Kathy Hepinstall - Ein Hauch von Bittermandel / The Absence of Nectar

  • Kathy Hepinstall ist wieder ein atmosphärischer, verstörender und gleichzeitig komischer Roman gelungen, erzählt aus der Sicht der zwölfjährigen Alice, die nur eines im Sinn hat: Simon Jester loswerden!


    Die Geschwister Alice und Boone leben in der dauernden Angst, von ihrem Stiefvater Simon vergiftet zu werden. Beim Essen verständigen sie sich mit geheimen Zeichen: Der Reis ist okay, den hat Simon nicht zubereitet, zweimal zwinkern. Vorsicht aber mit dem Huhn! Danach liegen die beiden im Kinderzimmer und warten auf den Tod - sämtliche Gifte und ihre Symptome sind ihnen aus einschlägigen medizinischen Werken bekannt... Skurrile Ideen zweier phantasiebegabter Kinder? Die Sache sieht plötzlich anders aus, als eines Abends die Mutter panisch ins Zimmer stürmt und nur zwei Worte flüstert: „Rennt weg!“


    1a Lesetipp


    Das Buch gibt es inzwischen auch als günstige Taschenbuchausgabe.

  • Das war nochmal ein richtig guter Krimi, verstörend, packend, spannend und ganz anders als der normale amerikanische Thriller, auch mit komischen oder stillen Passagen und überraschenden Wendungen.
    Einziger Makel: Dass die Ich-Erzählerin erst 12 Jahre alt sein soll. Die Sprechweise, die Fähigkeit zu überlegen und zu analysieren passen eher zu einer 16-18jährigen.


    Wer darüber hinwegsehen kann und gern Krimis liest, bei dem nicht eine Täterermittlung und -suche im Vordergrund steht, dem wird das Buch sicher gefallen. Empfehlung. :thumright:


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe den Roman auch kürzlich in einem Rutsch durchgelesen - ja er ist sehr spannend und flüssig geschrieben. Er ist ergreifend, böse und irgendwie auch skurril. Die leicht ironische manchmal auch poetische Erzählweise finde ich sehr ansprechend.
    Zwar wird die Handlung gegen Ende schon recht abenteuerlich und etwas unrealistisch, aber zu diesem Buch passt das finde ich.
    Realistisch ist hingegen die passive, unselbständige Mutter gezeichnet, schrecklich diese Frau :roll:

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Zitat

    Original von Marie
    Einziger Makel: Dass die Ich-Erzählerin erst 12 Jahre alt sein soll. Die Sprechweise, die Fähigkeit zu überlegen und zu analysieren passen eher zu einer 16-18jährigen.


    Hat mich gar nicht gestört - im Gegenteil, ich fand das sehr gut. Bei der Familie hat das Mädel schnell erwachsen werden müssen.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Marie
    Einziger Makel: Dass die Ich-Erzählerin erst 12 Jahre alt sein soll. Die Sprechweise, die Fähigkeit zu überlegen und zu analysieren passen eher zu einer 16-18jährigen.
    Marie


    Habe das Buch seinerzeit blind nach dem Klappentext gekauft und war rundum begeistert.
    Angenehme Schreibweise/Übersetzung, streckenweise poetische Formulierungen, interessantes Thema, guter Spannungsbogen und eine Sichtweise voller ironischer Seitenhiebe und teilweise kindlicher Naivität an der Schwelle zum Erwachsenwerden.


    Den oben genannten 'Makel' konnte ich nicht erkennen. Eben durch die Tatsache, dass die Kinder, besonders das Mädchen, von der Mutter wenig Beachtung erfahren, lassen sie offener durch die welt gehen und mehr Erfahrungen sammeln und diese dann verarbeiten. Ich fand es stimmig.


    Ich kann das Buch nur empfehlen.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Wer darüber hinwegsehen kann und gern Krimis liest, bei dem nicht eine Täterermittlung und -suche im Vordergrund steht, dem wird das Buch sicher gefallen.


    Der Klappentext des Buches hat mich bereits gepackt und dieses Zitat von dir, Marie, unterstützt mich noch mehr in dem Vorhaben, dass Buch sofort auf meine Wunschliste zu setzen. :wink:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Vor einigen Jahre habe ich das Buch gelesen. Mir ist es in einer sehr guten Erinnerung geblieben.
    Ich habe damals das Buch zufällig entdeckt, und ohne großen Erwartungen mitgenommen, aber es hat mich sehr positiv überrascht.
    Eine bewegende Geschichte einer Familie, vor allem geht es aber, um die Kinder.
    Die unaufdringliche Erzählweise der Autorin und auch die Tatsache, dass sie es geschafft hat, bei all der Tragik und schlimmen Ereignissen, dennoch ein Hauch von Komik zu vermitteln, hat bei mir tiefe Eindrücke hinterlassen.
    Hat mir sehr gut gefallen. Auf meine Wunschliste stehen noch zwei weitere Bücher der Autorin. :)

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Die elfjährige Alice ist überzeugt, dass ihr Stiefvater Simon, ein gewalttätiger Typ und fanatischer Prediger, sie und ihren Bruder Boone umbringen will. Vergiften, genauer gesagt. Deshalb macht sie sich vorsichtshalber schlau über die Wirkungsweise diverser Gifte und die Möglichkeiten, deren Verwendung zu erkennen. Sicher ist sicher, denn von ihrer schwachen Mutter, die mit Simons Kind schwanger ist, haben die beiden bestimmt keine Hilfe zu erwarten.


    Boone ist ein sanftmütiger, etwas verträumter Einzelgänger, der wie besessen vom derzeit wohl berühmtesten Teenager in Texas ist, Persely Snow, die ihre Mutter vergiftet haben soll und nun mit wiederholten Ausbrüchen aus diversen psychiatrischen Anstalten immer wieder Schlagzeilen macht. Er hat sich in den Kopf gesetzt, sie zum Glauben an Gott zu bekehren, und schreibt ihr einen Brief nach dem anderen ... bis er eines Tages tatsächlich eine Antwort erhält.


    Es beginnt wie eines dieser vielen "Coming of Age"-Bücher aus dem Süden der USA, die meist in heißen Sommern spielen, altkluge Kinder oder Teenager zum Helden haben und von dysfunktionalen Familien erzählen. All das trifft hier auch zu. Alice ist eine kleine Klugscheißerin, nicht gerade die Liebenswerteste, aber eine Überlebenskünstlerin in einer Familie, in der nach der Trennung der Eltern gar nichts mehr stimmt. Weil ihr Bruder ein so ruhiger Vertreter ist, übernimmt sie für ihn die Verantwortung gleich mit, wenn es darum geht, sich vor den Übergriffen des Stiefvaters und der Passivität der Mutter zu schützen.


    Das erste, was ich unglaubwürdig fand, war Boones irre Leidenschaft für Persely Snow. Das passte irgendwie so gar nicht zu diesem Jungen. Und irgendwann war mir dann auch Simon zu eindimensional böse gegenüber seinen Stiefkindern und das ganze Umfeld zu übertrieben geschildert. Die fiesen Zwillinge aus der Nachbarschaft sind nicht einfach gemein, wie es Kinder manchmal sein können, sondern sadistische kleine Tierquäler, und ihre ältere Schwester hat bei einem Reitunfall natürlich so schwere Verletzungen erlitten, dass sie geistig auf den Stand eines Babys zurückgeworfen ist. Das war mir einfach zuviel des Guten bzw. Bösen.


    In der zweiten Hälfte entwickelte sich auch noch die Handlung in recht übertriebener Weise, unglaubliche Begegnungen, persönliche Entwicklungen und die tollsten Zufälle reihten sich aneinander. Zwar findet sich die Erklärung für Simons Handeln, aber sie wirkte sehr konstruiert. Gefallen hat mir allerdings der "Showdown" zum Ende hin, der konnte mich mit dem Ganzen wieder ein wenig versöhnen. Aber nur ein wenig.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Kathy Hepinstall - Ein Hauch von Bittermandel“ zu „Kathy Hepinstall - Ein Hauch von Bittermandel / The Absence of Nectar“ geändert.