Chapter III + IV

  • Kapitel 3:


    Ich bin gespannt, ob die Lebensumstände, Kindheit, das Aufwachsen ohne Mutter und beim Großvater für Dorian noch zumTragen kommen. Besonders nun, da wir wissen, der Großvater war dafür verantwortlich das Dorian Vater starb und seine Mutter über diesen Kummer wohl auch gestorben ist.


    Lord Henry hält da eine ziemlich üble Trumpfkarte in den Händen und ich bin gespannt ob er diese absichtlich oder unabsichtlich spielen wird.


    Ich bin kein Freund von Psychospielchen und schon gar nicht mag ich es wenn andere Menschen einen anderen besitzen oder nach ihrem Gutdünken formen wollen.


    Der Rest des Kapitels hat sich sehr hingezogen, was ich als sehr langatmig verstand.


    ***


    Kapitel 4:


    Dorian hat sich verliebt in Sibyl Vane. Ich fand die Bemerkung bzw. Frage von Lord Henry sehr passend zu dem was uns das Kapitel verraten hat. Wann ist Sibyl Vane Sibyl Vane ?
    Dorian hat sich in Schönheit, möglicherweise nur in seinen Augen, verliebt. Er kennt sie gar nicht. Umso überraschender der letzte Satz des Kapitels, der die Verlobung und die nachfolgende Hochzeit ankündigt.


    Ich vermisse ein wenig die guten Seiten an Lords Herny. Bisher war da nicht viel.


    In Bezug auf den Theaterleiter, dem Juden, lässt Oscar Wilde sich ganz schön aus. ;-)

  • Das dritte Kapitel fand ich auch stellenweise etwas langatmig. Lord Henry, der ganz zu Anfang noch irgendwie sympathisch erscheint, wird durch sein manipulatives Verhalten schon irgendwie unheimlicher. :pale: Faszinierend daran ist, dass ihm dies zum Beispiel bei dem Essen bei Agatha alle Leute sagen, aber sich doch niemand ihm wirklich entziehen kann (deswegen die Einladungen, die er bekommt).


    Deutlich wird auch, dass Henrys Einfluss bereits so groß ist, dass Dorian sich von Basil abwendet und seine Zeit nicht mehr unbedingt mit ihm verbringen will.

  • Ich bin auch der Meinung, dass Dorian sich nicht in Sibyl Vane verliebt haben kann - wie sollte er auch, er kennt sie selbst ja gar nicht! :wink: Und ich denke, Dorian gefällt sich in der Rolle, Konkurrent zu einem Shakespeare-Helden zu sein, die ihm als heldenhafte Figuren erscheinen:


    Zitat

    She is all the great heroines of the world in one. She is more than an individual. You laugh, but I tell you she has genius. I love her, and I must make her love me. [...] I want to make Romeo jealous. I want the dead lovers of the world to hear our laughter, and grow sad. I want a breath of our passion to stir their dust into consciousness, to wake their ashes into pain.


    Die Nachricht am Ende, dass die beiden heiraten werden, kommt wirklich sehr plötzlich. Ich finde es interessant, wie das einerseits so beiläufig, ganz kurz erwähnt wird, andererseits aber genau da das Kapitel zu Ende ist und man automatisch stoppt und denkt: wie bitte? 8-[

  • Zitat

    Original von Strandläuferin
    Ich finde es interessant, wie das einerseits so beiläufig, ganz kurz erwähnt wird, andererseits aber genau da das Kapitel zu Ende ist und man automatisch stoppt und denkt: wie bitte? 8-[


    Ich glaube die Beiläufigkeit ist der Grund warum der Leser an dieser Stelle innehält und überlegt ob er was überlesen hat.
    Ich habe den letzten Absatz dann noch mal gelesen gehabt. Die Nachrcht schlug bei mir ein wie eine Bombe.
    Ein Ähnliches Gefühl hatte ich in den drei folgenden Kapiteln ebenfalls. Manchmal geht alles so schnell, dass man aufpassen muss es nicht zu überlesen. :mrgreen:

  • Ja, das stimmt. Ich kannte das Buch zwar schon, aber ich hab trotzdem ein paar Mal das Gefühl gehabt, dass alles sehr schnell ging... :cyclopsani:
    Daran sieht man irgendwie, wie besessen Dorian von dieser Idee ist... man hatte ihn gar nicht so ernst genommen, bis das passierte, finde ich. :)

  • Ich habe soeben das dritte und vierte Kapitel ebenfalls beendet - ich mag dieses Buch wirklich sehr - und muss sagen, dass sich meine Befürchtungen, den Charakter Lord Henry's betreffend, bewahrheitet haben. :pale:
    Ich denke, dass der einzige Zweck des dritten Kapitels darin besteht, aufzuzeigen, wie bezaubernd Lord Henry reden und überreden kann und Leute damit in seinen Bann und häufig auch auf seine Seite zieht - selbst wenn man eigentlich anderer Meinung ist. :idea:
    Und es zeigt die persönlichen Abgründe Lord Henry's auf. Denn es wird ja gesagt, dass er aus Dorian etwas nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten will - also hat er zumindest einen kleinen Gottkomplex - und er verschafft sich auch Informationen über Dorian's Vergangenheit, die er GARANTIERT noch ausnutzen wird - auf die ein oder andere Weise.
    Ich hoffe sehr, dass Dorian zu einem starken, unabhängigen (wenn vielleicht auch bösen) Charakter wird und Lord Henry ordentlich zeigt, wo es langgeht! :twisted:


    Ansonsten ist zum dritten Kapitel zu sagen, dass es die Gesellschaft Englands zu der damaligen Zeit aufzeigt und dass alles im Grunde genommen nur vorurteilbeladenen Schwätzer waren. :-({|= Auch von Lord Henry erwarte ich nicht sehr viel mehr. Er mag einen fürchterlichen Charakter haben, aber wenn man sich seinem Charme entzieht und ihm gewaltig den Marsch bläst, bleibt bestimmt nicht viel von ihm ürig - alles nur heiße Luft. :-#


    Beim Lesen fällt mir auch immer wieder auf, dass Oscar Wilde sehr viel Wert auf die Beschreibungen von Natur (seien es der Garten von Basil, die Blumen oder sonstiges) gelegt hat und dass die Ausführungen die Natur betreffend auch immer ausführlich, fast liebevoll sind. :flower:
    Ich frage mich, ob das damit zu tun hat/haben soll, dass Dorian ja von Natur aus eine unvergleichliche Schönheit (eben perfekt) ist - es wird ja auch immer wieder auf die Schönheitsideale und Lehren der alten Griechen hingewiesen! :-k


    Im vierten Kapitel, das sag ich ehrlich, habe ich mich tierisch aufgeregt!
    *dampfender Kopf hab* :evil:
    Erstens gefällt mir ÜBERHAUPT NICHT wie Lord Henry einem IMMER ins Wort fällt, besonders wenn man versucht, ihm zu erklären dass bzw. warum man anderer Meinung ist und zweitens hasse ich es, wie abfällig er von Frauen spricht!
    Ich bin keine allzu emanzipierte Frau (ich mag es z.B. wenn Männer einem die Tür aufhalten, einen heimbringen etc. - bin zu verwöhnt von den Amerikanern :dwarf: ), aber so abfällige Sachen zu sagen von wegen wir seien nur dekorativ und hätten keine eigene Meinung, nichts zu sagen etc. und das dann auch noch in so einer arroganten und überzeugten Weise zum Ausdruck zu bringen, das überspannt den Bogen viel zu sehr.
    Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass Lord Henry's Frau schrecklich im Sinne von nervtötend zu sein scheint! Alleine die Beschreibung, wie krampfhaft sie versucht modisch und auffallend zu sein, es dann aber in einer peinlichen Art und Weise ist! Der Vergleich mit dem Paradiesvogel im Regen hat mir in diesem Zusammenhang gefallen. :mrgreen:
    Oder auch Lord Henry's Ausführungen darüber, dass Treue und angeblich echte Liebe Quatsch seien und nur das Scheitern der Vorstellungskraft etc. (ihr habt's ja selbst gelesen) bedeuten und belegen fand ich grauenvoll.
    Zu diesem Zeitpunkt fing ich sogar an, Lord Henry zu bemitleiden.
    Bemitleiden dafür, dass er so wenig Gutes in der Welt sehen kann und sich so sehr vor den guten Dingen verschließt, weil sein eigener Horizont, sein Vertrauen und seine eigene Vorstellungskraft nicht weit genug gehen, um der Liebe (nur als Beispiel) eine Chance zu geben.


    Da fällt mir ein, dass ich Lord Henry's Aussage "Dumb but Innocent" irgendwie passend fand für Dorian - zu dem Zeitpunkt eben noch. :loool:


    Und ich denke, dass das mit der Verlobung von Dorian wirklich absichtlich nur am Rande erzählt wurde, weil es (meiner Meinung nach) für die spätere Handlung auch nicht soooo wichtig sein wird. Wie Lord Henry sagte: Dorian wollte sie und er hat sie sich genommen. Letztendlich hörte es sich für mich so an, als wäre Dorian ein zum ersten Mal verliebter Teenager (was er im übertragenen Sinn ja wohl auch ist). Ich fand es trotzdem süß, dass er allen dummen und bösartigen Anspielungen Lord Henry's zum Trotz darauf besteht, dass Sibyl etwas besonderes ist. Dennoch glaube ich nicht, dass es für die Handlung noch stark zum Tragen kommen wird - ich erwarte eigentlich, dass Sibyl sogar bald wieder "verschwindet" (auf die ein oder andere Art). Vielleicht bricht das Dorian sogar das bis dahin romantische Herz - und sei es auch nur, weil ich ehcter Charakter nicht seinen Vorstellungen entspricht oder weil Lord Henry sich einmischt.
    Das erinnert mich übrigens (um die Sache abzurunden) an die Liebesgeschichte von Dorian's Eltern! :cherry:

    Einmal editiert, zuletzt von FallenAngel ()

  • Zitat

    Original von FallenAngel
    Beim Lesen fällt mir auch immer wieder auf, dass Oscar Wilde sehr viel Wert auf die Beschreibungen von Natur (seien es der Garten von Basil, die Blumen oder sonstiges) gelegt hat und dass die Ausführungen die Natur betreffend auch immer ausführlich, fast liebevoll sind. :flower:
    Ich frage mich, ob das damit zu tun hat/haben soll, dass Dorian ja von Natur aus eine unvergleichliche Schönheit (eben perfekt) ist - es wird ja auch immer wieder auf die Schönheitsideale und Lehren der alten Griechen hingewiesen! :-k


    Ich denke schon; wird nicht sogar explizit auch von Narziss gesprochen? :-k


    Zitat

    Original von FallenAngel
    Und ich denke, dass das mit der Verlobung von Dorian wirklich absichtlich nur am Rande erzählt wurde, weil es (meiner Meinung nach) für die spätere Handlung auch nicht soooo wichtig sein wird. Wie Lord Henry sagte: Dorian wollte sie und er hat sie sich genommen. Letztendlich hörte sich für mich das Geschwätz von Dorian auch nur nach einer zeitlich begrenzten Romanze/Besessenheit an - schon alleine, weil die Schauspielerin nicht ewig gut aussehen wird; irgendwann wird er das Interesse verlieren. Aber es zeigt, dass Dorian sich nimmt, was er will. Bei uns sagt man: "Was er im Kopf hat, das hat er nicht in den Füßen" und das setzt er auch durch.


    Zu dem Zeitpunkt ist Dorian meiner Meinung nach noch nicht so. Er ist noch sehr in dieser romantischen Vorstellung verhaftet, mit einer Shakespeare-Heldin verlobt zu sein. Deswegen will er Sibyl. Sie selbst kennt er ja gar nicht.
    Dorian empfindet für Sibyl in etwa dieselbe Bewunderung wie Basil für ihn.
    Aber zur Wichtigkeit der Verlobung... :wink:

  • Zitat

    What matter what the cost was? One could never pay too high a price for any sensation.


    :shock:
    Ich muss zwar leider gestehen, dass das heutzutage (und damals vermutlich auch) unglücklicherweise zutrifft. Dennoch ist es immer wieder schockierend.
    Und es enthüllt uns die wahre Natur Lord Henrys'!


    Hoffentlich lässt Dorian ihn dafür bluten!

  • Nein bestimmt nicht, werde artig sein, werde auch kein weiteres Kommentar darüber verlieren (nicht mal in Spoilern), ich versprech's! [-o<
    *Katzenkulleraugen mach*

  • Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt total unbeliebt mach: Mir gefällt Lord Henry irgendwie immernoch ;) Natürlich zeigt er in Kapitel 4 einige seltsame Ansichten, aber er schafft es einmal mehr alle mit seiner Art in seinen Bann zu ziehen.


    Die Ehe von Lord Henry scheint ja wirklich mehr als nur oberflächlich zu sein, wenn seine Frau sogar die meisten von Lord Henrys Ansichten nur über seine Freunde erfährt. Mit

    Zitat

    <...> no woman is a genius. Women are a decorative sex. They never have anything to say, but they say it charmingly.


    hat er sich hier wohl die letzten Sympathien verscherzt. Und bevor ich hier Schläge bekomm: Nein, ich stimm Lord Henry da nicht zu ,)


    Die Art wie Dorian sich in Sybill "verliebt", lässt sich doch eigentlich mit der "Liebe" von Lord Henry oder Basil zu Dorian vergleichen. In keinem Fall geht es wirklich um die Person an sich. Dorian wird wegen seiner Schönheit geliebt, bei Sybill scheint Dorian ja eher ihre Verkörperungen auf der Bühne zu lieben - anders kennt er sich ja eigentlich auch nicht:

    Zitat

    "When is she Sybill Vane?" - "Never."


    Ob es eigentlich Zufall ist, das Sybilles Nachname stark an "vain", also eitel/eingebildet erinnert....?
    Die (wirklich sehr beiläufige) Nachricht der Verlobung überrascht am Ende des Kapitels schon sehr, vor allem weil sich die zwei ja eigentlich gar nicht kennen.


    Der Jude im Theater kommt bei Wilde wirklich nicht gut weg, im Kapitel vorher die Amerikanerinnen ja auch nicht so wirklich.

  • Ohja, Wilde hat es nicht so mit Nicht-Briten wie es scheint - finde ich auch irgendwie doof. :-?
    Ich finde, bisher geht es in dem ganzen Buch nur um Oberflächlichkeiten und Vergänglichkeit - passend zu dem Gedicht am Anfang eben - habt ihr das eigentlich auch?