Robert Löhr - Das Erlkönig-Manöver

  • Klappentext:
    Im Februrar 1805 setzt eine bunte Truppe im Schutz der Dunkelheit über den Rhein: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiler, Achim von Arnim und Bettine Brentano sowie Heinrich von Kleist und Alexander von Humboldt. Ihr Aufrag: den wahren König von Frankreich aus dem französisch besetzten Mainz zu befreien. Ihr Gegner: Napoleon Bonaparte, der mächtigste Mann der Welt.


    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt sehr spannend und abenteuerlich mit einer zünftigen Wirtshausprügelei zwischen Goethe und Schiller auf der einen und einigen Bauern auf der anderen Seite.
    Im dem Stil geht der Roman weiter, ständig gibt es überraschende Wendungen, allerdings wird es irgendwann ermüdend. Die Sprache ist der Zeit angepaßt worden ( "Ich fühle mir das innerste Gebein zerschmettert") aber man gewöhnt sich nach einger Zeit daran.
    Mir war es irgendwann zuviel an Verrat und Betrügereien, das Buch wird dadurch etwas langatmig.

  • Hallo Hermia!


    Das Buch hört sich nach dem Klappentext zu schließen ja sehr interessant an!


    Ein anders Buch von Robert Löhr " Den Schachautomat" hatte ich in der Buchhandlug auch scjon öfter in der Hand und mir überlegt, ob ich ihn kaufe.


    Vielleicht wage ich mich mal, wenn ich wieder Zeit dazu finde, an "Das Erlkönig-Manöver" , auch wenn du in deiner Rezension schreibst, dass es langatmig ist.


    Ist es trotz der Langatmigkeit lesenswert?


    Grüße von
    Lilie

    Ein Leben ohne Bücher ist möglich - aber nur halb so schön!

  • Lilie
    Ich muss sagen, unbedingt muss man es nicht lesen. Die Geschichte lebt doch sehr von der Tatsache, dass Menschen wie Goethe & Schiller als Agenten auftreten. ;)

  • Anno 1805 zieht eine kleine erlesene Schar in geheimer Mission aus, um den französischen Thronfolger vor der Gefangennahme durch Napoleon zu bewahren. Das "Sonderkommando" besteht aus keinen Geringeren als Goethe, Schiller, Alexander von Humboldt, Achim von Arnim und Bettine Brentano, die in einer waghalsigen Nacht-und-Nebel-Aktion auf französischem Terrain ihren Auftrag ausführen wollen. Diesen hatten sie bei einem denkwürdigen Zusammentreffen von einer zusammengewürfelten Gruppe von Anhängern des ehemaligen Königs Ludwig XVI. erhalten.


    Das Ganze gestaltet sich noch abenteuerlicher, gefährlicher und langwieriger, als man sich hätte träumen lassen, lange Aufenthalte unter freiem Himmel, Kämpfen mit bewaffneten Gegnern, die kein Pardon kennen, und Auseinandersetzungen innerhalb der kleinen Verschwörertruppe eingeschlossen.


    Eine Warnung vorab: wer sich daran stört, unsere deutschen Dichterfürsten in der Rolle von durchaus handfest agierenden Actionhelden zu sehen, sollte dieses Buch gar nicht erst anfassen!


    Manche Actionszenen waren in der Tat ein bisschen zu filmreif und das Schlusskapitel ein bisschen dick aufgetragen, aber davon abgesehen hatte ich einen Heidenspaß mit dieser herrlich zusammenfabulierten und illuster besetzten Räuberpistole, bei der ich nebenbei auch noch einiges an deutscher und französischer Geschichte gelernt habe. Robert Löhr gelingt die Synthese aus Slapstick, Action und dem kreativen Spiel mit Klassikerzitaten auf das Schönste. Die politische Lage der damaligen Zeit bleibt ebensowenig ausgespart wie der Streit zwischen den verschiedenen Strömungen in der Kunst, und sprachlich trifft Löhr den richtigen Ton, ein wenig altertümelnd, aber jederzeit lesbar, und mit Ironie und bissigem Witz, der bisweilen ein wenig an Kästner erinnert.


    Ein gescheiter, bekloppter, wunderbarer Lesespaß für Leute, die Klassiker und entsprechende Anspielungen kennen und mögen - aber bitteschön ohne verstaubten Respekt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Über den Autor:
    Robert Löhr, geboren 1973, ausgebildeter Journalist und Drehbuchautor, lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und Theaterstücken verfasste er die Romane »Der Schachautomat«, »Das Erlkönig-Manöver« und »Das Hamlet-Komplott«. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt. (Quelle: Piper Verlag Autorenseite)


    Buchinhalt:
    Goethe bekommt 1805 vom sächsischen Kurfürsten den Auftrag, den französischen Dauphin und rechtmäßigen König aus seiner Gefangenschaft in Mainz zu befreien, um Napoleon stürzen zu können. Er schnappt sich seinen Freund Schiller und zieht los. An ihre Fersen heftet sich dann Heinrich von Kleist, unterwegs gesellt sich Alexander von Humboldt zu ihnen und in Frankfurt holen sie ihre Freundin Bettine Brentano und deren verlobten Achim von Arnim ab. Zu sechst begeben sie sich nun etwas kopflos in das Abenteuer. Wird es ihnen gelingen, den Jungen zu befreien und in Sicherheit zu bringen?


    Meine Meinung:
    Dieser Roman beginnt schon witzig mit einer Wirtshausschlägerei, die Goethe provoziert (das große Genie war nicht nur liebenswert) und in deren Verlauf er und Schiller Prügel beziehen und Fersengeld geben müssen. Die großen Geister ziehen im Verlauf der Geschichte quer durch Deutschland, erst von Sachsen über Frankfurt nach Mainz, und dann wieder quer zurück. Dabei durchqueren sie u.a. Spessart und Kyffhäuser, die Häscher immer auf den Fersen. Zum großen Showdown kommt es dann in Hildburghausen, dem berühmten Rückzugsort der Dunkelgräfin. Mehr möchte ich auf keinen Fall verraten, sonst geht der Lesespaß für alle Interessierten verloren.


    Der Autor Robert Löhr beherrscht „seine“ Klassiker wie ich es noch nie erlebt habe. Die Zitate überschlagen sich, immer passend gesetzt, und reichen von klassischer Literatur bis hinein in unser heutiges Leben.

    Bewundernswert! Das Buch ist spannend und witzig, die „Genies“ werden von einer ganz anderen Seite gezeigt als nur von ihrer Geistesgröße. Sie zanken und streiten, sind einfach menschlich.


    Für mich persönlich war der Spaß noch darin gegeben, dass ich geistig mitreisen konnte durch die Gegend zwischen Frankfurt und Mainz, in der ich aufgewachsen bin. Das gab natürlich einen besonderen Reiz, wenn ich las, dass die Flüchtenden nur 5 km an meinem Heimatdorf vorbei Richtung Osten spurteten um den Häschern zu entgehen. Ich machte mir dann noch zusammen mit einer Freundin die Arbeit, auf Zitatensuche zu gehen. Keine Ahnung, ob wir alle fanden oder ob wir da nicht doch noch welche unerkannt übersehen haben......


    Hier noch ein Zitat aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das dieses Buch meiner Meinung nach sehr treffend beschreibt (vielleicht besser, als ich es ausdrücken konnte):
    Zwischen den Abgründen des Lächerlichen zur Linken und des Geschmacklosen zur Rechten plaziert Löhr einen literar-historischen Thriller, der Klamauk mit Tiefe verbindet und hinreißend zu lesen ist, weil er nicht nur die Sinne, sondern auch Herz und Verstand angenehm beschäftigt. Er hat jene doppelte Optik, von der Nietzsche einmal sprach, für die Massen und für die Snobs, und vermag die gröbsten wie die feinsten Bedürfnisse zu befriedigen.


    Mein Fazit:
    Eine phantastische Idee, eine „Geheimdienstmission“ durch große Ikonen der Romantik durchführen zu lassen und diese dabei menschelnd durchs Leben ziehen zu lassen. Ich hatte einen Heidenspaß beim Lesen. Deshalb: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • danke Brigitte für's umsetzen :winken:ich hatte ja nachgeschaut, aber wenn man natürlich den Artikel am Anfang des Buchtitels vergisst, dann kann man den besten Thread nicht finden :pale: kommt nicht wieder vor

  • Ich habe das Buch erst jetzt gelesen und fand es einfach schön.
    Der Roman glänzt mit intelligentem Witz, Sachverstand (es geht um geschaffene Literatur, um die baldige Vermählung von Achim von Arnim und Bettine Bretano, am Ende um Schillers Tod - alles nachvollziehbare Fakten) und Abenteuer. Es macht einfach Spaß, mit Goethe nach Mainz zu reiten, mit Schiller während eines Gefechts in den Rhein zu stürzen ...


    :winken: Andreas

  • Die Zitate überschlagen sich, immer passend gesetzt, und reichen von klassischer Literatur bis hinein in unser heutiges Leben.

    Wir haben dieses Buch in meinem Lesekreis gelesen und meine Freundin und mich packte damals der Ehrgeiz, die Zitate ausfindig zu machen - witzigerweise fand sie die meisten Schiller- und ich die Goethe-Zitate. :loool: Es ist eine lange Liste entstanden ohne Garantie auf Vollständigkeit - aber wen es interessiert, was wir alles so entdeckt haben, der kann gerne einen Blick in unsere Liste werfen. Ich musste sie geteilt einscannen, da sonst die Datei zu groß wurde :wink:

  • Mein Dank gilt diesmal Squirrel die mich auf dieses wundervolle Buch mit ihrer Rezension aufmerksam gemacht hat :friends:
    Alle Leser die gerade die klassische deutsche Literatur lieben sollten sich dieses Buch unbedingt kaufen und natürlich lesen! Robert Löhr´s historischer Roman versteht es voller Witz und Ironie die zwei grossen Dichter Goethe und Schiller vollkommen anders da stehen zu lassen. :wink: :wink:
    Mir hat es ausgesprochen gut gefallen, über so manche Textpassage musste ich nicht nur schmunzeln, sondern herzlich lachen. Vielleicht sollte dieses Buch auch mal im Deutschunterricht vorgestellt werden, damit manch Schüler sehen kann, das klassische deutsche Literatur nicht unbedingt "staubtrocken" sein muss.


    ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Was für eine Roman-Idee: Goethe wird von seinem Landesfürsten beauftragt, den von den Deutschen gehassten Napoleon daran zu hindern, den möglichen französischen Thronfolger, der die Französische Revolution doch überlebt hat, zu ermorden. Der Weimarer Dichterfürst schnappt sich Kollege Schiller und den reiseerfahrenen Alexander von Humboldt, holt in Frankfurt Bettine Brentano und Achim von Arnim dazu, und schlägt sich mit seinen Kameraden prügelnd und schießend durch gen Westen Richtung Mainz.


    Ertrinkt unser Schiller?


    In der von den Franzosen besetzten Stadt herrscht Wilder Westen! Unter viel Geballer und reichlich Pulverdampf gelingt die Befreiung von Louis-Charles, dem totgeglaubten Sohn des guillotinierten Königs Ludwig XVI – auch mit Hilfe des rauflustigen Draufgängers Heinrich von Kleist, der unterwegs zu den Gefährten stieß. Auf dem Rückweg (eine waghalsige Flucht!) wird weiter heftig geschossen, eine Kutsche samt Brücke gesprengt, und Schiller landet im eiskalten, winterlichen Rhein…


    Dichter-Action anno 1805


    Dichter und Denker als echte Actionheroes anno 1805, die sich blutige Nasen holen, immer mal wieder eins über den Schädel bekommen – und dennoch in Städten und in der Einöde der Wälder allen Gefahren trotzen, ja Spaß haben an wagemutigen Aktionen und weder Tod noch Teufel scheuen.


    Von Lug und Wahrheit


    Historisch gesehen ist die ganze Verschwörungsgeschichte natürlich reichlich abwegig (in Wahrheit war Goethe ein Napoleon-Verehrer), doch der Autor macht das wett durch viele feine Zitate und oft spöttische Dialoge bei den Ränkespielen der sechs ungleichen Charaktere untereinander. Schließlich prallen in dem Buch, das ist die interessante Nebengeschichte, die Geisteswelten der Klassik und Romantik wortwitzig aufeinander!