Frank Beddor - Das Spiegellabyrinth

  • Alyss lebt in einem Land voller Wunder - bis das Böse über ihre Welt hereinbricht. Ihre Familie wird ermordet und Alyss selbst entkommt mit knapper Not in eine unbekannte Gegenwelt: Das viktorianische London. Jahre später taucht ein geheimnisvoller Fremder auf und rührt an längst vergessene Dinge ... (Klappentext)


    Alice im Wunderland von Lewis Carroll sollte so gut wie jedem (wenigstens grob) ein Begriff sein, auch wenn ich zugeben muss das Buch selber nie gelesen zu haben, und nur noch dunkle Erinnerungen an einen Zeichentrinkfilm habe ;) Carrolls Geschichte wurde allerdings oft als Vorlage genommen worden, teils für die direkte Umsetzung als Film, teils in etwas abgewandelter Form. Abgewandelt lässt sich Carrolls Idee zum Beispiel in Guillermo del Toros Film "Pans Labyrinth" erkennen, indem auch ein kleines Mädchen in eine Fantasywelt reist, oder in dem Computerspiel American McGees Alice, in welchem das Wunderland zu einer dunklen, surrealen Welt verkommt, und als Grundlage für ein Horroradventure dient. Auch Frank Beddor nimmt für sein Buch "Das Spiegellabyrinth" diese Welt als Grundlage, und zeigt "die wahre Geschichte von Alice - eine Geschichte von Mord, Rache, Krieg, Liebe und Wahrheit" (Covertext).
    Beddors Wunderland ist allerdings nicht so putzig wie das von Carroll, sondern eher grausam. Der Originaltitel (The Looking Glass Wars) trifft recht gut worum es geht: um Krieg. Bei dem ganzen Kriegshandlungen bleibt im Buch recht wenig Platz für Charaktere. Das ganze zielt mehr auf Aktion als Anspruch aus und erweckt größtenteils den Eindruck eines Cyber-Punk-Comics in Buchform – das muss ja jetzt nichts schlechtes heißen, aber man sollte halt nicht mit tiefgründigen Erwartungen an das Buch heran gehen.
    Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Wunderland vor der Flucht, viktorianisches London und Wunderland nach der Rückkehr. Dabei ist der Teil in England eindeutig der ödeste, der sich nicht so recht in die Geschichte einpasst. Allerdings nimmt Beddor in diesem Teil einen Bezug zu seiner literarischen Vorlage. Alyss trifft nämlich Charles Lutwidge Dodgson (der eigentliche Name Lewis Carrolls), der sich ihre Geschichte anhört und in Buchform als „Alice im Wunderland“ veröffentlicht, allerdings als lächerliches Kinderbuch.
    Einige bekannte Charaktere aus dem Wunderland-Universum findet man "leicht" verändert auch in Beddors Roman wieder. Aus dem weißen Kaninchen ist der Hauslehrer Nanik Schneeweiß, ein Albino geworden, der Hutmacher eine Kampfmaschine dessen Hut eine tödliche Waffe ist und die Grinsekatze ist einfach nur noch "Der Kater", eine grausame Raubkatze mit neun Leben die für Redd mordet
    Am Ende merkt man leider recht deutlich, dass das ganze als Trilogie ausgelegt ist. Der Schluß kommt relativ plötzlich und lässt den Leser irgendwie unbefriedigt zurück. Der Krieg ist zwar beendet, aber irgendwie hat man den Eindruck "da fehlt doch noch was" - schade.


    Beddors Roman ist sicher kein Meisterwerk, aber trotzdem interessant zu lesen, allerdings sollte man sich mit der Idee von mordeten Kartensoldaten, ausgefallenen Waffen, blutrünstigen Katern und Gewalt und Verrat im Wunderland anfreunden können ;)

  • Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich "Alice im Wunderland" klasse finde. Im Großen und Ganzen hat mir der Roman auch ganz gut gefallen, allerdings hätte ich mir mehr Einbindung der Figuren aus Carroll's Roman gewünscht. Hier wurden zwar auch einige gute Figuren erfunden, wie etwa Mac Rehhut mit seinem Superzylinder, der als Waffe dient (aka der verrückte Hutmacher), oder der General Doppelgänger, der sich nach Bedarf auch in 2 (oder mehr) Generäle verwandeln kann, die dann eben Doppel und Gänger heißen :lol: Auch die Sache mit den Spiegeln hat mir gut gefallen, durch sie kann man schreiten und an andere Orte reisen.


    Aber irgendwie ist bei mir der Funke nicht ganz übergesprungen. Es war nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Deshalb bekommt das Buch auch nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von 5 Sternen von mir. Ich werde mir bei Gelegenheit auch den zweiten Band besorgen, aber das hat keine Eile.

    <--- The Power of books!


    :study: Judith Pinnow - Fast bis zum Nordkap