Ray Bradbury – Fahrenheit 451

  • Original: Englisch


    In « Fahrenheit 451 » löscht die Feuerwehr keine Feuer, sondern zündet sie an, um Bücher zu verbrennen. In dieser anschaulich dargestellten Gesellschaft der Zukunft gilt Zufriedenheit als das höchste aller Ziele. Triviale Informationen sind gut, Wissen und Ideen schlecht. Die Menschen sollen sich nicht mit heiklen Dingen wie Philosophie, Poesie und Literatur beschäftigen. Davon werden sie nur melancholisch. (aus der Amazon Produktbeschreibung)


    Guy Montag ist ein bücherverbrennender Feuerwehrmann, der gerade eine Überzeugungskrise durchmacht. Seine Frau verbringt den ganzen Tag mit ihrer Fernseh-"Familie" und drängt Montag, härter zu arbeiten, damit sie sich eine vierte Fernsehwand leisten können. Ihr langweiliges, unerfülltes Leben steht im scharfen Kontrast zum Leben ihrer Nachbarin Clarisse -- einer jungen Frau, die von den Ideen in Büchern fasziniert ist und sich weit mehr für das interessiert, was in der Welt um sie herum vorgeht, als für das belanglose Geschwätz im Fernsehen. Als Clarisse auf mysteriöse Weise verschwindet, verursacht das eineVeränderung in Montag: Er beginnt, bei sich zu Hause Bücher zu verstecken. Als ihn seine Frau denunziert, muß er die Bücher im geheimen Versteck verbrennen. Es gelingt ihm zu fliehen und sich einer Verhaftung zu entziehen. Montag schließt sich zu guter Letzt einer Gruppe geächteter Gelehrter an, die die Inhalte von Büchern auswendig im Kopf behalten und auf eine Zeit warten, in der die Gesellschaft wieder auf die Weisheit der Literatur angewiesen sein wird. Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)


    Zur Bekanntheit trug 1966 die Verfilmung von François Truffaut bei mit Oskar Werner als Montag und Julie Christie als Clarisse. E. H.


    Vor Jahren hatte ich den bekannten Film gesehen und ich denke fast, dass dieses Buch zu Recht in einen Muss-Kanon gehoert. Hat vielleicht auch jeder von diesem Buch gehoert und assoziiert es vor allem mit der Zensur, so sind eventuell manche Feinheiten allein dem Lesen ueberlassen: Z.B. dass es nicht einfach nur um Lesen oder Nicht-Lesen geht, sondern darum, dass die heimliche Hoffnungstraegerin Clarisse einfach im Lesen, Riechen, Hoeren, Schmecken, Fuehlen ihre Sinne und ihr Denken oeffnet fuer die Anregungen von aussen, dass sie einfach lebt und in vollen Zuegen, waehrend z.B. Mildred, die Frau von Montag und ihre Freundinnen in ihrer Langeweile und Oberflaechlichkeit am Leben vorbeigehen. Andere Feinheit waere, dass die Zensur nicht zunaechst von einem allmaechtigen Big Brother duchgesetzt wurde, sondern quasi die eigene Entscheidung immer unmuendiger werdender Buerger war. Was Menschn aendert und zum Wesentlichen bringt, sind jene, die uns eine andere Moeglichkeit des Lebens vorleben, wie Clarisse. Dies ist sicherlich richtig gesehen und auch ein grosser Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit. Und doch – das waere meine einzige Anfrage an dieses Buch – wuerde man gerne beser verstehen, wie die Umkehr sich in einer Dauer, einem Prozess vollzieht, und nicht ganz schnell in einer relativ kurzen Zeitspanne.


    Es gab hier im Forum im Jahr 2004 eine Leserunde zu diesem Buch, wohl aber keine Rezi.


    Man koennte das Buch natuerlich auch ohne Weiteres in anderen Kategorien einordnen (Klassiker...)


    Eine der zahlreichen englischsprachigen Ausgaben:
    Paperback: 192 pages
    Publisher: Ballantine Books Inc.; 1st Trade Ed edition (Aug 1996)
    Language English
    ISBN-10: 0345410017
    ISBN-13: 978-0345410016

  • "Fahrenheit 451" habe ich vor vielen Jahren gelesen. Mein Bruder hatte es als Pflichtlektüre in der Schule und ich hatte es parallel dazu gelesen. Für mich zählt es zu den Büchern, die ich auf jeden Fall wieder einmal lesen werde.
    Ich fand die Thematik absolut fesseln und spannend. Auch als Schullektüre ist dieses Buch, meiner Meinung nach, eine interessante Wahl, da sich sehr viele Ansatzpunkte für Diskussionen bieten.
    Ich hatte das Buch schon ganz vergessen. Umso schöner finde ich es, dass mir die Erinnerung daran durch diese Rezension wieder kam. In diesem Zuge werde ich es auch gerade für unsere Kinder- und Jugendbücherei neu anschaffen.

  • Ich habe dieses Buch ebenfalls in der Schule gelesen. Im Gegensatz zu vielen anderen aus meiner Stufe bin ich jedoch nicht so eine, die sofort sämtliche Lektüren doof findet, weil man sie in der Schule liest (ganz im Gegenteil - es gibt nur eine Schullektüre die nicht meinen Geschmack traf!). Fahrenheit 451 ist ein wunderbares Buch, mit einer pfiffigen Idee und toller Umsetzung. Es ist eines der wenigen Bücher, die ich am Ende einfach wieder von vorne begonnen habe.


    Der Film ist übrigens im Rahmen der SZ-Videothek für ca. 9.99€ erhältlich, und super niedlich. Dadurch, dass er schon 40 Jahre auf dem Buckel hat, sind die utopischen Elemente einfach ein Knüller (z.B. die "Fernsehwand" - sie ist kleiner als heute die Flat-TVs).


    Sowohl das Buch als auch der Film stehen in meinem Regal. Und ich empfehle den uneingeschränkten Konsum beider Materien!

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Ray Bradbury: Fahrenheit 451; 2 CDs 163 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Westdeutscher Rundfunk Köln 1970 Veröffentlichung: Der HörVerlag 1996; ISBN: 3-89584-219-2; Hörspielbearbeitung: Carl Dietrich Carls; Regie: Günther Sauer Sprecher: Alf Marholm, Hellmuth Lange, Hansjörg Felmy, Josef Meinertzhagen, Raoul Wolfgang Schnell, Wolf Schlamminger, Adolf Furler und viele andere


    "Bücher müssen von Amts wegen brennen! In einem fiktiven totalitären Staat erledigt Feuerwehrmann Montag engagiert seine tägliche Aufgabe. Bei 451 Grad Fahrenheit legt er Feuer an private Bibliotheken. Denn es gilt, die letzten kärglichen Reste frühere Kulturgeschichte zu vernichten. Da begegnet er dem Mädchen Clarisse. Unter seinem Einfluß entdeckt er für sich die Welt der Literatur," berichtet die Inhaltsangabe.
    Ray Bradbury wurde 1920 in Illinois geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Science Fiction. Er erhielt 1946 den O`Henry - Preis, die höchste amerikanische Auszeichnung für Kurzgeschichten. Berühmt wurde er (auch) mit den Kurzgeschichtenbänden "The Martian Chronicles" (1950, deutsch: Die Marschroniken) und "The illustrated Man" (1951). Der vorliegende Roman erschien erstmals 1953.
    Das Buch gehört zu den Klassikern der (Science Fiction-)Literatur. Das Hörspiel ist gut hörbar umgesetzt. Man kann die Handlung sehr gut vor seinem geistigen Auge sehen. Die Produktion ist dabei zeitlos gut. Die Charaktere sind glaubwürdig und einfühlsam gezeichnet. Schnell wird klar, wie gemand langsam an Familie, Beruf und Gesellschaft verzweifelt und sich von ihr entfernt. Welche Bedeutung spielen die Medien, genauer gesagt Bücher und Fernsehen, für unser privates und öffentliches Leben? Welche Bedeutung hat die Kultur und insbesondere die Literatur für unser Leben? Inwieweit darf der Staat Einfluß auf das öffentliche Gedächtnis nehmen? Wer Bücher mag, den wird diese Geschichte auch menschlich anrühren. Hier macht sich jemand Gedanken über sich selbst und seinen Beruf; so ganz nebenbei geräte Montag dabei in Gefahr, in Lebensgefahr sogar, nur um sich geistig - moralisch weiterzuentwickeln. Wer die hervorragende hörakustische Umsetzung eines Klassikers der Science - Fiction - Literatur hören möchte, sollte zu dieser Kassette greifen.

  • Zitat

    Und doch – das waere meine einzige Anfrage an dieses Buch – wuerde man gerne beser verstehen, wie die Umkehr sich in einer Dauer, einem Prozess vollzieht, und nicht ganz schnell in einer relativ kurzen Zeitspanne.


    Nachdem ich es auch kürzlich gelesen habe: Ich hab das als einen Prozess wahrgenommen; das Buch steigt allerdings dabei ein, als der Prozess fast beendet ist und Montag allmählich dazu bereit ist sein Handeln zu reflektieren und es deswegen auch zu ändern. In Rückblenden erfährt man ja, dass er bereits als Kind mal die Natur genossen hat, dass er vor einem Jahr(?) bereits sich mit diesem ehem. Professor unterhalten hatte und darauf verzichtet hat, bei ihm ne Haussuchung durchführen zu lassen. Und er hat ja bereits früher angefangen Bücher mitgehen zu lassen - hat sie allerdings relativ unbeachtet versteckt. M.E. genug Hinweise auf diesen Prozess, der in Montags Innerem ablief - und dann eben dieses Resultat zutage förderte. Genau daraus erschließt sich m.E. auch die Hoffnung der Wartenden - auf diesen Prozess in den Menschen; auch denen, die heute noch ihre Feinde sind. Für mich war das (mit) der interessanteste Aspekt im Buch: dieses heimliche Streben des Menschen, die Neugierde - die auch in finstersten Zeit nicht gänzlich vernichtet werden kann. Sozusagen die Unvereinbarkeit menschlichen Seins mit diktatorischem.

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

  • Nachdem ich es auch kürzlich gelesen habe: Ich hab das als einen Prozess wahrgenommen... (und folgendes)


    Danke für die sehr hilfreichen Bemerkungen. Ich glaube, dass ich es jetzt auch besser erkennen kann!

  • ein unglaublich tolles Buch
    und ein muss wie ich finde
    diese Vorstellung ist so utopisch
    die vorstellung, dass alle Bücher verbrannt werden ist schrecklich


    Das Buch fängt wirklich wie schon hier geschrieben mitten im Porzess seines sinneswandel an
    es hätte meiner meinung nach noch ein paar seiten mehr haben können aber naja was solls


    ich kann das Buch nur empfehelen
    Fahrenheit 451 sollte eine Pflichtlektüre für jeden Buchliebhaber sein


    Gruß
    Japasch :winken:

    "Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns."
    (Franz Kafka)


    :study: "Chelsea Cain - Furie" :study:

  • Gerade ich als Büchereihelfer bin empört, dass es Menschen gibt, die, auch heute noch, Bücher verbrennen. Die Nazis, zum Beispiel. Bücher verbrennen geht generell gar nicht, doch ich finde dieses Buch sehr gelungen. Auch den Schreibstil mag ich gern. Die Idee, die Feuerwehr so zweckzuentfremden, muss man erst mal haben. :applause:

    Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beissen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.
    Zitat: Mark Twain

  • Hab das Buch erst vor ein paar Tagen gelesen (ich glaub ich hab es schon vor Jahren mal gelesen) und war total begeistert. Ich finde das Buch super gelungen. Die Vorstellung, dass die Feuerwehr alle Bücher verbrennt und sogar bereit ist, deren Besitzer mitzuverbrennen, ist schrecklich. Ich kann mir kein Leben ohne Bücher vorstellen, ich liebe Bücher und ich finde sie unwahrscheinlich wichtig und deshalb hoffe ich, dass es nie wieder zu Bücherverbrennungen kommt. Denke das ist auch der Grund, warum mich dieses Buch so gefesselt hat.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Science Fiction ist absolut nicht mein Genre. Das ist ein Grund, warum dieses Buch sehr lange auf meinem SUB vegetierte. Manch positive Buchbesprechungen, auch hier im Büchertreff, machten mich nun doch auf das Buch aufmerksam und ich bereue es nicht. Anfangs fiel es mir schwer, die Science-Fiction-Elemente als „gegeben“ hinzunehmen, nicht zu hinterfragen. Da tun sich geübte SF-Leser wahrscheinlich leichter. Doch wenn man sich u.a. an automatisierte Spürhunde und menschenjagende Maschinen gewöhnt hat, kann man sich richtig auf das Buch einlassen.
    Bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass dieses Buch im Jahr 1953 erstmals erschienen ist. Es drängt sich natürlich die Frage auf, inwieweit sich diese Utopie bereits bewahrheitet hat, und die Antwort ist eigentlich eine beängstigende. Das Fernsehen hat in der Tat die Bücher verdrängt (zum Glück nicht ganz), leinwandgroße Fernsehwände in den Wohnzimmern mit 24-Stunden-Berieselung sind auch keine Utopie mehr. Erwähnenswert sei vielleicht auch, dass diese Form des "totalitären Staates" nicht nach "Big-Brother-Manier" entstanden ist, sondern sich in der Gesellschaft entwickelt hat, aus Bequemlichkeit, aus Langeweile, aus Faulheit.


    Ansonsten kann ich mich dem Kommentar von Musikzimmer vollinhaltlich anschließen:


    Zitat

    Genau daraus erschließt sich m.E. auch die Hoffnung der Wartenden - auf diesen Prozess in den Menschen; auch denen, die heute noch ihre Feinde sind. Für mich war das (mit) der interessanteste Aspekt im Buch: dieses heimliche Streben des Menschen, die Neugierde - die auch in finstersten Zeit nicht gänzlich vernichtet werden kann. Sozusagen die Unvereinbarkeit menschlichen Seins mit diktatorischem.


    Ich hätte mir allerdings auch eine etwas "längere" Fassung gewünscht, das Buch ist sehr kurz und prägnant gehalten, vieles lässt sich nur im Hintergrund erahnen. Trotzdem sehr, sehr lesenwert!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Auch ich habe dieses Buch in der Schule gelesen, und ich fand es nur "ganz ok".
    Vielleicht lag es daran, dass es auf Englisch war und ich nicht alles verstanden habe :scratch:
    Ich finde es nicht schlimm, Bücher in der Schule zu lesen, aber irgendwie bin ich in diese Geschichte nicht reingekommen, und hinzu kommt noch mein mangelhaftes Vokabular.


    Eine Welt in der Bücher nicht erlaubt wären, schrecklich :shock: aber eine total gute Idee.


    Und dass die Menschen immer mehr auf Fernseher (und co) fixiert sind, hat sich ja wirklich so eingependelt.

    :bewertung1von5: 2015: 37 | SuB: 151
    :bewertung1von5: 2016: 9 | SuB: 96



    :study: Frank Cottrell Boyce - Millionen



    "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." :loool:

  • Habe dieses Buch vor einigen Jahren gelesen, kann mich der positiven Einstellung in diesem Thread nur anschließen. Ein wahres Meisterwerk. Ich bin ja der Meinung, es gibt keine Bücher die man gelesen haben muss, aber wenn man Fan von Science-Fiction ist, und die großen Klassiker dieses Genres gelesen haben will, kommt man an "Fahrenheit 451" nicht vorbei.
    Interessant, dass Bradbury in diesem Buch der Feuerwehr eine ganz andere Aufgabe gibt, als wir es kennen. Die Charaktäre (vor allem Montag) wurden sehr gut getroffen, sie wirken absolut menschlich. Das Ende hat mir auch gut gefallen, da war ich so im Zweifel ob man glücklich oder trauig sein soll.
    Und man fragte sich, wie konnte es in dieser Welt dazu kommen, dass Bücher verboten werden? Wurde die Gesellschaft wirklich so beeinflusst durch den Fernseher, dass Bücher überflüssig sind?

  • Ich habe das Buch vor etlichen Jahren gelesen und muss gestehen, dass ich - im Gegensatz zu meinen Vorrednern - nicht ganz so begeistert gewesen bin. Dafür gibt es 2 Gründe:
    1.) Die Rahmenhandlung hat mich nicht überzeugt. Zensur und Vernichtung von Kunst war und ist in totalitären Systemen leider an der Tagesordnung und somit auch mit Sicherheit ein wichtiges und interessantes Thema in dystopischen Erzählungen. Aber Feuerwehrmänner, die Bücher verbrennen, statt Feuer zu löschen?! Ich fand und finde die Idee irgendwie ... abstrus.
    2.) Ich mag Ray Bradburys Schreibstil nicht; um genau zu sein kommen mir seine Bilder und Vergleiche oft als aufgesetzt und gekünstelt vor. Das ging mir übrigens nicht nur bei Fahrenheit 451, sondern auch bei Something Wicked this Way Comes so, weshalb ich wohl auch nicht mehr die Mars-Chroniken lesen werde, obwohl mich der Klappentext doch sehr gereizt hat.


    Auf der anderen Seite setzt sich Fahrenheit 451 mit Themen auseinander, die wohl leider nie ihre Relevanz verlieren werden: So war die Tendenz des Menschen, sich lieber unterhalten und berieseln zu lassen, statt aktiv gegen die Probleme der realen Welt zu kämpfen, bereits vor über 2000 bei den Römern ja schon hinlänglich bekannt ("Brot und Spiele"). Und auch die immer weiter fortschreitende Entfremdung des Menschen von der Natur und damit letztendlich auch von sich selbst ist mit Sicherheit aktueller denn je. Aus diesem Grund muss ich, trotz oben genannter Kritikpunkte zugeben, dass Fahrenheit 451 seinen Platz in der Reihe dystopischer Klassiker absolut verdient hat.


    Jetzt habe ich vor Kurzem die verlinkte Graphic Novel-Ausgabe von Fahrenheit 451 gelesen: Es handelt sich hierbei um eine von Ray Bradbury offiziell abgesegnete Adaption (der Autor ist selbst bekennender Comicfan). Da ich ja oben genannte Probleme mit dem Original hatte, war ich etwas besorgt, dass die Comicversion genau den Aspekt des Romans vernachlässigen könnte, der mir gut gefallen hat - nämlich die eigentliche Thematik! Diese Sorge hat sich allerdings nicht bestätigt. Das hat mich dermaßen überrascht, dass ich sogar das Original noch einmal gelesen habe, nur um festzustellen: Alle mir wichtig erscheinenden Dialoge wurden tatsächlich beinahe eins zu eins übernommen! Einzig eine Unterhaltung zwischen Mildred und ihren Freundinnen, in der es unter anderem darum geht, warum die meisten Frauen ihrer Generation keine Kinder mehr bekommen, wurde verkürzt und abgeändert wiedergegeben. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Graphic Novel-Ausgabe von Fahrenheit 451 durch ihren Fokus auf die Kernaussagen des Romans mehr Aktualität denn je gewonnen hat. Und auch Tim Hamiltons Bilder mit ihren großflächigen Schattierungen im Stil des Art Deco arbeiten sowohl Thematik als auch Stimmung der Erzählung hervorragend heraus.
    Somit bleibt zwar das Problem mit der (für mich) abstrusen Rahmenhandlung von Fahrenheit 451 auch mit der Comic-Adaption weiterhin bestehen. Dafür wird aber mein anderer Kritikpunkt - Bradyburys Schreibstil - aufgrund der Eigenheit von Comics, Inhalt und Aussage nicht nur durch Wörter, sondern eben auch durch Bilder zum Ausdruck zu bringen, deutlich abgeschwächt. Lesern, denen Bradburys Stil aber gut gefällt, werden aus genau diesem Grund mit der Comic-Neuauflage vielleicht weniger anfangen können :lol: .

    “My experience of life is that it is not divided up into genres; it’s a horrifying, romantic, tragic, comical, science-fiction cowboy detective novel. You know, with a bit of pornography if you're lucky.” (Alan Moore)


    ... und auch mein Blog freut sich über ein bisschen Besuch: www.comicromane.com ...

  • In seinem Roman Fahrenheit 451 thematisiert Ray Bradbury die Bücherverbennung und die damit einhergehende allgemeine Kritiklosigkeit. Die Menschen vergnügen sich nur noch, denken nicht mehr nach, reden aneinander vorbei und vereinsamen. Ausgefeilte Vergnügungselektronik soll sie bei Laune halten und ihnen eine künstliche Maske des Glücks auf ihre Gesichter zaubern. Ganz im Sinne der waltenden Regierung, die in diesem Zustand sogar ausgewachsene Kriege führen kann ohne dass sich die Bevölkerung dafür interessiert.

    Guy Montag ist Feuerwehrmann und liebt seinen Job. Er verbrennt Bücher, da sie einen schlechten Einfluss auf die Menschen haben. Sie bringen die Menschen dazu über die Welt nachzudenken, schlimmer noch: Sie sähen Zwietracht, da sie die Menschen eitel werden lassen und die Ungleichheit fördern. Die Regierung bestraft Bücherbesitzer mit der Verbrennung sämtlichen Eigentums und dem sogar dem Tod. Eines Tages trifft Montag eine junge Frau namens Clarrisse McClellan, die sein bis dahin vorhandenes Glück mit Nachdenken und Hinterfragen hinwegfegt. Er beginnt sich Gedanken über die Welt zu machen und sammelt sogar geheim Bücher. Der Autor läßt ihn an einer Stelle zu seiner Frau Mildred sagen: "Dich schonen! Das sagst du so, aber wie kann ich mich selber schonen? Was wir brauchen, ist von Zeit zu Zeit richtig verstört zu werden."
    Der Erzählstil vollzieht sich teilweise dialogisch zwischen den Charakteren, teilweise aus der Sicht einer fiktiven allwissenden Person, welche alle Gedanken der handelnden Personen von Innen nach Aussen kehrt. Der Sprachstil ist überwiegend geradlinig und eingängig. Wie eingangs erwähnt konkurrieren in dem Roman zwei Ansichten darüber, wie Menschen leben sollten: Unwissend, dumm, aber glücklich oder informiert und kritisch gegenüber den Dingen, die um sie herum passieren. Die Diskussion darüber, was richtig ist, läßt Bradbury überwiegend durch seine Hauptpersonen, den Feuerwehmann Montag und seinen Feuerwehrhauptmann Beatty geschehen. Montag nimmt dabei die Rolle eines gerade aus der Kritiklosigkeit und Unmündigkeit erwachten und damit geistig noch Unbeholfenen ein. Hauptmann Beatty, das zeigen seine Äußerungen, ist ein äußert belesener Mann, der jedoch trotz seiner Bildung zu dem Schluss kommt, dass zu viel Wissen und Bildung die Menschen verdirbt und unglücklich macht.
    Genau hier liegt ein meinen Augen einer der Schwachpunkte in diesem Buch. Die Charaktere wirken künstlich und unwirklich, alleine dazu da, um die Ansichten des Autors in einem fiktiven Dialog zu entwickeln. Feherwehrhauptmann Beatty, von dem man eigentlich erwartet ein Mann fürs Grobe zu sein, redet wie ein mit allen Wassern gewaschener Gelehrter daher, der seinen Dienst in die Verblödung der Menscheit gestellt hat und Montag geschickt wieder auf den "Pfad der Tugend" zurückholen möchte:
    "Du musst begreifen, bei der Ausdehnung unserer Zivilisation kann keinerlei Beunruhigung der Minderheiten geduldet werden. Sag selber, was wollen wir am allermeisten? Die Mesnchen wollen doch glücklich sein, nicht? Hast Du je etwas anderes gehört? Ich will glücklich sein, sagt ein jeder. Und ist er es etwa nicht? Sorgen wir nicht ständig für Untherhaltung und Betrieb? Dazu sind wir doch da, nicht? Zum Vergnügen, für den Nervenkitzel? Und du wirst zugeben, dass daran in unserer Kultur kein Mangel herrscht."
    Später als Beatty Montag im Verdacht hat, Bücher gelesen zu haben, versucht er ihn mit folgenden Worten aufs Glatteis zu führen:
    "Nun, die Krise ist überwunden und alles wieder in bester Ordnung; das verlorene Schaf ist zurück. Wir alle sind mal auf Abwege geraten. Die Wahrheit bleibt die Wahrheit, bis ans Ende der Welt, haben wir behauptet. Nie ist derjenige allein, der mit erhabenen Gedanken umgeht, haben wir uns eingeredet. 'Oh süße Speise, Erkenntnis, süß verkündet', wie Sir Philip Sidney sagte. Doch andererseits: 'Wie Laub sind Wörter; wo's besonders dicht, es meist an Früchten oder Sinn gebricht.' Alexander Pope. Was hälst Du von diesem Spruch?"
    Das Gespräch gipfelt in der Erwähnung eines Traums, den Beatty hatte:
    "Übrigens, ich hatte da vor einer Stunde einen Traum. Ich hatte mich hingelegt, und in diesem Traum kam es zwischen uns zu einer erregten Auseinandersetzung über Bücher. Wutentbrannt hast du mir alle möglichen Zitate an den Kopf geworfen, während ich Dir gelassen Rede und Antwort stand. Macht, sagte ich. Und du, mit einem wort Dr. Johnsons: 'Wissen ist der Gewalt mehr als gewachsen.' Worauf ich entgegente: Dr. Johnson hat aber auch gesagt: 'Wer eine Gewissheit um einer Ungewissheit willen im Stich läßt, handelt nicht klug.' Bleib bei der Feuerwehr Montag. Alles andere führt in den Abgrund."
    In dem Buch werden Gedanken und die Diskussion über den Sinn von Büchern bis zum Schluss auch über andere noch hinukommende Charaktere weiterentwickelt. Das dazu im Buch geplegte Schema von überwiegend monologischer Rede gelehrter Leute wirkte auf mich ermüdend. Ich hatte das Gefühl einer Diskussion von Hochschulprofessoren beim Nachmittagskaffee beizuwohnen. Die Angst des Autors, die Menschen könnten in Gleichgültigkeit versinken und ihr kollektives Gedächtnis verlieren (Bücher) ist meiner Meinung nach angesichts der weltweiten Vernetzung und der sofortigen Verfügbarkeit von Wissen auch nicht mehr zeitgemäß. Gleichwohl erreicht der Autor seine Intention und bringt seine Gedanken zu dem Thema zum Ende des Buches zu einem schlüssigen, jedoch banalen Abschluss.
    Fazit: Einmal lesen, weglegen, vergessen!

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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