Kapitel 1 - Kapitel 7

  • Hallo Ihr,


    habe heute begonnen und die ersten 4 Kapitel gelesen. Mein erster Eindruck ist sehr positiv! Ich finde diese langen, oft über mehrere Zeilen gehenden, Schachtelsätze grandios. Nämlich deshalb, weil man trotzdem den Anfang nicht verliert. Oft schreibt jemand ellenslange Sätze, und man weiß nach dem 2. Beistrich nicht mehr was am Anfang stand - bei Lenz ist das nicht so! (Zumindestens meistens).
    Die Geschichte selbst gefällt mir auch, sowohl von der Darstellung, als auch vom Inhalt. Ich kann so richtig eintauchen und spüre die Gegend, den kalten Wind, das Gewitter und auch die Menschen sehe ich richtig plastisch vor mir.


    Der Vater ist mir grundsätzlich nicht unsympatisch, aber er dürfte sehr "Obrigkeitshörig" sein. Das erklärt die unbedingte Durchsetzung des Malverbotes (obwohl der Maler sein Freund ist, und ich glaube nicht, dass er sehr viele Freunde hat) und auch das Verhalten gegenüber seiner Frau - diese dürfte "die Hosen anhaben". Wie er den Buben geschlagen hat ...
    Bin schon neugierig wie das weitergeht.


    Der Maler ist anscheinend das genaue Gegenteil, gefühlsbetont und sozial.


    Und dazwischen steht jetzt der Bub - sehr interessant, wird sicher spannend was da so noch kommt.


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Ich habe erst das erste Kapitel gelesen und bin insofern noch nicht ganz so weit wie du, Gabi. Die Sprache des Romans gefällt mir auch sehr gut und ich finde, dass es wirklich so ist, dass man über die Sprache des Autors und seines Erzählers gut in die Atmosphäre und die Geschichte eintauchen kann.
    Gerade der Blick aus dem Fenster auf die Elbe war wirklich sehr anschaulich geschrieben, ich konnte die Szenerie vor mir sehen. :wink:
    Obwohl die Sätze sehr lang sind, wirkt die Sprache des Erzählers sehr ruhig, was ich faszinierend finde, zumal mir genau diese Eigenheiten (lange Sätze, wenige Absätze) beim letzten Buch in der KLR das Lesen doch erschwert haben... :wink:


    Ich habe mich beim Lesen erstmal gefragt, warum der Junge wohl in dieser Besserungsanstalt ist. Und ob seine "Verbrechen" etwas mit seinem Vater zu tun haben, der ja offenbar sehr bemüht um die Ausübung seiner Pflicht war... :-k

  • Ich habe nun noch das zweite Kapitel gelesen - in dem Tempo wird es
    aber nicht weitergehen :wink: - und will dazu gleich noch etwas aufschreiben.


    Im zweiten Kapitel muss der Vater von Siggi Jepsen seinem Freund, einem Maler, das Malverbot überbringen, das Berlin ausgesprochen hat. Und er muss ihm sagen, dass er derjenige ist, der das Ganze überwachen muss.


    Das Bedrückende an der Situation kommt in dem Kapitel wirklich gut zum Ausdruck, gerade auch dadurch, dass der Ich-Erzähler, der ja noch ein kleines Kind ist, dabei ist, aber gar nicht wahrgenommen wird. In dieser Situation ist kein Platz für ein Gespräch mit einem Kind, und so ist der Junge nur stiller Beobachter.
    Der Maler, aber auch der Polizist, tun mir unheimlich leid.
    Der Maler ist so ein typischer Künstler, der sich - zumindest im Kleinen - gegen die Nazis auflehnt. Er beherbergt nicht nur einen Mann, über den der Ich-Erzähler sagt, er warte (worauf? Deportation?), sondern er beherbergt auch fremde Kinder.
    Da diese zwar erwähnt werden, aber nicht auftauchen (der Junge könnte ja auch mit ihnen spielen, während er auf seinen Vater wartet), frage ich mich, ob er diese Kinder versteckt? :-k


    Ich finde, dass Lenz die Situation des Vaters sehr deutlich macht. Ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass er "obrigkeitshörig" ist, sondern, dass er Angst hat. Er wird direkt in die Verantwortung genommen, er soll einen Freund überwachen, und er weiß genau, dass dieser Freund sich nichts so leicht verbieten lässt. Ich denke, dass der Vater des Erzählers Angst hat, was eine Nichtbeachtung des Verbots für sie alle für Folgen haben könnte... :(


    Sprachlich fand ich vor allem eine Stelle sehr interessant, nämlich die, als Siggi und der Vater ankommen:

    Zitat

    Da bei uns niemand den Eingang eines Anwesens unentdeckt erreicht, brauche ich meinen Vater nicht klopfen oder fordernd in das Halbdunkel des Flurs hereinrufen zu lassen, auch brauche ich nicht den Fall nahender Schritte zu beschreiben oder Überraschung explodieren zu lassen; es genügt vielmehr, daß er die Tür aufstößt, seine Hand durch den Umhang schiebt und sie sogleich warm umspannt und auf und ab geschüttelt fühlt [...].


    Da fand ich, dass besonders klar wird, dass der Vater nicht einfach ein ausführendes Organ der Nazis ist, so einer, den man sich so vorstellt, dass er laut gegen Türen hämmert oder so, sondern die ganze Traurigkeit der Situation wird deutlich: er wird wie ein Freund empfangen in einer Situation, in der er am liebsten wohl keiner wäre. :(


    Du hast auf jeden Fall Recht damit, Gabi, dass der Vater einem nicht direkt unsympathisch ist - aber ein bisschen ein ungutes Gefühl hat man irgendwie, finde ich. Jetzt bin ich sehr auf sein Verhältnis zu seiner Frau gespannt! :wink:

  • Ich habe heute meine zwei offenen Bücher beendet und freue mich nun schon auf die Lektüre von "Deutschstunde". Als ich das Buch heute aus dem Regal genommen habe, ist mir aufgefallen, dass das Lesezeichen auf Seite 57 war; ich habe es also doch schon einmal angefangen, konnte mich aber nach einem kurzen "Einlesen" in das 1. Kapitel nicht erinnern.


    Denke mal, dass ich mich spätestens morgen abend zu meinem Leseeindruck äußern werde.


    LG,
    Casoubon.

  • Hallo Ihr,


    also ich bin wirklich "hin und weg", wie man so schön sagt :lol:
    Die Sprache des Autors finde ich einfach genial, ich habe noch nie so einen Stil gelesen und muss mich daher nochmals beim BT bedanken - ohne Euch wäre ich wahrscheinlich nie auf dieses Buch gekommen!!!


    So, aber jetzt noch ein paar Details:
    Im 4. Kapitel wird die Geburtstagsparty aus Siggis sicht beschrieben und zuerst dachte ich "was sollen die Tiere", doch dann verstand ich!! Ein Kind vergleicht oft und sieht in einer Person ein Tier - Meerforelle, Zackenbarsch, Seezunge - das spricht für die große Fantasie des Buben. (Ist mir auch schon in vorher aufgefallen, bei der Beschreibung des Hauses - für 900 Menschen, ..zig Fenster).
    Lenz beschreibt es so plastisch, eigenartig positiv, humorvoll.
    Strandläuferin: hier kommt auch Jutta ins Bild, das eine Kind des Malers - wo das zweite ist ???
    Aber die Idee, dass er vielleicht "etwas" gegen die Nazis unternimmt ist nicht so abwegig - Danke für den Hinweis!
    Bei diesem Mädchen entdeckt Siggi auch seine Gefühle, auch das wird nur andeutend, aber trotzdem eindrucksvoll geschildert.


    Was ich toll finde ist der Schwenk zwischen Gegenwart (in der Anstalt) und Vergangenheit - der Aufsatz/die Erzählung.


    Wirklich schlimm dürfte die Mutter sein!! Und was ist mit dem Freund der Schwester? Ist er wirklich krank? Im 3. Kapitel wird schon so etwas beschrieben, aber ich dachte sie küssen sich und Siggi interpretiert das nur falsch (vielleicht weil ich gerade Abbitte gelesen habe)


    Jetzt ist das alles ein bißchen lang geworden, aber ich bin wirklich beeindruckt! Sagt mir, wenn meine Beiträge zu langatmig sind - Danke


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Zitat

    Original von Gabi5
    Sagt mir, wenn meine Beiträge zu langatmig sind - Danke
    Lg. Gabi


    Wir werden uns hüten :mrgreen:. Ist doch sehr schön, wenn man so begeistert ist und das auch so schön formulieren kann :thumleft: .


    LG,
    Casoubon.

  • Zitat

    Original von Casoubon


    Wir werden uns hüten :mrgreen:. Ist doch sehr schön, wenn man so begeistert ist und das auch so schön formulieren kann :thumleft: .


    LG,
    Casoubon.


    Der Meinung bin ich auch. :thumright: :thumleft:
    Ist doch gerade schön, wenn man viel zu einem Buch zu sagen hat.



    Ich habe mittlerweile auch angefangen, bin aber noch nicht allzu weit. Aber bis jetzt allerdings :thumleft:.
    Ich werde dann noch weiterlesen, und morgen meine ersten Eindrücke posten.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Zitat

    Original von Gabi5
    Strandläuferin: hier kommt auch Jutta ins Bild, das eine Kind des Malers - wo das zweite ist ???
    Aber die Idee, dass er vielleicht "etwas" gegen die Nazis unternimmt ist nicht so abwegig - Danke für den Hinweis!


    Jetzt ist das alles ein bißchen lang geworden, aber ich bin wirklich beeindruckt! Sagt mir, wenn meine Beiträge zu langatmig sind - Danke


    Liebe Gabi, ich glaube, mein letzer Post war noch länger! :wink: Und das ist auch in einer Buchdiskussion gerade schön, oder? :wink:


    Den Eindruck, dass der Maler etwas gegen die Nazis unternimmt, bzw. sich irgendwie auflehnt, ist bei mir dadurch entstanden, dass er den Brief zum Beispiel gar nicht lesen will, sondern den gleich wegpackt. Erst auf Aufforderung des Polizisten liest er ihn. Und - ich habe die Ausgabe vom dtv - auf S. 29 wird beschrieben, dass Doktor Busbeck "seit Jahren wartend in Ergebenheit, sorgfältig gekleidet und voll geheimnisvoller Bereitschaft, so als könnte die Veränderung oder die Nachricht, die er erwartete, jeden Augenblick eintreffen" auf dem Sofa sitzt. Seine Galerie wurde "zwangsgeräumt und geschlossen", was ja darauf hindeutet, dass er von den Nazis ins Visier genommen wurde. Der Maler scheint ihm helfen zu wollen, da Busbeck damals als erster seine Bilder ausstellte. Und in dem kleinen Ort ist Busbeck wahrscheinlich auch noch sicherer als in Berlin oder wo auch immer er herkommt. Dennoch - er dürfte sehr erstaunt sein, dass der Brief nicht ihn betrifft, sondern den Maler! :-s

  • Ich habe nun das dritte Kapitel gelesen, das meiner Meinung nach auch wirklich sehr gut erzählt ist! Gerade am Anfang, der erste Satz "Das Guckloch in der Tür war besetzt", war genial, weil man automatisch versucht hat, den Satz in die Handlung um den Maler und den Vater einzuordnen, bis einem dann klar wurde, dass man als Leser wieder bei Siggi in der Arrestzelle ist. Das hat mir wirklich gut gefallen.


    Ich habe die Szene, als Addi am Boden liegt und die Schwester sich über ihn beugt, nicht als Kuss interpretiert, sondern wirklich so, dass Addi hingefallen ist oder was auch immer... vielleicht liegt das auch an mir, denn ich stelle mir die Situation sehr unpassend vor, um zu kuscheln. :wink: Aber wer weiß, ich bin gespannt, was die Anderen sagen. :-$


    Ja, nun bin ich auch so weit, dass ich etwas über die Kinder erfahren habe, die der Maler aufgenommen hat: Jutta und Jobst. Sie sind ja Kinder eines Malers, der tot ist. Vielleicht interpretiere ich das auch falsch, aber es bestärkt mich mehr und mehr darin, dass ich denke, dass der Maler sie - seinem ermordeten (?) Freund zuliebe - aufgenommen hat, so wie er sich auch um Busbeck kümmert, der in dieser Szene zum Beispiel auch gar nicht auftaucht...


    Der Maler und der Vater von Siggi haben sich nun offenbar schon ein ganzes Stück voneinander entfernt. Das Möwenbild spricht ja sehr dafür. Ich hab mich aber gefragt: warum Möwen? Gibt es da nur eine äußerliche Ähnlichkeit, oder hat das auch was mit dem Charakter der Möwen zu tun, den wir ja in dem Kapitel kennen gelernt haben: Geschrei, Scheinangriffe und so weiter? ... Immerhin heißt das Kapitel ja auch "Die Möwen"... :-k , das hat ja sicher etwas zu bedeuten.


    Interessant fand ich, dass der Maler Hilke gegenüber behauptet, er habe sich verbrüht und könne nicht malen. Ich habe mir dabei erst gar nichts gedacht, außer, dass es nicht stimmt :wink: und dass er sich wohl an das Verbot hält. Vielleicht hat er aber Hilke auch für einen Spitzel ihres Vaters gehalten, bzw. damit gerechnet, dass sie zu Hause erzählen könnte, dass er malt, und sei es nur ihr Porträt. Offenbar hat er Siggi nicht für voll genommen, obwohl dieser doch dabei war, als das Verbot ausgesprochen wurde. Ich war selbst ganz erstaunt, dass Siggi seinem Vater von dem Möwenbild erzählt. Ich hatte erwartet, dass er erzählen würde, dass der Maler Hilke das Bild verweigert habe. :-s
    Dass der Kleine jetzt eingespannt wird, finde ich schlimm. Und da er nun mal in diesem Erziehungsheim ist, denke ich, dass wir hier ganz langsam die Gründe dafür erfahren werden... oder? :-$


    Übrigens: die Mutter ist ja schrecklich! :shock: Aber mehr sage ich zu ihr - erstmal - noch nicht. :wink: Sonst sitze ich noch Stunden an diesem Post!

  • Zitat

    Original von Strandläuferin
    Und - ich habe die Ausgabe vom dtv - auf S. 29 wird beschrieben, dass Doktor Busbeck "seit Jahren wartend in Ergebenheit, sorgfältig gekleidet und voll geheimnisvoller Bereitschaft, so als könnte die Veränderung oder die Nachricht, die er erwartete, jeden Augenblick eintreffen" auf dem Sofa sitzt. Seine Galerie wurde "zwangsgeräumt und geschlossen", was ja darauf hindeutet, dass er von den Nazis ins Visier genommen wurde. :-s


    Liebe Strandläuferin,


    wie schön, dass wir gemeinsam lesen (und Du auch ausführlich schreibst :wink:), diesen Satz habe ich glatt überlesen! Das heißt, ich habe ihn natürlich schon gelesen, aber erst jetzt - beim nachlesen - den möglichen Sinn entdeckt :thumright:


    Wobei dieses Buch nur so strotzt von solchen Sätzen!
    Z.B. aus S. 101 (Siggi spricht mit dem Psychologen/Student?) hier wird angedeutet, dass er Bilder gestohlen hat und auch ausgestellt. Ob sein Vater etwas mit der Einweisung zu tun hat? Ich könnte es mir vorstellen...


    Jetzt bin ich auch daraufgekommen warum mir diese Sprache so gut gefällt:
    es ist genauso geschrieben, wie es sich ein fantasiereiches Kind ausdenken würde. Teilweise blumig und ausschmückend, dann wieder sehr kurz und direkt. Die direkte Rede wird genauso wiedergegeben, wie sie gehört wurde. Was sehr lustig ist, z.B. in den kurzen - unvollständigen - Sätzen, die der Maler bei der Geburtstagsfeier als "Rede" vorbringt. (S. 82) Oder auch wenn plötztlich im Dialekt geschrieben wird.


    Bis später, liebe Grüße
    Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Hallo Ihr,


    habe jetzt das 5. Kapitel gelesen und möchte meine Eindrücke beschreiben:
    Schon der Beginn ist wirklich genial, wie Siggi langsam erwacht, mit einem Geräusch das er zuerst nicht deuten kann. So ist es doch schon jedem von uns ergangen, man ist zwischen schlafen und wachen, kann Geräusche nicht zuordnen, erwacht langsam und bemerkt das z.B. es an der Türe läutet. So (fast) alltägliche Dinge, werden bei S. Lenz toll beschrieben, dass ich sofort die eine oder andere Begebenheit "im Kopf" hatte.
    Der Sohn des Polizisten ist ein Dessarteur! Das muss für DIESE Familie wirklich schlimm sein, Siggi hilft seinem Bruder und sie landen dann - letztendlich - beim Maler!! Damit stimmt unser Eindruck - er tut etwas gegen die Nazis. Doch das wird wirklich schwierig werden, wenn ich an die Beobachtungen durch den Polizisten denke...


    Übrigens zeichnet sich Siggis Mutter in diesem Kapitel wieder mit scheußlicher Härte aus - sie möchte das Klaas bestraft wird. Eigenartig dann aber die Szene als sie im Bett von Siggi liegt, seine Vorräte entdeckt, jedoch nicht straft, nicht fragt sondern sogar lächelt. Will sie tief in ihrem Herzen doch zu ihren Buben halten? Oder denkt sie gar nicht daran, dass das Essen für Klaas sein könnte? Traut sie Siggi so ein Geheimnis gar nicht zu?
    Bin neugierig, wie ihr das interpretiert.


    Das einzige was mir etwas fehlt ist die Zeit zwischen den Kapiteln. Es dürfte einige Zeit vergangen sein, aber wieviel?? Die Bilder sind schon abtransportiert, Hilke ist wieder weg, möchte aber heim...


    Ach ja, auch die Szene mit dem Postboten war sehr eindrucksvoll. Ich kann mir gut vorstellen, dass im Umland über das Malverbot gesprochen wird, der Postler versucht zu vermitteln, besonders gut gefiel mir die Anmerkung: einige Leute machen sich deinetwegen Sorgen, weil sie glauben, dass die Zeit sich einmal ändern könnte.



    Liebe Grüße aus Wien
    (wie bin ich froh, frei zu haben :D)


    Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Ich habe nun auch das 2. Kapitel beendet.
    Die Sprache finde ich auch toll. :thumright:
    Mich stören hier die laaaangen Sätze und die wenigen Absätze (im Gegensatz zu den Elixieren des Teufels), auch überhaupt nicht.
    Gabi hat Recht, es ist aus der Sicht eines kleinen Jungen geschrieben, genauso wie er denken würde.
    Das einzige an was ich mich wirklich gewöhnen musste, war die fehlende wörtliche Rede. Aber daran habe ich mich doch schnell gewöhnt. :D


    Im ersten Kapitel habe ich mich auch zuerst gefragt warum der Junge in einer Besserungsanstalt ist. Und was er für ein "Verbrechen" begangen haben soll. Aber ich denke das werden wir noch erfahren. Der Junge tut mir leid, zumal ich von solchen Besserungsanstalten nicht viel halte, und ich denke das es damals sicher auch sehr streng dort zuging.
    Ich fand es irgendwie, ja wie soll ich sagen? Lustig? Als er ein leeres Heft, statt den Aufsatz abgegeben hat. "Die Freuden der Pflicht". Er hat sich bei diesem Thema an seinen Vater erinnert, der ja oft genug seine Pflichten (wie wir ja später merken) ausüben musste, von "Freude" dabei aber nicht viel zu merken war. Die Beschreibung des Vaters finde ich hier übrigens toll. Ich habe richtig vor Augen gehabt wie er bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad nach Bleekenwarf fährt.


    Sehr schön beschrieben fand ich auch seinen Blick auf die winterliche Elbe. Kein Wunder das er davon von seiner Arbeit abgelenkt wird. :D


    Zu Kapitel 2 dann später mehr...

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Hach, ich liebe diese Leserunde! :cheers:


    gabi: Ich bin ja beim Lesen noch nicht so weit wie du, aber ich fand das sehr spannend, dass Klaas ein Deserteur ist, weil ich mich schon gefragt hatte, was mit ihm ist:

    Zitat

    Seite 68:
    Seit sie meinen älteren Bruder Klaas nach seiner Selbstverstümmelung abgeholt hatten, wohnte ich allein in den Zimmer [...].


    Bin schon gespannt, mehr darüber zu erfahren.
    Ich finde, gerade diese Zeitsprünge machen das Lesen besonders spannend, weil wir so immer schön zusammen"puzzeln" können, wie die Geschichte vor sich ging! :wink:

  • Zitat

    Original von Strandläuferin
    Hach, ich liebe diese Leserunde! :cheers:


    Geht mir genauso, auch wenn ich gestern nur das 1. Kapitel geschafft habe und dadurch noch nicht zum umfangreichen Posten gekommen bin (aber spätestens heute abend werde ich euch damit überfluten :loool: ).


    LG,
    Casoubon.

  • Zu Kapitel 2 :D


    Schon am Anfang des Kapitels wird ja deutlich, wie schwer es dem Vater Jens fällt, dem Maler die Nachricht des Malverbotes zu überbringen. Ich denke, hier bemerkt Siggi zum ersten Mal, dass es nicht immer leicht ist, seine Pflicht zu erfüllen. Wie er alles ganz langsam macht, nur um seine Erfüllung der Plicht hinauszuzögern Er beobachtet die Sache genau. Ich denke, nicht umsonst wird auch der Weg zu dem Maler so ausfühlrich beschrieben(es werden ja sogar die Möwen erwähnt).


    Der Maler Max ist mir sehr sympathisch. Da er ja ein guter Freund der Familie Jensen ist, finde ich es nur allzu verständlich wie Jens sich verhält. Zumal er ja dieses Malverbot auch noch überwachen soll.
    Erstaunt hat mich das Verhalten von Max, als er den Brief gelesen hat. Ihm ging es zuerst nur um die unleserliche Unterschrift. Auch so, nimmt er es einfach hin, ohne zu schicmpgen. Er packt einfach seine Malsachen ein, und geht ins Haus.
    Ich frage mich warum dieses Malverbot gegenüber Max verhängt wude? Wisst ihr was darüber? Denn so wie ich es verstanden habe, hat er ja Landschaften gemalt. Ich kann darin jetzt nichts "schlimmes" erkennen. Max versteht es ja selber nicht.


    Eine ganz entscheidende Stelle am Ende des 2. Kapitels war für mich folgende:


    Zitat

    ...und stellten sich vor, wie sie miteinander verkehren würden in näherer Zukunft....zumindest aber fragten sie sich, mit wem sie von nun an zu rechnen hätten, wenn sie sich hier oder dort begegneten.


    und auch...


    Zitat

    Und wie; Jens? Wie wirst du das Verbot überwachen? Mein Vater überhörte da schon die Vertraulichkeit, die in der Frage lag; er sagte: Sollst nur abwarten, Max


    Denn das frage ich mich ehrlich gesagt auch, wie Jens das Malverbot überwachen will, ohne die Freundschaft zwischen ihm und Max aufs Spiel zu setzen. Bzw. auch wie er sich wohl verhalten wird, sollte sich Max nicht an das Malverbot halten.
    Sicher ist es für ihn die schwerste Pflicht, die ihm jemals auferlegt worden ist.


    Ich bin gespannt...wie es weiter geht.


    @ Gabi5 & Strandläuferin
    Eure posts zu den folgenden Kapiteln habe ich nur überflogen, da ich wahrscheinlich sonst mir selbst zuviel vorweg nehme. Ich lese sie dann aber nach und nach, passend zu den Kapiteln. :thumright:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
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    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Zitat

    Original von Suspiria
    Ich frage mich warum dieses Malverbot gegenüber Max verhängt wude? Wisst ihr was darüber? Denn so wie ich es verstanden habe, hat er ja Landschaften gemalt. Ich kann darin jetzt nichts "schlimmes" erkennen. Max versteht es ja selber nicht.


    Ich könnte mir einerseits vorstellen, dass er nicht nur Landschaften gemalt hat (das sieht man dann aber erst im dritten Kapitel, als Hilke die Karikatur des Vaters entdeckt), aber andererseits denke ich, dass seine Ansichten ihm auch dieses Malverbot eingebracht haben könnten. Wenn er sich in irgendeiner Weise gegen das Regime der Nazis gestellt hat, würde das auch schon reichen. Vielleicht ist es wegen seiner Verbindung zu dem Galeristen, vielleicht, weil er die Kinder seines Freundes aufgenommen hat... ich denke, wir werden dazu aber noch mehr erfahren! 8-[

  • Zitat

    Original von Strandläuferin


    Ich könnte mir einerseits vorstellen, dass er nicht nur Landschaften gemalt hat (das sieht man dann aber erst im dritten Kapitel, als Hilke die Karikatur des Vaters entdeckt), aber andererseits denke ich, dass seine Ansichten ihm auch dieses Malverbot eingebracht haben könnten. Wenn er sich in irgendeiner Weise gegen das Regime der Nazis gestellt hat, würde das auch schon reichen. Vielleicht ist es wegen seiner Verbindung zu dem Galeristen, vielleicht, weil er die Kinder seines Freundes aufgenommen hat... ich denke, wir werden dazu aber noch mehr erfahren! 8-[


    Na ja, ich weiß auch nicht so recht, aber war es nicht so (unter Hitler), dass auch generell Künstler/Freidenker eingeschränkt wurden - einfach so, ohne besonderen Grund?!? Oder wir erfahren doch noch die wahren Gründe!


    Lg. Gabi


    Wirklich schön, mt Euch zu lesen!! :dance:

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Zitat

    Original von Gabi5
    Na ja, ich weiß auch nicht so recht, aber war es nicht so (unter Hitler), dass auch generell Künstler/Freidenker eingeschränkt wurden - einfach so, ohne besonderen Grund?!? Oder wir erfahren doch noch die wahren Gründe!


    Ja, das stimmt schon. Max' Kunst hat wahrscheinlich, wie es so vielen erging, einfach nicht ins Bild der Nazis gepasst. :-?

  • @ Strandläuferin & Gabi
    Ich denke auch das er nicht in das Bild der Nazis gepasst hast. Denn er hat ja auch gemeint, er hätte vielleicht zu viel geredet. Mit Bildern kann man ja genauso viel sagen wie mit Worten.
    In dem Brief ist ja auch von Gift die Rede?


    Ich muss Euch ehrlich sagen, das mich dieser geschichtliche Hintergrund schockiert. Also was Hitler damals gemacht hat. Sogar Künstler und Freidenker in ihrem Schaffen einzuschränken. Ich glaube ja nicht dass Bilder / Maler / Künstler / Literatur etc. damals so "anrüchig" war, um sie zu verbieten.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study: