Mark Haddon - Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone/The Curious Incident of the Dog in the Night-Time

  • Dieser Roman ist schon durch seinen Erzähler besonders. Christopher hat offenbar das Asperger-Syndrom und Haddon bekommt es sehr gut hin, seine Leser in die Gedankenwelt eines solchen Menschen einzuführen, ohne dass man das Gefühl hätte, Christopher solle irgendwie in seiner Art dargestellt und vorgeführt werden. Nein, man glaubt es Haddon, dass sein Erzähler einfach ein Junge ist, der eine Geschichte zu erzählen hat, und man folgt ihm gespannt durch den Roman. Oftmals werden einem Zusammenhänge schneller klar als Christopher, weil dieser nicht zwischen den Zeilen lesen kann bei dem, was andere ihm erzählen, dann wieder hilft ihm aber gerade sein Sinn für Logik weiter bei des Rätsels Lösung.
    An diesem Roman ist nicht nur die Handlung interessant, vor allem ist er auch durch die Erzählweise, die Haddon gewählt hat, einfach etwas Besonderes. Ein Buch, das ich bestimmt wieder lesen werde.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren auf Deutsch und dann noch einmal auf Englisch gelesen. Auch mir hat die Erzählsicht gut gefallen und ich musste doch oft über Christophers Denkweise schmunzeln (ohne mich über ihn lustig zu machen). Schön fand ich auch die Gestaltung des Buches, vor allem das kaum lösbare Matherätsel am Ende. :scratch:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Schön fand ich auch die Gestaltung des Buches, vor allem das kaum lösbare Matherätsel am Ende.

    Beim Durchblättern vor dem Lesen dachte ich noch: "Oha, das kann ja was werden!", aber ich fand es toll, wie das Rätsel dann in dem Roman erwähnt wurde und Siobhan zu Christopher sagte, dass

  • An die Textstelle kann ich mich gar nicht mehr erinnern, aber es passt. :lol:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Jetzt bin ich wegen euch extra aufgestanden und hab nachgeguckt -
    wie sehr man so ein Matherätsel doch verdrängen kann! :-,
    Und ich glaube, damals habe ich das nur quergelesen...


    Was mich allerdings fasziniert hat, war

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx

  • Christopher Boone ist 15, interessiert sich brennend für Raumfahrt, Technik und Mathematik, beherrscht Primzahlen bis in den Tausenderbereich und hat generell ein umwerfendes Faktengedächtnis. Dafür findet er Berührungen sehr unangenehm und tut sich schwer, die Mimik anderer Menschen richtig zu deuten.


    Seit seine Mutter vor zwei Jahren aus dem Krankenhaus nicht zurückgekehrt ist, lebt er allein mit seinem Vater in einer englischen Kleinstadt, in der eigentlich nie etwas passiert – bis eines Tages der Hund der Nachbarin tot in deren Vorgarten liegt, aufgespießt von einer Mistgabel.


    Christopher, zu dessen großen Vorbildern Sherlock Holmes zählt, will wissen, wieso der Pudel so grausam zu Tode gekommen ist, so sehr, dass er sogar seine Scheu überwindet, mit Fremden zu reden, einige weitere Verbote seines Vaters übertritt und schließlich in der Tat einige verblüffende Entdeckungen macht.


    Man denkt es sich schon gleich, was mit Christopher los ist, er hat das Asperger-Syndrom, eine milde Form des Autismus. Gemäß seiner Faszination mit Ordnung, Zahlen und Fakten sind die Kapitel nicht mit fortlaufenden Zahlen, sondern mit der Primzahlenfolge überschrieben, und in seinen Bericht über das, was geschehen ist, streut er kleine Wissenshäppchen ein, die ihm gerade einfallen. Zu großen Gefühlsäußerungen ist Christopher nicht imstande, aber er schildert seine durchaus vorhandenen und tiefen Emotionen auf seine eigene eindringliche Weise.


    Zum Ende hin nutzt sich die Erzählweise aus dem Blickwinkel eines Asperger-Patienten ein wenig ab, dennoch ist diese eine originelle Idee, die für meine Begriffe auch glaubwürdig umgesetzt wird (wenn ich mich recht entsinne, hat der Autor Berufserfahrung auf dem Gebiet). Manchmal nervt Christophers Zwanghaftigkeit regelrecht, aber der Einblick in seine merkwürdige Gedankenwelt hilft auch, Kinder und Jugendliche mit solchen Störungen besser zu verstehen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch jetzt auch beendet und muss sagen: ein echter Geheimtipp! :D
    Man lernt den autistischen Christopher beim Lesen so gut kennen, wie es selten ein Autor mit einer derart komplexen Hauptperson schafft!
    Ein Buch, dass ich am liebsten in einem Zug durchgelesen hätte, aber so habe ich mich jedesmal richtig aufs Weiterlesen gefreut!
    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: ,5 Sterne für dieses berührende und trotzdem unterhaltsame Buch, den halben Stern ziehe ich ab, weil mir der Schluss dann etwas verwirrend erschien und etwas vom leichtlesbaren Stil bis dahin abweicht.

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Dieses Buch wurde in einer Leserunde unseres Städtchens vorgeschlagen und so kam ich dazu, es zu lesen und diese Beiträge neu zu entdecken.


    Zunächst fand ich das Thema eines etwas „anderen Kindes/Jugendlichen“, mit dem Asperger-Syndrom interessant: Versuch einen Menschen mit einer Behinderung von innen her zu verstehen!? Ein gutes Unternehmen! Das gelingt in weiten Teilen sehr gut, und viele von Euch waren anscheinend beeindruckt, so etwas die Innenwelt eines Autisten/eines Menschen mit Asperger-Syndrom zu erahnen.


    Mit zunehmender Lektüre fragte ich mich, ob das in der gewählten Ich-Erzählung gelingen kann oder nicht Fragen aufwirft. Ohne genau dieses Krankheitsbild zu kennen fand ich mich immer skeptischer bei der Beurteilung, wie Christopher nicht nur seinen Alltag schildert, sondern quasi auch Erklärungen seines Verhaltens, ja, seiner Probleme gibt, die eine große Distanziertheit zu sich selbst verlangen. Ist das vereinbar mit einem gewissen Anspruch auf Objektivität? Entspricht das den Möglichkeiten eines Betroffenen? Ich weiß es nicht.


    Dies fand ich besonders zutreffend in den drei, vier Kapiteln, die der Ich-Erzähler also dem „unsinnigen, dummen Glauben“ widmet. Da frage ich mich, ob hier also ein „Kranker“ (=Christopher) spricht, oder nicht eher der Autor etwas aufdrängen will, nämlich seinen Atheismus. Leider genügen einige dieser eher ideologischen Stellen, um zumindest mir den Genuss des Restes etwas zu verleiden... In diesen Bereichen werden die Geschichte und der Junge quasi instrumentalisiert.


    Und auf der Suche nach Dokumenten zu dieser Frage stoße ich auf diese Aussage von Haddon selbst:
    (…) However, Haddon has stated on his website that he knows "very little about the subject", and that he "slightly regrets" that the term "Asperger syndrome" appeared on the cover of his book. Moreover, he had done no research about autism before writing the novel. Rather, he recommends that one read works by people who have Asperger syndrome themselves. (Quelle http://en.wikipedia.org/wiki/Mark_Haddon )


    (Solch einen autobiographischen Bericht findet man z.B. bei John Elder Robison - Schau mich an! Mein Leben mit Asperger. )
    Als Gegengewicht mag man anführen, dass er – laut Random House – mit körperlich und geistig behinderten Menschen (ohne Präzisierung) gearbeitet hätte.


    Es gab also durchaus die Möglichkeit, eventuell bei guter Dokumentation aus einer neutralen Erzählerperspektive hier was Gutes vorzulegen. Leider konnte der Autor meines Erachtens nicht Beschreibung und Kommentar auseinanderdividieren und hat er sich von einigen seiner Überzeugungen hinreißen lassen und verliert somit, in gewissem Sinne, an Glaubwürdigkeit in der Erzählung.


    Schade drum! Und mich hat es etwas traurig gestimmt.


    Ich verstehe nicht, dass die deutsche Übersetzung nur von den „superguten Tagen“ spricht, einer Episode des Buches und kaum eine Beschreibung der eigentlichen Handlung! Der englische Buchtitel spricht vom Ausgangspunkt dieser Geschichte: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time: (also ungefähr so etwas wie:„Der merkwürdige Zwischenfall mit einem Hund zur Nachtzeit“).

  • Da bin ich wohl auch drauf reingefallen! Ich muss zugeben, dass ich teilweise schon sehr "blauäugig" bin und einfach davon ausgehe, dass jemand, der Autismus zum Thema eines Buches macht, sich eingehendst mit der Materie beschäftigt hat. Ich bin vielleicht etwas idealistisch, aber für mich sind ernstzunehmende Schriftsteller doch ein wenig so etwas wie eine "moralische Instanz". Wenn ich jetzt aber lese, dass Haddon sich kaum mit Autismus beschäftigt hat dann muss ich ihm unterstellen, mit diesem Buch gutes Geld auf Kosten von Leidtragenden zu machen. Das ist mir schon einmal untergekommen, und zwar bei Anthony McCarten "Superhero" - auch dort scheint sich der Autor nur am Rande mit der Thematik befasst zu haben und hat die Krebserkrankung als Aufhänger für seine Story genommen.


    Aber das ist so eine Grundsatzdiskussion, welchen Anspruch man an ein Buch stellt. Ich lese nicht nur aus reinem Zeitvertreib, sondern ich will was erfahren, meinen Horizont erweitern, über andere Lebens- und Denkweisen erfahren und erwarte mich auch, dass ein Autor mit genügend Sorgfalt recherchiert und nicht irgendwelche Hirngespinste oder wage Vorstellungen vor sich gibt, dafür gibt es ja das Genre "SF".

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Öh..., ich möchte Herrn Haddon nicht direkt vollkommene Ignoranz der Krankheit vorwerfen. Ein Mindestmaß an Wissen muss wohl da sein: aber er benützt meines Erachtens eine uns alle berührende Ausgangssituation und baut dann andere Stränge ein. Er schafft es nicht, beim Erzählen und Beschreiben zu bleiben, sondern läßt den Jungen oft, insbesondere in den ersten zwei Dritteln, sein Handeln quasi erklären. Und handfeste moralische, bzw. weltanschauliche Urteile fällen, die aber eher die Haddons zu sein scheinen. Ich weiß nicht, ob das so ablaufen kann, zumal Christopher anscheinend 15 Jahre alt ist?
    Vielleicht bin ich einfach auch zu sensibel, wenn gewisse Stichworte und schon oft gehörte (Vor-)Urteile fallen. Dann können einige so angebrachte Meinungen für mich die Freude am Buch vermasseln.

  • So, ich habe das Buch zu Weihnachten bekommen und es heute beendet:


    Im Verlaufe von Christophers Ermittlungen erfährt man beim Lesen eine Menge darüber, wie manche Asperger-Betroffene die Welt um sich herum wahrnehmen, welche Prioritäten sie im Leben setzen und warum es für sie eigentlich nicht wirklich möglich ist, ohne Betreuung zurecht zu kommen. Trotz eines großen Talents für Mathematik kann Christopher dies nämlich eindeutig nicht.


    Christopher selbst erfährt in seinen Ermittlungen gleichfalls einige Dinge über sich selbst und besonders über die Menschen in seiner direkten Umgebung und er stellt fest, dass die Welt der Menschen um ihn herum noch wesentlich unruhiger und unsteter ist, als er dies zuvor befürchtet hat.


    Wenn man sich – nach der Lektüre oder dem Sehen von „Rain Man“ – noch intensiver mit den Wahrnehmungen von Asperger-Betroffenen beschäftigen möchte, dann ist dieses Buch sicherlich hervorragend dafür geeignet. Christopher lebt in einer sehr sehr eigenen Welt und hat darin Träume für die Menschheit, die ziemlich erschreckend sind. Da seine Empathie stark eingeschränkt ist, ist er überaus egozentrisch und dadurch naturgegeben auch sehr egoistisch – weil er eigentlich nicht anders kann. Das ist zum Teil sehr verstörend zu lesen – wenn auch stellenweise mit einem gewissen Schmunzeln. Aber für mich in erster Linie verstörend.

  • Kompliziert (und dennoch oft interessant) waren für mich allerdings die mathematischen oder physikalischen Ausführungen in den einzelnen Kapiteln - ich mag weder Zahlen noch konnte ich mich je mit Physik anfreunden


    Auch mir hat die Erzählsicht gut gefallen und ich musste doch oft über Christophers Denkweise schmunzeln (ohne mich über ihn lustig zu machen). Schön fand ich auch die Gestaltung des Buches, vor allem das kaum lösbare Matherätsel am Ende.


    Meine Matura (Abitur) ist nun doch schon mehr 20 Jahre her, bei einigen Ausführungen konnte ich folgen, seine Examensaufgabe war mir jedoch eindeutig zu hoch. Ich war direkt erfreut, dass es im "Anhang" erklärt wurde und ich mich nicht währen des Buches durchkämpfen musste.


    Das Buch war für mich ein sehr gutes Buch, vor allem in Bezug auf die Herangehensweise, die Welt auch mal von der "anderen" Seite zu sehen. Wie werden gewisse Dinge wahrgenommen, wenn man am Asperger-Syndrom leidet?
    Das beinhaltet auch die in einigen Beiträgen hier angeführten Kritikpunkten, dass ein Junge mit Asperger das nicht so beschreiben würde, weil er sich nicht so selbst reflektieren würde. Diese Kritikpunkte verstehe ich zwar, unterschreibe sie aber nicht, weil es für nicht Betroffene so einfacher ist, sich ein wenig hineinzuversetzen, und das ist diesem Buch meiner Meinung nach sehr gut gelungen.


    Insgesamt habe ich dieses Buch als sehr empfehlenswert empfunden, einziges Manko für mich war, dass die detektivische Komponente (wie es für mich der Klappentext versprach) ein bißchen zu wenig Platz fand.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • So, das war jetzt das zweite und absolut letzte Buch von Mark Haddon, das ich angelesen habe und nicht einmal über die ersten vierzig Seiten hinausgekommen bin. In Das rote Haus hat mich der pseudo-leidvolle Seufz-Realismus entsetzlich abgestoßen. Bei Supergute Tage finde ich ja die Idee ganz nett, dem Innenleben eines Autisten mehr Gedanken widmen zu wollen, aber es ist doch von vornherein klar, dass es bei einem Versuch bleiben wird, denn es scheint zu wenig aussagekräftige Forschungsergebnisse bezüglich Ursache, Hirnfunktionen etc. bisher zu geben. Dass Autisten die meisten Signale in der menschlichen Kommunikation nicht zu deuten vermögen, stellt das bekannteste Symptom des Autismus dar. Soweit, so gut.
    Was ich nun überhaupt nicht verstehe: warum will Haddon nun ausgerechnet das Asperger-Segment innerhalb des Autismus beleuchten, also jemand mit ganz speziellen, außergewöhnlichen Fähigkeiten? Und er wählt ausgerechnet jemanden mit besonderen logischen Fähigkeiten? Wenn gleich im ersten Kapitel das Wort "Primzahlen" gefallen ist und die Kapitelnummerierungen mit "2, 3, 5 ..." beginnen, dann braucht man niemanden mehr, der einem diesen Sachverhalt erklärt. Das ist nur ein Spielchen, das Intelligenz vorgaukeln soll, aber wird ein Autist mit einem angeblichen Faible für "Wahrheit" wirklich in einer simplen Durchnummerierung Zahlen überspringen? Das ist doch eine Auslassung und würde nach den paar in den ersten Kapiteln vorgestellten gedanklichen Prinzipien nach Christophers Definition eine Lüge darstellen, oder nicht?
    Und bei der allerersten Grafik in Kapitel 17, die unsere Galaxie Milchstraße darstellen soll, hätte ich gleich das Buch wegschmeißen mögen, denn er setzt die Sonne ganz außen in die Galaxie als Scheibe, wogegen die Sonne in Wirklichkeit das Zentrum der scheibenförmigen Milchstraße in etwa einem Viertel Entfernung der Gesamtausdehnung umkreist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Das widert mich von vornherein an, dass da jemand mit einer durchschnittlichen Intelligenz so tut, als könne er ein überdurchschnittlich Logik-begabtes Gehirn mimen.


    Da jetzt weiterzulesen und nur noch zu suchen, wo Haddon überall Unstimmigkeiten hineinbringt (und vielleicht meinte der Autor selbst noch, wie clever er doch eigentlich sei :puker: ), um den Leser kritiklos zum "Oh, ah, so ist das!" zu bringen, ist mir wirklich zu doof.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen und insgesamt gefiel es mir ganz gut. Ich betrachte die Geschichte tatsächlich als "Geschichte" und nehme gewisse Logikfehler, die hier angesprochen wurden, nicht zum Anlass, meine Bewertung zu verschlechtern. Wer etwas über Autismus lernen möchte, der muss sich wohl an Fachliteratur wagen und dieses Buch erhebt nunmal nicht den Anspruch, sich in dieses Genre einzureihen.


    Aber nun zu meiner Meinung: Mir gefiel die Handlung sehr gut und die Seitenhiebe auf mathematische Phänomene fand ich sehr interessant (weil ich sie größtenteils selber schon kenne :wink: ). Ich gebe zu, dass ich die gesamte Zeit eine gewisse Distanz zum Erzähler gefühlt habe, weil ich keine eigene Erfahrung mit Autismus habe. Das hat mich aber nicht davor bewahrt, die Handlung sehr interessiert zu verfolgen, bis

    Das war für mich so ein Bruch, weil es eigentlich um die Hundemordermittlung gehen sollte. Zumindest dachte ich das. Und ab der Stelle ging alles viel zu schnell und überhastet.
    Irgendwie haben die letzten 50 Seiten das ganze Buch für mich ruiniert :-?


    Schön fand ich auch die Gestaltung des Buches, vor allem das kaum lösbare Matherätsel am Ende. :scratch:


    Es ist schon lange her, dass ich so eine einfache Aufgabe hatte (wenn du das Dreieck meintest) :P:friends:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Es ist schon lange her, dass ich so eine einfache Aufgabe hatte (wenn du das Dreieck meintest)


    Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, was da für ein Rätsel abgedruckt war. Aber dass deine Mathekünste meine bei Weitem übersteigen, hast du ja im Wichtel-Thread schon anschaulich unter Beweis gestellt. :totlach:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • meine Meinung:
    Eine wundervolle und einfühlsame kleine Geschichte. Dem Autor gelingt es hervorragend, aus Sicht eines Teenagers mit Autismus zu erzählen.
    Christopher ist 15 Jahre, 3 Monate und 2 Tage alt, als er den Nachbarshund Wellington tot im Garten findet. Erstochen mit einer Mistgabel. Da er diesen Hund als einen Freund betrachtet, beginnt er, Nachforschungen anzustellen, um den Hundemörder zu finden. Dies ist als Autist nicht so einfach, da er bestimmten Regeln folgen muss, z. B. widerstrebt es ihm eigentlich, mit Fremden zu reden, Hilfe von Fremden anzunehmen und sich mit anderen Menschen in engen Räumen aufzuhalten. Trotzdem gelingt es ihm, einen Weg zu finden, den Mord am Nachbarshund aufzuklären und gleichzeitig einige Geheimnisse seiner Familie aufzudecken.
    Christopher hat es nicht leicht im Leben. Er lebt allein mit seinem Vater und muss, trotz seiner Intelligenz, eine Sonderschule besuchen. In dieser Schule gibt es allerdings Siobhan, eine Lehrerin, die ihn versteht und fördert. Diese ist es auch, die ihm geraten hat, seine Erlebnisse bei der Tätersuche als Buch aufzuschreiben.
    Sehr schön finde ich die zahlreichen Zeichnungen und Skizzen Christophers. Er liebt Mathematik und Physik und erklärt sich und uns damit die Welt. Auch Stadtpläne, Wohnungsgrundrisse und Fahrpläne werden von ihm analysiert, damit er sich besser zurechtfinden kann. Toll sind auch die zahlreichen Mathe-Aufgaben inkl. seiner Abituraufgaben. Alles zum Nachrechnen geeignet. Am besten hat mir seine Erklärung des Weltalls und der Sterne gefallen. So könnte aus seiner Sicht das Sternbild Orion auch ein Dinosaurier sein! :)


    Bewertung:
    Ich empfehle dieses Buch jedem, der auf warmherzige und leicht humorvolle Art mehr über Autismus erfahren und jedem, der eine tolle Geschichte über einen liebenswerten Teenager lesen möchte.
    Von mir bekommt das Buch die volle Punktzahl. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Es ist mein Monatshighlight. :thumleft:

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem

  • Ich habe abgebrochen - ich habe tatsächlich ein Buch nach 50 Seiten abgebrochen, das passiert mir eigentlich nie. :roll: Und dabei ist es nicht mal die Geschichte oder der Themeninhalt, sondern ganz klar der Stil des Buches. Wenn ich auch nur noch einen weiteren Absatz lesen müsste, der aus "I said" - "She said" - "He said" besteht, dann müsste ich wohl laut schreien :pale: Hätte ich Lust auf Aufsätze im Stil eines Grundschülers, dann hätte ich den Lehrerberuf ergriffen - hab ich aber nicht :wuetend: Das geht nicht, das halte ich keine weiteren 170 Seiten aus. Basta, finito, habe fertig!