendurch, die dem Leser helfen, das Folgende zu verstehen, nachvollziehen zu können. Ich finde das sehr wichtig, bei einem solchen Buch.


    Eines weiß ich jedoch schon jetzt. Dass es sowas gibt, wusste ich schon vor Ulla Fröhlings Buch, dass es noch immer geschieht ebenfalls, dass es weiter passieren wird auch - und deshalb werde ich kein Buch in dieser Richtung mehr lesen. In dieser extremen Richtung. Ich hatte Angst einzuschlafen und hatte Angst vor Träumen. Ich habe mich gequält und überlegt, die Leserunde abzubrechen, aber ich fände es unfair und werde schon durchhalten. Und jetzt überlege ich tatsächlich, ob ich mir das gerade gekaufte Buch von Sabine Dardenne antun soll. Ich weiß ja nicht, wie offen und direkt es geschrieben ist, aber ich hadere gewaltig.


    Das sind so meine Gedanken bisher... :cry:


    @Tweetywoman
    Ja, dass ist mir auch aufgefallen, bzw. aufgestoßen, dass das mit Wolfgang nur so kurz abgehandelt wurde!

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ähnliche Gedanken gingen mir auch durch den Kopf - zumal die Herkunftsfamilie von Angela in einem Mietshaus zu wohnen schien. Entweder wurde das Kind mundtot gemacht oder aber die Eltern haben nach außen hin signalisiert, dass es ein Schreikind o.ä. ist. Da ich im sozialen Bereich arbeite und in meinem Tätigkeitsfeld viel zu oft mit misshandelten Kindern zu tun habe, habe ich da schon gewisse Bilder im Kopf. Und man lernt Eltern kennen, die wunderbar den Schein wahren und die Kinder als schwer erziehbar hinstellen. Wenn dies nach außen hin immer wieder signalisiert wird, die Eltern dann auch noch in höherer Stellung sind, wer glaubt dann schon einem Kind, welches mitunter in Schule und Kiga bereits auffällig ist und andere Kinder tyrannisiert... Wie oft kommen selbst von Lehrern und Erziehern Rückmeldungen, dass das Kind in die Psychiatrie müsste, da es gewalttätig sei, Mobiliar zerstört und "erziehungsresistent" erscheint... Die armen Eltern! Doch Kindern werden nicht so geboren, sondern durch die Erziehung geprägt...


    Aber es wird besser: inzwischen wird sehr viel Aufklärungsarbeit betrieben und in unserer Arbeit spüren wir Veränderungen, die auf das Frühwarnsystem und das Öffentlichwerden von Kindesmisshandlung und -verwahrlosung zurückzuführen sind. Es gibt inzwischen viel mehr Menschen, die nicht mehr wegschauen sondern Kindesmisshandlung oder deren Verdacht zur Anzeige bringen!

  • Hallo Tweetywoman!


    Aber es wird besser: inzwischen wird sehr viel Aufklärungsarbeit betrieben und in unserer Arbeit spüren wir Veränderungen, die auf das Frühwarnsystem und das Öffentlichwerden von Kindesmisshandlung und -verwahrlosung zurückzuführen sind. Es gibt inzwischen viel mehr Menschen, die nicht mehr wegschauen sondern Kindesmisshandlung oder deren Verdacht zur Anzeige bringen!

    Auf jeden Fall ist das Gott sei Dank so, aber trotzdem geschehen noch immer so viel schreckliche Dinge, ein kleines Beispiel:


    Ich stehe draußen im Garten und höre eine Frau auf der gegenüberliegenden Seite immer "Hallo" rufen. Ich bin dann raus und da sagt sie zu mir, dass ein paar Häuser weiter schon eine ganze Weile ein Kind schreit. Sie sei zum Frisör gegangen und da hätte sie das Kind weinen gehört. Jetzt sei sie zurückgekommen und das Kind weine noch immer, aber niemand würde helfen. Sie hätte geklingelt, aber keiner macht auf. Sie hätte gerufen, aber niemand würde sie unterstützen. Ich bin dann mit und habe mir das Haus zeigen lassen. Ein Kind schrie wie am Spieß. Ich war total entsetzt. Ich habe im "ganzen" Haus Sturm geklingelt. Und mir ein Aufmachen erzwungen. Geöffnet hat eine Dame mittleren Alters. Ich habe sie gefragt, ob sie mir sagen kann, in welcher Etage das Kind schreit, wie der Nachname lautet. Da sagt sie zu mir, das ginge mich nichts an, das wären private Familienangelegenheiten. Da bin ich ausgerastet und habe sie erstmal zusammengefaltet. "Jetzt sind das keine Familienangelegenheiten mehr", habe ich gesagt, "es reicht wenn sie ätzendes Stück Mensch weghören, ich nicht." Und dann habe ich die Polizei gerufen und auch gesagt, dass die Dame Hilfe verweigert hat. Die Polizei war sehr dankbar, weil es schon öfter mit der psychisch kranken Mutter der Kinder Probleme gab, aber wie immer, getan werden kann erst etwas, wenn was passiert. Und jetzt durch mein einmischen konnte das Jugendamt verständigt werden, weil von außerhalb endlich mal einer eingegriffen hat, sozusagen Beweise gebracht hat, nämlich, dass man das Schreien bis auf die Straße hört und das über einen langen Zeitraum. Mir zwar trotz allem unverständlich, aber das steht auf einem anderen Blatt, was das Eingreifen von Jugendamtsseite angeht, jedenfalls konnte hier geholfen und Schlimmeres verhindert werden! :pray:

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • @ Tanni
    Solche Menschen wie Dich sollte es noch viel mehr geben!!! Aber viel zu viele mischen sich noch nicht ein! Große Kinder können, wenn sie den Mut haben, selber den Weg wählen, dass sie sich anderen anvertrauen. Kleine Kinder sind "gefangen" und auf die Hilfe und das Verantwortungsbewusstsein ihrer Mitmenschen angewiesen und diesem ausgeliefert!

  • Ich bin auf Seite 230.
    Heute ist es so grau, regnerisch und bewölkt draußen, dass ich viel Zeit zum Lesen habe.


    Was ich zu dem Buch sagen soll, ist mir bisher noch rätselhaft, denn die Geschichte von Angela ist so grausam - da fehlen mir manchmal schlichtweg die Worte. Einige Szenen in dem Buch werden so genau beschrieben, dass man es am Liebsten sofort zuschlagen und weglegen möchte. Ich habe schon einige Bücher über Kindesmissbrauch und Inzest gelesen, aber in den meisten Büchern werden die Szenen halt nicht so genau in Worte gefasst. Einerseits denke ich mir die ganze Zeit, dass man nicht wegschauen darf und es eine lesenswerte Geschichte ist, andrerseits ist die Vergangenheit von Angela so hart und nahezu unerträglich. Ich weiß auch, dass es solche Taten überall auf der Welt gab, gibt und noch weiter geben wird, aber an manchen Stelle finde ich das Buch fast schon pornografisch. Ich weiß, dass Angela vielleicht nichts von ihrer Geschichte verheimlichen will, aber ... wenn ich ein Buch lese beginnt meine Fantasie zu spielen, Bilder zu produzieren...und manche Szenen aus dem Buch will ich gar nicht als Bilder in meinem Kopf haben. Ich hab keine Ahnung, wie ich mich da richtig ausdrücken soll, ...


    Zitat

    Was ich mir z. B. nach wie vor nicht vorstellen kann ist, dass sie nicht geschrien hat. Natürlich hat man es ihr verboten, aber ein Kleinkind, welches kaum Denken und sprechen kann, dass wird schreien, wenn...


    Wenn es einem Kind verboten wird zu schreien, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es auch nicht schreien wird. Ich kann es mir vielleicht besser vorstellen als andere, weil ich als Kind selektiv mutistisch war, also in bestimmten Situationen nicht geredet habe. Zum Beispiel wurde ich als Kind mal von unseren Nachbarn vom Kindergarten abgeholt, fiel auf dem Weg aber hin und schlug mir das Knie blutig. Ich hatte Schmerzen, hätte am Liebsten geweint und geschrieen, aber ich KONNTE es NICHT vor FREMDEN Menschen. Ich stand einfach wieder auf und ging weiter, als wäre nichts geschehen, weil ich mich vor 'Fremden' nicht so weit öffnen, weinen und reden konnte. Natürlich war Angela in einer anderen, weitaus schlimmeren Situation, aber ich kann mir trotzdem vorstellen das sie tatsächlich nicht geschrieen hat (ob es nun tatsächlich so der Wahrheit entspricht ist eine andere Sache).


    Viel seltsamer fand ich an einer Stelle, als Angela im Kinderbordell war, dass die fremden Männer sie tatsächlich mit 'Mona' angesprochen habe. Aber wieso? Eigentlich heißt der Körper doch Angela, wenn gerade die Mona-Persönlichkeit 'vorne' ist, woher sollten die Männer dann wissen das sie 'jetzt gerade' Mona heißt?! (S. 170)


    Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, wenn ich das Buch zuende gelesen habe.


    Zitat

    Ich habe mich gequält und überlegt, die Leserunde abzubrechen, aber ich fände es unfair und werde schon durchhalten.


    Ähnlich ging es mir auch...
    ...wirklich, am Liebsten würde man das Buch manchmal einfach weglegen. :cry:

  • Viel seltsamer fand ich an einer Stelle, als Angela im Kinderbordell war, dass die fremden Männer sie tatsächlich mit 'Mona' angesprochen habe. Aber wieso? Eigentlich heißt der Körper doch Angela, wenn gerade die Mona-Persönlichkeit 'vorne' ist, woher sollten die Männer dann wissen das sie 'jetzt gerade' Mona heißt?! (S. 170)


    @ Gänseblümchen: Dies wird später im Buch genauer erklärt, alles Absicht und geplante Programmierung, diese Schweine..........
    Tja, zusammenfassend: Es gibt wohl niemanden, der dieses Buch ohne eigene Anteile und Berührungen grad mal so durchliest!!!
    Gut, dass wir hier darüber reden können, dann lassen sich solche Grausamkeiten doch ein bisschen "bearbeiten".
    Liebe Grüße von Sandra