Iwan Turgenjew - Väter und Söhne

  • Meiner Meinung nach ein 5 Sterne Buch. Sehr schade, dass es nicht so bekannt ist!


    Kurz zum Inhalt, denn ich möchte nicht zu viel vorweg nehmen, da dieses Werk nur einen kleineren Handlungsrahmen aufweist, dieser aber enorm fesselnd ist.
    Nach seinem Studium kehrt Arkad in Begleitung seines Freundes Basarow auf das väterliche Landgut zurück. Im Gepäck tragen diese zwei jungen Menschen eine neue Gedankenswelle mit, sie sind vom Nihilismus begeistert. Dergleich Basarow dieses Gedankengut voll verinnerlicht, und Arkad ihn als Mentor betrachtet.
    So kommt es, dass dieses Zusammentreffen der Generationen zu großen Konflikten führt. Die junge Generation lehnt Autorität, Glaube, Kunst und Kultur sowie den alten Standesdünkel komplett ab. An ihre Grenzen stoßen sie, als sie eine größere Macht kennen lernen, die Liebe.
    Warum fasziniert dieses Buch so?
    Es ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben, die auch durch die Übersetzung nicht gelitten hat. Turgenjew beschreibt ganz wunderbar Landschaften, auch seine Figuren sind lebendig. Die Dialoge sind stimmig. Insgesamt, obwohl es 1861 geschrieben worden ist, liest sich das Buch leicht und flüssig.
    Der Handlungsbogen ist sehr spannend aufgebaut, man kann den Roman wirklich kaum aus der Hand legen! Auch in den Lesepausen kann man vom Inhalt nicht ablassen, er beschäftigt einem tief.
    Denn nicht nur der primäre Stoff: der Generationskonflikt, die Ansichten der Figuren und ihren Sturz; es gibt darüber hinaus noch sekundäre Gedanken, die Turgenjew anspricht, und die den Leser zum Nachdenken bewegen. Beispielsweise wie zwei scheinbare Rivalen letztlich ein ähnliches Schicksal teilen.
    Ich könnte jetzt noch Vieles erwähnen, warum mir das Buch so gut gefiel, aber da es recht kurz ist, würde ich einfach zu viel preisgeben. Lest es!!! Danach können wir gerne darüber diskutieren.
    Tipp, wer die Naumann & Göbel Ausgabe liest: Ich würde nun im Nachhinein die Einleitung eher zum Schluss lesen, das scheint mir angebrachter.

  • Es wird Zeit diesen Thread wieder aus der Versenkung zu holen, damit dieses großartige Buch nicht in Vergessenheit gerät.


    Inhalt (lt. Amazon):
    Turgenjews berühmtester Roman entstand 1860/61. Er provozierte die zeitgenössische Kritik zu einem heftigen Für und Wider, und auch im 20. Jahrhundert büßte er nichts von seiner Wirkungskraft ein. Für Thomas Mann gehörte er neben Fontanes "Effi Briest" zu den ganz wenigen Romanen der Weltliteratur, die er selbst in einer extremen Lebenslage nicht missen wollte. Ludwig Pietsch, der große Berliner Kritiker, der mit Turgenjew befreundet war und sich für die Verbreitung seines Werks in Deutschland einsetzte, bewunderte an ihm die "Gabe der Anschauung, der sinnlichen Aufnahmefähigkeit für alle Eindrücke der Natur und der gesamten Wirklichkeit". Sommergeschichten sind es, die Turgenjew erzählt, Geschichten, in denen die Veränderungen Rußlands im Jahre 1859 zu spüren sind. Ein Medizinstudent und sein Freund kehren nach längerer Abwesenheit in die Welt ihrer Herkunft zurück. Dort, auf dem Gutshof der Brüder Kirsanow und dem dörflichen Anwesen des ehemaligen Stabsarztes Basarow, werden sie von den Eltern überschwenglich empfangen. Doch täuscht das Glück des Wiedersehens nicht darüber hinweg, daß sich die junge Generation von den Lebensmaximen der Väter entfernt hat. So entschieden die Söhne auch auftreten, ihrer Oppositionslust freien Lauf lassen und den Plan des Schicksals zu kennen meinen, letztlich überrumpelt sie das Leben in Gestalt einer attraktiven Witwe und deren anschmiegsamer Schwester. Liebe und Leidenschaft verwirren die jungen Männer in einem Maße, daß sie ihr Heil in der Flucht suchen oder in die gesicherte Bahn einer konventionellen Ehe einschwenken.


    Über den Autor (lt. Amazon):
    Iwan Turgenjew wurde am 9. November 1818 in Orel als Sohn eines russischen adligen Offiziers geboren. Er studierte in Moskau, Sankt Petersburg und Berlin Literatur. Er verliebte sich in die Opernsängerin Pauline Viardot und pflegte mit ihr und ihrem Mann über lange Zeit eine »ménage à trois«. Seit 1855 hielt er sich hauptsächlich in Deutschland und Frankreich auf. Er lernte Theodor Storm und Gustav Freytag kennen, traf auf George Sand und Émile Zola, und pflegte eine enge Freundschaft mit Gustave Flaubert. Er starb am 3. September 1883 in Bougival bei Paris. Turgenjew ist einer der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus des 19. Jahrhundert.



    Mein Eindruck:
    Turgenjew beschäftigt sich mit der Frage des Nihilismus. Einer Weltsicht die "die Möglichkeit jeglicher objektiven Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung verneint." (Zitat aus Wikipedia). Hier geht es nicht nur um das übliche Aufbegehren der jungen Generation gegen die ältere. Nein, es wird gegen alles aufbegehrt und alles wird in Frage gestellt und wenn nötig ins lächerliche gezogen. Besonders Basarow, der Medizinstudent, lebt diese Einstellung. Nur, so stellt sich die Frage im Buch, hält man diese Weltsicht sein Leben lang durch? Was ist, wenn man auf die perfekte Frau für sich trifft? Die so perfekt nicht ist, aber egal. Was ist dann? Was ist, wenn man merkt, dass nicht alle Lebensmaximen der Alten schlecht sind?
    Keine Angst, es wird nicht romantisch. Mir gefällt dieses Buch außerordentlich gut. Es ist flüssig geschrieben und regt tatsächlich mit seinen vielen Nebengedanken zum weiteren Nachdenken ein. Die Figuren sind lebendig beschrieben und werden damit fast schon greifbar.
    Gelesen habe auch ich die verlinkte Ausgabe, wobei man meiner Meinung nach das Vorwort in dem Fall auch als erstes lesen mag. Vielleicht erhöht es sogar noch das Lesevergnügen selbst, wenn man um ein paar Informationen reicher, sich der Geschichte widmet.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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