Alexander Scheer - Kinder einer Revolution

  • Da ich gestern schon geschmökert habe und jetzt gerade gnädigerweise etwas Zeit zum Schreiben, schildere ich nun kurz meine Eindrücke.


    Erst einmal muss ich vorweg bemerken, dass mir Alexander Scheer als Sprecher des Hörbuchs "Lass mich die Nacht überleben" positiv aufgefallen ist. Ich hätte schwören können das Böckem selbst liest. Jetzt dämmert mir auch warum Scheer so authentisch lesen konnte, er selbst hat ähnliche Erfahrungen gemacht... okay ein guter Schauspieler ist er auch ... :wink:
    Jedensfalls eine tolle Leistung und ein sehr eindrucksvolles Hörbuch.


    Nun zu diesem Buch:
    Ich denke mal fast jeder in dieser Runde hat, im Bekanntenkreis vom Hörensagen, hautnah oder selbst, Erfahrungen mit Sucht gemacht. Ich selbst gehöre zu denen, die dieses Tal persönlich erkundet haben. Da wir ja hier über Sucht sprechen, möchte ich auch offen sein. Meine Drogenkarriere (bescheuertes Wort) ähnelt etwas der von Alexander Scheer, nur bin ich nach dieser Zeit nicht berühmte Schauspielerin, sondern Mutter von zwei Kindern geworden (nee, sicher nicht leider! O:-) ). Ich bin durch die selben Berliner Clubs gezogen (E-Werk, Tresor/Globus, Bunker...) auch fast zur selben Zeit, Anfang der 90er Jahre, habe meinen Körper mit haufenweise Ecstasy, Koks, LSD, Speed malträtiert und das einige Jahre lang. Allerdings war bei mir der Fun-Faktor nicht so extrem wie bei Scheer, war doch schon eher Sucht.
    Glücklicherweise ging es mir relativ bald körperlich (von psychisch werde ich jetzt gar nicht erst anfangen) so schlecht, das mir schnell die Wahl zwischen Weitermachen und Weiterleben gestellt wurde. Ich hatte mich einige Male vollgepumpt mit E ins Bett gepackt und wäre fast nicht mehr wach geworden. Also entschied ich mich für das Leben und habe mit allem aufgehört (Rauchen eingeschlossen). Mit dem ein oder anderen gesundheitlichen Souvenir aus dieser Zeit lebe ich noch heute.


    Alexander Scheers Beispiel ist eines von denen, das ich neidvoll den arroganten Drogenkonsum nenne. Warum?
    Weil er einer von denen ist, die sagen : "Ich benutze die Droge, nicht die Droge mich"
    und... die das sogar so durchziehen! Die stark genug waren die Grenze zum echten Sumpf nicht zu überschreiten und die eine schöne Erinnerung an ihre "Sturm und Drang Phase" behalten und auch noch kreative Kraft für ihr Leben und ihre Arbeit daraus ziehen können. Chapeau!
    Diese Art von Drogenkonsum ist aber eher ein "Glücksfall", denn ob und wie man den Absprung schafft, weiß man leider erst hinterher. :wink:

  • Ich habe gestern im Vorfeld "Lass mich die Nacht überleben" begonnen. Und heute dann mit unserem Leserunden Buch angefangen.


    Bisher habe ich solche Drogen Themen immer vermieden und nie über meine Vergangenheit gesprochen. Nun fühle ich mich aber duch die beiden Bücher von Jörg Böckem wieder in meine Jugend zurück versetzt und ich hätte nicht gedacht das dieses Thema noch so tief sitzt.


    Ich möchte euch hier keineswegs mit meinem Leben Nerven oder lang und breit davon erzählen. Aber dies möchte ich doch los werden:


    Mein Bester Freund, der aus der damaliegen Zeit noch zu meinen Freunden gehört hat vor gut 2 Jahren wieder angefangen zu kiffen und er gerät immer tiefer hinein. Mein Cousan war früher in der selben Clique und hat dann irgendwann mit den "härteren" sachen aufgehört und nun kifft er seid 12 Jahren täglich.


    Was ich nun zu Alexander Scheer sagen möchte, weiß ich noch nicht. Mir schwirrt so viel im Kopf, dass muss ich erstmal ordnen.

  • Zitat

    Original von Lovely
    Ich möchte euch hier keineswegs mit meinem Leben Nerven oder lang und breit davon erzählen.


    Ich denke mal das ich hier für alle in dieser LR sprechen, dass dies sicher nicht der Fall sein kann oder wird. Es ist jedem natürlich überlassen wie viel er über seine Erfahrungen und/oder Gefühle preisgeben will, aber der Sinn eines solchen Buches und auch einer solchen LR ist es doch Diskussionen und Erfahrungen auszutauschen. Ich finde es also klasse und keinesfalls nervig, wenn Du über Dich schreibst...


    Zitat

    Original von Lovely
    Mein Cousan war früher in der selben Clique und hat dann irgendwann mit den "härteren" sachen aufgehört und nun kifft er seid 12 Jahren täglich.


    Ich denke doch mal, ohne eine Diskussion über weiche Drogen anzufangen, dass man beim Kiffen, oder auch bei mäßigem Alkoholkonsum stark differenzieren muss. Mein Stiefpapa kifft seit 30 Jahren täglich und ist mopsfidel, andererseits kann natürlich auch das Kiffen und selbstverständlich besonders Alkohol zum Kontrollverlust führen.
    Allerdings klingt Deine Schilderung schon nach jemanden der statt der täglichen Pulle Bier vor der Glotze einen Joint raucht. Nicht schön, aber auch nicht bedrohlich.
    Kann mich natürlich auch irren...

  • Zitat

    Original von Schoenchen


    Ich denke doch mal, ohne eine Diskussion über weiche Drogen anzufangen, dass man beim Kiffen, oder auch bei mäßigem Alkoholkonsum stark differenzieren muss. Mein Stiefpapa kifft seit 30 Jahren täglich und ist mopsfidel, andererseits kann natürlich auch das Kiffen und selbstverständlich besonders Alkohol zum Kontrollverlust führen.
    Allerdings klingt Deine Schilderung schon nach jemanden der statt der täglichen Pulle Bier vor der Glotze einen Joint raucht. Nicht schön, aber auch nicht bedrohlich.
    Kann mich natürlich auch irren...


    Natürlich ist das nicht weiter bedrohlich, aber er hat 2 Kinder und eine Frau die das Kiffen nicht unterstützt. Sie haben so wenig Geld das er sich regelmässig Geld bei seinen Eltern leihen muss. Er fängt Morgens schon an, wenn er aufsteht geht er als erstes in den Keller um zu Kiffen Abends geht er vorm schlafen noch einmal in den Keller. Und so läuft es den ganzen Tag. Wenn er mal nichts zu Rauchen da hat wird er Agressiv und dreht völlig durch. Ich finde die Grenze zu "nicht bedrohlich" ist weit überschritten, oder nicht?


    Zitat


    Ich denke mal das ich hier für alle in dieser LR sprechen, dass dies sicher nicht der Fall sein kann oder wird. Es ist jedem natürlich überlassen wie viel er über seine Erfahrungen und/oder Gefühle preisgeben will, aber der Sinn eines solchen Buches und auch einer solchen LR ist es doch Diskussionen und Erfahrungen auszutauschen. Ich finde es also klasse und keinesfalls nervig, wenn Du über Dich schreibst...


    Okay, dann werde ich mal schildern wie es bei mir war. Zu aller erst muss ich sagen das ich seid der Grundschule extrem gehänselt wurde und kaum Freunde hatte, weil ich "Die Glasknochen" Krankheit habe. Ich war die meiste Zeit bei meinem Cousan der genau neben uns gewohnt hat. Ich gerriet also in diese Clique und habe meinen ersten Joint mit 14 geraucht. Mit ca. Anfang 15 habe ich dann auch andere Dinge genommen, LSD, Ecstasy, Speed, Koks. Ich hatte es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle und es war mir egal was ich da nehme oder von wem. Mit 18 landete ich dann im Krankenhaus weil ich mich so zugedröhnt hatte das mein Körper das nicht mehr mitgemacht hat. Meine Eltern waren mitten in der Scheidung, unser Haus sollte verkauft werden und meine Beste Freundin zog nach Essen. Für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen. Die ganze Zeit über hatte ich einen Freund der immer wieder versucht hat mich daraus zu holen, heute bin ich mit ihm verheiratet.


    Ich bin froh davon weg zu sein, denn sie Drogen haben mir ziemlich viel zerstört. Ich habe mit 16 die Schule geschmissen. Nachdem ich dann davon weg war habe ich eine Ausbildung gemacht und mein Leben wieder in den Griff bekommen. Aber meine Meinung ist das egal, ob Kiffen oder LSD, Drogen machen das Leben kaputt. Und ich bin heilfroh das ich das so überstanden habe. [-o<

  • Ihr Lieben,


    beim Tasche packen habe ich eine kurze Pause eingelegt und nun doch die erste Geschichte schon gelesen.


    Schoenchen: Ich finde es sehr mutig, dass du hier so offen über deine persönlichen Erlebnisse der Vergangenheit sprichst. Ich bewundere deine Kraft bzw. besser den Willen dich für das Leben entschieden zu haben und dich deiner Sucht zu stellen.


    Ich selber habe mit Drogensüchtigen wie Alexander Scheer noch keine Berührung in meinem Leben gehabt - allerdings stehe ich dem Alkoholkonsum meiner Familie sehr ablehnend gegenüber. Ich würde nicht sagen, dass sie schlimm süchtig sind, aber es geht halt auch nicht ohne - Alkohol gehört zu jedem Familientreffen dazu. Letztens waren meine Eltern bei meinen Großeltern zum Kaffeetrinken und innerhalb der 3 Stunden hat meine Mutti alleine eine Flasche Rotwein getrunken. Ich finde das schon schlimm, zumal selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass man zum Kaffee oder Mittag nur Alkohol trinken möchte - mein Opa fragt immer nur nach dem alkoholischen Gteränkewunsch und ist dann enttäuscht, wenn man "nur" Wasser oder Saft trinkt. Ich persönlich habe echte Probleme mit betrunkenen Menschen (ich bin dann richtig angewidert, weil ich nicht verstehen kann, warum das notwendig ist), vor allem wenn es sich dann noch um meine Eltern handelt. Ich selber war noch nie in dem Maße betrunken, dass ich einen Filmriß hatte oder am Morgen mich mit der Kloschüssel unterhalten habe. Ich mag die Kontrolle über mich nicht hergeben und wenn ich mal trinke, dann höre ich spätestens dann auf, wenn die Welt sich anfängt zu drehen. Allerdings kommt das relativ selten vor.
    Das Problem ist weniger das Trinken an sich, sondern vielmehr die Gefahren "drumherum" - ich weiß nicht, wieviele Stürze, Fahrradunfälle meine Eltern in den letzten Jahren hatten, die nur entstanden sind, weil sie im Rausch gefahren sind. Meine Paps hatte im Januar einen Autounfall und hatte sich dabei mehrere Rippen gebrochen. Vor zwei Wochen waren sie beim Stadtfest in unserer Stadt und auf dem Nachhauseweg ist er ausgerutscht und genau wieder auf die Rippen gestürzt - am nächsten Morgen hat er Blut gespuckt, aber trotzdem ist da keine Einsicht, es lag natürlich nicht am Alkohol :roll: .
    Ich finde es halt auch deswegen schlimm, weil mein Opa (also der andere, nicht der von oben) letztes Jahr an Leberkrebs gestorben ist - wie können meine Eltern weiterhin so verantwortungslos mit ihren Körper umgehen, wenn sie doch miterlebt haben, dass der Krebs nicht heilbar ist (egal in welchem Alter)?
    Das klingt sicher ziemlich krass und ich weiß auch, dass der Alkoholkonsum meiner Eltern sicher über dem allgemeinen Durchschnitt liegt, aber ich würde es nicht Sucht nennen (vielleicht will ich es mir nicht eingestehen?) - bei uns geht es ja trotzdem "normal" zu. Sie schlagen halt nur bei Feiern jeglicher Art über die Strenge.


    Schoenchen: Ich mag auch keine Diskussion zu harten oder weichen Drogen anfangen, aber ein erhöhter Alkoholkonsum gehört in meinen Augen nicht zu den weichen Drogen.


    Bei meinen Eltern ist es "normal" am Abend eine Flasche Rotwein zu zweit zu leeren, der Papa braucht sein Bier und dann gibt es fast jeden Abend noch einen bzw eher zwei Verdauer - ist das in deinen Augen mäßiger Alkoholkonsum?



    Die Geschichte von Alexander Scheer las sich wie eine wilde Achterbahnfahrt - dieser arrogante Drogenkonsum ( Schoenchen: Ich finde, das ist der perfekte Ausdruck dafür) klang ziemlich spaßig und ausser bei Hinze nicht schädlich. Ich fand es bemerkenswert, dass Alexander von einen Tag auf den anderen einfach aufhören konnte, weil ihm die Eröffnung vom TIK wichtiger war. Sicher ist aber dieser Fall der "Sucht" (die es wahrscheinlich dennoch war, wenn auch nicht so ausgeprägt) in der Praxis eher selten.


    Was mich fasziniert hat, ist die Tatsache, dass Scheer aus einem "normalen" Elternhaus kommt. Bis jetzt war ich immer der Meinung, dass die Ursprünge einer Drogensucht meist im Elternhaus zu finden sind - sei es weil die Eltern eine zerrüttete Ehe haben, die Kinder schlagen, keine Zeit für sie haben oder im schlimmsten Fall selber abhängig sind. (Ich möchte das jetzt auf keinen Fall pauschalisieren und allen Eltern die Schuld an der Drogensucht ihrer Kinder in die Schuhe schieben!) Wahrscheinlich ist es auch einfach so, dass es für mich schwer nachzuvollziehen ist, was zu dieser Zeit in Berlin los war, wie es sich anfühlte als Jugendlicher die direkte Zeit nach der Wende zu erleben (was in Berlin sicher aus gegebenen Gründen am eindruckvollsten war) - ich war gerade in die Schule gekommen, als die Mauer fiel und komme aus einer Kleinstadt.


    LG,
    Casoubon.

  • Casoubon


    Was den Alkoholkonsum angeht, denke ich 100%tig so wie du. Bei uns ist es nicht anders und es hat mich schon als Kind angewidert. Dazu kommt das meine Tante schwere Alkoholikerin ist und schon zwei mal fast gestorben wäre dadurch.


    Ich mag es vorallem nicht wenn mein Vater sich betrinkt, er wird dann sehr Agressiv. Seid er aber bei uns wohnt ist es niemehr so weit gekommen. Er trinkt mal beim Grillen ein Bier aber mehr dann auch nicht. Und so ist es bei uns auch, ab und an machen Wir Abends mal eine Flasche Wein auf, die meistens aber mind. halb voll in der Kühlschrank wandert.


    Wieso kann man heut zu Tage nicht ohne diese "hilfsmittel" Spaß haben?


    Zitat

    Was mich fasziniert hat, ist die Tatsache, dass Scheer aus einem "normalen" Elternhaus kommt. Bis jetzt war ich immer der Meinung, dass die Ursprünge einer Drogensucht meist im Elternhaus zu finden sind - sei es weil die Eltern eine zerrüttete Ehe haben, die Kinder schlagen, keine Zeit für sie haben oder im schlimmsten Fall selber abhängig sind.


    Genau das dachte ich auch. Ich war immer der Meinung das schon die Eltern in der Erziehnung oder der Führsorge einen Fehler machen.

  • Zitat

    Original von Lovely
    Okay, dann werde ich mal schildern wie es bei mir war. Zu aller erst muss ich sagen das ich seid der Grundschule extrem gehänselt wurde und kaum Freunde hatte, weil ich "Die Glasknochen" Krankheit habe. Ich war die meiste Zeit bei meinem Cousan der genau neben uns gewohnt hat. Ich gerriet also in diese Clique und habe meinen ersten Joint mit 14 geraucht. Mit ca. Anfang 15 habe ich dann auch andere Dinge genommen, LSD, Ecstasy, Speed, Koks. Ich hatte es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle und es war mir egal was ich da nehme oder von wem. Mit 18 landete ich dann im Krankenhaus weil ich mich so zugedröhnt hatte das mein Körper das nicht mehr mitgemacht hat. Meine Eltern waren mitten in der Scheidung, unser Haus sollte verkauft werden und meine Beste Freundin zog nach Essen. Für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen. Die ganze Zeit über hatte ich einen Freund der immer wieder versucht hat mich daraus zu holen, heute bin ich mit ihm verheiratet.


    Lovely: Wow - deine Erlebnisse haben mich echt geschockt, da ich immer den Eindruck hatte, dass du voller Leben und Energie steckst - ich hätte nie gedacht, dass das vor 5 Jahren noch ganz anders war. Dein Mann steigt in meiner Sympathie-Skala immer mehr, weil er dich nicht fallen gelassen hat, sondern sir geholfen mit diesem Riesenberg an Problemen fertig zu werden.


    LG,
    Casoubon.


    PS:: Ich habe das Gefühl, dass dies eine Leserunde wird, die zum einen aufgrund des Buches und zum anderen aufgrund der persönlichen Erfahrungen der Mitleser, die sehr unter die Haut geht.

  • Zitat

    Original von Casoubon
    Lovely: Wow - deine Erlebnisse haben mich echt geschockt, da ich immer den Eindruck hatte, dass du voller Leben und Energie steckst - ich hätte nie gedacht, dass das vor 5 Jahren noch ganz anders war. Dein Mann steigt in meiner Sympathie-Skala immer mehr, weil er dich nicht fallen gelassen hat, sondern sir geholfen mit diesem Riesenberg an Problemen fertig zu werden.


    LG,
    Casoubon.


    PS:: Ich habe das Gefühl, dass dies eine Leserunde wird, die zum einen aufgrund des Buches und zum anderen aufgrund der persönlichen Erfahrungen der Mitleser, die sehr unter die Haut geht.


    Ich habe auch lange überlegt ob ich meine Erlebnisse hier so offen schildern soll. Aber ich denke das es ganz gut ist, für mich. Ich bin auch froh das ich so einen Mann habe und das er immer für mich da war.


    Mir ist erst jetzt aufgefallen wie tief diese Sache noch sitzt. Durch das lesen kamen viele Erinnerungen hoch die ich versucht habe zu verdrängen. Denn ich muss sagen die Zeit war alles andere als schön.

  • Zitat

    Original von Lovely
    Wieso kann man heut zu Tage nicht ohne diese "hilfsmittel" Spaß haben?


    Das frage ich mich auch - ich finde es immer wieder erstaunlich, was aus total liebenswerten Menschen werden kann, wenn sie Alkohol zu sich genommen haben. Meine Tante, die über den Alkoholkonsum genauso denkt wie ich, war total fasziniert, dass beim Geburtstag ihres Mannes dieses Jahr kein Tropfen Alkohol getrunken wurde - sowas würde es in unserer Familie niemals geben. Dieser alkoholfreie Abend war nicht geplant (es hätte also welchen gegeben) - die einen mussten fahren, ihr Schwager ist "trocken", meine Tante war schwanger und der Rest hatte keinen Appetitt ...


    LG,
    Casoubon.

  • Zitat

    Original von Casoubon
    Das frage ich mich auch - ich finde es immer wieder erstaunlich, was aus total liebenswerten Menschen werden kann, wenn sie Alkohol zu sich genommen haben. Meine Tante, die über den Alkoholkonsum genauso denkt wie ich, war total fasziniert, dass beim Geburtstag ihres Mannes dieses Jahr kein Tropfen Alkohol getrunken wurde - sowas würde es in unserer Familie niemals geben. Dieser alkoholfreie Abend war nicht geplant (es hätte also welchen gegeben) - die einen mussten fahren, ihr Schwager ist "trocken", meine Tante war schwanger und der Rest hatte keinen Appetitt ...


    Ich halte das bei uns zu hause ganz streng. Wenn Laura dabei ist wird kein Alkohol getrunken. Geraucht wird nur im Garten, alle die hier wohnen sind Nichtraucher. Wenn bei uns in der Verwandschaft Geburtstage ect. sind wird immer übermässig viel getrunken. Die meisten wissen dann nicht mal mehr wie sie nach Hause gekommen sind. Da gehen wir meistens nur kurz hin und zum Glück wohnen wir 15km von denen Entfernt so das wir immer fahren müssen.

  • Ich habe heute auch mit dem Buch begonnen und muss mich schon echt bremsen um nicht schon zu viel auf einmal zu lesen.


    Schoenchen
    Ich bewundere auch deine Offenheit mit der du hier über deine Erfahrungen mit Drogen sprichst. Umso bewunderswerteer allerdings ist es das du dich für ein Leben ohne Drogen und für den wunderschönen Mama - Job entschieden hast. Hut ab vor dir :thumleft:


    Nun zum Thema


    Zuerst muss ich auch sagen das mir Alexander Scheer als Sprecher des Hörbuch seeehr postiv aufgefallen ist. Er hat es wirklich so authentisch gesprochen das man ihm jeden Satz einfach abgekauft hat - und jetzt weiss man ja auch warum. Das er bei "Sonnenallee" mitgespielt hat wusste ich garnicht und dabei ist das einer meiner Lieblingsfilme. :uups:


    Ich finde Alexanders Geschichte sehr bewundernswert...das er einfach aufgehört hat und sich für seine Schauspielkarriere entschieden hat. Sicher hat nicht jeder das Glück eben den Drogen noch einen anderen Halt oder ein Ziel zu haben. Oft kommt ja der Spruch: "Und was mache ich danach?". Ein Teufelskreis.
    Schön das es bei Alexander anders war.


    Ich selber habe auch noch keine Erfahrungen mit Drogen gemacht. Mein Cousin kifft seit Jahren regelmässig. Ich meine es ist seine Gesundheit und ich hänge mich da auch nicht rein, aber seine Eltern finden das sogar noch gut. DAS muss man sich mal vorstellen: "Mein Sohn kifft, das ist doch cool" Hallo? Und da ist meine Tante Krankenschwester. Was soll man dazu noch sagen?


    Zitat


    Original von Lovely
    Okay, dann werde ich mal schildern wie es bei mir war. Zu aller erst muss ich sagen das ich seid der Grundschule extrem gehänselt wurde und kaum Freunde hatte, weil ich "Die Glasknochen" Krankheit habe. Ich war die meiste Zeit bei meinem Cousan der genau neben uns gewohnt hat. Ich gerriet also in diese Clique und habe meinen ersten Joint mit 14 geraucht. Mit ca. Anfang 15 habe ich dann auch andere Dinge genommen, LSD, Ecstasy, Speed, Koks. Ich hatte es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle und es war mir egal was ich da nehme oder von wem. Mit 18 landete ich dann im Krankenhaus weil ich mich so zugedröhnt hatte das mein Körper das nicht mehr mitgemacht hat. Meine Eltern waren mitten in der Scheidung, unser Haus sollte verkauft werden und meine Beste Freundin zog nach Essen. Für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen. Die ganze Zeit über hatte ich einen Freund der immer wieder versucht hat mich daraus zu holen, heute bin ich mit ihm verheiratet.


    Auch vor dir Hut ab...was du schon alles mitgemacht hast. Du kannst echt froh sein damals einen so lieben Freund (und jetzt Mann) gehabt zu haben der versucht hat dich da rauszuholen und dich damit sicher vor schlimmeren bewahrt hat.


    Zitat


    Original von Lovely
    Wieso kann man heut zu Tage nicht ohne diese "hilfsmittel" Spaß haben?


    Das frage ich mich auch. Ich brauche zum Spass haben überhaupt keinen Alkohol und fühle mich auch inmitten "Besoffener" recht unwohl. Manchmal kann man sich das "Gelaber" wirklich nicht mehr mit anhören.
    Zumal es welche gibt wie z.B. auch mein Vater die dann dadurch agressiv werden.
    Muss denn sowas sein?

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Zitat

    Original von Casoubon
    PS:: Ich habe das Gefühl, dass dies eine Leserunde wird, die zum einen aufgrund des Buches und zum anderen aufgrund der persönlichen Erfahrungen der Mitleser, die sehr unter die Haut geht.



    Casoubon
    @n @lle


    Dieses Gefühl habe ich auch, und ich "ziehe (symbolisch gesehen ;)) meinen Hut" vor eurer Ehrlichkeit und Offenheit... :thumleft:
    Ich werde mich aus Zeitmangel wahrscheinlich erst am Sonntag hier äussern können, habe mir aber zum Gelesenen einige Notizen gemacht, und gehe dann intensiver auf die einzelnen Geschichten ein.


    Gruss Bonprix :wink:

  • Ich akzeptiere Eure Meinung bezüglich Alkohol und finde sie sehr lobenswert und beispielhaft. Für viele Menschen sieht der Alltag und die Normalität aber anders aus (damit werdet ja auch ihr ständig konfrontiert, wie ihr berichtet habt) und ich möchte diese Menschen nicht aburteilen, weil sie "Hilfsmittel" benötigen; dafür ist die Sache mit den Drogen, der Gesellschaft mit ihren Regeln und Zwängen und der persönlichen Stärke des Individuums einfach zu komplex.
    Für mich beginnt die Sucht immer dort, wo man einen Kontrollverlust hat, Dinge tut die man eigentlich nicht will, anderen schadet und nicht mehr aktiv sein Leben lebt, sondern es von Drogen leben lässt.
    Ich denke ich bin froh, dass ich heute nur einen für mich verträglichen Alkoholkonsum habe. Wenn es um allgemein bekannte andere Drogen geht stehe ich zum Glück inzwischen darüber. Doch diese Gier und dieses Nagen und obsessive Denken der Süchtigen kehrt in vielen anderen Formen zurück, die nicht minder bedrohlich sein können.

  • Zitat

    Original von Casoubon
    PS:: Ich habe das Gefühl, dass dies eine Leserunde wird, die zum einen aufgrund des Buches und zum anderen aufgrund der persönlichen Erfahrungen der Mitleser, die sehr unter die Haut geht.


    Das Gefühl habe ich auch - ich bewundere eure Ehrlichkeit und Offenheit zu diesem Thema!


    Ich gehe ziemlich "unbedarft" an dieses Thema heran, da ich selbst nie mit Drogen dieser Art in Berührung kam.
    Alkohol konsumiere ich in Maßen und eher selten als regelmäßig/oft.


    Ich bin gespannt auf die weiteren Geschichten/Kapitel.
    Was mich hier gewundert hat, dass sich Alexander Scheer von jetzt auf gleich aus eigener Kraft aus der Sucht befreien konnte. Wenn man das so verfolgt, dann hört sich das nicht so "locker" an, als dass man so schnell von dem Zeug wegkommt... :-s

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Zitat

    Original von Süße
    Was mich hier gewundert hat, dass sich Alexander Scheer von jetzt auf gleich aus eigener Kraft aus der Sucht befreien konnte. Wenn man das so verfolgt, dann hört sich das nicht so "locker" an, als dass man so schnell von dem Zeug wegkommt... :-s


    Mir erschien das auch suspekt, aber wahrscheinlich war die Stimme in seinem Kopf einfach lauter und stärker. Und er hatte ein Ziel und anscheinend war ihm klar, dass er den Aufbau des Theaters unter Drogeneinfluss nicht schaffen würde.


    LG,
    Casoubon.

  • @ Süße und Casoubon:
    Glaubt mir, das gibt es wirklich! Ich habe das schon oft erlebt. Ich hatte es schon annähernd vorher beschrieben als arrogante Drogis. Es gibt einen Typus Mensch der Drogen konsumieren kann, auch richtig die volle Dröhnung auslebt und dann einfach von heute auf morgen keinen Bock mehr hat und aufhört. Wahrscheinlich sind das auch dieselben Menschen, die ab und zu mal eine Zigarette rauchen können... Ich könnte das nie, bei gibt es nur ganz oder gar nicht. :wink:
    Drogenkonsum ist eben nicht gleich Drogenkonsum und muss eben nicht immer in der Katastrophe und der Sucht enden.

  • Süße & Casoubon & Schoenchen


    So etwas erlebe ich bei meinem Besten Freund immer wieder. Vor vier Jahren hat er einfach so, von heute auf Morgen gesagt das er das zeug nicht mehr anrührt. Er hatte eine Frau kennengelernt und die davon nichts gehalten. Als die Beziehung jedoch auseinander ging brach für ihn eine welt zusammen. Seid dem kifft er regelmässig und nimmt fast jedes Wochende auch andere sachen. Aber wenn er mal keine lust darauf hat oder wenn er zu uns kommt packt er nichts an. Er sagt immer das er das zeug nicht braucht, es macht ihm nur Spaß hin und wieder mal voll gedröhnt zu sein. Letztes Jahr war er mit uns im Urlaub und er hat die ganzen 3 Wochen nichts angepackt.

  • Beim ersten Lesen der Geschichte hatte ich ähnliche Gedanken wie ihr. In mir kam so ein Neid hoch, warum kann der die Drogen so beherrschen und warum klappt das bei mir nicht?
    Ich bin auch in der DDR aufgewachsen und kann vielleicht froh sein, dass es zu meiner Zeit (Jahrgang 61) für einen DDR-Bürger ziemlich unmöglich war an andere Drogen als Alkohol zu kommen. Zur Wende fuhr ich schon seit 12 Jahren zur See und habe von den Veränderungen immer nur grosse Sprünge mitbekommen. Aber diese eine Stelle auf Seite 35 (meiner Ausgabe) über die Ernüchterung im neuen Staat kann ich sehr gut nachvollziehen. Zu meiner eigenen schmerzhaften „Saufkarriere“ habe ich schon anderswo geschrieben und möchte das auch nicht so aufwärmen. Ich möchte nur so viel dazu sagen, dass ich es trotz vieler Anläufe und viel „guten Willens“ nie alleine geschafft habe, sondern erst mit professioneller Hilfe, also einer Therapie geschafft habe und jetzt seit ziemlich genau sieben Jahren trocken bin. Was mich an der Geschichte so ein bisschen stört , ist dass es mir beim Lesen so vorkam, als würde ein praktikabler Lebensweg beschrieben. Denn das ist es meiner Meinung nach einfach nicht. Der größte Teil der Menschen würde dabei abstürzen bzw. vorher mit dem Gesetz in Konflikt kommen oder ähnliches. Ausserdem denke ich wenn wir von Sucht sprechen, ist es eben meistens nicht getan mit einfach aufhören.
    Für Alexander Scheer hätte es vielleicht auch anders ausgehen können, wenn die eine oder andere Chance ausgeblieben wäre.

  • @ Janmaat: Ja, die Geschichte hat schon fast märchenhafte Züge, aber ich denke mal wenn man die Geschichte von Scheer nicht separat sondern im Kontext mit den anderen Geschichten betrachtet, ist das schon in Ordnung. Scheer ist eben einer von den wenigen, bei denen es gut ausgegangen ist...