Clive Barker - Fahr zur Hölle, Mister B. / Mister B. Gone

  • Klappentext:


    Leser hütet Euch ...
    Hierin liegt das Böse.


    "Mister B. Gone" markiert die langerwartete Rückkehr Clive Barkers, des MAkabren, zur klassischen Horrorgeschichte. Dieser knocheneinfrierende Roman, in welchem ein mittelalterlicher Teufel direkt mit dem Leser spricht - mit einem im einen Moment monströsen und dann wieder verführerischen Tonfall - ist eine niemals zuvor veröffentlichte Biographie, die vorgeblich im Jahre 1438 geschrieben worden ist. Der Dämon hat sich selbst in jedes Wort dieser Schreckenssaga eingebracht und damit das Buch selbst in einen gefährlichen Gegenstand verwandelt, durchtränkt mit Missgunst, die nur allzu bereit ist, sich loszureißen und seine Macht auszuüben.
    in einem brillianten und wirklich beunruhigenden Gewaltmarsch des Übernatürlichen begleitet "Mister B. Gone" den Leser auf eine intime und offenbarende Reise um die schockierende Wahrheit über den Kampf zwischen Gut und Böse zu enthüllen.


    Eigene Beurteilung:


    Ein wenig erinnert dieser Roman an C.S. Lewis Dienstanweisungen an einen Unterteufel. Zumindest was den Stil und die Sprache angeht. Inhaltlich und von der Handlungsführung ist dieser Roman eine Rückkehr zu den satirischeren Kurzgeschichten aus der Blutbücher-Reihe Barkers. Diese Kombination macht diesen Roman zu einem blutrünstigen Märchen für Erwachsene und dabei ist auch die Aufmachung der vorliegenden Ausgabe sehr genau auf den Inhalt abgestimmt - was wohl auch den Preis erklärt (und in meinen Augen rechtfertigt). Ein tolles Weihnachtsgeschenk - an einen selbst und an andere. :thumleft: :thumleft: :study: :thumright: :thumright: :twisted:

  • Ich habe das Buch auch vor ein paar Monaten gelesen, und ich muss sagen, ich bin mehr als ein wenig zwiespältig. Stilistisch macht Clive Barker m.E. so schnell keiner was vor. Seine Sprache ist an vielen Stellen beinahe poetisch und oft sehr bildstark, weshalb der Roman rein auf der sprachlichen Ebene durchaus ein großer Lesegenuss ist.


    Inhaltlich bin ich dagegen sehr enttäuscht - vielleicht war aber auch meine Erwartungshaltung an die Geschichte zu hoch, und ich habe den Fehler gemacht, zu wenig zu berücksichtigen, dass es eben ein Clive Barker-Roman ist. Von der ganzen Anlage der Geschichte her hatte ich am Anfang einen Entwicklungsroman erwartet, bei dem der kleine, hässliche und von seinen Dämonenkumpels (und seinem eigenen Vater) in der Hölle aufs Übelste gemobbte Jakabok Botch vor dem ganzen erlittenen Unbill in die Menschenwelt flieht und dort entdeckt, dass Dämonen (d.h. er selbst) auch gute Seiten haben, sodass er schließlich am Ende seinen eigenen Platz unter den Menschen findet, den er unter Seinesgleichen vergeblich gesucht hat.


    Gut, Barker macht ja von Beginn an kein Hehl daraus, dass der arme Jakabok in den Seiten des Buches gefangen ist, das der geneigte Leser gerade in Händen hält (diesbezüglich fand ich auch die fortdauernden, immer unflätigeren Beschimpfungen des "Buches" im Lauf der Geschichte zunehmend unangenehmer - zumindest ich hatte irgendwann keine Lust mehr, mir von einem Buch sagen zu lassen, dass es mir die Augen aussticht oder mir meine Haut in Streifen abzieht, wenn ich den darin gefangenen Dämon nicht unverzüglich freilasse, indem ich das Buch ins Feuer werfe; am Anfang war das noch witzig und innovativ, schließlich aber für mich mehr und mehr ermüdend, und es führt in meinen Augen dazu, dass die Geschichte an manchen Stellen unnötig unterbrochen und zerhackt wird.). Der Leser weiß also bereits am Anfang, wie die Geschichte letztlich endet, und dass Mr. B's hochfliegende Träume irgendwann einen derben Dämpfer erfahren werden.


    Allerdings hatte ich gehofft, dass der kleine Kerl zumindest ein wenig auch seine netten und freundlichen Seiten entdecken würde, und in dieser Hoffnung wurde ich leider enttäuscht. So bleibt der Protagonist der Geschichte eine Figur, die am Anfang unter der Grausamkeit ihres Vaters und der übrigen Dämonen leidet, nur um schließlich ihren Lebenssinn darin zu sehen, noch viel grausamer und widerlicher zu werden als diese. Hier hat Barker, wie ich finde, das Potential an psychologischer Entwicklung, das in der Geschichte gesteckt hat, nicht im Mindesten genutzt. Aber wie gesagt, vielleicht konnte man das von Barker auch nicht anders erwarten, und ich war von solchen Romanen wie "Abarat" einfach zu verwöhnt.


    Das Hineinzaubern Jakaboks in das Buch, das schließlich am Ende stattfindet, habe ich persönlich auch als einen relativ abrupten Schnitt empfunden, und ich hatte das Gefühl, dass die eigentliche Geschichte bis dahin noch gar nicht richtig angefangen hatte. Alles in allem muss ich sagen, dass mir von Clive Barkers umfangreicheren Horror-Romanen (im Gegensatz zu seinen "Bücher des Blutes"-Anthologien, wo er gerade als Kurzgeschichten-Schreiber m.E. teilweise brillant ist und so richtig Gas gibt) lediglich sein "Spiel des Verderbens" ganz gut gefällt. "Fahr zur Hölle, Mr. B." hat Passagen, die in meinen Augen in eine Horror-Kurzgeschichte hervorragend gepasst hätten. In einem ganzen Buch - vor allem in einem, bei dem das Setting geradezu nach einer psychologischen Entwicklung der Hauptfigur schreit - sind diese Stellen m.E. zwar gut, reichen aber für mich nicht aus, um die Schwachstellen des Romans auszugleichen.

  • Clive Barker - Fahr zur Hölle, Mister B.


    Meinung:
    'Fahr zur Hölle, Mister B.' ist mein erstes Buch von Clive Barker und ich habe einfach zugegriffen ohne mich vorher groß zu erkundigen. Ich bin ohne Erwartungen an das Buch heran gegangen und wusste auch nicht in welche Richtung Herr Barker so schreibt. Jetzt nach dem Lesen würde ich das Buch irgendwo zwischen Drama, Horror, Komödie, Fantasy und Romanze eingliedern.


    Ich kann auf alle Fälle behaupten, dass Herr Barker und der Übersetzer Joachim Körber ganze Arbeit geleistet haben. Die Geschichte liest sich gut und kommt stellenweise sehr poetisch rüber. Schreiben kann also Clive Barker schon mal.


    Womit ich nicht ganz klar gekommen bin, ist die Darstellung der Ereignisse und die Entwicklung des Protagonisten.
    Immer wieder machte Jakabok auf mich einen sehr naiven, kindlichen Eindruck. Er wollte zwar gern mehr sein als nur ein kleiner, unwichtiger Dämon, aber er konnte nicht aus seiner Haut und immer wenn man dachte er schafft es doch endlich, ist er wieder in sein unterwürfiges Verhalten zurückgefallen. Er war zwar immer mal wieder etwas präsenter in der Geschichte, doch so richtig ist ihm der Sprung zum erinnerungswürdigen Dämon nicht gelungen. Zwar erzählt er seine Geschichte, doch irgendwie ist er dann doch nur der Sidekick der Erzählung.
    Ab und an kamen mir auch die Ereignisse etwas albern vor, so z.B.: der erste Kuss am Auskochtopf, das Liebespaar hinter dem Stein, das Engelslicht in der Metzgerei usw. . Natürlich kann man diese Passagen auch witzig betrachten, aber dennoch haben sie für mich einen eher unpassenden, albernen Anschein gemacht.


    Was mir an der Geschichte gefallen hat war der Schreibstil. Er ist poetisch und fantasievoll. Mir hat die direkte Ansprache und die verzweifelte Aufforderung gefallen das Buch zu verbrennen. Auch die Drohungen und Bestechungsversuche fand ich unterhaltsam. In diesen Bereichen der Erzählung hatte ich stellenweise wirklich das Gefühl, dass Jakabok mir gegenübersitzt.


    Fazit:
    'Fahr zur Hölle, Mister B.' ist etwas anstrengend, aber auch eine wirklich gut zu lesende Geschichte. Sie ist irgendwo zwischen Horror, Fantasy, Drama, Romanze und Komödie/Satire anzusiedeln. Die Story läuft nicht ganz rund und ihr fehlen ein paar wirklich gute Höhepunkte. Wenn man aber etwas für etwas 'abgedrehte' Fantasy übrig hat, dann kann man sie sicherlich lesen. Es ist kein 'Superbuch' aber auch nicht wirklich schlecht.


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    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn