Andreas Steinhöfel - Rico, Oskar und die Tieferschatten

  • Autor/in: Andreas Steinhöfel
    ISBN-10: 3551555516
    ISBN-13: 978-3551555519
    Verlag: Carlsen
    Genre: Kinder & Jugendliteratur
    Seitenanzahl: 224


    Zitat

    Klappentext Amazon
    Eigentlich soll Rico ja nur ein Ferientagebuch führen. Schwierig genug für einen, der leicht den roten oder den grünen oder auch den blauen Faden verliert. Aber als er dann auch noch Oskar mit dem blauen Helm kennen lernt und die beiden dem berüchtigten ALDI-Kidnapper auf die Spur kommen, geht es in seinem Kopf ganz schön durcheinander. Doch zusammen mit Oskar verlieren sogar die Tieferschatten etwas von ihrem Schrecken. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ?.



    Meinung
    Spätestens nach dem Erfolg der Bi(s)s-Serie von Stephenie Meyer hat der Carlsenverlag seinen Ruf einer der besten Kinderbuchverlage zu sein - bestätigt. Mit Rico, Oskar und die Tieferschatten kommt ein neues Kinderbuch auf den Markt was sich deutlich von der herkömmlichen Kinderliteratur abhebt.

    Rico ist ein tiefbegabtes Kind, wie er sich selber sieht, spricht er hat eine Behinderung. (Ich als Leser würde auf Asberger oder Adhs tippen) Er hat keine Freunde bis er Oskar trifft ein Kind was mit Motorradhelm tagtäglich aufhat. Beide machen sich Sorgen denn es geht ein Kindesentführer durch Berlin um, der von jeden Mister2000 genannt wird. Ricos Angst wird noch größer als sein Freund auch entführt wird und er begibt sich auf eine sehr aufregende Suche……

    Dieses Buch ist deshalb schon so einzigartig, weil die Protagonisten alles andere als normal sind. Rico mit seiner Behinderung, Oskar ein wenig durchgeknallt, ein Kind was unter denkwürdigen ärmlichen Umfeld aufwächst, wo keine Liebe und Freundschaft herrscht. Ein Junge der gerne Geschichten erzählt und diese seinen taubstummen Freund vorträgt. Dieses Buch lebt von den außergewöhnlichen Freundschaften der Kinder. Rico selber hat keinen Vater, und seine Mutter ist die Chefin eines Clubs, wo Frauen den Männern schöne Stunden bieten. Alles in allen ein heutzutage gut vorstellendes Umfeld.

    Rico ist mit seiner Behinderung so beeinträchtigt das er sich nix behalten kann und auf der Strasse sehr hilflos ist da er sich leicht verirrt. Aber aus Angst um seinen Freund übertrifft er sich selber mit tollen Ideen. Die Behinderung ist so toll in dem Buch beschrieben das man zwar so manches mal wegen seinen Gedankengang schmunzeln muss aber ihn sehr gern hat. Sie zeigt dem Leser auch, das man trotz Handicaps in der Lage ist, besonders zu sein und viel schaffen zu können, wenn man ein wenig mutig ist.

    Er führt für sich auch ein kleines Lexikon, wo er sich selber Fremdwörter erklärt. Diese sind als kleiner Zusatz im ganzen Buch verstreut eingebunden und ich habe mehr wie einmal gelacht so niedlich war das beschrieben.
    Rico lebt in einem tollen Mietshaus wo eigentlich ein jeder Rücksicht auf den Beruf der Mutter und Ricos Behinderung nimmt. Dies ist ja heute leider in der Realität ganz anders. Aus Ricos Sicht sind die Bewohner klasse beschrieben und so enthält das Buch sehr viel Tiefe.

    Die Sprache ist kindgerecht und das Buch flüssig beschrieben. Ich würde sagen das Kinder ab 10 Jahren viel Freude an dem Buch haben werden. Besonders gut gefallen haben mir die zahlreichen Bilder des Illustratoren Peter Schössow gefallen, der schon für die Sendung mit der Maus unter anderen gearbeitet hat.

    Fazit: Dieses Buch sollte in keinem Kinderregal fehlen. Große Kinderliteratur für kleinen Preis.

    Der Verlag Carlsen bietet für alle Neugierigen auch eine Leseprobe an. ( PDF-Datei)

    Leseprobe

  • Auch mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich denke ebenfalls, dass es in die Bücherregale der Kinder hinein gehört.


    Rico ist für mich einer der liebenswertesten Protagonisten, die ich in Büchern kennen gelernt habe. Er hat das Herz am rechten Fleck und ist ein absolutes Unikat. Steinhöfel bringt einen solchen Sprachwitz durch Rico zum Ausdruck, dass ich oft laut aufgelacht habe beim Lesen. Rico nimmt die Dinge nicht als gegeben, sondern hinterfragt sie. Er hinterfragt auch Wörter und erklärt sie sich selbst auf eine witzige und oft sehr treffende Art. Auch die Menschen um ihn herum machen neugierig. Steinhöfel erweckt seine Charaktere wirklich zum Leben. Man kann sie sich so gut vorstellen.


    So kommt man ganz leicht in die Geschichte rein und ist schon am Mitfiebern, wie es Rico und Oskar bei ihren Abenteuern ergeht. Auch wenn es ein Kinderbuch ist, denke ich, dass auch Erwachsene das Buch mit Spaß und Freude lesen können. Ich selbst bin gerade dabei die Fortsetzung der beiden Helden zu lesen.

  • Mir gefallen Jugendbücher, wenn man sie eigentlich in jedem Alter lesen kann und man das Gefühl hat, dass sie genau jetzt passen. Für Kinder ist die Geschichte um den tiefbegabten Rico und den hochbegabten Oskar bestimmt sehr schön zu lesen – zwei Außenseiter, die nicht nur Freunde werden, obwohl sie vollkommen verschieden sind, sondern die auch noch gar nicht so anders sind als “normal begabte” Kinder – beide Jungen haben mir als Helden sehr gut gefallen. Auch die Handlung ist spannend aufgebaut und hält die ein oder andere Überraschung bereit.
    Der Ich-Erzähler Rico ist besonders liebenswert und mir haben vor allem seine Karteikarten gefallen, auf denen er sich schwierige Wörter und deren Definitionen notiert. Das ist wirklich sehr schön gemacht und zum Teil sehr lustig.
    Natürlich wird man mit zehn Jahren noch nicht unbedingt verstehen, was Ricos Mutter beruflich wirklich macht, und das Mitleid, das ihm von einigen erwachsenen Figuren dieses Romans entgegengebracht wird, vielleicht nicht unbedingt verstehen, aber dass Rico es zu Hause nicht gerade leicht hat (und die anderen Kinder, die in diesem Roman vorkommen, auch nicht…), das werden sie vermutlich trotzdem auch irgendwie spüren. Wichtig ist dabei sicherlich auch das Gefühl, dass Ricos Mutter ihren Sohn sehr lieb hat, und das wird auf jeden Fall vermittelt. auch wenn ihr Umgang mit ihm sicher etwas unkonventionell und nicht immer vorbildlich ist.
    Das Buch vermittelt eine Botschaft, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu erheben und zu sagen, was richtig oder falsch ist. Sicherlich auch ein Grund, warum es den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hat. Es hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen und bestimmt lohnen sich auch die Fortsetzungen, die es von diesem Buch bereits gibt. Die Begeisterungsstürme zu diesem Roman teile ich zwar nicht, lesenswert fand ich “Rico, Oskar und die Tieferschatten” aber auf jeden Fall.
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  • Eine außergewöhnliche, berührende wie lustige Geschichte. Ein spannender Kriminalfall und der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.


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    Inhalt:


    Rico und Oskar unterscheiden sich wie Tag und Nacht.

    Rico ist tiefbegabt und braucht zum Denken etwas länger als andere Kinder. Dagegen ist Oskar ein schlauer aber ängstlicher und übervorsichtiger Junge.


    Ihre Freundschaft steht noch ganz am Anfang als Oskar plötzlich spurlos verschwindet.

    Der berüchtigte Entführer Mister 2000 (der immer nur 2.000 € Lösegeld fordert) sorgt seit einiger Zeit in ganz Berlin für Aufregung. Ob er Oskar entführt hat? Rico setzt alles daran, seinen neuen Freund wiederzufinden.



    Altersempfehlung:


    ab 12 Jahre


    Das Lesealter wird teilweise ab 10 Jahren angegeben. Hier kann ich in Bezug auf das Sprachniveau zustimmen.


    Wer das Buch mit seinen Kindern liest bzw. zum Lesen gibt, sollte vorher wissen, dass u.a. Kindesentführung (wer nicht zahlt, bekommt vielleicht nur ein Ohr seines Kindes zurück), Suizid sowie Gewaltfantasien thematisiert werden. Einige Anspielungen sind für jüngere Leser (noch) nicht zu verstehen und es wird nicht alles klar bekannt.


    Rico denkt oft an den Tod (in einer klinischen Weise mit unbekümmertem Abstand) und er hofft, dass in seinem Sparschwein genug Geld ist, damit seine Mutter im Entführungsfall zumindest einen halben Rico zurückbekommt. Die Mutter ist alleinerziehend, arbeitet Nachts und lässt ihren Sohn daher oft allein. Der Junge ist stolz darauf, dass Männer seiner Mutter hinterherschauen, denn ihr Körper ist ihr Kapital. Das Frauenbild ist somit ebenfalls fraglich gestaltet.



    Mein Eindruck:


    Unsere erste Begegnung mit Rico und Oskar und ihren wundervollen Wortschöpfungen und Denkweisen hatten wir dank der Sendung mit der Maus. Besonders die charmanten Wortwitze und Erklärungen sowie der Zusammenhalt der Freunde und ihr unbekümmerter Umgang mit dem Anderssein ist uns in Erinnerung geblieben.


    Ganzseitige, farbige Illustrationen finden sich nur zu Beginn der Kapitel, so dass man Rico, Oskar und die Dieffe 93 direkt vor Augen hat.


    Die Geschichte wird von Rico erzählt, sein Lehrer sieht Potential und lässt ihn daher über die Ferien ein Tagebuch führen.


    Rico ist tiefbegabt, das Denken dauert bei ihm manchmal etwas länger und es kommt nicht immer das Gewünschte dabei heraus. Das aufgeweckte und liebenswerte Kerlchen beschreibt seine Denkweise selbst als Bingotrommel, bei der hin und wieder Kugeln verloren gehen. Zudem schweifen seine Gedanken oft ab und er verliert den roten Faden - oder ist dieser grün oder blau -. Gerade dieser außergewöhnliche und humorvolle Erzählstil lassen den Leser rasch mit dem Protagonisten mitfühlen.


    Wörter, die Rico nicht kennt, schlägt er im Lexikon nach und schreibt sich anschließend auf, was er herausgefunden hat. Herrlich unterhaltsam und teilweise mit skurrilen Nebengedanken "Schwerkraft [...] Sie ist gefährlich für Busen und Äpfel." (vgl. S. 18)

    Rico ist ein liebenswerter und grundehrlicher Junge, zuverlässig und herzlich. Ein Charakter, der schnell ans Herz wächst obwohl oder gerade weil er ein Antiheld ist.

    Leider sehen nicht alle Menschen in seiner Umgebung das Besondere in dem Jungen und er wird als Schwachkopf belächelt.


    Rico lernt im Verlauf des Abenteuers Oskar kennen. Die beiden sind optisch und charakterlich wie Tag und Nacht. Rico ist groß, ein sorgloser Optimist und tiefbegabt. Oskar dagegen ist klein, ein wenig pessimistisch (trägt immer einen Helm zum Schutz) und hochbegabt. Was die beiden jedoch verbindet ist ein großes Herz und schon bald eine wunderbare Freundschaft.


    Der tiefbegabte Anti-Held muss mehrfach über seinen eigenen Schatten springen und beweist wahren Löwenmut.


    Über die Handlung und die Tieferschatten möchte ich nicht zu viel verraten, da den Leser bei dem Kriminal- und Entführungsfall einige falsche Fährten und ein überraschendes Ende erwarten.


    Eine einfühlsam und spannend erzählte Geschichte über Hoch- und Tiefbegabung, Vorurteile, Anderssein, Toleranz und wahre Freundschaft, aber auch über Depression, Ängste, Trauer und Verlust.



    Fazit:


    Eine einfühlsame Freundschaftsgeschichte für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene.


    Dank der außergewöhnlichen Erzählweise und dem liebenswerten Protagonisten und Anti-Helden eine Geschichte, die nicht nur aufgrund des spannenden Kriminalfalls fasziniert.


    ...

    Rezensiertes Buch "Rico, Oskar und die Tieferschatten" aus dem Jahr 2013

    :study: "Bücher sind das beste Schmerzmittel, um das Leben zu ertragen. "

    Nathanviel, der Bücherdrache von Walter Moers

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und die Tieferschatten“ zu „Andreas Steinhöfel - Rico, Oskar und die Tieferschatten“ geändert.