Abbitte: Seiten 1 - 140

Ja, natürlich kann es auch sein das Jack Tallis aus reiner, ich sage einfach mal Uneigenützigkeit Robbie unterstützt. Kann es mir nur irgendwie nicht vorstellen. Den Gedanken von Karthause, dass er sich vielleicht nach einem Sohn gesehnt hat, gut.
Ich würde das so begründen, dass zu der Zeit Söhne mehr "wert" waren.
Jack Tallis hat ja "nur" 2 Töchter. Und aufgrund seiner kränkelnden Ehefrau (Ging dies nicht nach der Geburt Brionys los?), war es für ihn vielleicht verwehrt noch einen Sohn zu bekommen.
Ist natürlich nur reine Spekulation. Aber ich liebe es zu spekulieren.
Irgendwie kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass McEwan keine "Hintergedanken" hatte.

Ich bin wegen meiner Arbeit erst übers Wochenende dazu gekommen, mich in die ersten Kapitel einzulesen.

Die letzten Wochen und Monate habe ich leider fast Sachbücher durchgearbeitet oder im Flieger mal zwischendurch literarisches Fastfood in Form von Krimis und Thrillern.

Da fiel es mir die ersten Seiten doch schon merklich schwer, die Sätze und Passagen zu lesen, bei denen mehr als ein Nebensatz eingeschoben war. Auch die blumige Wortwahl und die auschweifenden Ausschmückungen waren zunächst wieder ungewohnt. Doch ab Seite 30 oder 40 liest es sich wieder bedeutend flüssiger. Macht wieder mal richtig Spass, etwas von jemandem zu lesen, der mit der Sprache umzugehen versteht.

Auch relativ ungewohnt war es für mich wieder mal, dass die innere Handlung deutlich überwiegt. Gut, die Personen werden allesamt recht schön und ausführlich in die Geschichte eingeführt, doch passieren tut eigentlich nicht wirklich viel.

Witzig, und doch logisch fand ich es, nachdem ich, wie sicherlich viele hier, jüngst Harry Potter gelesen habe und dort Hermione als Hermine übersetzt wurde, hier bei McEwan der Name natürlich in Original belassen wurde.

Anfangs hat mich diese ganze Geschichte um diese Theateraufführung ziemlich genervt, weil mich sowas ja nun so gar nicht interessiert. Doch als das dann abgeblasen wurde und Cecilia schon zwei potentielle Verehrer um sich hat, da wurde es für mich schon interessanter. Auch wenn ich es etwas abwägig fand, dass sie sich vor einem Jungen/Mann auszieht und in den Brunnen steigt. Oder ist sie am Ende vielleicht ein wenig mannstoll?
Sehr schön und plastisch fand ich auch die Migräne-Szene der Mutter. Man merkt schon daran, wie schlecht es ihr geht, wenn die hypersensibel alles im und ums Haus herum wahrnimmt, es richtig deuten kann, sich über alles ihre Gedanken macht und dann eben doch nicht aus dem Zimmer geht um einzuschreiten oder nach dem Rechten zu sehen.
Briony gefällt mir sehr, weil sie sich so viele Gedanken macht, ihre Umwelt aber noch nicht immer ganz richtig zu deuten versteht.
Bin auch gespannt, welche Rolle Brionys Widersacherin Lola noch spielen wird.

Zitat

Original von kfir
Anfangs hat mich diese ganze Geschichte um diese Theateraufführung ziemlich genervt, weil mich sowas ja nun so gar nicht interessiert. Doch als das dann abgeblasen wurde und Cecilia schon zwei potentielle Verehrer um sich hat, da wurde es für mich schon interessanter. Auch wenn ich es etwas abwägig fand, dass sie sich vor einem Jungen/Mann auszieht und in den Brunnen steigt. Oder ist sie am Ende vielleicht ein wenig mannstoll?

Hallo Kfir,

Ja, das mit der Theateraufführung habe ich auch nicht so toll gefunden - aber zum Schluss schließt sich der Kreis

"Mannstoll" finde ich einen absolut scheußlichen Ausdruck [-(. Wobei ich das gar nicht so abwägig fand, dass sie in den Brunnen stieg.

Lg. Gabi

@ Gabi5
Ja, ich fand es auch nicht wirklich abwägig, doch wieso schickt sie ihn nicht weg oder lässt ihn sich umdrehen. Von wegen Schamgefühl und so. ich kenne keine Frau/Mädchen, der ich das zutrauen würde. Und dann noch der kleine Wet-TShirt-Contest, wenn sie wieder aus dem Brunnen steigt.

Hmm, mannstoll! ich habe auch einige Zeit über ein besseres Wort sinniert, eingefallen ist mir keines. Hast du etwas auf Vorrat für mich?

"Mannstoll" finde ich als Wort auch schrecklich. Aber zu dieser Zeit in dem Buch passt es schon ganz gut. Ich kenne dieses Wort hauptsächlich durch meine Mutter, sie ist 1924 geboren und es gehört zu ihrem festen Sprachschatz. War der Minirock zu kurz oder der Auschnitt zu groß, kam es glatt zum Einsatz. Mir fällt aber auch kein passenderes Wort ein.

http://www.duden.de/suche/inde…stoll&bereich=mixed&pneu= beschreibt mannstoll wie folgt...

manns|toll <Adj.> (ugs.): nymphoman

Aus dem täglichen Sprachgebrauch käme mir noch "(not)geil", "spitz", "rattig" oder "läufig" in den Sinn, was dem Buch aber kaum gerecht werden würde, da bleibe ich dann doch lieber bei "mannstoll".

Hallo,

tja - hier bei uns würde man wahrscheinlich "Buama-narrisch" sagen

Aber ich finde Cecilia`s Verhalten beim Brunnen überhaupt nicht seltsam. Ich denke sie ist mit Robbie gemeinsam aufgewachsen und sieht eine Art Bruder in ihm, daher ist sie auch nicht gschamig . Erst später wird sie daraufkommen, das sie in ihn verliebt ist....

Lieber kfir, Deine anderen Beschreibungen passen wirklich nicht soooo toll

Lg. Gabi