Alexander Scheer - Kinder einer Revolution

  • Leider komme ich erst heute dazu und auch da kann ich nur mit den ersten beiden Geschichten aufwarten und werde voraussichtlich auch erst wieder am Sonntag dazukommen, da ich wieder zwei Tage weg bin.



    Ich persönlich habe mit Drogen nie etwas zu tun gehabt, kenne aber einige Söhne von Freundinnen, die Drogen konsumieren und wo ich auch die Geschichten sozusagen live mitbekomme. Zum Teil leider auch in extremster Weise.


    Was Sucht angeht, da habe ich schon eine sehr gute Vorstellung, da ich Jahrzehnte lang geraucht habe und dann von einem Tag auf den anderen aufgehört habe, allerdings ohne Komplikationen bzw. Entzugserscheinungen. Ich habe einfach den richtigen Tag erwischt und rauche nun seit 8 Jahren nicht mehr und bin sehr froh darüber. Alkohol wird bei uns schon konsumiert, aber eben im normalen Rahmen und meist nur bei Festivitäten.


    Nun zu Alexander Scheer. Vorweg finde ich es ganz hervorragend, dass Jörg Böckem so emotionslos und neutral erzählt, als ob es nur so im Vorübergehen passiert wäre, dadurch lässt es sich sehr gut lesen. :thumleft:


    Bewundernswert ist natürlich, wenn man aus dieser Sucht wieder rausfindet. Was mich allerdings wundert, dass er „…in den Sommermonaten noch immer die eine oder andere rauschverlorene Nacht verbringt…“ und trotzdem nicht rückfällig wird. Das finde ich sehr erstaunlich, noch dazu wo er ausnahmsweise aus einer intakten Familie kommt. Die Einstellung, die er ja noch immer vertritt, in der U-Bahn schwarz zu fahren und nicht gerne einen Eintritt zu bezahlen, kann ich allerdings nicht verstehen. :-?


    Ich wüsste außerdem sehr gerne, wie seine Eltern zu ihm gestanden sind, er hat sie ja dann nicht mehr erwähnt, auch nicht, als er wieder in die Heimat gekommen ist, was ich sehr schade finde. Hätte gerne gewusst, was aus ihnen geworden ist, ob sie in Berlin geblieben sind. :roll:


    PS: Auch ich möchte meine Hochachtung für die offenen Beiträge hier ausdrücken. Das finde ich wirklich sehr mutig. :cheers:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

    Einmal editiert, zuletzt von Helga ()

  • hallo liebe leserunde,


    sorry, dass ich mich erst so spät zu wort melde, ich hatte technische probleme in sachen anmeldung. ich versuche in den nächsten tagen, zu den bisher gelesenen kapiteln kurze kommentare beizutragen. leider kann ich nicht auf die vielzahl der beitrage im besonderen eingehen. großen respekt für alle, die hier so eindrucksvoll und ehrlich von ihren erfahrungen berichten.


    zu scheer: sicher fällt diese geschichte etwas heraus, da es sich mehr um eine rauschgeschichte denn eine suchtgeschichte handelt. mir war wichtig mit dieser biografie zu ezigen, dass drogenkonsum nicht automatisch zu einer lebensbedrohlichen sucht führt.


    allerdings ist scheer ein grenzgänger, ich denke, so, wie er lebt kann er nur in einem biotop wie es theater/film darstellt auf dauer klar kommen, sein leben ist immer noch ehr rauschaft. er hat einfach den drogenrausch gegen einen anderen eingetauscht (und wer die theaterwelt kennt, weiß dass da auch keine völlige drogenfreiheit herrscht.)


    im nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen, diese geschichte später im buch zu platzieren.


    was denken die leser?


    arrogante drogies ist ein lustiger begriff! (obwohl ich davon überzeugt bin, dass einige von denen, die scheinbar alles im griff haben, sich mit mehr problemen herumschlagen, als sie zugeben wollen)


    vielen dank für die vielen lobenden worte zu meinem buch!


    gruß, jörg böckem

  • Zitat

    Original von Autor
    im nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen, diese geschichte später im buch zu platzieren.


    was denken die leser?


    Ich hätte mir die Geschichte von Alexander vielleicht mehr in der Mitte des Buches gewünscht. Ganz einfach um mal etwas positives zwischen den ganzen traurigen, aufwühlenden Geschichten zu lesen. :wink:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • @ Helga, mir ging es ähnlich. Ich finde dieses fehlende Unrechtsbewusstsein einem rebellierenden Teenager angemessen.


    @ Autor, das meine ich ja,

    Zitat

    allerdings ist scheer ein grenzgänger, ich denke, so, wie er lebt kann er nur in einem biotop wie es theater/film darstellt auf dauer klar kommen, sein leben ist immer noch ehr rauschaft. er hat einfach den drogenrausch gegen einen anderen eingetauscht (und wer die theaterwelt kennt, weiß dass da auch keine völlige drogenfreiheit herrscht.)


    In der Therapie wird das Suchtverlagerung genannt. ;)


    Aber was ich immer denke, vielleicht bin ich da auch übervorsichtig, wenn das mit dem Theater mal nicht so erfolgreich läuft, was kommt dann.

  • Hallo zusammen,


    leider hatte ich in der Uni noch ziemlich viel zu tun und konnte mich deshalb noch nicht eher an der Leserunde beteiligen (und bin auch mit dem Lesen noch nicht so weit gekommen :uups: ).


    Zunächst mal möchte auch ich, meinen Hut vor so viel Mut und Ehrlichkeit der Teilnehmer/innen der Leserunde ziehen =D>


    Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so richtig, was ich hier noch groß sagen soll, denn ihr habt mir größtenteils aus der Seele gesprochen und ich könnte die meisten Aussagen durchaus unterschreiben.



    Was ich vorweg nehmen sollte, ist die Tatsache, dass ich persönlich noch keine Erfahrungen mit Drogen gemacht habe (und es auch nicht vor habe). Ausgenommen ist der Alkohol.
    Dazu muss ich sagen, dass ich das nicht ganz so drastisch sehe wie die meisten hier.


    Zitat

    Original von Schoenchen
    Für mich beginnt die Sucht immer dort, wo man einen Kontrollverlust hat, Dinge tut die man eigentlich nicht will, anderen schadet und nicht mehr aktiv sein Leben lebt, sondern es von Drogen leben lässt.


    Ich weiß zwar, dass aus medizinischer Sicht regelmäßiger Alkoholkonsum schon als Sucht bezeichnet wird, ich sehe das ebenfalls etwas anders.
    Wenn man gerne ein Feierabend-Bier trinkt, aber auch ohne weiteres ohne dieses Bier auskommen kann, dann bezeichne ich es persönlich noch nicht als Sucht.


    Ich selber trinke hin und wieder gerne Alkohol aber eben in Maßen.
    Für gewöhnlich trinke ich unter der Woche keinen Alkohol (außer es steht ein Geburtstag an zu dem man anstößt oder ein besonderer Anlass wie eine bestandene Prüfung etc. ;) ) am Wochenende trinke ich aber gerne mal einen Cocktail oder ein gutes Glas Wein.



    Wie gesagt, mit anderen Drogen bin ich glücklicherweise noch nicht in Berührung gekommen, auch in meinem Freundeskreis oder in meiner Verwandtschaft ist das kein Thema.
    Natürlich rauchen einige Personen um mich herum und ich finde auch das es sich dabei um eine Sucht handelt, allerdings weiß ich nicht so recht ob ich den Begriff Droge und Zigaretten in Zusammenhang bringen kann ?!




    Zu dem Buch möchte ich sagen, dass ich es trotz des "schweren Themas" als sehr locker zu lesen empfinde, ich finde den Schreibstil von Jörg Böckem sehr angenehm :thumleft:



    Zu Scheer:
    Ich hätte wie schon erwähnt auch eher vermutet, dass der Grundstein für eine Alkohol- oder Drogensucht bereits im Elternhaus gelegt wird. Sei es, dass die Eletrn die Sucht "vorleben" oder die Kinder in irgendeiner Weise schlecht behandelt werden.
    Aber wie man sieht kann es auch genau anders laufen!


    Ich war während dem ganzen Lesen erstaunt, wie locker Scheer mit der Drogensucht umgeht und das er es als "Spaß haben & das Leben genießen" einordnen kann.
    Allerdings dachte ich die ganze Zeit "Klar, er meint zwar das es Spaß ist, aber wenn er davon wegkommen möchte, wird er sehen wie tief er schon in die Sucht gerutscht ist!"
    Umso erstaunter war ich dann, wie "einfach" er dieses ekzessive Leben beenden konnte und sich in das nächste Abenteuer gestürzt hat.
    Wobei ich auch denke, dass er wie bereits erwähnt einfach in den nächsten Rausch eingetaucht ist.


    Zitat

    Original von Helga
    Was mich allerdings wundert, dass er „…in den Sommermonaten noch immer die eine oder andere rauschverlorene Nacht verbringt…“ und trotzdem nicht rückfällig wird.


    Das finde ich auch erstaunlich aber auch irgendwie bewundernswert!



    Zitat

    Original von Jörg Böckem
    im nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen, diese geschichte später im buch zu platzieren.
    was denken die leser?


    Ich für meinen Teil fand es "als Einleitung" genau richtig :thumright:

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


    Momentan :study: Black Dagger - rauf und runter!


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!(Albert Einstein)

  • Leider bin ich heute erst dazu gekommen dieses Buch zu beginnen.
    Ich frage mich bei Scheer allerdings, was aus ihm geworden wäre, wenn er nicht so erfolgreich am Theater gewesen wäre, ob er trotzdem den Absprung geschafft hätte. Es soll ja wirklich Menschen geben (wie Schoenchen auch schon erwähnt hat), die nach Lust und Laune Drogen nehmen können und auch wieder problemlos damit aufhören können. Aber das ist wohl eine ganz kleine Minderheit.
    Ich persönlich habe keinerlei Drogenerfahrung. Bin da auch nie groß mit in Kontakt gekommen. Als Jugendliche hatte schon manchmal auf einer Party jemand einen Joint, aber es hat mich nie groß gereizt diese oder andere Drogen auszuprobieren.
    Bin schon ganz gespannt auf die nächsten Geschichten.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Zitat

    Original von Autor
    allerdings ist scheer ein grenzgänger, ich denke, so, wie er lebt kann er nur in einem biotop wie es theater/film darstellt auf dauer klar kommen, sein leben ist immer noch ehr rauschaft. er hat einfach den drogenrausch gegen einen anderen eingetauscht (und wer die theaterwelt kennt, weiß dass da auch keine völlige drogenfreiheit herrscht.)


    Das ist natürlich richtig, in diesen Bereichen ist der Drogenkonsum verstärkt vorhanden, genau so wie in der Musikbranche.


    Zitat

    im nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen, diese geschichte später im buch zu platzieren.


    was denken die leser?


    Ich denke, wenn jemand gar keine oder nur wenig Ahnung von Drogen hat, ist diese Geschichte ein sehr guter Einstieg.




    Zitat

    Original von jannmaat
    Aber was ich immer denke, vielleicht bin ich da auch übervorsichtig, wenn das mit dem Theater mal nicht so erfolgreich läuft, was kommt dann.


    Ich möchte fast wetten, dass er dann wieder bei den Drogen landet, weil ihm einfach der "Rausch" fehlt.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Ich muss ja zugeben, dass mir der Name "Alexander Scheer" erstmal zwar bekannt vorkam, mehr aber nicht. Dann habe ich beim Lesen gedacht, dass mich seine Geschichte von der Atmosphäre her irgendwie an "Sonnenallee" erinnert hat, nun gut, als ich dann drauf gestoßen wurde, dass er der Darsteller ist... :uups: .


    Ich hatte auch das Gefühl, dass diese warnende Stimme, von der berichtet wird, sehr stark war, was ich bewundernswert finde. Vielleicht war es aber auch ein bisschen so, dass der Abstieg von Hinze ein Warnsignal war, dass ihn vor seinem eigenen Absturz bewahrt hat? (Denn eine "warnende Stimme" haben andere ja auch, zum Beispiel Laura.)


    Der Stil des Buches gefällt mir echt gut. Der Autor schafft es mit ganz einfachen Mitteln, Bilder im Kopf entstehen zu lassen und Atmosphäre zu schaffen. Echt beeindruckend.


    Dass die Geschichte über Scheer ganz am Anfang steht, finde ich persönlich gut. Wenn sie nach all den schlimmen und traurigen Geschichten am Ende gestanden hätte, hätte es auf mich eher so gewirkt wie: "Guckt mal her, aber der ist stärker als ihr, der hat es geschafft!" - Und das war so nicht der Fall. Es stimmt natürlich, dass er einen Rausch gegen einen anderen getauscht hat. Trotzdem ist es eine positive Geschichte mit Happy End, was man für andere nicht sagen kann...
    Ich fand es deswegen gerade gut, dass es mit dieser Geschichte anfing. :thumleft: